Wenn Eltern nicht sehr nett mit dem Kind sprechen

Guten Morgen,

mein Freund ist nicht sehr bedacht, was seine Wortwahl angeht. Im Gegenteil. Anfangs fand ich das oft verletzend, habe mich aber daran gewöhnt, nicht mehr alles auf die Goldwaage zu legen.

Nun ist die Frage, wie das mit Kindern ist. Er sagt oft wirklich gemeine Sachen zu unserer Tochter und langsam versteht sie immer mehr.

Wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er: "Ich meine das doch nicht so. Natürlich liebe ich sie mir mehr als alles andere.", "Es ist besser, sich so Luft zu machen, als irgendwann zu explodieren.", "Sie versteht das noch nicht."

Aber irgendwann wird sie es doch verstehen und dann wird er sich sicher nicht von einem auf den anderen Tag ändern. Ich verstehe ja auch, was er sagt und er achtet mir gegenüber nicht auf seine Wortwahl.

Wie wird unser Kind damit umgehen? Wird sie sich daran gewöhnen oder sich jedes Wort von ihm zu Herzen nehmen? Für mich war immer jeder gemeine Kommentar ein Drama, aber ich bin auch sehr behütet aufgewachsen.

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Ich habe dazu letztlich mal gelesen: „Wie wir mit unseren Kindern sprechen, so wird später ihre innere Stimme klingen“ Ich finde, das sagt schon sehr viel.

Ein anderes Problem wird irgendwann sein, dass euer Kind spiegelt. Es wird mit anderen Kindern so sprechen wie ihr mit ihm sprecht.

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Vielen Dank für deine Antwort.
Aber was kann ich dagegen tun ? Diskussionen haben bisher nichts gebracht, weil er das anders sieht.

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Mach deinem Mann doch alternative Vorschläge. Ein Kind darf ich meinen Augen ruhig auch mal mitbekommen, wenn die Eltern negative Gefühle haben. Ich würde allerdings nicht sagen „Du nervst“, sondern „Es nervt mich, dass ...“ Also eher Ich-Botschaften senden. Sätze wie „Ich hasse dich“ gehen nicht! Da würde ich meinen Mann bitten, bevor ihm sowas rausrutscht, das Zimmer zu verlassen. Er ist der Erwachsene und sollte sich da unter Kontrolle haben. Und wenn so ein Satz fällt, muss in meinen Augen auf jeden Fall eine Entschuldigung folgen. Es gibt einige gute Literatur zu dem Thema „Kommunikation mit Kindern“.

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Was heißt denn "nicht sehr bedacht"?

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"Er sagt oft wirklich gemeine Sachen zu unserer Tochter" klingt für mich nicht so, als wäre das tolerierbar.

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Obwohl es natürlich eine Definitionsfrage ist, was wirklich gemein ist.

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Ich beziehe mich mal auf diese von dir genannten Beispiele:
《Er sagt zum Beispiel oft: "Spinnst du?", "Du nervst.", "Stinker", "Manchmal weiß ich nicht, warum wir ein Kind bekommen haben", "Manchmal hasse ich dich"》

Da finde ich persönlich die ersten drei Aussagen nicht ganz so dramatisch. Wobei ich "Du nervst." nicht direkt zu meinem Kind sagen würde. "Stinker" wäre für mich eher ein lustiger Spitzname, wenn die Windel voll ist und "Spinnst du?" ist mir auch schon rausgerutscht. Alles andere geht für mich gar nicht. Ein "Ich hasse dich!" ist doch eine grundlegend andere Botschaft als "Ich bin wütend!"...
Was passiert, wenn er diese fiesen Kommentare nicht lässt? Das erste wird wohl sein, dass eure Tochter es spiegelt. Sie wird sowas in ihren Wortschatz aufnehmen. Dann wird ihr irgendwann bewusst, was diese Worte, z.B. hassen, bedeuten. Das wird sich sicher nicht positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirken.
Wie ist denn dein Mann selbst aufgewachsen? Wenn er eine schwere Kindheit hatte, würde ich tatsächlich eine Therapie in Erwägung ziehen. Ansonsten muss er sich Strategien überlegen, dass er sowas nicht vor eurer Tochter sagt. Irgendwie ein Codewort, sowas wie Sch... Scheibenkleister statt - na du weißt schon.

Was sagen denn Verwandte und Freunde zum Umgangston? Ist das schon mal jemandem aufgefallen?

Und übrigens auch du solltest so eine Sprache nicht hinnehmen. Mein Mann (damals sehr jung) hat anfangs auch immer mal Blödel-Slang bei mir angewandt. Nein, danke...

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Hallo,

"komm her du Stinker. Es gibt ne neue Windel" sage ich selbst oft, wenn die Windel voll Stuhlgang ist und ich es rieche. Sie weiß dann ganz genau, dass es zur Wickelkommde geht.

Auch ein "du nervst" rutscht mir raus. Erst gestern. Ich war am kochen und hatte schon mehrfach gesagt, dass sie nicht auf den Tisch klettern soll. Dann habe ich sie runtergenommen und sie in den Flur gestellt mit den Worten "es reicht jetzt. Du nervst Mama muss kochen. Gehe jetzt spielen". Es ist einfach situatiiv entstanden.

Ich finde auch kleine Kindern sollten mitgenommen wenn andere negative Gefühle haben, denn nur so lernen sie damit umzugehen. Ich diskutieren auch nicht jedes Mal mit unserer Tochter. Wenn es sein muss bekommt sie eine klare Ansage "es reicht jetzt. Jetzt musst du...."

Was wir nicht machen sind die Sachen mit emotionaler Erpresseung ala "umarme Papa sonst ist er traurig" das empfinden wir als schlechten Ton.

Und ja ich finde auch, daß es besser ist mal Klartext zu sprechen als irgendwann zu explodieren und dann wird es unschön.

LG Morgain

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Natürlich will man, dass alle immer wertschätzend mit dem Kind umgehen. Aber in diesem Fall geht es ja eher darum ob das Kind den Humor des Gegenübers versteht und ich glaube , dass du dir da keine Sorgen machen musst.
Kinder können lernen Aussagen richtig einzuschätzen. In meinen Augen zeigt sich Wertschätzung anders. Beispielsweise in dem man dem Kind Aufmerksamkeit schenkt, liebevoll auf den kleinen Menschen eingeht und ihm die Welt erklärt.
Ein Beispiel aus meiner Familie: Ich hab mit meinen Kindern (4 und 6 Jahre alt) den Struwwelpeter gelesen. Meine Kinder haben verstanden, dass der Schneider nicht kommt und ihnen den Daumen abschneidet, wenn sie daran nuckeln. Sondern, dass das eine schräge Art von Humor ist. Natürlich musste ich ihnen das erstmal erklären. Mittlerweile machen sie selbst Witze darüber und haben dadurch einen zarte Vorstellung von Sarkasmus bekommen.

Ich denke dein Freund sollte einfach wissen, dass Kinder seinen Humor noch nicht verstehen können und er ihn (wenn er es denn nicht lassen kann) erklären muss. Ich hab meiner Jüngsten heute gesagt "Pass auf! Dein Bruder zieht dich übern Tisch!" Sie ist schreiend weggerannt und hat damit ja deutlich gesagt, dass sie die Aussage nicht so verstanden hat wie ich sie meinte. Kinder zeigen das in der Regel sehr gut und dann erklärt man es ihnen und irgendwann wissen sie wie sie einen nehmen müssen.

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Sry aber lustig finde ich - ich hasse dich- nicht. Und ein Kind versteht nicht so einen Spaß und selbst wenn will ich nicht das mein Kind aus Spaß sowas sagt??
Finde zurecht das sie sich sorgen macht

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Ich bin mir relativ sicher, dass beide Seiten, Kind und Vater, in diesem Bereich Schritte aufeinander zu machen. Der Vater wird merken, dass sein Kind manches einfach nicht versteht und man seine Wort etwas geschickter wählen muss und das Kind weiß ihn irgendwann gut einzuschätzen, wenn ihre Beziehung an sich gut und wertschätzend ist.

Worte sind wirklich zweitrangig. Es geht um die innere Haltung.

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Kann er dann auch einstecken?

Ich kenne Familien, da herrscht so ein Ton. Liebe ist spürbar. Lachen, Freude, Umarmen, sich helfen. Alles da.
Dort ist es so, dass die Kinder die Sprache übernehmen und dann auch austeilen.
Können die Erwachsenen es einstecken, dann ist es deren Sprache.

Schwierig war für die Kinder zu lernen, dass es außerhalb der Familie eine andere Sprache gibt. Kindergarten, Schule, andere Erwachsene: reagieren ganz anders darauf.

Kann er nicht einstecken, reagiert beleidigt.... nimmt er sich das Recht heraus so mit anderen zu sprechen, aber wehe, wehe, wenn jemand ihm auch nur ansatzweise was sagt, wie er mit anderen spricht.
Dann wäre ich vorsichtig. Damit könnte ich nicht umgehen. Das wäre dann Doppelmoral.

Und dann zu unterscheiden, ob es Liebe ist oder nicht / Papa liebt mich nur, wenn ich mich verhalte, wie er es erwartet .... selbst aber nicht verhält .... #schwitz

Das mach ich nicht mit. Da bin ich weg. Ich lauf doch nicht auf rohen Eiern, wenn ich einstecken muss.

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Bei meiner besten Freundin herrschte auch immer so ein Ton.

Sie hat auch so geredet aber sie hat immer sehr darunter gelitten. Da kam dann wenn sie Geld für die Schule brauchte was willst du wieder du Nervbacke. Oder häufig auch nerv nicht rum wenn Erwachsene sprechen.

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Wenn es nicht ausgeglichen ist, das Kind darunter leidet, fällt das unter das zweite Beispiel.

Ausgewogen ist es dann, wenn alle auch zurückreden können. Sobald jemand Angst hat, was zu sagen. SIch nicht traut, was zu sagen. Dann ist natürlich Handlungsbedarf.

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Dein Partner sollte sich mal schleunigst mit dem Begriff "Hass" und dessen Definition auseinander setzen. Und dann soll er nochmal überlegen ob er das zu seinem Kind oder dir wirklich sagen möchte zu den 2 Personen, die er liebt.
Genauso auch "warum haben wir ein Kind bekommen". Denkt er eigentlich so weit, dass euer Kind irgendwann versteht welchen Schwachsinn er von sich gibt. Er soll sich bitte gern mal in die Lage des Kindes versetzen und versuchen zu verstehen wie ein Kind sich nach so einer Aussage fühlt. Nämlich unerwünscht und nicht gewollt. Frag ihn ob das sein Ziel ist.
Soll das Kind später anderen Kindern im Streit auch sagen, dass es sie hasst.
Das Kind macht sich dadurch unbeliebt. Möchte er das?
Soll sein Kind negativ auffallen nur weil er seine Wortwahl nicht ändern möchte?
Also tritt ihm damit mal ordentlich auf die Füße. Er hat eine Vorbildfunktion.

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Es kommt darauf an was dein Mann sagt, je nachdem Eingreifen.

Ich möchte das die Kindern einen solchen Respekt bekommen wie ich als Erwachsener aus.

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<<<habe mich aber daran gewöhnt, nicht mehr alles auf die Goldwaage zu legen.>>>

Kann man sich daran gewöhnen oder besser muss man sich daran gewöhnen? Und wenn das jetzt noch auf das Kind übergeht, ne, damit würde ich nicht leben wollen.

Ich glaube, dein Mann ist noch sehr unreif, ansonsten würde er sich im Griff haben.

<<<Es ist besser, sich so Luft zu machen, als irgendwann zu explodieren>>>

Wovon will er sich Luft machen. Hat er kein anderes Ventil.

Und ich würde mir sogar vorstellen können, dass euer Kind genauso wird. Dir gegenüber resepktlos und deinem Mann unterworfen, weil es nicht dagegen ankommt. Und das spiegelt sich dann weiter im Leben fort.

Ich sehe es an unserem Nachbarssohn. Er tut mir unwahrscheinlich Leid, da er ja auch seinen Frust rauslassen muss. Und das passiert dann natürlich da, wo es nicht angebracht ist. Wie er mit seiner Mutter und auch seiner Schwester umspringt, wenn der Vater auf Montage ist. Und ist der Vater da, dann hört man nur ihn. Der Junge ist jetzt 8.

Sowas kann nicht gutgehen.