Hallo zusammen,
Meine Tochter, knapp 1 Jahr alt, hört leider überhaupt nicht auf das "Nein" von uns.
Ganz extrem ist es mit den Schnüren von dem Plissee an der Balkontür. Sie zieht ständig an den Schnüren und wir möchten nicht, dass Sie da dran geht weil es irgendwann kaputtreißt.
Wir haben mittlerweile das Gefühl, als ob Sie uns provozieren möchte.
Sie läuft zur Balkontür, dreht sich um, guckt uns an und dann reißt Sie an den Schnüren.
Ein klares "Nein" von unserer Seite spornt sie quasi noch weiter an, um noch heftiger an den Schnüren zu reißen.
Wenn ich Sie dann da weghole, haut Sie mir auch noch einmal ins Gesicht oder fängt an zu weinen. Keine Ahnung woher Sie das plötzlich mit dem ins Gesicht hauen hat.
Ich bin langsam echt überfordert.
Was können wir tun?
Versteht Sie mit knapp einem Jahr überhaupt schon, dass Sie da nicht dran soll?
Liebe Grüße,
Dennis
Tochter (1 Jahr) hört NULL auf uns und haut mir ins Gesicht
Deine Tochter versteht "nein" und "nicht" noch nicht und ist auf der Suche nach Grenzen. Wir hatten diese furchtbare Phase auch, unser Sohn hat an der Herdstange geturnt. Wir haben dann gesagt, "lass das" und ihn konsequent hoch genommen und aus der Situation heraus getragen. Das ist lästig, anstrengend und du musst sehr ausdauernd und konsequent sein. Insgesamt haben wir versucht, eine Ja-Umgebung zu schaffen. Alles was er erreichen konnte, war erlaubt (außer die blöde Herdstange). Das andere war weg oder verschlossen. Das erleichtert das Leben von Eltern und Kind.
Kann man die Schnüre hochbinden? Das würde ich tun falls möglich.
Leider ist das nicht möglich. Die Schnüre sind oben und unten an den Rahmen verschraubt. Alles andere wie Mehrfachsteckdose etc. haben wir schon Unerreichbar verlegt oder versteckt aber bei den Schnüren ist es leider nicht möglich.
Wie lange hat die Phase denn bei euch gedauert? Die Kleinen verstehen schon so viel, da dachte ich, ein Einfaches Nein wäre auch schon drin :)
Unser Sohn wird Ende des Monats 2 Jahre alt. Wann das vorbei war? 🙈 Noch immer nicht. Er testet nach wie vor aus, ob es immer noch verboten ist, jetzt aber andere Dinge. Aber er wird vernünftiger und verständiger und kann auch langsam umsetzen, was wir sagen. Aber Grenzen testen hat nicht aufgehört, nein. Tut mir leid. Es ist an euch, die Grenzen wieder und wieder zu bestätigen.
Bei uns ist es ähnlich, ich bin also ständig auf den Beinen, um den Kleinen irgendwo wegzuholen oder Schränke zu zuhalten. Er wird dann trotzig, legt sich auf den Boden und weint. Ich glaube zwar auch nicht, dass er das schon richtig versteht, aber ich versuche ihm zu erklären, warum er es nicht darf. Ein "Nein" versteht er definitiv schon. Wir müssen Geduld haben, dranbleiben und uns 10000x wiederholen. Wenn wir jetzt aufgeben, hat das Kind uns in der Hand, so seh ich das.
Nagut dann müssen wir wohl weiterhin konsequent bleiben und sie jedes Mal da weg nehmen 😅
Es wirkt halt immer so provokant als wüsste sie genau was sie da tut weil sie uns vorher immer extra anguckt ob wir auch wirklich gucken und dann wird an der Schnur gezogen.
Vielen Dank für eure Antworten :)
Wo unsere Kinder nicht drangehen sollten, das haben wir ne Zeit lang aus dem Weg geräumt. Schnüre kann man hochbinden, dass das Kind nicht rankommt; ebenso haben wir Tischdecken nicht über den Rand hängen lassen, Zerbrechlcihes aus der Reichweite des Kindes gestellt. das sind alles Dinge, die die Wohnung kindersicher machtén, aber auch viele Situationen automatisch entschärfen: Wenn keine Schnüre vor der Nase baumeln, sind die ja auch nicht interessant.
Als Geschenk für den 1. Geburtstag fällt mir spontan noch eine Motorikschleife ein; da kann sie selber was bewegen. Für unsere Kinder hatten wir jeweils in der Küche und im Wohnzimmer EINE Schublade, wo die Kinder drangehen durften. Das hatten sie dann schnell erkannt, das sie da ohne Reaktion (kein schimpfen unsererseits) ran gehen durften.
Hallo,
Wie schon wunderbar vor mir geschrieben wurde: Deine Tochter kann noch nicht absichtlich provozieren (das geht erst, wenn sie den Perspektivwechsel gelernt hat, also antizipieren kann, wie du dich als Konsequenz ihrer Handlung fühlst und dafür ist sie noch viel viel zu klein). Wahrscheinlich findet sie deine Reaktion interessant und probiert es deshalb immer wieder aus. Ihr Frontallappen ist auch noch nicht ausgereift genug, um ihr genug Selbstkontrolle zu ermöglichen, sie kann also gar nichts dafür. Das gilt auch für das Hauen. Das muss sie sich gar nicht unbedingt irgendwo angeschaut haben, es ist ein ziemlich intuitives Outlet für Frustration und Wut - in diesem Alter darf man da nicht moralisieren, das verstehen die Kinder nicht. Einfach konsequent reagieren, indem man das Kind sanft davon abhält, deutlich "Nein" oder "Nicht hauen" sagt und das Kind dann aus der Situation nimmt und ablenkt. Lass das Kind gerne auch sehen, dass dir das wehtut (natürlich in angemessenem Rahmen, also nicht laut schreien oder so aber gerne das Gesicht verziehen zB). Das ist anstrengend aber es geht auch wieder vorbei, dir viel Durchhaltevermögen für die nächsten Tage 🙂
LG :)
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort :)
Provozieren? Nein! Deine Tochter ist ein noch nicht ganz einjähriges Kind!
Du erwartest zu viel, sie beginnt doch erst zu lernen, was richtig und welches Verhalten nicht gut ist. Nicht reden, sondern zeigen, indem du ihre Hand von der Schnur nimmst und sie wegsetzt. Dieser Lernprozess kann dauern, also nicht erwarten,dass sie nach 1x wegnehmen es nicht mehr macht.
Beim Hauen machst du das ebenso sagst neben dem "Nein" auch noch "Aua, das tut weh!". Das Hauen ist ihre Art mit dir zu kommunizieren, sprechen kann sie ja noch nicht.
Logisch durch (MIT)Denken erfassen kann ein Kind in dem Alter noch nicht, das kommt erst später.
Na ja du willst von nem 1 jährigem Kind zu viel. In diesem Alter (sage ich mal als bald 5fach Mama) ist die Regel so durchzusetzen - Kind nehmen und wegbringen, dabei sein und das Übel schon am Anfang verhindern, die Hand anhalten, bevor sie zuschlägt und laut sagen NEIN, sowas machen wir nicht, das tut weh! Habe bitte Geduld mit ihr, das ist eben die Phase, wo sie das erste mal so richtig verstehen, dass sie und Mama manchmal unterschiedlichen Meinung sind, was gut ist und was nicht und das baut Frust auf, denn ein kleines Kind ja nun schlecht mit Sprechen klären kann - da wird eben geweint und getobt. Bitte verstehe einfach, es ist eine Entwicklungsphase und da geht jedes Kind durch. Atme tief ein, atme wieder aus. Erkläre nicht viel, in diesem Alter ist es das Vorbild sein und die richtigen Rituale und Regeln vorzuleben das wichtigste. Alle essen zusammen, alle räumen zusammen auf, alle helfen mit. Man fängt eben klein an. Das wichtigste ist es nicht als "Absicht" oder etwas "böses" zu definieren. Sie lernt das schon. Und Ruhe der Mutter überträgt sich aufs kind.
Lege die Schnüre doch einfach hoch und erprobt Erziehung an einer Sache, die weniger zerbrechlich ist.
Ich denke schon, dass Deine Tochter weiss, was 'Nein' bedeutet, aber das nutzt nix. Es gibt so einen Bereich im Gehirn (ich habe vergessen welcher), der ist für die Impulskontrolle zuständig und der ist bei so kleinen Kindern einfach noch nicht ausgebildet. Töchterchen sieht Strippen, das Verlangen dran zu ziehen überkommt sie, also macht sie es. Sie kann nicht anders. Da sind keine Synapsen, die eine Verbindung von 'Darf ich nicht' zu 'Ich will aber' funken.
Also: 'Nein!' -> Wegnehmen -> Alternative anbieten.
Deswegen wirst Du auch in fast jedem Haushalt mit Kleinkindern ganz unten eine Schublade mit Tupperdosen finden. Damit die lieben Kleinen nicht anfangen, den Schrank mit den schweren Töpfen und Pfannen auszuräumen. Vom Ausräumen kannst Du sie nicht abhalten - das finden sie viel zu grossartig.
Grüsse
BiDi