Hi,
mich beschäftigt des öfteren eine bestimmte Frage, welche ich gerne an diejenigen unter euch stellen möchte, die eine "gute Mutter" in der Kindheit hatten und ihre heutige Beziehung auch als gut empfinden.
Leider gestaltet sich die Beziehung zu meiner Mutter oft schwierig und auch aus der Kindheit gibt es überwiegend schmerzliche Erinnerungen.
Ich habe zwei Töchter und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als den beiden das Beste von mir zu geben und dass sich unsere Bindung auch im Erwachsenenalter erhält und positiv ist. Es gibt hin und wieder Situationen in denen ich erschreckend feststelle, dass ich mich wie meine Mutter verhalte. Ich arbeite daran bewusster zu werden und nicht die gleichen Fehler zu machen.
Meine Frage stelle ich deshalb, da ich ein wenig Input brauche mit Tipps von jenen die das haben was ich mir wünsche, die aus eigener Erfahrung sprechen. Ich bekomme manchmal "gute Ratschläge" von Leuten die ich lieber nicht als Vorbild sehen möchte, denn eine gute Beziehung zu ihren Töchtern/Müttern haben diese meistens auch nicht.
Also meine Fragen:
Wie war eure Mutter so? Was hat sie getan woran ihr euch gerne erinnert? In welchen Situationen hat sie sich richtig verhalten sodass ihr der Mensch werden konntet der ihr heute seid?
Vielen Dank für eure Antworten
Gute Mutter
Hallo, die Beziehung zu meiner Mutter war auch eher durchwachsen.
Sie war insofern eine gute Mutter, dass sie sich kümmerte um uns, sie war da, hat gekocht und darauf geachtet, dass es uns gut geht.
Jedoch war und ist sie leider auch ein sehr labiler Mensch und glaubt sich schon immer auf der Schattenseite des Lebens. Alle anderen haben es immer besser, tollere Männer, bravere Kinder, mehr Geld. Was im Grunde überhaupt nicht gestimmt hat, aber sie hat sich selber diese negativen Bilder solange eingeredet, bis sie nur noch alleine in einem finsteren Zimmer saß, dahingrübelte und keiner durfte rein zu ihr. Dann ging es wieder eine Zeitlang gut, bis sie wieder anfing, sich selber irgendwo in eine Opferrolle reinzubringen. Das ganze war für meinen Bruder und mich oft sehr belastend. Und vor allem in der Pubertät waren wir sehr oft uns selber überlassen während sie wieder mal nur über ihr "verpfuschtes" Leben nachdenken musste.
Bei meinen Kindern war und bin ich bemüht, keinesfalls mich so gehen zu lassen. Ich bin aber auch ein ganz anderer Typ als meine Mutter. Ich kann positives sehen und mich daran freuen. Vielleicht ist meine Mutter auch psychisch krank, depressiv eben, aber sie will und wollte nie zu einem Arzt. Jetzt im Alter geht es ihr etwas besser.
Tja, so ists bei mir
Interessante Frage, ich lese gerne auch mal mit und schreibe dir meine Erfahrung:
Meine Mutter ist sehr zuverlässig und macht für ihre Kinder grundsätzlich alles möglich. Ich weiß dass sie uns sehr liebe.
Sie ist sehr verspielt und lässt viel ausprobieren, es macht also Spaß mit ihr!
Was ich als Jugendliche als Einzige hatte: meine Eltern haben Freunde und mich um jede Nachtzeit happy von jeder Party abgeholt. Bevor Freunde oder ich in ein fremdes Auto hätten steigen müssen, das fand ich echt toll. Wenn Bus oder Taxi ging, haben wir das immer gemacht aber bei ein paar Situationen habe ich ohne schlechtes Gewissen meine Eltern angerufen und sie uns ohne Vorwurf abgeholt und einmal sogar eine Freundin nachts ins Krankenhaus gefahren.
Wir durften außerdem als Kinder aber auch später immer Freunde mit nach Hause mitbringen, auch unangemeldet.
Noch heute habe ich Haustürschlüssel und mein eigenes Zimmer „zuhause“ in das ich jederzeit such unangemeldet kommen kann,
Aaaaber meine Mutter hört nicht zu, ich kann bis heute nicht gut und offen mit ihr reden auch wenn ich es sehr gerne würde.. und sie weiß immer wie man etwas „richtig“ macht. Das ist wirklich anstrengend. Außerdem war sie immer Vollzeit berufstätig und wir hatten wenig Zeit miteinander, ich war sehr viel alleine!... wenn sie da war, haben wir aber immer tolle Sachen miteinander gemacht.
Ich glaube es gibt wenig perfekte Mütter, aber ich versuche aus dem positiven und negativen zu lernen...
Glg
Dein Satz "ich weiß, dass sie uns sehr liebt" bedeutet, dass sie ziemlich viel richtig gemacht hat.
Ich war und bin mir unsicher ob meine Mutter mich liebt.
Meine Mutter hat auch Vollzeit gearbeitet, leider haben wir nichts tolles gemacht wenn sie Zeit hatte. Oft hatte sie Migräne oder wir haben dann Dinge erledigt. Ich habe später meine Zeit dann meistens bei Freunden und derer Familie verbracht.
Danke für deine Antwort lucky31
Das tut mir leid für dich. 😔 hast du mal versucht mit ihr darüber zu sprechen?
Hallo,
meine Eltern haben uns Kinder immer ernst genommen.
Niemals wäre jemand über unsere Gefühle hinweg gegangen.
Man hat sich mit uns unterhalten und uns nach unserer Meinung gefragt. Mit ehrlichem Interesse: meine Eltern (und auch andere Familienmitglieder) wollten bei vielen Dingen gerne wissen, was Kinder darüber denken.
Mein Mann bewundert zusätzlich etwas, was für mich immer normal war:
Wenn mein Vater Vorschläge macht, wie er ein Problem lösen würde (Zaun aufbauen, Lampe anbringen, Kinder erziehen...) dann machen wir es natürlich manchmal anders. Das ist ok, es war ja nur ein Vorschlag. Er hilft trotzdem, den Zaun aufzubauen.
Natürlich funktioniert das nicht mit allem. Wenn ich Grundschulkinder zum Essen rufe, ist das kein Vorschlag
Aber grundsätzlich wurden wir immer ernst genommen; und allein diese ehrliche Aufmerksamkeit und Zeit, die unsere Eltern und Großeltern uns geschenkt haben, war unendlich viel wert.
Bis hin zu der Tatsache, dass ich im beruflichen Umfeld echt schwer damit umgehen kann, wenn jemand meine Meinung NICHT ernst nimmt. Ich denke oft erst, man hat mich nicht gehört, weil es für mich so unvorstellbar ist, dass jemand eine Meinung hört und einfach drüber hinweg geht... Kommt aber leider manchmal vor...
LG!
Ja, seine Kinder ernst nehmen und mit Respekt behandeln, egal wie alt sie sind. Das ist enorm wichtig. Ich finde auch, dass man von den Kleinen so viel lernen kann, über die Dinge die wirklich wichtig sind.
Meine Mutter gibt mir das Gefühl, dass sie immer über mir steht und dass nur ihre Sichtweise in dieser Welt Anerkennung findet.
Danke heinzelwerkstatt
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter.
Sie ist sanft, liebevoll und empathisch. Sie kann gut zuhören, ohne sofort Ratschläge zu geben, weshalb ich mit Problemen immer zu ihr gekommen bin. Sie hat mich schon immer ernst genommen und meine Gefühle nie in Frage gestellt. Sie war grundsätzlich positiv eingestellt, wenn ich ihr von meinen Zukunftsplänen erzählt habe. Mein Bruder und ich studieren völlig unterschiedliche Sachen, unsere Schwester macht eine Ausbildung und niemand von uns hat das Gefühl, sie zu enttäuschen.
Unser Vater ist in den meisten Punkten das Gegenteil. Sie hat sich oft auf unsere Seite gestellt. Ich weiß nicht, ob das für ihre Beziehung gut war, aber das ist ein anderes Thema. Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass sie hinter mir steht und mich unterstützt.
Sie ist verlässlich. Ich konnte mich schon immer darauf verlassen, dass sie sich daran hält, was sie ankündigt oder verspricht.
Vielleicht macht es dir Mut, wenn ich dir erzähle, dass meine Mutter keine einfache Kindheit hatte. Ihr Vater hat jeden Tag bis spät abends gearbeitet. Ihre Mutter war Alkoholikerin und zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Meine Tante ist an einer Überdosis Heroin gestorben, mein Onkel leidet unter Alkoholproblemen und Depressionen. Doch meine Mutter hat es geschafft, diesen Kreis zu durchbrechen, wofür ich sie sehr bewundere.
Sie war und ist für uns die wundervolle Mutter, die sie selbst nie hatte.
Ich wünsche dir alles Gute ❤
Liebe Judith. H
ich danke Dir für Deine Worte. Es macht mir wirklich Mut das zu lesen. Ich denke, dass man instinktiv die Dinge vermeidet die einem selbst den meisten Schmerz zugefügt haben.
Diese Beiträge zu lesen hilft mir unheimlich mich noch mehr zu reflektieren und auch die Welt meiner Tochter deutlicher zu erkennen. Danke
Meine Mutter ist ein ruhiger Mensch, der nie laut wird. Ich konnte ihr immer alles erzählen, sie konnte gut zuhören. Sie selbst war als Kind schon als Baby bis abends in der Fremdbetreuung. Meine Oma war alleinerziehend und es ging nicht anders. Für mich wollte sie das nicht. Sie hat daher für mich aufgehört zu arbeiten und sich daher immer gut um mich gekümmert. Sie hat such meinen Vater, der sehr autoritär war, weil er so erzogen wurde, ausgebremst und zu Kompromissen bewegt. Das alles rechne ich ihr hoch an.
Trotzdem hat sich oft nur wenig Emotionen gezeigt. Ich bin ein anderer Mensch als sie und war als Kind eher vorsichtig und ängstlich. Da hat sie mich oft unter Druck gesetzt. Sie fand auch, dass man Kknder mit zu viel Nähe verwöhnen könnte.
Sie hat ihr bestes getan und das ist das wichtigste.
Ich selbst bin viel emotionaler und gebe meinem Sohn alle Nähe, die er möchte.
Nähe gab es bei meiner Mutter keine, deshalb kann ich sie kaum berühren. Gott sei Dank ist es auch mit meinen Kindern anders. Wir umarmen uns wann immer uns danach ist und sagen uns täglich, dass wir uns lieb haben.
Meine Mutter sah die Arbeit als oberste Pflicht. Aber versorgt hat sie uns gut und auch geholfen hat sie mir immer, wenn auch oft widerwillig. Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar.
Danke aprilmama19
Hallo,
Meine Mama hat mir immer sehr vertraut und viele Freiheiten gelassen. Das fand und finde ich sehr toll und ich bin dadurch viel früher als meine Freunde erwachsen und selbstständig geworden. Außerdem, ich weiß nicht, was genau sie gemacht hat, aber ich wusste dass ich immer zu ihr kommen kann (auch heute noch) und sie immer hinter mir steht.
Ich finde meine Mama hat mich richtig richtig toll erzogen und ich hoffe, das bei meinen Kindern auch mal so hinzubekommen :)
Das mit den Freiheiten war bei uns auch so, wofür ich sehr dankbar bin, denn so konnte ich mir meine eigene Welt schaffen. Allerdings hatte das nichts mit Vertrauen zu tun sondern eher damit, dass es für sie so einfacher war. Ihr Vertrauen habe ich nie gefühlt und das obwohl ich nie etwas angestellt habe und auch nicht lügen kann. Ich denke das liegt daran, dass sie generell kein Vertrauen ins Leben hatte. Das ist auch etwas das ich mühselig lernen musste, auf mich zu vertrauen.
Meiner Tochter zum Beispiel vertraue ich, das sage ich ihr auch und ich lobe sie auch immer, wenn sie sich bei neuen Dingen an unsere Absprachen hält.
Hallo meine Liebe,
meine Mutter war und ist ein Mensch der es immer allen Recht machen will. Sie hat uns Kinder damals schon immer alles erlaubt und tut es jetzt bei ihren Enkeln auch noch. Als Kinder fanden wir das toll, wir durften alles und bekamen alles was sie uns ermöglichen konnte, dafür haben wir selten ein Nein erlebt. Was wie ein Traum jedes Kindes klingt, hat sich als nicht so gut herausgestellt, da man im Leben eben nicht alles bekommt was man möchte. Ich versuche meinen Kindern auch viel zu ermöglichen, aber manchmal sage ich auch bewusst nein. Früher war es aber wohl allgemein nicht so, dass Kinder körperlich liebevoll behandelt wurden, also in den Arm genommen, gesagt dass man die Kinder liebt, ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Das tue ich bei meinen Kindern heute anders. Wir drücken uns oft und sagen uns dass wir uns lieben. Ich hoffe dass meine Kinder mich ernster nehmen als ich meine Mutter früher. Aber alles in allem ist sie eine sehr gute Mutter, die alles versucht hat um uns glücklich zu machen und das ist wohl das wichtigste.
Liebe Grüße
Juliane
Liebe Juliane, dein Satz "Aber alles in allem ist sie eine sehr gute Mutter" ist toll. Natürlich sind wir alle verschieden und keiner ist perfekt, das wäre ja auch schlimm. Wenn unterm Strich diese Aussage dabei raus kommt, ist es doch wunderbar :) LG
Hallo,
die Beziehung war und ist sehr gut zu meiner Mutter. Ich bin viel beibringe Tagesmutter gewesen, da meine Mutter Vollzeit gearbeitet hat. Mit der Tagesmutter habe ich auch heute noch 2-3 mal im
Jahr Kontakt und wir besuchen uns ein Mal im Jahr.
Früher hätte ich manchmal gerne mehr Zeit mit meiner Mutter verbracht, da sie wenn wir zu Hause waren einkaufen, kochen und den Haushalt führen musste. Mein Vater war meist zur Arbeit und anschließend beim Nebenjob\Hobby.
Ich erinnere mich an Abende, an denen wir mit ganz vielen Kissen und Decken vor der Heizung sitzend ferngesehen haben, wenn ich krank war kochte sie mir meinen geliebten Grießbrei... sie war eigentlich immer gut drauf, hat mich ernst genommen, hatte Humor und konnte sehr gut trösten.
Ich habe immer noch ein Lied im Ohr, das sie mir vorgesungen hat, aber leider habe ich den Klang ihrer Stimme vergessen.
Als ich 13 war hatte sie einen schweren Schlaganfall. Das ist fast 21 Jahre her und ich knabbere noch heute daran. Seither sitzt sie im Rollstuhl und kann nicht mehr sprechen... wie gern würde ich nur einen Tag Normalität mit ihr leben oder meine Kinder mal zu ihr geben können.
Leider bin ich meinen Kindern gegenüber manchmal auch wie mein Vater... ungeduldig und aufbrausend. Das würde ich gern ändern, aber sehr wenig Schlaf und mega anstrengende Tage lassen mich gelegentlich mal ausflippen. Dann wird’s schon mal etwas lauter, aber ich entschuldige mich direkt bei meinen Kindern. Das hat mein Vater nie gemacht.
Liebe Violine 86,
dein Text hat mich sehr gerührt. Das ist natürlich sehr traurig.
Das mit den Ausrastern kenne ich gut. Auch ich entschuldige mich. Mein Ziel ist es wie deine Mutter war zu sein. Das Leben leichter zu nehmen und viel mehr Humor hineinzubringen.
Ganz liebe Grüße