Mein Mann hat zwei Kinder aus erster Ehe, die er regelmässig sieht. Seine Ex-Frau hat eine doch erhebliche psychiatrische Vergangenheit (zwei Suizidversuche, längerdauernde Psychose, schwere Depression), aktuell geht es ihr zwar deutlich besser, nur es liegen immer wieder Zustandsschwankungen vor, in denen sie es dann nicht schafft, sich um ihre Kinder zu kümmern.
Aktuell sind die Kinder meines Mannes in einem Alter indem man doch erste Pathologien bemerkt, was bei der Vorgeschichte dieser Frau auch irgendwie zu erwarten war.
Die Kinder meines Mannes wohnen ca. 35km von uns entfernt und die Umgangsregelung sieht vor, dass mein Mann sie 2x unter der Woche hat (dabei einmal mit Übernachtung) und jedes zweite Wochenende. Mit meinem Mann habe ich es bislang so vereinbart, dass er an den Tagen, in denen er die Kinder hat, so viel wie möglich ausser Haus mit ihnen ist, damit unsere beiden Kindern (3 und 1) so wenig Interaktion wie möglich mit diesen haben.
Unsere Kinder verstehen sich auch nicht mit ihren Halbgeschwistern, da charakterlich komplett anders. Zudem gibt es in unserem Haushalt klare Regeln, an die man sich zu halten hat und an die sich meine Kinder auch halten. Langsam merkt unsere ältere jedoch, dass die Regelung nur für sie beide, nicht jedoch für die Kinder meines Mannes gelten.
Mittlerweile haben wir auch die Überlegung getätigt, ob mein Mann sich - am Wohnort seiner beiden anderen Kinder - eine Wohnung nimmt, die rein zur Betreuung der Kinder aus erster Ehe dient. Finanziell wäre dies jedoch eine massive Einbusse, die wir uns nur kaum leisten können.
Habt ihr noch andere Ideen?
Ich liebe meinen Mann und unsere Familie sehr - jedoch möchte ich nicht, dass meine Kinder unter dem Kontakt zu ihren Halbgeschwistern leiden.
Liebe Grüsse,
sonnenblume
Kontakt zu Halbgeschwistern
Hey!
Wie äußern sich diese Auffälligkeiten bei den Halbgeschwisterchen denn? Wie alt sind die Kinder?
Ist für euch klar, dass sie ebenfalls erkranken oder sind es die Begleiterscheinungen einer falschen Erziehung?
Besteht die Möglichkeit, dass ihr ihnen klar macht, dass bei euch andere Regeln gelten als bei ihnen zu Hause? Euer Haus, eure Regeln.
Eigentlich sollten Kinder da sehr wohl differenzieren können.
Könnt ihr mit einer Erziehungsberatung oder dem Jugendamt zusammen arbeiten? Sollten die Kinder ebenfalls erkranken, brauchen sie ja eine Behandlung- andernfalls fliegt es euch womöglich um die Ohren, wenn die Mutter mit ihnen nicht mehr klar kommt und sie zum Vater geben will.
Was passiert denn, wenn ein Suizidversuch tatsächlich mal erfolgreich wäre (im worst case) oder die Frau sich gar nicht mehr um die Kinder kümmern kann?
Meine Mutter war auch psychisch krank, als ich ein Kleinkind war. Es gab kaum Regeln. Ich war oft bei einer Freundin, wo es ziemlich strenge Regeln gab- das hat mir gut getan. Zum einen war der Zustand ihrer Mutter berechenbar (so lange ich die Regeln achte, ist alles super...) und zum anderen bieten sie auch Orientierung fürs Leben. Man lernt eine gesunde Ernährung, Struktur und aufzuräumen. Als Beispiel. Davon habe ich sehr profitiert.
Liebe Grüße
Schoko
Wieso gelten die Regeln in eurem Haushalt nicht auch für die Halbgeschwister?🤨 Ist doch klar, dass sie so nicht zusammenwachsen wenn sie so gesondert behandelt werden. Wieso willst du sie so strikt trennen? Das kann doch gar nicht gut gehen auf lange Sicht, das wäre mir auch zu umständlich.
Ich stelle mir bei diesem Post viele Fragen.
1. Warum leben die zwei Kinder bei der Mutter, wenn diese so schwer psychisch belastet ist? Mit diesem Diagnosen ist es möglicherweise Kindeswohlgefährdung ihr die Aufsicht über die Kinder so umfangreich alleine zu überlassen. Was wenn sie einfach eines Tages nach Selbstmordversuch Nr. 3 vor den Augen der Kinder von der Decke baumelt oder sich in einem psychotischen Schub verfolgt fühlt und die Kinder attakiert? Wer stellt sicher, dass sie mit dieser Vorgeschichte zur Versorgung in der Lage ist? Sich behandeln lässt?
Depressionen sind schon schwer genug, aber mehrere Suizidversuche und Psychose .....
Und dein Mann gibt sich damit zufrieden seine Kinder dennoch nur so wenig zu sehen?
Ich bin selber Stiefmutter, ich würde von meinem Mann erwarten, insbesondere wenn ich selbst mit ihm Kinder habe, dass er sich um alle Kinder, die er in die Welt gesetzt hat, auch richtig kümmert. Ich wäre mir sehr unsicher mit ihm und meinen Kindern, wenn er für seine anderen Kinder nicht auch da ist, denn dann sind wir möglicherweise eines Tages bloß die nächsten die er im Stich lässt. Und im Notfall würde ich auch erwarten, dass er die Komplettsorge übernimmt, wenn das dem Kindeswohl entspricht und machbar ist. Ich würde mit meinem Mann prüfen diese Kinder zu mir zu nehmen, mindestens aber prüfen, dass ihre Versorgerung adäquat gesichert ist, ihnen Sicherheit und verlässliche Tagesstrukturen geben/gegeben werden und mit der Mutter einen regelmäßigen aber kontrollierten Umgang im Sinne der Kinder vereinbaren.
2. Wie äußern sich die Beschwerden dieser Kinder? Was unternimmt dein Mann um ihnen zu helfen eben keinen psychischen Schaden durch Co-Faktoren mitzunehmen? Wer kümmert sich darum, dass die Kinder mit der Erkrankung ihrer Mutter umgehen lernen? Leider, liest es sich für mich so, dass ihr da nur bis vor die eigenen Türkante kehrt und jegliche Verbindung verhindert oder auslagert. Sind sie dir echt egal? Du solltest lernen die Vergangenheit des Mannes mit dem Du Kinder hast anzunehmen. Die Kinder gehören ein Stück weit in euren Lebenshorizont, weil sie Teil seines Lebens sind. Das kann man nicht komplett in zwei Hälften auftrennen. Man kann ihn und seine Verantwortlichkeit nicht so zerteilen. Wenn es nicht zielführend ist, das sie bei euch leben, gut, aber wozu soll er bitte eine Art Doppelleben führen?
3. Als Patchworkmutter sage ich dir für uns Erwachsene mag es sein wie es ist, aber Kinder die regelmäßig Kontakt zum Vater haben, sollten auch Kontakt zum familiären Umfeld des Vaters haben und Kontakt zu ihren Geschwistern. Und ja Halbgeschwister sind für mich Geschwister, nicht irgendwie minderwertige Geschwister. Meine eine Tochter, die eigentlich die leibliche Tochter meines Mannes ist, hat von der Seite ihrer Mutter mit einem neuen Mann auch einen Bruder. Niemand sagt Halbbruder. Es ist ihr Bruder. Sie sehen sich nicht die ganze Zeit, aber wenn sie dort in der Familie ist, ist es ganz normal ihr Bruder. Und ihr Bruder war auch schon öfter hier. Warum auch nicht? Sie ist mir wichtig. Und er gehört zu ihrer Familie. Also, bemühen wir uns um ein gutes Miteinander. Aus. Ende. Da wird kein Unterschied gemacht.
Und Geschwister sind sowieso für Kinder kein Wunschkonzert. Man sucht sich als Kind nicht aus wie viele kommen, und wie die sind und ob einem die alle Nahe stehen. Man lernt auch nie nur das Gute von ihnen, immer auch Mal Unsinn, aber vor allem lernt man trotz aller Unterschiede menschlich miteinander umzugehen und miteinander auszukommen und sich zu arrangieren. Möglicherweise kann man sich sogar richtig leiden, liebt sich und entwickelt eine tiefere Verbindung. Aber das ist kein Muss. Trotzdem ist es eine Geschwisterbeziehung.
Ich halte es für den falschen Weg dir einzureden das sie nichts miteinander zu tun haben wollen, können oder sollten. Sie haben eine gemeinsame Verbindung durch den Vater und ein Anrecht darauf eine Beziehung zueinander aufzubauen und es wirft kein gutes Licht auf Erwachsene die dies unterbinden. Sie sind Geschwister. Ein Teil der Identität des jeweils anderen. Ein Teil der familiären Herkunft.
Wenn es keine richtig gravierenden Gründe gibt, solltest Du in meinen Augen im Interesse deiner Kinder und deines Mannes deine Haltung überdenken. Weghalten, verschweigen, ausklammern, entfremden sind wie die Depression ein Wegdrücken von einem Teil der grundlegend da ist, der einen irgendwann wieder einholt und überrollt. Wenn ihr stattdessen aufeinander zugeht, euch füreinander interessiert und persönliche Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen miteinander vernünftig absteckt und er sich seiner Verantwortung stellt und du dich deiner Mitverantwortung dadurch dass du einen Mann mit Vorleben und Kindern genommen hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man irgendwann auch mal entspannt an einem Tisch sitzen kann, aller Unterschiede zum Trotz und die Situation einfach so nehmen kann wie sie ist. Kleine Kinder können in einen aufrichtigen und menschlichen Umgang gut reinwachsen auch wenn nicht jeder das perfekte Abbild eines Mustermenschen ist und die Familie Ebenen hat, die auch schwierige Brüche wie ein vorheriges Beziegungsaus und eine neue Beziehung oder Krankheiten von Familienmitglieden in sich tragen. Es kommt darauf an, ob ihr euch der Sache stellt oder vor ihr weglauft. Wenn ihr damit besser umgehen lernt, werdeneure gemeinsamen Kinder da einfach reinwachsen und es lernen, weil ihr das Vorbild seid, ganz ohne Ausgrenzung, Heimlichkeit en, Zweitleben und Tabus.
Wirklich wunderbar geschrieben! Als Mama einer Tochter mit (Halb-)Bruder, die sich innig lieben, hat mich Dein Text sehr berührt.