Hallo. Ich weiß zwar, dass das eigentlich ein Forum für Frauen und Mütter ist, aber ich brauche dringend eure Hilfe. Meine kleine Schwester (5) kann einfach nicht hören. Zum Beispiel gerade eben. Meine Eltern und ich wollten mir ihr zum Strand gehen (sind heute den ersten Tag im Urlaub) und sie ist vollkommen ausgerastet, weil sie nicht die Tür aufmachen durfte. Dann ist sie abgehauen und hat sich hinter einem Auto versteckt, gegen welches sie dann auch getreten hat (Es hat nur den Reifen erwischt). Jetzt will sie einfach nicht aufhören zu weinen und schreit das ganze Ferienhaus zusammen. Wir sind mit wieder rein gegangen, weil sie nicht gehört hat und mitgekommen ist. Wenn man ihr sagt, dass sie bitte etwas nachdenken soll, da für sie alles einfacher ist, wenn sie auf meine Eltern und mich hören würde. Sie hat nur noch mehr geschrien. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das verdirbt meinen Eltern, mir und vorallem ihr den kompletten Urlaub. Meine Eltern sind schon jetzt mit den Nerven fertig. Sind sie schlechte Eltern? Ich habe meine Schwester echt lieb, aber sie kann oder will einfach nicht ihr Gehirn einschalten. Vorhin ist sie fast ins Wasser gefallen, weil sie nachgucken wollte ob da Fische sind und ihre einzige Reaktion darauf, dass sie auf meine Eltern hören soll, war die Frage ob sie ein Eis haben darf. Sind meine Eltern schlechte Eltern? Sie haben schon alles versucht, da meine Schwester auch sonst fast jeden Tag so ist und wenn sie ihren Willen nicht bekommt jeden tritt und schlägt usw. Sollen wir uns professionelle Hilfe holen?
Danke für das Lesen.
Tim (15)
Meine Schwester hört nicht!
Frag mal deine Eltern wie du so in dem Alter warst.
Denkst du das deine Eltern schlechte Eltern sind?wenn NICHT dann hast du deine Antwort darauf ja schon.
Wenn sie dich tritt/haut dann sag ihr sie soll das lassen und erklär ihr das du sie ja auch nicht haust/trittst.
Na ja und ein bisschen normal ist dieses "Gezicke" auch,sie ist 5 nicht 15 (wobei sie in dem Alter evtl.auch so sein kann🤷)
Vielleicht war sie auch einfach nur müde und überdreht?!So ein Urlaub kann schon aufregend sein,vor allem der erste Tag.
Ansonsten mach dir nicht so viele Gedanken,es ist nicht deine Hauptaufgabe deine Schwester zu erziehen sondern die eurer Eltern.
Ich wünsche euch noch einen schönen Urlaub.
Mit 5 Jahren finde ich das Verhalten schon krass.
Es passt eher zu einer 2 oder 3 jährigen.
Geben deine Eltern eventuell immer nach, wenn sie schreit? Sind sie inkonsequent?
Meine Tochter war extrem so mit 2. Mit 3 wurde es besser. Ich dachte immer, irgendwann muss sie doch kapieren, dass ihr Wüten nix bringt. Sie ist immernoch sehr Ich-bezogen, aber mittlerweile wütet sie nicht mehr so ewig lang, wenn sie ihren Willen nicht bekommt.
Ich denke, mit 5 Jahren sollte man schon soweit denken können, was das eigene Verhalten bei anderen auslöst.
Und das bei solch einem Verhalten jeder verliert.
Ich denke wichtig ist gut zu überlegen, bei was man nachgibt und was man verbietet.
Bei der Sache mit der Türe hätte ich nachgegeben. Türe nochmal zu und sie darf sie aufmachen. Davon hab ich doch keinen Nachteil. Und wenn es für sie wichtig ist, warum nicht?
Nicht nachgeben tu ich, beim Zähneputzen, Windeln wechseln oder Dingen die gefährlich sind und sie deshalb nicht darf.
Jedes Kind, auch Geschwister, ist anders, sodass auch die Erziehung bzw. die elterliche Begleitung anders sein sollte. Ich habe hier so zwei Exemplare. Meine Töchter sind 5 und 3 Jahre alt. Meine Große ist eher vorsichtiger, die Kleine rabiater. Wir gingen meistens auf die Bedürfnisse ein und ließen die Kinder Konsequenzen auch mal spüren. Man muss Kinder nicht vor allem bewahren, sonst lernen sie es nicht effektiv. Blinder Gehorsam den Eltern gegenüber ist pure Angst bei den Kinder, nur darum gehorchen sie bedingungslos. Mit Frust und Wut umzugehen muss ein Kind auch lernen dürfen.
Statt zu sagen "nein, mach das nicht" eher sagen "nein, mach das nicht, aus XYZ Gründen" oder wenn möglich sagen "du kannst es versuchen, es könnte dann aber XYZ Konsequenzen haben".
Beispiele:
Kind rennt ins Wasser ohne Schwimmhilfe etc. Eltern gehen ohne Geschrei hinterher, um das Kind ggf. schnell zu sichern nachdem es untergegangen ist. Dann schluckt es eben mal Wasser und hat brennende Augen. Das Geschrei ist groß, der Effekt für die Zukunft größer. Es gibt danach keine Moralpredigt "hab ich dir doch gesagt", sondern eine Erklärung ("unter Wasser kannst du nicht atmen") und Zuneigung. Zudem hat man somit einen Präzedenzfall, an den man das Kind erinnern kann.
Beißen und schlagen kommt bei uns noch manchmal vor, dann erinnern wir an frühere Vorfälle, z.B. aus der Kita. Da schlagen/kratzen die Kleinen noch öfter, als Zuhause. Hilft dies nicht, geh ich weg und sage, dass mein Kind mir wehgetan hat. Ich-Du-Botschaften sind auch manchmal effektiver.
Kind rennt weg, z.B. auch auf die Straße oder es albert in Gefahrenbereichen rum. Ich bin da ehrlich und sage die möglichen Konsequenzen wahrheitsgetreu. Es kann zu harmlosen bis tötlichen Unfällen kommen. Wir wohnen an einer viel befahrenen Straße, da passieren schon mal blutige Unfälle, das bereden wir ernst mit den Kindern. Es gibt neben einer Dorfkirche einen Friedhof mit einem Kindergrab, wir reden darüber, dass auch Kinder wegen Krankheit oder Unfällen sterben können. Wenn etwas aus meiner eigenen Vergangenheit (z.B. Armbruch) passt als Erklärung, ist es bei uns aucheffektiver, weil es einen persönlicheren Bezug hat.
Das Theater mit der Tür macht meine Dreijährige auch. Für Erwachsene banal und albern, für das Kind ein Stück freie Entscheidung und Selbstständigkeit. Wenn es möglich ist, dann sollte ein Kind das auch machen dürfen. Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber für das Kind eventuell von sehr großer Bedeutung. Wir planen auch oft mehr Zeit ein, damit die Kinder z.B. den Weg zur Kita etwas mitbestimmen dürfen. Sie haben das Gefühl verstanden und berücksichtigt zu werden und wir kommen dennoch ans Ziel.
Wenn es deinen Eltern gerade zu viel wird, dann sollen sie ihre Grenzen gegenüber deiner Schwester liebevoll abstecken. "Ich brauche etwas Ruhe und möchte alleine um den Block laufen." Tief durchatmen und sich entspannen, ggf. in ein Kissen schreien, das kann deine Schwester bei einem Wutanfall auch machen. Dann wird es nicht so laut. Wut sollte auch mal rausgelassen werden dürfen. Deine Schwester meint es nicht böse, sie ist nur mit sich und ihren sowie euren Grenzen überfordert und muss lernen diese zu erkennen und zu berücksichtigen.
Kinder merken, wenn Eltern negativ angespannt sind und denken, dass sie der Fehler sind, sodass sie entweder sich zurückziehen oder voll aufdrehen. Sie sind verunsichert. Entspannte Eltern = entspannte Kinder. Das heißt nicht, dass deine Eltern schlechte Eltern sind, die Situation ist eben gerade sehr angespannt.
Was wäre, wenn deine Schwester mehr Mitbestimmungsrecht bekommt und ihr gemeinsame Kompromisse findet?
Ich habe Urlaube gehasst als Kind. Alles ist anders, alles fremd, ich bin hilflos, wenn ich verloren geht. Das kann sehr belastend für ein Kind sein. Zudem wurde das Programm gemacht, was meine Eltern wollten, ggf. dachten sie, dass es mir gefällt, gefragt wurde ich allerdings nicht.
Eventuell sind deine Eltern auch frustriert, weil der Urlaub nicht so läuft, wie sie sich das vorgestellt haben. Dann sollten sie ihre Erwartungen etwas runterschrauben und mit euch gemeinsam besprechen, was eure Vorstellungen sind. Solche Situationne haben wir auch manchmal, das ist normal in einer Familie. Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme ist wichtig.
Wenn deine Schwester mal eine Szene machen will, dann lasst sie und setzt euch ruhig daneben auf den Boden, lächelt und wartet, bis es zuende ist. Danach wird gekuschelt und nicht darüber geredet. Ihr signalisiert ihr so, dass sie auch mal wütend und frustriert sein darft und ihr sie dennoch lieb habt und für sie da seid. Wenn sie das begriffen hat, werden diese Anfälle weniger, denn ihre Unsicherheit wird geringer, weil sie auch mal so sein darf ohne Konsequenzen oder gar Strafen befürchten zu müssen.