Ich will nicht stÀndig laut meckern

Hallo ihr Lieben,

Mein Kind ist nun 2 Jahre alt und was soll ich sagen?! Das richtige Erziehen wird langsam herausfordernd 😉

Bis vor einiger Zeit kam ich gut zurecht mein Kind "liebevoll zurechtzuweisen", wenn es etwas unterlassen sollte, mal energischer "Nein" zu sagen, wenn Gefahr drohte und im Allgemeinen sehr geduldig mit meinem Kind zu sein.

Nun ist mein Schatz natĂŒrlich schon total mobil, heißt natĂŒrlich auch schnell und eben auch stark. Und sie entwickelt auch ihren eigenen Kopf, was ich fĂŒr normal halte und ja auch gut finde.

Leider ist es jetzt auch so, dass sie oft nicht hört. Ich beginne dann ruhig und klar, wiederhole mich... Und werde irgendwann "laut".

"Bring das Glas bitte zurĂŒck in die KĂŒche.
Bring das Glas bitte in die KĂŒche.
Bring es in die KĂŒche!
Du bringst das Glas jetzt in die KĂŒche!

BRING DAS GLAS ZURÜCK IN DIE KÜCHE!!! "

Ihr könnt euch sicher vorstellen bei welchem Mal mein Kind dann geschwind mit Glas zurĂŒck ln die KĂŒche dĂŒst 😣

Das Ding ist: Ich will so nicht sein. Ich will nicht stÀndig meckern oder sogar laut werden.
Ich weiß nicht was ich mir vorstelle, ist die Hoffnung ohne stĂ€ndiges Lautes Meckern zu erziehen so unrealistisch?

Wie lÀuft sowas denn bei euch ab?

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Ich arbeite, im 1:1- und im Gruppencoaching mit MĂŒttern, die sich selbst nicht leiden können, weil sie von ihren Kindern extrem genervt sind, der Alltag frustrierend und unentspannt lĂ€uft, sie zu schnell laut werden und nicht wissen, wie sie dagegen angehen sollen. Also Ă€hnlich wie bei dir.

Zum Großteil verfolge ich den Ansatz, dass alles, was mich an anderen aufregt, immer und auf irgendeine Weise mit mir selbst zu tun. Und da ergrĂŒnden wir zusammen, was das sein könnte, warum mich viele Dinge, die andere tiefenentspannt hinnehmen, auf die Palme bringen. Da gibt es von mir dann erst mal viele theoretische Infos darĂŒber, wie wir lernen, wie GlaubenssĂ€tze aus der Kindheit sich in unserem Leben verfestigen, welche Auswirkunegn nicht erfĂŒllte BedĂŒrfnisse aus dem Kindesalter auf uns als Erwachsene haben. Ist jetzt natrlich schwierig, dass auf die schnelle in ein paar SĂ€tzen verstĂ€ndlich rĂŒberzubringen, so dass die ZusammenhĂ€nge klar werden.

Ich bleib mal bei deinem Beispiel mit dem Glas (stellvertretend kannst du da jede einzelne Situation einsetzen und die Fragen entsprechend umformulieren):

-worum geht es dir wirklich? Dass das Glas in die KĂŒche kommt oder dass das Kind darauf hört, was du sagst?

-wenn dein Kind NICHT auf dich hört, deine Bitte ignoriert, was macht das gefĂŒhlsmĂ€ĂŸig mit dir? Wie fĂŒhlst du dich dabei? Unverstanden, nicht respektiert, nicht ernst genommen? Sei da mal ganz ehrlich mit dir selbst.

-wenn dir klar ist, welche GefĂŒhle dein Kind in dir auslöst, frag dich: woher kennst du das? z.b. dir wird klar, du fĂŒhlst dich nicht respektiert. Wo kommt das noch vor? FĂŒhlst du dich von deinem Partner respektiert? Von deinen Eltern? Von deinem Chef? Wo gibt es einen Zusammenhang? Warum triggert dich das so stark?

- wie war das in deiner Kindheit. Haben deine Eltern respektiert, wenn du etwas nicht tun wolltest? Wurde ein Nein von dir hingenommen? Oder hab es Ärger, vielleicht sogar ein Klaps, Fernsehverbot, Stubenarrest? Wie ging es dir als Kind dabei? Was verbindest du aus Kindersicht damit, dass ein Erwachsener etwas erwartet? Ist das ein angenehmes GefĂŒhl oder kommt da eher Druck, Enge, Angst hoch?

Ich könnte jetzt noch zig Fragen schreiben. Das ist die Kurzform dessen, was ich ĂŒber Wochen mit den Mamas bearbeite. Vielleicht hilft es dir etwas weiter. Denn eins ist klar: es gibt einen Grund, dass du das Glas nicht einfach selbst wegrĂ€umst oder warum es dich so wĂŒtend macht, wenn dein Kind nicht das tut, was du sagst. Und dieser Grund liegt nicht in deinem Kind, sondern in dir. Wenn du rausgefunden hast, was es ist, gern mit den o.g. Fragen, ist es sehr wahrscheinlich, dass du nicht mehr so schnell hochgehst und laut wirst Du holst dir nĂ€mlich unbewusste erlernte Verhaltensweisen ins Bewusstsein und kannst sie deswegen viel besser steuern.

Vielleicht konnte ich dir ja ein kleines bißchen weiterhelfen.

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Hallo Missbalou.

Danke fĂŒr diesen Eintrag von dir! Dies ist nochmal ein ganz neue und ich denke wichtige Herangehensweise an dieses fĂŒr mich kritische Thema.
Ich habe die letzten Tage viel drĂŒber nachgedacht und ein paar Erkenntnisse gewonnen. War mir erst nicht sicher, ob es hier nochmal schreiben möchte, da es ja schon recht privat ist.
Allerdings möchte ich auch nicht, daß du denkst, dass ich deine "Arbeit" mir diesen fachliche Rat zu VerfĂŒgung zu stellen nicht wertschĂ€tze und vielleicht helfen meine Erkenntnisse ja auch mal irgendwann wem anderes hier, der ein Ă€hnliches Problem hat.

Im Grunde sind es glaube ich 2 Dinge die mich dazu bringen, dass ich manchmal nicht mehr ruhig und gelassen bleiben kann.

1. Wenn ich selbst gestresst bin.

Das ist dann sowas wie ich habe einen nicht verschiebbaren wichtigen Termin und mein Kind lĂ€sst sich nicht anziehen. Oder mein Kind trommelt ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum mit irgendwas gegen den Schrank und ich befĂŒrchte schon, dass ich bald wieder Stress mit dem Vermieter bekomme wegen Krach.
Also Lagen in denen ich mich in der Situation wiederfinde ein gewisses Verhalten meines Kindes schnell "abstellen" zu mĂŒssen. Einerseits sind dies die fĂŒr mich die weniger kritischen Situationen, weil mir bewusst ist, warum ich dann so reagiere und die Situation so gut reflektieren kann, zu verstehen, dass natĂŒrlich nicht mein Kind das Problem ist/war, sondern ich bzw. meine Sorge vor den Konsequenzen (Ärger mit Vermieter, verpasster Termin). Das macht zwar mein Verhalten nicht besser, aber zumindest begreife ich dann, was eigentlich grad das Problem ist und kann daran arbeiten.

2. Ich möchte meinem Kind bestimmte Verhaltensweisen, die ich in einem familiÀren Miteinander wichtig finde, anerziehen.

Ungeduldig werde ich eigentlich nur bei Sachen, bei denen ich denke, dass mein Kind sie versteht (auch wenn es natĂŒrlich nicht immer den Hintergrund im Detail verstehen kann).
Der Wunsch, dass mein Kind gehorcht ist dabei eher die Konsequenz aus dem Wunsch, dass eine Sache die ich grad wichtig finde, geschieht.
Das Glas ist dabei wirklich das unwichtigste Beispiel.
Andere Beispiele können sein

- es wird nicht auf die Fensterbank geklettert (klar versteht mein Kind nicht, dass ich Sorge vor einem Sturz aus dem Fenster habe, aber ich denke sie versteht mittlerweile schon, dass sie es nicht darf)
- sie möchte nicht gewickelt werden und ich möchte dem Rest der Familie nicht am Essenstisch die GeruchsbelÀstigung zumuten (dies ist schon ein kritischeres Beispiel, da mein Kind sicherlich noch nicht versteht, dass ihr Windelgeruch am Essenstisch eben eklig ist).

Die Frage danach, was es gefĂŒhlsmĂ€ĂŸig mit mir macht, wenn mein Kind nicht "mitmacht" ist gar nicht so trivial. Es ist nicht so, dass ich mich nicht respektiert fĂŒhle. Ich weiß schon, dass mein Kind nicht mit MIR streiten will, MICH austesten will oder MICH gar bloßstellen möchte, daher kommt auch kein GefĂŒhl des "sich persönlich angegriffen fĂŒhlens" in mir hoch. Vielmehr bin ich verĂ€rgert, dass ich in dem Moment nicht in der Lage bin mein "Ziel" (neue Windel, Kind kommt von der Fensterbank runter) zu erreichen.
Oft sind es ja Situationen, in denen ich es einfach "tun" könnte, wie ja hier auch von vielen Usern empfohlen. Allerdings habe ich eine sehr hohe Hemmschwelle, da es (grade wenn mein Kind dies uns das eben NICHT will) sich fĂŒr mich oft als körperlichen Übergriff anfĂŒhlt und ich das nicht will (Glas aus der Hand reißen, Windel wechseln inkl. Festhalten gegen ihre Willen). Als dann aber quasi vorletzte "Eskalationsstufe" kommt dann oft das laut werden.
Was ich ja - genau wie das körperliche - auch gar nicht will 🙄

Über meine Eltern schreibe ich jetzt bewusst nicht so viel, da es ja auch deren Privatleben betrifft, ABER ein Satz meiner Mutter kommt mir immer wieder in den Kopf in den besagten Situationen mit meinem eigenen Kind, nĂ€mlich:
"Muss ich denn immer erst laut werden" oder "Muss ich denn immer erst schimpfen". Wenn ich da an meine eigene Kindheit denke und versuche mich zu erinnern, dann glaube ich tatsĂ€chlich, dass die vorigen "ruhigen Forderungen" von mir nicht ernst genommen wurden und mir der Ernst der Lage erst beim lauter und "böser" werden bewusst wurde. Das beobachte ich ja auch bei meinem Kind, es tut eben beim laut werden was ich fordere, was mich einerseits darin bestĂ€tigt, dass sie versteht worum es geht, aber andererseits bleibt die Frage ... Warum muss ich denn erst schimpfen (was ich doch gar nicht will) đŸ€

Liebe Missbalou, fĂŒhl dich nicht verpflichtet hierauf nochmal zu antworten. Mir ist klar, dass ein Urbiachat kein 1:1-Coaching ersetzen kann.
Ich danke dir nochmal fĂŒr deinen Beitrag, der mir eine Hilfestellung gibt mich mit mir bezogen auf dieses Thema auseinander zu setzen.
Ich finde toll was du (beruflich) machst und, dass du damit vielen Eltern hilfst. Schön, dass es heutzutage solche Angebote gibt 👍👍👍

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Hey, vielen Dank fĂŒr deine so ausfĂŒhrliche Antwort. Ich finde dich sehr sehr reflektiert.

Was ich etwas rauslese ist eine Hilflosigkeit deinerseits, wenn dein Kind nicht kooperiert und du nicht sicher bist, inwieweit du es dazu bringst, dass es einfach tut, was es soll.
Und, auch das find ich spannend: da ist so ein kleiner Anflug von "was sollen denn die anderen von mir denken...." Vermieter, Verwandte usw. Dir ist es unangenehm, wenn andere denken, dass du dein Kind "nicht im Griff hast", kann das sein? Denn ehrlich, jeder der Kinder hat, der kennt das. Da lĂ€uft halt nicht alles immer wie geschmiert. Und falls dein Vermieter dich anspricht, dann antworte einfach offen und ehrlich, dass du an dem Problem dran bist, entschuldige dich fĂŒr die Unanehmlichkeiten und biete deinem Kind einfach Alternativverhalten an. Das wird schon. Je Ă€lter dein Kind wird, desto weniger tauchen solche Probleme auf. Ihr kriegt das hin. Was wĂ€re denn das schlimmste, was passieren könnte, wenn dein Vermieter genervt reagiert? Mir hilft diese Frage manchmal, weil ich dann erkenne, dass eigentlich nicht etwas wirklich Unlösbares bevorsteht.

Wegen dem Stress: da hilft nur, frĂŒhzeitig beginnen, dein Kind fertig zu machen. So, dass du Puffer hast und erst gar nicht in diese Stressfalle tappst. Kinder spĂŒren das so krass und reagieren darauf. Ich hab gute Erfahrungen damit gemacht, die Kinder einfache Entscheidungen treffen zu lassen statt zu bestimmen. Diese oder diese Hose? Alleine anziehen oder soll ich dir helfen? Sollen wir nach dem Anziehen einen Apfel oder eine Mandarine essen? Manchmal hilft auch sowas wie Wettanziehen. Alles spielerisch halt.

Und, zu deinem zweiten Punkt: am besten lernen Kinder einfach immer und ĂŒberall durch unser Vorleben. Egal was wir sagen, das zĂ€hlt fĂŒr Kinder nicht so viel. Sie beobachten uns ganz genau und schauen, was wir TUN und wie wir uns verhalten. Und das ahmen sie nach. Wie heißt es so schön? Erziehung ist zwecklos, die Kleinen machen uns eh alles nach :-)

Sei einfach locker. Bei euch hört sich doch alles gut an. Sei einfach so, wie du dir wĂŒnschst, dass dein Kind mal sein soll. Und vertraue darauf, dass alles gut wird.

Und wenn dein Kind gern auf die Fensterbank klettern möchte und du das nicht willst, dann darfst du auch ganz konsequent sein und immer wieder Nein, ich möchte das nicht sagen und dein Kind da runterpflĂŒcken. Vielleicht kannst du im Kinderzimmer etwas zum Klettern bauen und das mit Matten oder so sichern. Im Prinzip ist es doch toll, dass du so einen Klettermax hast. Super fĂŒr die Feinmotorik. Lass dein Kind das ausleben, in einem Rahmen, der fĂŒr dich ok ist.

Ich wĂŒnsche euch alles Gute.

Achja, und aus dem "muss ich denn immer erst laut werden, damit es funktioniert" wĂŒrde ich ein "ich werde mal kurz laut, um mein Kind zu erreichen". Erlaub es dir einfach und kĂ€mpfe nicht dagegen an. Wir sind alles Menschen und sowas passiert halt (ich denke nicht, dass du dein Kind zusammenbrllst). Akzeptiere es, dass du manchmal so reagierst und schalte das schlechte Gewissen ab. Komischerweise können wir lockerer reagieren, wenn wir uns erlauben, im Notfall auch mal zu schreien. Und automatisch wird es weinger...

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Wie wĂ€re es mit Kind an die Hand nehmen und gemeinsam das Glas in die KĂŒche bringen 
 eventuell noch zusammen in den GeschirrspĂŒler rĂ€umen anstatt es anzuschreien


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Sprich ihr zeigen wie es gemacht wird 
 immer und immer wieder 
. Kinder lernen nichts beim ersten Mal und vom anschreien lernen sie noch weniger
. Ausdauer und Geduld wirst du in den kommenden Jahren sehr oft beweisen mĂŒssen 
. Viele Dinge macht man zum 7000 mal mit dem Kind gemeinsam bevor es das Kind von alleine macht 


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Es gibt das Buch „Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern“ in dem der Autor selbst sehr schön den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung aufzeigt.
Musste ich nur gerade daran denken..
denn du bittest dein Kind ja eigentlich nicht, das Glas in die KĂŒche zu bringen, sondern forderst es.
Wenn es wirklich eine Bitte wÀre, wÀre es auch ok, wenn das Kind dieser Bitte nicht nachkommt.
Warum ist es dir so wichtig, dass dein 2hriges Kind das Glas in die KĂŒche stellt?
Ist es das wert, dass du laut wirst?

Ich kann das Buch sehr empfehlen und allgemein nur raten, viel gelassener zu werden und nicht getriggert zu sein, wenn das Kind nicht gehorcht.
Kinder lernen durch Beispiel und Vorbild und ich bin sicher, deine Tochter wird sich das bei dir und ihrem Umfeld anschauen.

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Danke fĂŒr deine Antwort 🙂

Nein, natĂŒrlich lohnt es sich nicht wegen des Glases laut zu werden, das ist es ja was mich stört.

Das mit dem Glas soll ja auch nur ein "plakatives Beispiel" sein, aber zu der Frage warum? Es ist bei uns die Regel, dass wir (alle!) in der KĂŒche trinken und da auch unsere GlĂ€ser stehen lassen. Der Grund ist, dass wir nicht das GeplĂ€mper in den anderen RĂ€umen haben wollen oder, dass einer mit dem Glas stĂŒrzt. Ob das jetzt eine gute Regel ist oder nicht kann man in Frage stellen.

Das Buch werde ich mir anschauen, scheint ja nach dem zu klingen was ich brauche. 🙂

Aber nochmal zum Glasbeispiel (ist ja wie gesagt nur ein Beispiel) :Wie könnte ich hier besser reagieren?

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"oder, dass einer mit dem Glas stĂŒrzt"
Dann ist es ja eh nicht sinnvoll, dass sie das Glas selbst in die KĂŒche trĂ€gt.
Da wĂŒrde ich es halt einfach nehmen und erklĂ€ren, dass ich das jetzt in die KĂŒche trage, weil es im Wohnzimmer nicht stehen soll/weil im Kinderzimmer nicht getrunken wird/was auch immer der Grund ist.

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Wenn mein zweijĂ€hriges Kind das Glas nicht in die KĂŒche zurĂŒchbrachte, hab ich das ganz einfach selbst getan.
Das lohnt doch nicht, sich und dem Kind schon mit zwei deswegen so einen Stress zu machen.
Meine Söhne sind 21, 14 und 13 und bringen schon lang GlĂ€ser in die KĂŒche oder worum ich sie sonst halt bitte.

Man kann schon mal laut werden und meckern, das passiert wohl den meisten Eltern. Aber doch nicht dauernd wegen so Popelkram.

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Danke fĂŒr eure ehrlichen Antworten.
Genau, ich möchte harmonisch mit meinem Kind zusammenleben und das laut werden liegt auch eigentlich nicht in meinem Naturell und ich möchte es nicht so einschleichen lassen.

Ich nehme mit aus den Kommentaren mehr zu zeigen und zu erklÀren, als nur verbal zu fordern. Und mehr Geduld aufzubringen. Und noch mehr mich auf das junge Alter zu besinnen, also auch nicht zu viel zu verlangen.
Das sind schon gute Anregungen mit denen ich die nÀchsten Situationen reflektieren werde.

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Ich kann dir noch empfehlen, eine bejahende Umgebung zu schaffen. Ich hab alles, was unsere Tochter nicht haben sollte (Deko etc) einfach weg gerÀumt. Sie wollen Dinge erkunden und tun es nicht, weil sie uns Àrgern wollen, sondern weil sie neugierig sind und die Welt entdecken wollen.
Was nicht hin, haben wir auch mit 2 Jahren noch abschließen mĂŒssen (sĂ€mtliche KĂŒchenschrĂ€nke mit Magnetsicherungen ausgestattet“.
Getrunken wurde bei uns am Tisch,
nicht im Laufen, nicht im Wohnzimmer (haben eine offene WohnkĂŒche).
Solche Regeln geben auch Sicherheit.
Wobei es abgesehen vom groben Tagesablauf bei uns keine krassen Regel. Braucht und wir viele Dinge von Tag zu Tag neu aushandeln, auch mit 3 Jahren noch.
Mittlerweile haben wir fast keine TrotzanfĂ€lle mehr, Grenzen werden akzeptiert (weil sie weiß, dass es je nach Situation anders ausgehe.kann).
Wir erziehen bedĂŒrfnisorientiert, 15 Monate ging es nur in ihre Richtung, danach konnte ich auch mal meine BedĂŒrfnisse mehr berĂŒcksichtigen und mittlerweile kann sie sehr gut abwarten und Kompromisse eingehen.

Vom Kommandieren und erwarten halte ich gar nichts, auch heute erledige ich viele Sachen fĂŒr sie, obwohl sie es vermutlich mit
viel Theater, Drohungen und Geschimpfe auch allein machen wĂŒrde.

DafĂŒr deckt sie fast zu jeder Mahlzeit selbststĂ€ndig den Tisch und wird richtig sauer, wenn das schon jemand von uns ĂŒbernommen hat. Zieht sich selbststĂ€ndig an und aus, sortiert ihre WĂ€sche ein und hilft mir auch sonst bei allen Aufgaben.
Dann helfe ich ihr sehr gern und ĂŒbernehme fĂŒr ein kleines 3-jĂ€hriges Kind auch gern Aufgaben, solange ich sie in ihrer SelbststĂ€ndigkeit nicht hindere.

Es sind Kinder und keine kleinen Erwachsenen!

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Danke fĂŒr deine ausfĂŒhrliche Antwort und Mini-Einblick in euer Alltagsgeschehen und Erziehung.
Das klingt wirklich erstrebenswert. 💓

Vor allem das mit der Ja-Umgebung nehme ich mir wieder mehr zu Herzen. Das hat bei uns auch lange funktioniert, bis sie eben immer mobiler etc. wurde. Dann ist es jetzt wohl an der Zeit die Ja-Umgebung altersentsprechend neu aufzubauen.

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Ja, es Ă€ndert sich stĂ€ndig irgendwas😀 Und auch bei uns gibt es Nein‘s und auch ich werde manchmal lauter. Niemand von uns ist perfekt und das mĂŒssen wir auch nicht sein. Wir geben alle unser Bestes und solange wir unser Handeln hinterfragen und reflektieren, werden unsere Kinder keinen Schaden davon tragen. Ich muss mich auch regelmĂ€ĂŸig bei meinem Kind entschuldigen 😅 DafĂŒr sagt es das auch von sich aus.
Das Leben ist facettenreich und voller GefĂŒhle. Nur wenn wir authentisch sind, lernen unsere Kinder von uns.
Und Mama und Papa dĂŒrfen auch mal wĂŒtend sein. Solange wir dem Kind nicht die Schuld daran geben und unsere GefĂŒhle angemessen zum Ausdruck bringen.

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Meine Kinder lernten von klein auf den Unterschied zwischen einem Satz mit und ohne Bitte. SĂ€tze ohne Bitte sind zu befolgen, auch im normalen Ton.
Brauchst Du spÀtestens in der PubertÀt aber sowas von #schwitz
Macht meine Tochter mit ihrer 14jĂ€hrigen ganz genau so. SĂ€tze ohne Bitte sind nicht verhandelbar. (Augenrollen wird ĂŒbersehen ;-))
Wenn Kinder das verstanden haben, klappt es meist auch ohne laut zu werden. Aber, mein Gott, wenn das MAL passiert, ist es auch kein Drama. Wir sind alle nur Menschen.
LG Moni

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Hallo Moni,

Das werde ich tatsĂ€chlich nochmal genau bei uns/mir beobachten. TatsĂ€chlich spicke ich die allermeisten Aufforderungen mit "bitte", weil ich dass irgendwie als höflich und respektvoll meinem Kind gegenĂŒber empfand đŸ€· Aber wenn dies zu Verwirrung fĂŒhrt bzw. mein Kind "Ernst" von "eben nur einer Bitte" nicht unterscheiden kann, verfehlt es wohl seinen Zweck.

Danke fĂŒr die Anregung

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Bestes Beispiel: Supermarkt: Junge reißt Zeug aus den Regalen. Mutter :(Keine Übertreibung, selber gehört) "*Torben-Korbinian*, BITTE mach das nicht, wir haben das doch schon so oft diskutiert (!!!), dass man das nicht machen darf." NatĂŒrlich macht er grinsend weiter.
Meine Ansage wÀre gewesen im entsprechend ernsten Tonfall: "Hör sofort auf, Schluss damit." Funktioniert immer, ich bin ja oft genug mit Kindern unterwegs gewesen, auch mit welchen nicht aus meiner Familie.
Jeder Satz, der ein Fragezeichen am Ende hat, ist keine Aufforderung sondern eine Option, die frei ist. Z.B. statt "wĂŒrdest du mal herkommen bitte" anstatt "komm her!", wenn der Nachwuchs schon dabei ist, auf die Straße zu rennen. In dem Fall muss man das Ausrufezeichen förmlich hören ;-)
Eine Bitte ist: "bringst du mir bitte was zu trinken aus der KĂŒche mit?" und hat ein Danke zur Folge :-D
Alles Übungssache 👍
LG

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Ich lese Mal bei den Antworten mit, meine Tochter schreit auch viel und meiner Meinung nach unnötig. Gruß

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Die "bitte" falle kennst du ja schon. Es gibt auch noch die "Willst du... z.b. das Spielzeug zu hause lassen..." oder "Wir wollen jetzt... z.b. aufrĂ€umen/ins bett gehen..." Falle. Das Kind denkt sich dann nĂ€mlich hĂ€ufig, ne will ich nicht. Der Satz war aber von Seiten der Eltern in der Regel keine Frage oder die korrekte Benennung des BedĂŒrfnisses des Kindes, sondern eine versteckte Aufforderung - Ende vom Lied, es gibt Theater und das Kind lernt, das "Nein" nicht erlaubt ist. Ein eher ungĂŒnstiger Ausgang.
Sprich, bitten oder eine Frage formulieren sollte man nur, wenn die Antwort dem kind auch wirklich offen steht, sprich ein "Nein" tatsÀchlich eine Option ist.

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Hihi, ja ich habe das Prinzip verstanden.
Und ehrlich gesagt wĂŒrde es mich auch als Erwachsene aufregen, wenn jemand seine Forderungen mir gegenĂŒber versuchen wĂŒrde so "zu tarnen" 🙂
Und Kinder sind zwar auch Kinder, aber ja nicht blöd 😁

Danke fĂŒr den Tip.