Guten Abend,
ich möchte mir gerne mal Rat von euch einholen.
Unsere Tochter wird bald 2 Jahre alt. Seit 2-3 Wochen ist sie plötzlich sehr bockig, wenn sie etwas nicht bekommt oder es nicht so läuft, wie sie es erwartet.
(Schreien, sich auf den Boden werfen etc., das volle Programm.)
Ich nehme also an, jetzt beginnt die sogenannte Trotzphase...
So weit, so gut, das ist ja auch alles normal.
Unser eigentliches Problem ist aber, dass sie seit neuestem bei Spaziergängen plötzlich anfängt wegzurennen, und das sehr sehr schnell!
Es ist nun schon ein paar Mal passiert, dass sie in einem Affenzahn in Richtung Straße gerannt ist, und ich sie gerade noch so schnappen konnte.
Für sie ist es wie ein Spiel, sie rennt weg und ich fange sie. Dass die Straße gefährlich ist, versteht sie noch nicht. Auch mit dem Wort "gefährlich" kann sie natürlich noch nichts anfangen.
Doch wie bringe ich sie dazu stehenzubleiben, wenn ich "Halt" oder "Stop" sage? Wenn ich anfange, ihr hinterherzulaufen, wird sie nur noch schneller und freut sich, dass ich ihr nachlaufe.
Ich bin in solchen Situationen stets ernst zu ihr, in der Hoffnung, sie erkennt den Ernst der Lage an meinem Verhalten. Aber das scheint bei ihr nicht anzukommen.
Habt ihr eine Idee, wie ich am besten damit umgehen kann?
Ich kann sie ja schlecht an die Leine nehmen...
Danke und liebe Grüße,
Agnetha
Kleinkind lässt sich nicht stoppen!
Sohnemann war da Gott sei Dank immer Safety unterwegs und hat sowas nicht gemacht. Aber wenn es zu gefährlich wird, dann muss das Kind eben in den Buggy.
Ja, unsere Tochter hat einen sehr großen Bewegungsdrang.
Momentan will sie überall runterspringen (Heizung, Stuhl usw.) und klettert auf alles rauf, was ebenfalls schnell gefährlich werden kann.
Treppen sind auch so ein Thema...hier muss ich sie immer wieder ermahnen, doch bitte langsam zu machen.
Sie rennt die Treppe förmlich hoch! Und auch hier das gleiche Spiel: Gehe ich ihr nach, wird sie immer schneller und übermütiger.
Ja, wenn es dann zu gefährlich und unübersichtlich wird, setze ich sie in den Buggy.
Das klappt aber nur unter großem Protest... Heute haben mich zwei ältere Herrschaften völlig verstöhrt angeschaut, als ich versuchte, meine sich windende und brüllende Tochter in den Buggy zu setzen.
Warum kannst du sie nicht an die Leine nehmen? Ich weiß, viele schreien jetzt "wie entwürdigend ist das denn?"
Ich finde, das nicht entwürdigend. Ich finde, ist eine super Lösung. Sie kann sich bewegen, ist nicht im Buggy angegurtet (warum finden das eigentlich alle okay, dass man Kinder im Kinderwagen festgurtet, aber an die Leine nehmen nicht?) und du musst keine Angst haben, dass sie vor das nächste Auto läuft und du sie von der Straße kratzen musst.
Es gibt auch Rucksäcke mit integrierten Leinen für sowas.
Danke für deine Antwort! Ich hatte schon geahnt, dass hier noch jemand das Leinen-Thema aufgreifen wird.
Ich gehöre tatsächlich zu den (wenigen?) Personen, die eine Leine für Kinder nicht grundsätzlich ablehnen.
Wenn die Begleitperson (Mutter, Oma etc.) z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage ist, einem "Sprint-Kind" hinterherzuhechten, kann so eine Leine lebensrettend sein.
(Für Eltern, dessen Kind sowieso nie wegrennt, ist das wahrscheinlich nicht nachvollziehbar, weil man ja meist von sich selbst und seinen eigenen Erfahrungen ausgeht.)
Der Grund, warum ich aber nicht auf eine Leine zurückgreifen möchte, ist, dass meine Tochter lernen soll, mit den Gefahren im Freien umzugehen. Es ist an mir, sie dahin zu erziehen. (Deshalb auch meine Frage hier im Forum.)
Hinzu kommt, dass ich erfreulicherweise noch fit genug bin, um meiner Tochter hinterherzukommen.
Wenn die Oma (Ü70, gesundheitlich stark angeschlagen) derzeit alleine mit ihrer Enkelin in die Stadt wöllte, wäre das etwas anderes. Hier würde eine derartige Sicherung für mich eher Sinn machen.
Leinen finde ich auch furchtbar. Eben aus dem selben Grund wie du. Auch die längste Leine ist irgendwann zu kurz und das Kind bekommt einen Anfall, wenn es daran gehindert wird eine 4spurige Straße zu erkunden.
Du hast ja eine richtige wilde Hilde,der nichts zu hoch und nichts zu weit ist.
Da hilft nur Konsequent zu bleiben und schweißtreibend darauf zu warten bis die Phase vorbei ist.
Alternativ würde ich mit ihr gelegentlich in den Wald gehen. Da kann sie frei laufen und es gibt viel zu erkunden.
Wir hatten das gleiche Problem mit unserer Tochter und mir hat dieser Artikel geholfen:
https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2015/11/mein-kind-laeuft-immer-weg-tipps-und-tricks-fuer-kinder-die-staendig-weglaufen.html
Alles Gute!
Herzlichen Dank! Das ist sehr hilfreich.
Ach ja, der Fluchtmodus....anstrengend.
Was hier super funktioniert hat (natürlich nicht sofort), ich habe außerhalb echter Gefahren mit ihr eine Art Stop-Tanz gespielt. Wir haben das in so ziemlich allen Bereichen des Alltags eingebaut. Beim Essen, beim Zähneputzen, beim An-/Ausziehen, Brot schmieren, Gartenarbeit. Das "Stop" war gleichzusetzen mit Innehalten, Erstarren, das war mein Ziel. Immer wenn sie gut drauf war haben wir dieses "Spiel" gespielt. Sie hatte da mächtig Spaß dran (besonders wenn der Kartoffelbrei wieder aus dem Mund rutschte) und ganz nebenbei gelernt. Danach haben wir das draußen gemacht, in ungefährlichen Situationen. Wenn ich das richtig auf dem Schirm habe, dann hat es nach 6 Wochen gesessen. Trotzdem habe ich an gefährlichen Stellen nicht darauf vertraut.
Was die Gefährlichkeit des Straßenverkehrs angeht, das hat sie erst so mit 3 verstanden. Aber nicht weil ich dafür Worte benutzt habe, sie hat am Straßenrand ein plattgefahrenen Igel entdeckt, da hat sie es kapiert. Das der nie wieder aufsteht, das sie genauso platt ist, wenn ein Auto über sie fährt. Davon war sie mächtig beeindruckt. Kein Wort hätte das geschafft.
Noch Jahre später funktioniert dieses "Stop" in allen Lebenslagen.
Lach
Meine Kinder ( beide Mitte 40) hab ich damals schon so erzogen, ja "gedrillt" beim Brüllen von "stop" haben sie so abrupt stehenzubleiben, dass sie nachwippen. Hat funktioniert - und ihnen mehrfach das Leben gerettet. Sie wuchsen an einer Straße auf, wo ab 17.00 buchstäblich Rallye gefahren wurde - trotz Beschränkung, ca. 1500 Soldaten auf dem Heimweg.... Vor ihren Augen bretterte mal ein Motorradfahrer in die gegenüberliegende Mauer, wären sie auf der Straße gewesen.
Ach ja - meine Tochter machte es mit der ihren wieder genauso. Bei "Stop" wird nicht gefragt, sondern die Füße in den Boden gerammt
LG Moni
Ja, hier ist das Kommando auch Generationenübergreifend. Ich bin mir aber sicher, das meine Mutter das nicht spielerisch mit mir geübt hat....aber ihr Tonfall hat jeglichen Widerspruch im Keim erstickt.
1. Sofort an die Hand nehmen, wenn sie an einer Straße mit weglaufen anfängt.
2. immer an die Hand nehmen, wenn man Straßen überquert.
3. auf Augenhöhe gehen und ihr die vorbeifahrenden Autos zeigen & altergerecht erklären, dass man da ganz schlimm „aua“ kriegt, wenn man vor das Auto läuft.
4. mit „nein“ & „stopp“ im restlichen Alltag sehr sparsam umgehen - dann bedeutet ein „Stopp“ im Straßenverkehr für die Maus auch etwas wichtiges!
Meine Maus ist gerade 2 geworden & das alles klappt super (und sie ist auch sehr agil).
Das ist auch ziemlich normal, glaub ich 😅 und ja, sie sehen es als Spiel, grade wenn man öfter „Fangen“ spielt. Meine ist erst 16 Monate, aber auch Sie lacht und krabbelt/läuft nur noch schneller, wenn ich auf sie zu renne und panisch brülle 🤦♀️
Meine Nichte hatte mit 2 auch so ne Phase. Wir haben/sollten ihr immer wieder erklären, dass sie aufs Stopp hören muss und es gefährlich ist, wenn sie weiter rennt und es weh tut.
Sie ist mir einmal weg gelaufen, als ich sie betreut hab. Da hab ich den Spaziergang abgebrochen, beide Kinder unter den Arm geklemmt und bin heim 🙈 keiner hat geweint, aber meine Nichte war sehr betroffen 😅 sie hat es auch noch mal beim Mittagessen angesprochen, dass ich ja „geschimpft“ hab. Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht schimpfen will, sondern Angst um sie habe und sie unbedingt auf mich hören muss.
Ich versuche übrigens nicht aufs Kind zuzurennen, sondern zügig zu gehen, damit die Assoziation „Fangen spielen“ nicht so gegeben ist 😅
Soweit möglich würde ich die Phase aussitzen, sprich sie läuft nur, wo es nicht gefährlich ist. Spielplatz, Park, Wald, sehr verkehrsberuhigte Gegenden,. .. Nicht als Strafe, sondern, weil du Angst um sie hast und sie schützen möchtest. Sie versteht ja noch nicht, dass die Straße gefährlich ist. Auf Strecken, wo mehr Verkehr ist, sitzt sie von Anfang an im buggy und du kannst ja trotzdem mit ihr darüber sprechen ("hier ist eine Ampel, bei grün darf man gehen,..), sodass sie die Regeln lernt. Mein Sohn hatte eine schlimme Laufrad Phase, wir sind nur noch auf dem Feld oder im Wald gefahren bis es irgendwann von selbst besser war.
Kinder kennen den Unterschied auch mit 2 Jahren zwischen Spielchen oder Mama meint es ernst. Wenn das Kind das Abhauen als Spiel sieht, dann warst du mit deinem Ton, Mimik Gestik nicht klar genug. Ich finde bei solchen Situationen kann man auf jeden Fall man nen anderen Ton anschlagen und schimpfen und auch mal zurück laufen und dem Kind sagen, dass ihr jetzt zurück geht weil sie weg gelaufen ist. Und zuhause nochmal besprechen, warum ihr jetzt nicjt mehr spaziert sondern umkehren musstet. Und beim nächsten Spaziergang kannst du BEVOR ihr aus der Tür geht die Regeln sagen, AN DER HAND BLEIBEN ansonsten wieder zurück. Wenn das Kind ein oder zwei Mal nicht zum Spielplatz kommt zb wo ihr eigtl hin wolltet wird es sich überlegen ob es nochmal abhaut. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten als Erzieherin. Es sind manchmal richtige Kämpfe mit den Kindern und manchmal hat man dann eben keinen Tag am Spielplatz, aber wenn es um so eine Sache geht wie an der Straße weglaufen finde ich muss es klar und deutlich sein. Lg