Zweisprachige Erziehung nicht-dominate Sprache

Ich hatte auch immer die Vorstellung, dass bei zweisprachiger Erziehung jedes Elternteil seine Sprache spricht. Nun ist es aber so, dass mein Freund zwar Spanier ist, aber in Deutschland aufgewachsen. Er spricht Spanisch, aber seine Alltagssprache ist Deutsch und ich merke auch, dass er hier und da auf Spanisch Fehler macht (mein Spanisch ist etwa C1, ich verstehe auch komplexe Dinge, mein letzter Spanischkurs C1/C2 war für Übersetzer, also auch Gerichtsdokument von Deutsch nach Spanisch übersetzen, aber ich spreche natürlich nicht fehlerfrei und mit Akzent). Noch ist meine Tochter nicht geboren, aber ich mache mir so meine Gedanken, wie es umzusetzen ist. Nur Deutsch ist leider auch keine Option, da fast die ganze Familie inzwischen in Spanien lebt, bis vor kurzem die ganze Familie. Und die Cousine von meiner Tochter wird auch nur Spanisch erzogen, obwohl der Vater fehlerfrei Deutsch spricht. Hat jemand damit Erfahrungen oder Tipps?

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Mit C1, könntest du jemanden die spanische Grammatik erklären? Ich frage, weil mein Cousin mit einer Norwegerin verheiratet ist und in Norwegen lebt. Beide Elternteile sprechen jeweils ihre Muttersprache mit den Kindern und auch untereinander; IMMER! Mein Cousin hatte aber festgestellt, dass die Kinder grammatikalische Fehler manchmal machten und machte dann ne Zeitlang Deutschunterricht privat. Für seine Kinder und auch deren Freunde, die deutsch als Fremdsprache in der Schule hatten.

Die Kinder sprechen sehr gut deutsch. Seine Große verdiente sich während des Studiums was als Stadtführerin in Oslo dazu. Sie wurde oft für eine gebürtige Deutsche gehalten,die in Oslo ein paar Semester studiert.

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Ja, ich könnte die spanische Grammatik sogar besser erklären als die Deutsche. Einfach weil man eine Fremdsprache ja ganz anders lernt.
Bei deiner Cousine ist es dann aber auch genau das klassische "Jeder spricht seine Sprache", da würde ich mir auch keine Gedanken machen.

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Ich würd deinen Freund die Fehler - sofern es welche sind - einfach machen lassen.
Dein Kind lernt "richtiges" Deutsch und Spanisch dann eben mit ein paar kleinen Fehlern - so what. Für die Familie wird es reichen und wenn es dann später den Anspruch hat perfekt zu sprechen, wird es Möglichkeiten geben.

Ist ja auch die Frage, ob es im spanischen nicht auch eher eine Dialektsache ist? Hier gibt es ja auch Dialekte, die grammatikalisch jedem hochdeutsch Sprechenden die Fußnägel rollen lassen.

Ich hatte eine Arbeitskollegin mit türkischem Hintergrund. Sie konnte türkisch, wenn auch mit deutschem Einschlag und ist dann im Studium mal in die Türkei, um die Sprache zu verfeinern und ihren Wortschatz zu erhöhen.

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Klar, gibt es super viele Dialekte nicht nur in Spanien, sondern auch in Lateinamerika. Und dann auch grammatikalische Unterschiede zwischen den einzelnenen Regionen. Allerdings sind das nicht so die Fehler vor denen ich "Angst" habe. Es sind dann eher Fehler die von Deutsch gefärbt sind oder fehlende Vokabeln, weiblich statt männliche Form etc.

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Soweit ich weiß sind ein paar kleine Fehler unproblematisch. Kinder sind sehr gut darin, eine Sprache von den Eltern zu lernen und am Ende besser zu können als die Eltern. Sicherlich wäre es hilfreich, wenn ihr die Familie aus Spanien öfter mal seht. Wenn man dann noch spanische Bücher vorliest und später auch Fernsehsendungen erstmal nur in Spanisch anbietet, hat das Kind wahrscheinlich genug Input, um die Fehler des Vaters zu erkennen und nicht zu übernehmen.

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In mir sträubt sich immer alles, wenn ich mit bekomme, wie Eltern in einer nicht-Muttersprache mit eindeutigen Fehlern (und dann eigentlich auch immer noch viel schlimmer als das was bei meinem Freund an Fehlern vorhanden ist) mit ihren Kindern sprechen und ich denke mir dann immer, da tut man den Kindern doch keinen Gefallen. Aber vermutlich hast du Recht, dass es nicht ganz so schlimm ist, wenn man eine Sprache richtig lernt. Und bei der anderen später kleinere Fehler ausbügeln muss.

An Bücher, TV, Musik etc auf Spanisch hatte ich auch schon gedacht. Aber vermutlich ist es besser wenn der Input dann erstmal nur auf Spanisch kommt, da Deutsch ja eh gelernt wird. Nur ob ich unbedingt Bücher auf Spanisch vorlesen möchte, muss ich mir noch überlegen.

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Ich hab es aus meinem Studium so in Erinnerung, dass es nichts schadet, wenn die Eltern die Sprache nicht perfekt beherrschen. Ich finde es auch unangenehm, wenn Eltern mit ihren Kindern in einer Sprache sprechen, die sie selbst eindeutig nicht ausreichend beherrschen. Negativ erscheint mir daran aber eher, dass die Eltern so angestrengt wirken und manchmal Probleme haben, das, was sie sagen wollen, auch tatsächlich rüberzubringen (z.B. weil ihnen die passenden Worte nicht einfallen). Es wirkt dann auch so gezwungen. Grammatikalische Fehler würden mir dagegen kaum Sorgen machen.

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Hi,

wir leben in Deutschlang und erziehen ebenfalls zweisprachig. Jedoch sind wir beide "echte" Muttersprachler und sind auch in dem Land aufgewachsen, wo die jeweilige Sprache gesprochen wird (Deutsch in Deutschland und meine Sprache in meiner Heimat). Wir sprechen konsequent jeder seine Sprache, egal wo, in welcher Situation oder sonst wer dabei ist und das funktioniert erstaunlich gut. Auch versuche ich viel Kontakt zur Sprache durch Bücher, Musik etc. einzubringen. Es gibt zum Beispiel bei uns so gut, wie keine deutsche Lieder, die lernt er eh in der Kita. Und viel Kontakt (z.B. auch Videotelefonie) mit der Familie in der Heimat. Später gehts auch zum Muttersprache-Unterrricht, Sportvereine etc. gäbe es auch.

In meinem Umfeld habe ich einige Fälle, wie bei euch. Es gibt hier viele Menschen aus meinem Heimatland, mittlerweile in 2. oder sogar 3. Generation, die die Sprache tatsächlich nicht mehr so toll sprechen. Einerseits finde ich es schade, anderseits finde ich es super, wenn sie die Sprache auch einfach so sprechen, egal ob mit oder ohne Fehler. Ich denke hätten die die Möglichkeit gehabt die Sprache "richtig" zu hören, würden die es auch besser sprechen.

In deinem Fall würde ich daher vorschlagen Medien (Musik, Bücher, später mal Filme etc.) auf Spanisch, spanische Spielgruppe, evtl. auch mal die spanischspachige Kita (war bei meiner Sprache leider keine Option..). Ihr habt mit Spanisch auf jedem Fall den Luxus, dass es keine besonders exotische Sprache ist und, dass es (sicherlich wohnortabhängig..) wahnsinnig viele Angebote gibt.

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Ja, ich hatte mich neulich auch mit einer Finnin unterhalten, sie hat es schon schwer das ihr Sohn außer von ihr und wenn dann Kontakt zur Familie ist, mit Finnisch in Berührung kommt. Da ist Spanisch schon viel einfacher. Eine Kita wird auch schwer, aber spanischsprachige Mütter zu finden ist schon realistischer. Und in der normalen Schule gibt es inzwischen auch öfters Spanisch als 2. Fremdsprache und vermutlich gibt es auch Muttersprachlerunterricht. An Medien auf Spanisch habe ich auch gedacht, aber vermutlich sollte da auch erstmal nur Spanisch von uns kommen, denn Deutsch kommt ja so wie so. Und die spanische Familie, die auch alle Deutsch können, sollten so wie so Spanisch und nicht Deutsch sprechen.

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Hallo,

ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum man bei einer "Zweitsprache" solche Bedenken hat, wenn Fehler vorgemacht werden.

Was ist denn die Alternative?
Ein Mensch lernt doch nicht ernsthaft besser Spanisch, wenn er in der 9.Klasse ein Wahlfach belegt... Bzw, wenn er das schafft, schafft er es auch, ein paar Fehler auszubügeln.

Mein Opa sprach fließend tschechisch. Ich wünschte, er hätte es mir beigebracht - ich würde gerne eine Menge Sprachfehler und deutschen Akzent in Kauf nehmen, um mich zumindest verständigen zu können.

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Wenn wir unter 3 eine Sprache lernen, dann tuen wir es anders als als Erwachsene. An der Muttersprache oder den Muttersprachen lernen wir auch wie Sprachen funktionieren. Es geht hier nicht um eine Zweitsprache sondern um eine zweite Muttersprache.
Lernt ein Kind keine Sprache richtig, kann es sich später auch nicht ausdrücken, egal in welcher Sprache.
Gerade habe ich erst eine sehr spannende Reportage darüber gesehen, wo u.a. als Ergebnis einer Studie herauskam, dass es eine Relation zwischen der Anzahl der Worte, die ein Kind pro Tag hört und den späterem Erfolg im Leben gibt.

Meine Frage war ja auch nicht, Mehrsprachigkeit ja oder nein sondern wie klappt es am besten, wenn es nicht klassisch jeder spricht seine dominante Sprache ist.

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"Lernt ein Kind keine Sprache richtig, kann es sich später auch nicht ausdrücken, egal in welcher Sprache."

Aber es würde ja zumindest eine Sprache richtig lernen - deutsch nämlich.

Da würde ich mir jetzt um die andere Sprache keinen allzu großen Kopf machen. Schon gar nicht, wenn es so viel spanisch-sprachige Verwandtschaft gibt, Besuche im Land stattfinden werden etc. Auch Bücher sind ja in der Regel grammatikalisch korrekt ;-)

Man muss sich nicht jeden Schuh anziehen, nur weil es in anderen Familien schlechte Beispiele gibt.

LG!

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Ich glaube mit Deinen Ansprüchen dürften manche rein deutsche Eltern mit ihrem Kind kein Deutsch reden, Stichwort Schakkeline mach dem muh mal ei. Wichtig ist, dass das Kind von Anfang an in beiden Sprachen zu hause ist, beide Sprachen auch mit emotionaler Wärme verbindet, sprachliche Bilder kennenlernt.
Mit Sicherheit werdet ihr ja auch entsprechend Bücher vorlesen (grade wenn ihr Verwandtschaft habt, die an der Quelle sitzt) und später Filme gucken. Komplexe Grammatik kommt für Teenager, dann könnt ihr ggf nach Kursen gucken damit es dann auch Zertifikate gibt um können zu bescheinigen. Du machst Dir grade um Probleme einen Kopf, die frühestens in 10 Jahren dran sind. Selbst Kinderbücher vorlesen ist ja noch Zukunft für Euch. Ich mag es auch überhaupt nicht, wenn mit Babies und Kindern so eine eigene Sprache gesprochen wird (der Wuff, die Quakquak und alles verniedlicht...) Unser Sohn ist dt-Englisch, ich weiß auch wieviele Bücher so eine Verniedlichungssprache nutzen, grade im Englischen weil sich dann ja alles so schön reimt noisy horsey #augen Ich habs vermieden wo es nur ging, aber alle seine Kuscheltiere haben solche auf y/i Namen bekommen #rofl Also lass Dein Baby erstmal auf die Welt kommen, dann redet mit dem Kind in beiden Sprachen wie Euch der Schnabel gewachsen ist und dann guckt mal weiter, was dann dran ist. Denn nichts ist schlimmer als ein Kind, was so eine gestelzte Sprache spricht, dass jeder Erwachse das Lachen unterdrücken muss. Mein Kleiner sagte mit 2 Jahren mit einem Lächeln straw baby ice cream ... ich weiß nicht wieviel strawberry icecream er deswegen geschenkt bekommen hat in GB.Es war DIE motivation die schwache Sprache zu nutzen, soviel können Mamam und Papa nicht jubeln bei grammatisch korrekten Sätzen wie ein Erdbeereis von jemand Fremden/Herbergsvater motiviert.

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"Hier und da" Fehler sollten nicht so schlimm sein, wenn er fließend und ohne (oder mit kaum) Akzent spricht.

Ich mache im Deutschen auch mal Fehler. "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" und so. Und wenn ich hier lesen, wie viele Leute glauben, das "zwecks" ein Synonym zu "wegen" ist ...

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Dass als Konjunktion hat zwei s...

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Quod erat demunstrandum🤣🤣🤣