Kind 4,5 Jahre - Bekommt Willen nicht -> Schreianfall

Guten Tag zusammen,

ich weiß, bei dem Titel denken sich vermutlich die Hälfte "kennen wir schon", und ich kann nur sagen, wäre schön wenn es so wäre.

Ich erläutere kurz die Sitation:
Ich, 39J, Mann, habe vor einem knappen Jahr meine jetzige Freundin kennengelernt. Sie hat ein Kind aus ihrer Ehe, was jetzt ca. 4,5 Jahre alt ist. Seit Februar 2021 wohnt sie mit ihrem Kind allein(in einer neuen Wohnung), der Papa hat sich eine eigene Wohnung genommen. Wir haben uns vorher ausschließich bei mir getroffen und ich habe ihren Sohn bis dato nicht kennengelernt.

Seit März ca. habe ich dann auch ihren Sohn kennengelernt, über den wir vorher schon viel geredet haben, aber nun erlebe ihn auch mehrmals in der Woche, oder am Wochenende.

Ich muss dazu sagen, ich habe keinerlei Erfahrung mit (eigenen) Kindern. Natürlich gibt es Kinder im Familien und Bekanntenkreis, wo mir stets aufgefallen ist, mit Babys tue ich mich schwer, aber sobald Kinder anfangen zu sprechen, und v.a. zu verstehen, macht es auch mir Spaß. Klassich komme ich mit Jungs besser klar. Ball spielen, raufen, über kindliche Dinge quatschen, Sport machen, das hat immer gut geklappt.

Nun ist es leider aber so, dass ich seit ich öfter das Familienleben mitbekomme, sehe wie der kleine Mann sich verhält. Er war zwar ein Wunschkind, aber beide Elternteile waren/sind sehr mit sich selbst beschäftigt und waren sicherlich teilweise überfordert. Meine Freundin hatte eine überaus schmerzende und schlimme Geburt, welches ihr die Bindung zu ihrem Kind erstmal erschwert hat, wie sie erzählt hat.
Natürlich ist es auch nicht optimal für ein Kind in dem Alter, wenn sich die Eltern trennen. Ich denke auch, er versteht das alles noch nicht richtig, aber es hat bestimmt eine Auswirkung auf ihn und seine Gefühle.

Ich habe auch schon soviel gelesen, und deswegen weiß ich dass der TItel sehr oft vorkommt, aber es ist leider so dass ihr Sohn so ziemlich bei allem was er nicht darf, oder kann, oder als Erster machen darf, an zu schreien/weinen fängt, oder wegläuft, wie gestern im Tierpark.

Was sind die Günde? Wie immer scheinbar banales.

Er will plötzlich ins Gehege klettern(wo es meterweit runtergeht), es wird verneint -> Schreianfall (dabei war er schon mehrmals dort und kennt das Gehege, und auch die Regeln).

Er hat Hunger, wir haben ausnahmsweise nichts dabei und vorher hatte er eigentlich bei Papa gegessen. Mama hat ihm am Ende des Tierparks ein Eis angeboten. Will er nicht(was ich total gut fand :D). Schreianfall. 2 Min später will er dann das Eis. Natürlich sofort. Wurde aber gesagt "nach dem Tierpark" -> Schreianfall. Die Diskussion wurde dann noch ca. 5 Mal geführt. Inkl mehrfach wegrennendem Kind.

Alltägliche Situationen zuhause: Ihr Sohn rennt ihr permanent hinterher, "Mama, darf ich ... " ... Das sind manchmal normale Dinge wie, darf ich draußen auf dem Hof spielen(bzw. Fahrrad fahren), oder "ich möchte Eis zum Abendessen", also völliger Unsinn, der dann auch verneint wird.

Grundsätzlich muss er alle 5-10 Minuten bespaßt werden, er kann nicht alleine spielen. Mama muss ihm immer eine Alternative bieten. Bzw. wenn er fragt ob er alleine auf den Hof darf, und Mama ja sagt, fragt er danach ob sie mitkommt, dies wird verneint -> Schreianfall(ich will nicht alleine spielen!!!). Manchmal wechselt das innerhalb einer Minute mehrmals.

Gehen wir später zusammen raus, zusammen Ball spielen, rennt er alleine mit dem Ball weg. Er will nicht zusammen spielen. Er will auch nicht passen. Er möchte immer nur genau das machen was er möchte. Es kam ein zweiter Junge aus der Nachbarschaft hinzu. Wir haben Basketball gespielt(mit menschlichem Korb). Sobald ihr Sohn nicht permanent werfen darf, sondern abwechselnd geworfen wird -> Schreianfall/weglaufen
Als es dann doch ging, kommt das nächste Drama. Er muss immer gewinnen, permanent redet er von "verlieren" und "gewinnen": Ich habe immer den Korb so gehalten, dass er fast immer getroffen hat, er lag ihn Führung. Wir haben viel gelacht. Dann hat er einen Wurf nicht getroffen und schon lief er wieder weg, war traurig/wütend. Der andere Junge hat dann daneben geworfen(mit Absicht), also hatte ihr Sohn nicht verloren(wir haben dann gesagt Entscheidungswurf, da haben wir ihn dann gewinnen lassen). Aber grundsätzlich ist das immer ein Kampf etwas miteiannder zu machen.

Ich glaube er möchte eigentlich nur dass Mama bei ihm ist, und das möglichst oft und immer. Natürlich kann Mama ihm das aber nicht immer geben, da sie vllt mal müde von der Arbeit ist, oder Essen zubereitet. Er hat aber überhaupt kein Verständnis dafür, Erklärungen verpuffen. Ich habe was von Bedarfsorientierter Erziehung gelesen. Also er denkt mit Sicherheit, dass nur er Bedürfnisse hat. Da(beim Essen zubereiten) wird auch mit einbezogen bzw. darf helfen, sofern möglich, aber er will auch dort alles bestimmen. Darf sich nicht neben die mit heißem spritzenden Fett gefüllte PFanne setzen/davor stellen? Schreianfall ...
Sobald irgendein Essen erwähnt wird, heißt es erstmal "das will ich nicht" "baah" "ekelhaft", das macht er auch tlw am Essenstisch." Natürlich isst er fast alles was er vorher abgelehnt hat(oder spätestens am nächsten Tag), er will einfach nur ablehnen und mit seiner Mama diskutieren, hab ich das Gefühl. Als ich gestern einmal bestimmend sagte, dass die Eltern für die Essenszubereitung zuständig sind, und nicht das Kind ... na klar, Schreianfall und weglaufen.

Ich könnte noch hunderte dieser Situationen aufzählen. Und es ist nicht nur so wenn ich da bin, da wir auch denken, dass er manchmal unbewusst gegen mich rebelliert. Auch mit anderen Kindern, teilen kennt er so gut wie nicht. Er denkt viel in Besitzkategorieren, das gehört mir, das ist meins ... Erklärungsversuche dass es uns allen gehört bzw. wir gerne alles teilen und zusammen machen verschwinden gefühlt im Nirvana. Und da gibt es natürlich auch viel Geschrei. Klar, Jungs toben und kämpfen auch mal, aber auch auf neue Kinder könnte das manchmal irritierend sein. Wie ich auch in dem Forum las, die Mama reagiert anders auf Tobsuchtanfälle als andere Kinder. Die finden das vllt nicht so toll. Ich finde, das macht Sinn ...

Ich persönlich, als anfangs eher Beobachter, mittlerweile gut integrierter Familienteilnehmer, ob das alles normal ist, oder ob er doch etwas hat, was in ihm ständig diese Wut und Enttäuschung hochkommen lässt, die Angst zu verlieren oder etwas nicht zu haben/bekommen. Auf mich wirkt ihr Sohn so, als hätte es kein starkes Selbstwertgefühl. Mir ist klar dass Kinder in dem Alter soviel verarbeiten müssen, so dass es bis zu einem gewissen Punkt sicherlich normal ist. Er rebelliert, testet sich aus, und seine Mama lässt es gerne mit sich machen, das muss man leider so sagen. Wir haben schon oft darüber geredet, sie weiß dass sie da zu lasch war. Ich habe ihr gesagt, sie darf nicht sein bester Freund sein, sondern das Elternteil.

Bevor ich dazukam, hat er ihr tatsächlich in die Essenszubereitung reingeredet. Sie bittet ihn um alles, selbst wenn um Sachen geht, wo es gar nix zu bitten gibt(waschen, nicht schlagen, etc). Natürlich versteht er so vorne und hinten nicht, wie er sich richtig verhalten soll, denn selbst wenn sie ihm sagt dass er das bitte nicht machen soll, lacht er nur und macht meist genau das weiter. Das erfordert dann zwei drei weitere emotionale Aussagen meiner Freundin, bis es dann erstmal gut ist. Ruhig bleiben ist auch so ein Thema ...

Dazu kommt Inkonsequenz im Verhalten. Plötzlich redete er abends nur noch von Kaka und Pipi. Fand er plötzlich lustig. Ich habe nichts dazu gesagt bzw. ihn einfach nur nicht bestätigt, aber Mama fand es natürlich auf die Dauer nicht so witzig. Zusammen hatten sie ein Rätselspiel an der Switch gespielt. DIe Ansage war, nicht so reden, weil es sich nicht gehört, sonst wird die Switch ausgemacht. Natürlich hat er es weiter ab und zu gemacht, und natürlich bleib die Switch an. Für mich persönlich schwer anzuschauen.

Da ich nicht der Vater bin, weiß ich oft nicht, ob ich da einschreiten sollte, oder eben nicht. Ich bin ja auch nicht 7 Tage die Woche da, sondern 3-5 Mal, und manchmal nur abends, da schläft er schon. Ich unterstütze sie gerne, würde ihr gerne bei allem helfen, wir haben auch schon über soviele Sachen geredet, wo ich mir einfach mal, u.a. hier und generell im Netz, mir WIssen angelesen habe und mal einige Sachen hinterfragt habe. Sie arbeitet jedenfalls an sich und weiß, dass sie konsequenter sein muss.

Dennoch ist sein Verhalten mMn, und die Meinung kann auch falsch sein, deswegen suche ich ja die Meinungen anderer Menschen, nicht gesund. Und auch nicht richtig. Ich sehe andere Kinder in dem Alter, die sind fast alle höflich und verhalten sich altersgerecht. Ihr Kind dagegen grüßt oft nicht, sagt nicht tschö, er teilt nicht, er entschuldigt sich nicht, er lacht laut und zeigt mit dem Finger auf jmd, wenn jmd etwas schlechtes widerfährt(z.B. sich das Knie stößt, irgendwas runterfällt), Mitgefühl & Entschuldigung habe ich zu dritt so in der Form noch nie wahrgenommen. Für müssen keine Spießer sein, aber für mich ist das respektlos(aber es wird auch tlw so vorgelebt bzw wurde).

Aber am schlimmsten sind die Schreianfälle, das weglaufen, und das permamente "Mama, können wir/kann ich...", alle 5 Minuten hat er eine Idee, selbst wenn wir grad von einem 3 stündigen Trip kommen, so abstrus diese Idee manchmal auch ist, wenn sie abgelehnt wird, wird geschrien. Wenn man den Ball 2x nicht trifft, ist er beleidigt und mag nicht mehr. Wenn wir nicht so spielen wie er(was meist alleine ist? rennt bspw. mit dem Ball weg), Schreianfall. Wenn er nicht alles mitmachen oder als Erster machen darf, Schreianfall.

Ich könnte noch deutlich mehr schreiben, aber ich bedanke mich jetzt schon vorab für jeden der diesen Roman tatsächlich durchgeackert hat. Wir wollen uns ja nicht nur mit Problemen beschäftigen, sondern auch mit Lösungen.

Was ich vorgeschlagen habe, waren auch u.a. Bücher von Jasper Juul, wurden mir schon mehrfach empfohlen. Generell habe ich auch gesagt, mehr miteinander sprechen. Mehr erklären. Mehr Fragen stellen. Gefühle erörtern, zwar konsequent und stark sein, aber Mitgefühl zeigen. Beide Elternteile(ich kenne ihn nur bedingt), sind alles andere als kommunkationsstark. Eher gemütlich, nicht faul, aber auch alles andere als aktiv(beide stark übergewichtig, also extrem stark, sie 140, er 160, sie aber mittlerweile stark am abnehmen). Sie scheut leider Konfontationen, auch mit mir, aber somit logischerweise auch mit ihrem Kind. Sie fragt auch selten etwas nach, Gespräche am Mittags oder Abendtischtisch stoße oft ich an, da die zwei tlw sonst schweigend nebeneinander sitzen, was ich absolut furchtbar finde. Wenn ihr Sohn(der übrigens Futzi genannt wird, was ich anfangs super irritierend fand) mal bei Papa ist, gibts auch keine NAchfragen wie es ihm geht, andersrum natürlich auch nicht. Gefühlt sind beide auch mal froh, wenn sie Zeit für sich haben(was ich auch verstehe), aber wenn dann wenn der Sohn da ist,geht es gefühlt nur darum iwie die Zeit rumzubringen bis er wieder im Bett ist. Mama raucht auch und nimmt sich gerne ihre "5Min Pausen", die mich natürlich auch tierisch nerven.

Aber ich kann natürlich viel lesen, ich bin auch nicht tagtäglich im Schützengraben so wie sie, ich habe nicht soviel Erfahrung und mag mir auch nicht rausnehmen, da alles zu bestimmen, nur weil ich gewisse Vorstellungen in der Erziehung habe(basierend auf meinen Eltern und eigenen Moralvorstellungen). Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht so richtig weiter. Nehmen wir an das Kind hat tatsächlich Defizite beim Selbstbewusstsein, wie kann man dem entgegen wirken?

Wie kann ich ihr helfen? Wie kann ich das Ganze unterstützen?


VIelen Dank & viele Grüße

Micha

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Wow das war lang.

1. Wie kannst du ihr helfen? Wenig, sie muss die Änderungen machen, dass heisst sie muss den Antrieb dafür finden. Du kannst sie nur bestärken, wenn sie diesen Schritt gemacht hat. Evtl. Mal Erziehungsberatung anregen.
2. Wie kannst du sie unterstützen? Ihre Erziehung konsequent mittragen, wenn sie sie ändert. Dem Kind positiv Aufmerksamkeit schenken (z.b. wie in deinem Beispiel Gespräch beim essen).

3. Ja, hört sich nach einem nix aus laxer Erziehung, wenig Selbstwertgefühl und der Verstärkung negativer schleifen an. Denn was hat das Kind gelernt?! Wenn ich schreie bekomme ich evtl meinen willen, aber zumindest mal Aufmerksamkeit. Solange das weiter klappt, wird das Kind sein Verhalten nicht ändern (da wäre es ja auch schön blöd, das schreien ist ja eine super wirksame strategie). Sprich das reaktionsmuster muss von der Erwachsenenseite konsequent unterbrochen werden. Das bedeutet den Forderungen des Kindes nicht mehr nachzukommen sowie es einfach zu ignorieren solange es Theater macht (z.b. einfach sagen "wenn du dich wieder beruhigt hast können wir weiter spielen, solange muss ich leider alleine spielen", oder ähnliches) und dann auch wirklich einfach irgendwas alleine machen. Braucht am Anfang etwas sitzfleisch (manche kinder testen dann auch mal 10-20min, ob man das wirklich durchzieht), die meisten merken aber schnell wie der hase läuft. Wenn sich das Kind beruhigt hat, gerne sowas wie "toll, dass wie wieder spielen können" oder ähnliches sagen, um das beruhigen noch mal positiv hervorzuheben.
Das Problem mit dieser Strategie ist, das muss konsequent passieren, also nicht mal so und mal wie früher, dann klappt das nicht.

4. Gerade für die Probleme mit anderen Kindern, es gibt soziales Kompetenztraining für Kinder (Gruppentraining), z.b. vom SPZ oder bei der Ergotherapie.

5. Macht das Kind in der kita auch so ein Theater oder läuft es da?

6. Nicht so viele Ratgeber lesen, teilweise haben die sehr unterschiedlich Strategien und widersprechen sich in ihren Ansätzen. Entweder einem raussuchen und dem konsequent folgen, oder sie alle zur Seite legen.

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Hallo an alle,
vielen lieben Dank für die zahlreichen, wortreichen Rückmeldungen. Ich versuche mal auf das meiste einzugehen, auch wenn ich hier im Forum offenbar keine Zitate einfügen kann.

@Kaire82
1. Habe ich ihr auch schon gesagt, ich halte mich ja auch eher zurück, schon allein deswegen weil ich nicht täglich vor Ort bin.
2. Mache ich bzw. versuche ich immer.
3. Genau das Gefühl habe ich auch, dass sich da etwas eingeschlichen hat. Mir ist auch klar, dass wenn man nach dem Schreien Aufmerksamkeit bekommt, in Form von unzähligen Angeboten, oder manchmal versucht sie es auch mit Logik, klappt das alles nicht. Aber es ist eine sehr gute Idee dann bewusst etwas alleine zu machen, ich werde ihr das mal vorschlagen. Problem ist nur, je nachdem wo man ist, kann man das nicht machen, da das Kind dann ggfs wegläuft/weggeht, z.B. im Tierpark, da würde ich ihn nicht aus den Augen lassen.
5. Lt Mutti ist es dort nicht so, wenngleich er doch auch hier und da Auseinandersetzungen hat, aber den Umfang kann ich nicht beurteilen. Grumdsätzlich ist er, wie viele andere Kinder, "auswärts" anders, da lebt er seine Emotionen nicht so frei aus, z.B. bei Oma und Opa ist es völlig anders. Beim Papa wohl auch weniger, aber da auch. Was keinWunder ist, er ist da ähnlich wie die Mutti, und sicherlich nicht konsequent.
6. Alles was ich lese ist für mich nur ein Denkanstoß, keine gebrauchsfertige Anleitung. Zudem habe ich einfach sehr wenig ERfahrung mit dem Thema und wollte mich einfach einlesen. Was nicht bedeutet dass ich nun denke, dass ich den Masterplan in der Tasche habe. Es sind aber viele nützliche Informationen dabei, die auch ihr hier teilweise wiedergebt.

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Ich habe jetzt nicht alles bis ins Detail gelesen, mir scheint das eine Mischung aus fehlender Struktur, Ruf nach Aufmerksamkeit und ziemlichem Anspruch den du an das Kind hast zu sein.

Die "Toilettenwörter"-Phase hat, glaube ich, jedes Kind. Da muss man durch.
Da sehe ich, dass ihr euch zur Androhung sinnloser Strafen hinreißen lasst.

Die Mutter liest sich etwas gleichgültig. Daher kommt bei mir die Theorie, dass ihr Kind nach Aufmerksamkeit ruft und das eben lautstark. "Mama agiert immer erst, wenn ich Mist baue oder Theater mache". Kann da was dran sein?

In Summe ist das Kind aber eben erst vier und da darf es noch viel Mama wollen. Es darf auch sprunghaft sein und schlechte Laune haben, wenn es hungrig ist, ihr müsst für euch Grenzen ziehen, wo ihr nicht mehr mitgeht, aber diese eben eindeutig und nicht einknicken bei Terz. Frustration aushalten muss man eben auch erst lernen.

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In den ersten zwei Punkten möchte ich dir zustimmen, was den Anspruch betrifft, ich weiß es schlichtweg nicht besser bzw. man schaut natürlich bewusst/unbewusst bei anderen Kindern, aber grundsätzlich bin ich mir bewusst dass er noch dabei ist alles zu entdecken und zu lernen. Ich erkläre ihm auch bei allem was er macht, das man üben muss und es nicht schlimm ist, wenn etwas nicht sofort klappt, das wir alle geübt haben, usw. Ich denke nicht dass ich zu hohe Ansprüche habe. Ich weiß eben nur auch nicht genau, was ist in dem Alter normal, und was nicht(auch dazu habe ich viel gelesen). Und von dem was ich gelesen habe, ist eine emotionale Achterbahnfahrt in dem Alter völlig normal. Ich frage mich nur ständig, ist das in dem Ausmaß normal? Wird er richtig aufgefangen dabei?

Definitiv möchte er mehr Aufmerksamkeit von ihr, das habe ich ihr auch schon gesagt. Sein ganzes Denken handelt primär von "MAMA", er möchte bei ihr sein, alles mit ihr machen, was ich völlig normal finde. ICh habe ihr auch gesagt, morgens guckt er Fernsehen wenn sie aufsteht und Kaffee trinkt/raucht, dann gehts meist ohne gemeinsames Frühstück in den Kiga(Begründung: Er frühstückt ja da), dann kommt er nachmittags nach Hause und dann hat er nur noch 2-3 Stunden, bis es ins Bett geht. Dass er da, und natürlich auch am WE, seine Mama möchte, verstehe ich total. Ich habe ihr auch schon gesagt, dass der Morgen höchst suboptimal ist und viele Konflikte allein aus der Tatsache entstehen, dass sie keine Zeit hat, nicht richtig zuhört o.ä. Ich habe das öfter beobachten können wie einer an dem anderen vorbeiredet, was natürlich für das Kind frustrierend sein muss.

Und ja, ich merke auch zunehmend, wenn ich auch grundsätzlich der deutlich ruhigere Part bin, dass es mich manchmal emotionalisiert wenn er zum 6. Mal Theater macht, aber ich würde nie laut werden(höcshtens bestimmend etwas sagen), aber ja, das muss sicher auch ich lernen. Noch schöner wäre es wenns die Mama lernt, ihre Stimmlage schrillt nämlich permanent nach oben.

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Hallo Micha
Eine schwierige Konstellation. Du scheinst von den drei beschriebenen Personen derjenige zu sein, der sich am Meisten für das Kind interessiert und gleichzeitig nichts zu entscheiden hat.
Willst du diese undankbare Rolle wirklich übernehmen?
Ganz ehrlich, auch wenn die Eltern gerade dabei sind ihren 4 -jährigen zur schreienden Nervensäge abzurichten, solltest du dich deinem Seelenheil zuliebe da raushalten.

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Ganz ehrlich, das habe ich mich in den letzten Wochen auch sehr oft gefragt. Weil es mich eben auch emotional mitnimmt, wenn der Kleine ständig traurig/sauer ist, und ich eben auch sehe wieso das passiert, und es definitiv vermeidbar finde.

Ich weiß es auch nicht.

Man sollte mich aber auch nicht falsch verstehen. Es ist nicht so als wäre es 24h Terror. Das ist es keineswegs. Mir ist das alles oft nur zu lasch und zu planlos. Die Zeit mit ihr ist aber meistens wunderbar, und die Zeit mit ihm war auch oft schon total ok. Ich erwarte da nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Aber ich frage mich tatsächlich, wo das hinführen soll.

Ein Kind, welches nicht meins ist, "nachzuerziehen" möchte ich natürlich keineswegs.

Aber ich hab seine Mama in meinem Herz, also wäre es fahrlässig das wegzuwerfen, nur weil sie aktuell ein tlw problematisches Kind hat, welches natürlich die Folge der Unzulänglichkeiten der Eltern ist. Ich möchte es eben versuchen. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es eben nicht mehr.

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Das Problem liegt wahrscheinlich eher bei den Eltern, nicht beim Kind. Du beschreibst das ja ganz sachlich und verständnisvoll. Das Kind nervt aus völlig nachvollziehbaren Gründen. Die Mutter besticht in deiner Beschreibung durch Inkonsequenz, Ignoranz und teilweise auch Lieblosigkeit. Stört dich das nicht? Möchtest du längerfristig mit jemandem zusammen sein, der so mit seinem Kind umgeht?
Du kannst deiner Partnerin natürlich ein paar Inputs geben, aber du wirst nicht ihre Persönlichkeit ändern können.

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Ich finde es schön, dass du dir so viele Gedanken machst und unterstützen willst.

Also erstmal: Was könnte da los sein? Ich Stelle mal ein paar Annahmen auf: Sicherlich geht es nicht um die einzelnen Kleinigkeiten. Das Kind ist verunsichert, was nach einer Trennung der Eltern ja durchaus nachvollziehbar ist, aber auch in "intakten" Familien vorkommt. Es braucht Stabilität und Sicherheit, vor allem von der Hauptbezugsperson (also wohl der Mutter). Es testet (unbewusst) ob diese Sicherheit da ist. Sicherheit beinhaltet vieles: wissen woran man ist, Vorhersehbarkeit, Unterstützung, Zuneigung, Ehrlichkeit etc. Diese Dinge sind nach einer Trennung und sonstigen größeren Veränderungen (auch die neue Partnerschaft) besonders wichtig und das Kind bekommt momentan nicht genug davon von seiner Mutter.

Auch die Situation der Mutter ist nachvollziehbar: Sie kommt nicht gut mit Konflikten klar, weiß vielleicht auch nicht, wie sie ihrem Sohn am besten helfen soll. Vielleicht ist sie öfter überfordert, wird laut oder bleibt nicht konsequent. Das ist nur menschlich, macht die Situation aber schlimmer.

Was kannst du tun? Du kannst versuchen die Mutter zu entlasten, wo das eben möglich ist. Du kannst deine ehrliche Meinung sagen, wenn sie dich um Rat fragt. Wenn sie nicht fragt, würde ich aber keine Tipps aufzwingen.

Im Umgang mit dem Kind würde ich empfehlen so gut es geht Ruhe zu bewahren. Nicht laut werden, aber klar und bestimmt kommunizieren. Ehrlich sein, durchaus sagen "das ärgert mich jetzt", "wenn du dich so verhältst, müssen wir unser Spiel beenden", aber nicht schimpfen. Seine Wünsche erst nehmen, wie man es bei Erwachsenen auch macht. Wenn man in der Gruppe Essen macht und jemand sagt "ich mag keine Petersilie", dann lässt man die Petersilie halt weg. Wenn man sich als Gruppe vorher einigt heute Nudeln zu machen und sobald sie im Topf sind sagt einer "eigentlich sind Nudeln doch eklig", dann hat er halt Pech gehabt.

Wenn deine Freundin überfordert ist, würde ich ihr aber eher empfehlen, sich bei einer Familienberatungsstelle Hilfe zu holen. Wenn die Ratschläge immer von dir kommen, kann das für die Beziehung nämlich auch schwierig sein.

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Ich denke auch nicht dass es sich um einzelne Kleinigkeiten handelt. Mir fällt da das Bsp vom Kindergarten ein. Er hat seit einiger Zeit immer mal wieder starke Trennungsängste. Sie verabschieden sich dann immer besonders doll und lieb, aber er weint halt stark. Dann malen sie sich öfter ein Herzchen auf den Arm, damit man "sich immer dabei hat".
Aber für mich ist das Symptombekämpfung, und geht nicht an die Ursache des Problems. Er hat irgendwie Angst, oder Sorge dass Mama nicht da ist, oder da sein wird. Dabei ist sie immer da. Zumindest physisch. Und ich denke auch, dass die Ursachen eben woanders liegt.

Und ja, ich habe auch vollstes Verständnis für sie. Vor allem auch seit ich von der Geburt weiß, und ihrer Kindheit. Vor einiger Zeit haben wir auch mal darüber gesprochen und ich fragte mal so in den Raum, wie soll man eigentlich Empathie lernen weiterzugeben, wenn man es als Kind nie beigebracht bekommen hat? Ich weiß dass sie es immer versucht, aber ich merke auch manchmal in dem Umgang mit mir, dass sie irgendwie verunsichert ist. Auch mit ihren Gefühlen. Sie kann Emotionen schlecht zeigen, überspielt vieles. Ich kann das "lesen", ihr Sohn aber nicht. Sie ist zwar in Schüben liebevoll, aber so richtig herzlich finde ich den Umgang nicht bzw. es wirkt irgendwie manchmal nicht so. Und vllt spürt er das? Aber es ist wie gesagt nicht dass sie nicht will, sie ist ein herzensguter, liebeswürdiger Mensch, aber ich glaube sie weiß nicht wie, oder merkt es auch manchmal gar nicht. Etwas schwierig zu beschreiben.

Bzgl Kommunikation. Ich bin wie oben schon gesagt, eigentlich immer ruhig. Auch wenn ich laut bin, bin ich ruhig :) Ich sage höchstens mal etwas mit Bestimmung. Für mich ist es aber eben auch einfacher, da ich nicht täglich da bin und die "Basisarbeit" der Mama nicht immer mitbekomme. Ich kann nach Hause fahren, sie nicht. Sie ist da leider öfter emotional. Nicht laut. Nie beleidigend. Aber schnippisch. Und direkt irgendwie genervt, bzw. sehr schnell. Wie oben schon geschrieben müssen wir auf jeden Fall üben auf diese Situationen wo er schreit ist einheitlich und konsequent zu reagieren. Es ist schwer sich mit nem schreienden Kind vor Augen immer die richtigen Worte vor Augen zu rufen.

Und ja, die Ratschläge kommen tatsächlich meistens von mir, aber ich halte mich arg zurück, ich bin ja auch ihr Freund, und nicht Ihr Kindertherapeut(und dann noh der, ohne großes Wissen :) ). Ich denke nicht dass sie sich überfordert fühlt.

Sie sieht das alles entspannter und denkt sich, das wird schon. Das kann auch gut sein und hoffe ich auch. Also überfordert fühlt sie sich nicht, und sich beraten lassen erst Recht nicht.

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sorry willst du wirklich eine Beziehung mit dieser Frau, sie scheint ja schon bei sich selbst total überfordert zu sein.
Ich würde mich auf einen anderen Weg begeben

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Hi...

Habe gerade Deinen Beitrag hier gelesen und möchte Dir/Euch etwas Mut machen.

Meine Tochter war genauso. Auch ich war damals frisch getrennt und während mein Sohn (bis heute) sehr ruhig und scheinbar gelassen mit Allem umgeht, war meine Tochter schon seit ihrer Geburt sehr rebellisch.
Sie konnte der Engel auf Erden sein, aber wehe sie bekam nicht ihren Willen.
Schreien, weglaufen usw hat mir oftmals den letzten Nerv geraubt.
Da sie woanders sehr lieb und überhaupt nicht so war, war mir relativ schnell klar ...das muss an mir liegen.

Wir waren beim Psychologen, bei dem es auch Elterngespräche gab. Es hat allen gut getan, aber ihren Charakter hat sie bis heute beibehalten.
Ich musste damals das allerwichtigste lernen: Grenzen setzen, Nein sagen und das schlechte Gewissen (wegen der Trennung) zur Seite schieben.

Heute ist sie 19 Jahre alt und die Pupertät war nochmal richtig schlimm. Doch mittlerweile bewundere ich teilweise ihren starken Charakter. Ich bin eben gar nicht so.

Als Tipp kann ich Dir mitgeben...sei für Deine Freundin da. Höre ihr zu, wenn sie sich bei dir "ausheult". Sage ihr nicht was sie anders/besser oder falsch in der Erziehung macht. Denn das würde auf Dauer nicht gut gehen. Kaum eine Mutter will das permanent gesagt bekommen.

Vielleicht wäre eine Mutter/Kind Kur etwas!?Es wäre ein Ansatz, denn dort arbeiten Psychologen mit.

Und bitte denke niemals das der Junge das wirklich extra macht. Er hat eine schwere Zeit hinter sich und muss sich Mama mit Dir teilen. (U.a. Verlustangst z.b.)
Und da jedes Kind anders ist, hilft auch kein Vergleich mit anderen Kindern.

Wünsche Euch von Herzen alles Gute und das Ihr das schafft.

LG, Anne

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Danke für deine Worte.

Ich weiß, eine sehr späte Reaktion, aber ich wollte hier auch keine wochenlange Diskussion. Es tat sowieso gut mal ein paar Meinungen zu hören.

Und auch deine "Geschichte" jetzt. Der Unterschied ist aber, dass du dich scheinbar mit dir selber auseinandersetzt, sie weiß auch dass ihr Sohn woanders ganz anders ist, aber daraus mal zu schlussfolgern, dass das natürlich mit ihr zu tun hat, darauf würde sie niemals kommen.

Das muss ich dann natürlich sagen, und dann wäre ich garantiert wieder der Arsch der böse Dinge sagt.

Ich halte es für mich aktuell so, dass ich so wenig wie möglich sage, aber wenn das Kind zum 17. Mal nicht hallo sagt, oder mit "HÄH" oder "WAS?" antwortet wenn er etwas nicht versteht, oder mutlos ist und sich nicht traut in eine Gruppe von anderen Kindern zu gehen, dann fällt es mir schwer nichts zu sagen.

Ich kann auch schlecht, wenn ich ein Problem erkenne, und jmd(sie) sich tlw in Selbstmitleid verliert, nicht auch noch sagen "ja, das ist aber auch alles doof, Mensch, schade" ... sondern eher das Problem an der Wurzel packen und aus der Welt schaffen möchte.

Aber naja, ich glaube auch langsam, das hat alles sowieso keinen Sinn mehr ...