Hallo,
das ist jetzt vielleicht eine sehr kontroverse Frage, ich bin aber trotzdem auf eure Meinungen gespannt.
Ich habe kürzlich in der Bibliothek ein Jim Knopf Bilderbuch fur meine 2.5-jährige Tochter ausgeliehen, die gerne Lokomotiven mag. Ich kenne selbst nur die Bücher von damals und habe diese in sehr guter Erinnerung. Jetzt stoßen mir aber die neuen Bilder in dem Buch auf. Die Art wie Jim Knopf gemalt wurde, finde ich schlichtweg rassistisch. Alleine dieser Mund! Da fällt mir gleich das N-Wort ein und das finde ich nicht gut. Es sind ja keine alten Bilder, sondern recht neue Bilderbücher. Ich bin jetzt echt unschlüssig, ob ich die überhaupt noch holen soll. Klar, es ist ein Kinderbuch, aber muss es so überzogen sein? Wäre ich ein farbiges Kind oder hätte eins, würde mich das richtiggehend verletzen.
Was denkt ihr? Künstlerische Freiheit oder sollte der Verlag da ausbessern? Viele Grüße
Jim Knopf
schon mal überlegt, wann das Geschrieben wurde, wieso muss man eigenlich alles verändern, die Zeichnung sieht aus wie die Marionette ider Ausgbuger Puppenkiste
Jim Knopf ist ja von der Geschichte an sich schon recht umstritten.
Wenn einen die „rassistische Interpretation“ stört wäre konsequenter die Geschichte komplett zu meiden.
Oh, wegen der Geschichte umstritten? Warum? Soweit ich mich erinnere, wird er doch in einem Paket fälschlicherweise als Baby auf die Insel geschickt, und wächst da bei einer Ziehmutter auf.
Oder geht es um einzelne Geschichten?
Mal zwei Artikel zum Thema:
https://www.zeit.de/hamburg/2020-07/rassismus-fruehbildung-kita-vorschule-paedagogik-christiane-kassama?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F
https://www.stern.de/amp/kultur/buecher/rassismus-in-lummerland--die-causa-jim-knopf-9386566.html
Das stellt nicht notwendigerweise meine Sichtweise da.
Huhu,
die Bilder finde ich dad geringste Problem. Eher stört mich aus heutiger Sicht die Geschlechter-Stereotypen in diesen Büchern.
Der Text ist für ein Kind in dem Alter meiner Meinung nach ungeeignet weil zu komplex. Geht ab Grundschulalter.
LG
Mich stört vor allem, dass in den meisten Kinderbüchern kaum Mädchen oder Frauen mit wesentlichen Rollen vorkommen. Wenn ich meinen Kindern vorlese, ändere ich entsprechend oft heimlich die Geschlechter ab. Dann holt beispielsweise der Papa die Kinder vom Kindergarten und die Mama kommt abgehetzt aus der Vorstandssitzung. Oder eine Gruppe von 6 Kindern besteht nicht aus fünf Jungs und einem Mädchen, sondern aus drei Jungs und drei Mädels. Dafür wird eben aus Tim eine Tina und aus Manuel eine Manuela Ich muss mich dann nur konzenrieren, dass ich das konsequent durchziehe. Mal gucken, ob ich irgendwann damit auffliege, wenn meine Kinder selber lesen können
Ich finde die ganzen "Klassiker" aus unserer Kindheit problematisch. Haben "Das kleine Gespenst" von Preußler gelesen. Sowas von aus der Zeit gefallen.
Selbst Lindgren passt manchmal einfach nicht mehr! Der Anfang von den Kindern aus Bullerbü, da zieht sie sowas von geschlechterstereotyp über ihre Brüder her, gruselig!
Oh ja, da fällt mir ein Spruch von meinem Religionslehrer in der Oberstufe ein. Da ging es zwar um die biblische Sicht im Vergleich zur heutigen, aber der Spruch passt auf alles.
Er sagte:"Ihr müßt das immer kultur- historisch sehen!". Meinte damit, dass die Geschichten/Erlebnisse zu einer anderen Zeit geschrieben wurden, wo sie halt dem Gesellschaftsbild in der DAMALIGEN Kultur entsprachen.
Wenn man sich über den Inhalt und die Darstellung alter Bücher aufregt, dürfte man nur Bücher der letzten paar Jahre lesen/- lassen. Ich finde die Bücher aus früheren Zeiten eher interessant, wie schon erwähnt, sind das gute Aufhänger um mit seinem Kind diese alten Werte und das Gesellschaftsgefüge zu erklären. Jede Zeit gehört doch zur Menschheit,da kann man doch nichts weglassen, weil einem persönlich nicht gefällt!
Ich finde, da muss man aber vom Alter her unterscheiden. In der Oberstufe lernt man, das kulturhistorisch zu sehen. Kleinkinder, selbst Grundschulkinder, bilden ihre Weltsicht unter anderem aus den Geschichten, die sie vorgelesen bekommen.
Hallo,
Lustigerweise habe ich das alte Ursprungsbuch ausgeliehen und angefangen, meinem Sohn daraus vorzulesen weil ich die Geschichten als Kind sehr mochte. Ich bin richtig erschrocken, wie oft ich in den ersten 3 Kapiteln Sätze ändern oder weglassen musste, da sie so rassistisch waren (da wird geschrieben, dass Baby Jim Knopf erschrickt als er das (von Ruß) schwarze Gesicht von Lukas sieht weil es ja selbst noch nicht wisse, dass es schwarz ist....oder dass der Jugendliche Jim Knopf Waschen überflüssig findet, weil man den Schmutz auf seiner Haut ja gar nicht sieht.... Oder dass Frau Waas sich nicht an seiner Hautfarbe stört, sondern sie sogar entzückend findet weil sie so toll zu rosa passt etc). Als Kind ist mir das natürlich nicht aufgefallen, ich hatte mich auch gar nicht daran erinnert. Ich weiß jetzt gerade auch nicht so recht, ob ich das Buch weiterlesen und die rassistischen Sätze weglassen oder das Buch direkt wieder zurückgeben soll.
LG :)
PS: Im Buch kommt sogar das N-Wort vor. Das war sogar das erste rassistische was kam und ich habe den Satz dann mitten im Lesen stammelnd in "N....iedliches Kind" geändert und riesen Augen bekommen
Oh wow, als so rassistisch hatte ich das Buch gar nicht im Kopf.
Wenn dich diese Meinung ernsthaft interessiert, dann würde ich nicht bei Urbia fragen, sondern mich um die Ansicht tatsächlich Betroffener bemühen.
Ich als weiße Frau möchte mir nicht das Recht herausnehmen, über die Gefühle dunkelhäutiger Menschen in Bezug auf Rassismus in Jim Knopf zu urteilen, oder gar zu entscheiden. Ich kann jedoch unterstützen, indem ich das Buch bei negativer Resonanz meide, oder auf betreffende Stellen aufklärend eingehe. Du musst dir ja nur mal die Kritiken gegenüber Disney ansehen, wenn es mal nicht um weiße Prinzessinnen geht.
Eher noch bin ich aber dafür, dass die Integration entsprechender Gruppen bei der Erstellung von Büchern/Filmen/Serien etc. gefördert wird. Und auch, dass der Zugriff auf Werke anderer Länder/Kulturen/Hautfarben etc. vereinfacht wird.
Eigentlich ist dieser Beitrag der einzig relevante in der ganzen Diskussion.
Perfekt auf den Punkt gebracht.
Als ich deinen Beitrag gestern gelesen habe, wollte ich spontan widersprechen, dass Urbia nicht aus lauter weißen Vorstadtfrauen besteht, man teilweise so überhaupt erst an Meinungen von Betroffenen herankommt und die Debatte wichtig ist, weil man daraus lernt und sich so mancher rassistischen Stereotypen in unseren Kindheitserinnerungen erst bewusst wird... Nachdem ich jetzt aber gesehen habe, wie sich der Thread über Nacht entwickelt hat, bin ich froh, dass ich dir nicht widersprochen habe gestern. Wirklich schade, dass sich sowas direkt in eine Echokammer für jene entwickelt, die "ich lass mir meinen Alltagsrassismus nicht nehmen, der hat mir noch nie geschadet" skandieren und sich dann selbst auf die Schulter klopfen, wie patent und integer sie doch sind
Hallo,
also ich finde nicht, dass man jetzt alles ausbessern muss, was schon älter ist.
Mir persönlich hat es ja schon gestunken, als der Pumuckl "modernisiert" wurde oder wie die ganzen Disney-Prinzessinnen aus den Klassikerfilmen immer moderner werden.
Ich bin wirklich auf dem Stand der Zeit und setze dies auch bewusst um, aber in manchen Punkten kann man auch mal die Kirche im Dorf lassen.
Bei Jim Knopf sind auch in den neuen Büchern noch die Originalzeichnungen von damals und ich finde das eine tolle Erinnerung an die damalige Zeit. Die Geschichte hat einfach schon mal ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel.
Wenn man damit anfängt, müsste man sämtliche Märchen, Disneyfilme und Kinderbuchklassiker auf den Kopf stellen.
Michel aus Lönneberga wäre heute wahrscheinlich ein "verhaltensauffälliges Kind", da war er immer der "Freche" und seine Schwester die "Brave".
In vielen älteren Disneyfilmen wurden noch Klischees bedient.
Erst gestern haben wir uns die 1992-Version von "Die Schöne und das Biest" angeschaut....was würde da heute für ein Aufschrei kommen z.B. bei der Szene als Gaston seine dreckigen Flossen auf den Esstisch legt und von Belle verlangt, dass "sein kleines Frauchen" ihm die Füße massieren soll.
Vermutlich würde die Szene heute komplett rausgestrichen werden.
Oder die Ehevermittlung bei "Mulan".
Und in den Pumuckl Folgen wird geraucht, bayrisch geflucht, Bier getrunken oder Eder sagt auch mal zu einem Kind "Du kriegst fei gleich a Watschn!"
Aber es war eben damals diese Zeit, in der die Filme spielen.
Und auch solche Filme und auch die Literatur sind eben ein Stück Geschichte.
Wichtig ist, dass man seine Kinder zeitgemäß aufklärt.
Meine Kinder haben auch schon in Lindgrenbüchern das N-Wort gelesen, aber wir haben es ihnen erklärt und das man das eben heute nicht mehr sagt. Punkt.
Mein Sohn sagte übrigens, dass er das Wort sowieso nicht so schön findet und sein afroamerikanischer Kumpel im Sportverein ist und bleibt für ihn "sein XY" (Name des Kindes) und das ist gut so.
Du spricht mir aus der Seele...
Danke!
Ich finde, dass man Geschichten wie Michel aus Lönneberga genauso hinterfragen darf wie veraltete Erziehungsmethoden. Ob jetzt verhaltensauffällig oder nicht - ein glückliches Kind verhält sich anders und die Erziehungsmaßnahmen in der Geschichte sind auch beängstigend. Anscheinend soll man sich über das Leid in diesen Geschichten amüsieren. Und wenn dann in der Schule jemand geärgert wird, dann soll man plötzlich nicht mitlachen? Das finde ich ein bisschen zu viel verlangt.
Ich finde auch, man hätte es etwas sensibler in die heute Zeit überführen können. Die Zeiten ändern sich nun mal und ein Stilmittel wie diese sehr überzogenen Lippen sind nun einfach nicht mehr zeitgemäß. Kein Kind würde den alten Bildern nachweinen, das machen nur die Eltern, die ihrer eigenen Kindheit nachtrauern. Früher war ja alles besser...
Ist halt so, als würde der Deutsche per se immer als Nazi dargestellt werden, weils doch früher auch so war und man ja nicht immer alles modernisieren muss 🙄
Natürlich ist es schade und sticht manchmal ein wenig. Und natürlich muss man diese tollen Bücher aus unserer Kindheit nicht vergessen. Man kann sie mit den (größeren) Kindern in den Kontext der Zeit einordnen. Aber zum einfach nur vorlesen und träumen würde ich sie nicht mehr nehmen.
Aber zum Vorlesen und Träumen für jüngere Kinder gibt es ja wirklich viele viele andere zeitgemäße wunderschöne Bücher.
Hier in der StaBi wird dauernd aktualisiert und auch in den Buchläden sind immer wieder neue Bücher zu so vielen tollen (und auch aktuellen!) Themen. Da findet sich doch für jeden was und man muss ja nicht unbedingt den Jim Knopf oder den Lönneberga nehmen, wenn man sich damit nicht wohl fühlt.
Was ist das Problem an Michel?