Mein Mann ist selber dreisprachig aufgewachsen, deshalb weiß ich, dass es funktionieren kann. Aber er hat jede der Sprachen täglich gesprochen und hatte zu jeder Sprache andere Bezugspersonen. Ich weiß, dass er trotzdem als Kleinkind die Sprachen viel gemischt hat.
Bei uns ist die Situation anders als bei meinem Mann, deshalb weiß ich nicht, ob es bei uns funktioniert und auch, ob es sich lohnt
Unser Kind wird auf selbstverständlich Deutsch lernen. Das ist von uns beiden die Muttersprache, wir leben in Deutschland und haben nicht vor, auszuwandern
Mein Mann ist (trotz deutscher Eltern) im Ausland aufgewachsen. Deshalb spricht er fließend Englisch (ich auch, wenn auch nicht perfekt) und Narak (davon spreche ich nur ein paar Worte). Seine Geschwister erziehen ihre Kinder deutsch- und englischsprachig.
Das habe ich auch vorgeschlagen, weil ich Englisch spreche und man die Sprache auch wirklich braucht. Mein Mann hat eingewandt, dass man Englisch ja sowieso in der Schule lernt und es vielleicht spannender ist (auch für unser Kind später), wenn es eine Sprache kann, die es sonst nicht lernen würde
Unsere Tochter wird sie nicht brauchen, weil diese Sprache nur von wenigen Stämmen gesprochen wird. Wenn sie nicht gerade in die Fußstapfen ihres Großvaters treten will, wird sie so nur mit ihren Großeltern, ihrem Vater und den Geschwistern meines Mannes sprechen können Aber es ist eine ungewöhnliche Sprache. Ich war ziemlich beeindruckt, als ich gehört habe, dass mein Mann sie kann
Es ist eine einmalige Chance für unsere Tochter
Deshalb überlegen wir jetzt, sie dreisprachig zu erziehen.
Normalerweise hätten wir es so geregelt, dass ich Deutsch mit unserer Tochter rede und mein Mann Englisch. Aber wir macht man das, wenn man noch eine dritte Sprache etablieren möchte?
Es gibt auch fast keine Bücher, die auf Narak geschrieben sind, aber einige Gesänge und Geschichten, die mein Mann kennt.
Habt ihr Erfahrungen oder Gedanken dazu?
Ich weiß nicht, ob es wichtig ist: Ich werde nach der Geburt 6 Monate in Elternzeit gehen, alles andere ist beruflich schwer für mich. Danach wird mein Mann mindestens 3 Jahre zu Hause sein. Unsere Tochter wird frühestens mit 3 Jahren in den Kindergarten gehen.
dreisprachig erziehen - klappt das?
Ich finde das Thema interessant, da es uns auch betrifft. Ich kann leider noch keine Erfahrungswerte teilen, da unser Sohn erst 12 Monate alt ist und bisher nur ein paar Wörter sagt. Ich kann dir aber sagen, wie wir es handhaben:
Mein Mann spricht mit unserem Kind Arabisch. Ich spreche mit ihm Deutsch. Das sind unsere jeweiligen Muttersprachen. Untereinander sprechen mein Mann und ich Englisch. Das bekommt unser Sohn natürlich auch mit. Und ab August wird er in eine zweisprachige Tagespflege gehen. Die wird von zwei Tagesmütter geleitet, von denen die eine Engländerin ist und ausschließlich Englisch mit den Kindern spricht.
Sprachen sind immer eine Bereicherung und ich würde an eurer Stelle, eure Tochter Narak lernen lassen.
*Tagesmüttern
Danke, so können wir es versuchen
Wie oft sieht sie ihre Großeltern, Tanten und Onkel?
Welche Sprache sprechen sie untereinander?
Mit welcher Sprache fühlt sich dein Mann am wohlsten? Mit welcher Sprache drückt er seine Gefühle aus?
Spontan würde ich sagen zweisprachig: ein Elternteil deutsch, eines englisch. Familiensprache auch festlegen.
Damit sie ihre Wurzeln kennen lernt, können ihre Großeltern ihr auch Lieder vorsingen, Kultur mitgeben, wenn sie das möchten. Vielleicht auch was auf CD aufnehmen.
Das würde vermutlich nicht für den Spracherwerb reichen, sind aber schöne Erinnerungen. Wenn sie dann größer ist, kann sie selbst mitentscheiden, ob sie die Sprache näher kennen lernen möchte oder eher nicht. Hat sie Interesse, kann sie mit ihrem Vater bewusst die Sprache lernen, soweit wie es sie interessiert. Wenn er die Sprache auch schriftlich kann, kann er vielleicht ein Buch übersetzen oder Familienerinnerungen mit Fotos aufschreiben.
Vielen Dank.
Ja, halb Narak zu können reicht vielleicht auch schon, um andere zu beeindrucken
Ich finde die Sprache sehr schwer zu lernen, aber vielleicht wird es für sie anders sein, wenn sie damit von Anfang an ein bisschen konfrontiert ist
"Wie oft sieht sie ihre Großeltern, Tanten und Onkel?"
Die Großeltern wird sie erstmal nur einmal im Jahr sehen, weil sie noch in Papua-Neuguinea leben. Mein Schwiegervater wird in 5 Jahren pensioniert werden, sie wissen noch nicht, ob sie dann direkt zurückkommen, oder dortbleiben.
Seine Geschwister sehen wir alle häufiger. Eine Schwester wohnt im Nachbarort, die treffen wir sehr häufig. Unsere Tochter wird nur ein halbes Jahr jünger sein als ihre
Die anderen versuchen wir, einmal im Monat zu treffen.
"Welche Sprache sprechen sie untereinander?"
Meine Schwiegereltern sprechen untereinander und mit ihren Kindern nur Deutsch.
Bei meinem Mann und seinen Geschwistern untereinander ist es unterschiedlich. Wenn jemand anderes im Raum ist, sprechen sie Deutsch, weil sie es unhöflich finden, in einer Sprache zu sprechen, die die anderen nicht verstehen. Wenn sie alleine sind meistens Narak, auch wenn sie telefonieren oder sich Briefe schreiben.
"Mit welcher Sprache fühlt sich dein Mann am wohlsten? Mit welcher Sprache drückt er seine Gefühle aus?"
Mein Mann sagt, er verbindet jede Sprache mit etwas anderem. Deutsch verbindet er mit Familie und Erziehung, weil er das nur zu Hause gesprochen hat. Englisch verbindet er mit Bildung, weil er das fast ausschließlich in der Schule gesprochen hat. Narak verbindet er mit Freundschaft, Spielen und Spaß, weil er das mit seinen Freunden gesprochen hat.
Seinen Glauben verbindet er mit Deutsch (was seine Eltern ihm zu Hause mitgegeben haben) und Narak (Gottesdienste, Jugendstunden ...).
Am emotionalsten sind für ihn Deutsch und Narak. Wenn er unkonzentriert, abgelenkt oder müde ist, spricht er mich manchmal auf Narak an. Er hat mir auch schon Liebeserklärungen auf Narak gemacht, ohne es zu merken
"Am emotionalsten sind für ihn Deutsch und Narak. Wenn er unkonzentriert, abgelenkt oder müde ist, spricht er mich manchmal auf Narak an. Er hat mir auch schon Liebeserklärungen auf Narak gemacht, ohne es zu merken"
Hm, dann würde ich wohl aus dem Bauch heraus eher zu du deutsch, er Narak tendieren.
Englisch würde ich dann erst etwas später mit dazu nehmen. Da kann er sie ja dann gut unterstützen, wenn sie es lernt. Oder wirklich eine Bezugsperson finden, die das narrativ spricht. Billingualer Kindergarten oder so.
Sprache ist ja nicht nur Bildung, sondern vor allem Emotion.
Eine Freundin hat viel im englischsprachigen Ausland gelebt und spricht es fließend. Mit ihren Kindern spricht sie es erst seit sie es in der Schule lernen.
Sie kann es fließend, aber sie kann nicht die Bindung mitgeben, nicht das emotionale.
Eine andere Freundin spricht ausschließlich deutsch mit meinem Kind. Sie ist eine Bezugsperson, aber zu selten für Spracherziehung. Sie spricht deutsch mit meinem Kind. Singen, Kinderreime und all das emotionale kann sie NUR in ihrer Muttersprache.
Mein Kind hatte trotzdem Spaß daran. Den Singsang, die Sprachmelodie verbindet sie mit ihr.
Ich selbst kann im Dialekt meiner Eltern nur fluchen. Sie haben mit mir zu wenig Dialekt gesprochen im Alltag. Das war eine bewusste Entscheidung. Verstehen kann ich es, da ich eine enge Bindung zu den jeweiligen Verwandten habe. Zum anderen Dialekt fehlt mir die Bindung, obwohl ich es täglich gehört habe. Die emotionale Bindung zu den Verwandten ist weniger.
Immer wenn es emotional wurde, kam der Dialekt meiner Eltern durch. Auch Kinderlieder, Reime usw. Dialekt.
Die eigene Bindung zur Sprache und auch das intuitive anwenden machen sehr viel aus.
Dann würde eher die seltenere Sprache wählen in der er sich selbst zu Hause fühlt, die er nachts um 3 Uhr zum beruhigen anwenden kann, die er intuitiv nutzt, wenn er Stopp schreit, statt die bei der er immer fit sein muss.
Dann lieber die heimelige Sprache, anstatt die "verkopfte", die er dann doch mischt, wenn es emotional wird.
Englisch läuft ja nicht weg und wenn sie größer ist und das one person one language verinnerlicht hat, kann er ja auch englische Lieder oder Bücher dazu nehmen. Dann hört sie den Rhythmus und schulisch kann er sie ja dann unterstützen.
Ein Möglichkeit wäre, du sprichst mit dem Kind englisch, dein Mann Narak und ab Kindergarten, bzw. durch Freunde und Bekannten, kommt deutsch dazu.
Ich kenne viele Eltern, die das so machen, die Kinder kommen mit allen Sprachen klar, auch wenn sie deutsch erst ab dem Kindergarten lernen, geht es rasent schnell und wird perfekt beherrscht. Zumindest bei den Kinder, wo die Eltern Wert darauf legen! Bis Schuleintritt ist deutsch überhaupt kein Problem und man mekrt es diesen Kindern nicht an, dass sie erst ab 3 die Sprache gelernt haben.
Durch meine Familie würde sie auch schon etwas Deutsch mitbekommen. Aber ich glaube, ich fände es komisch, wenn sie sich die ersten drei Jahre mit meinen Eltern nicht verständigen kann Die sprechen nämlich kaum Englisch
Hallo
also was Narak betrifft, das würde ich ehrlich gesagt nicht so forcieren, es reicht, wenn die Kinder ein paar Brocken verstehen. Außer ihr findet es wirklich wichtig in Bezug auf Familie.
Englisch dagegen würde ich unbedingt bereits jetzt beginnen, damit tut ihr dem Kind einen großen Gefallen für die Schule. Es ist dann ein Fach, das nicht mehr zu lernen ist sondern einfach nebenbei mitläuft.
Ich hatte eine Schulkollegin, deren Mutter aus Großbritannien stammt, die wuchs auch mit Deutsch und Englisch auf. Wir haben die alle sehr beneidet, denn während wir uns mühsam die Vokabeln und Grammatik reinzogen, musste sie gar nichts lernen und hatte auf jede Schularbeit eine Eins! Da lernte die Lehrerin eher noch von ihr neue Sachen