Hallo,
Ich habe eine fünfjährige Tochter und wir drohen in unserer Erziehung manchmal mit Strafen.
Natürlich weiß ich, dass es nicht die beste Lösung ist und dass wir, wenn wir so weitermachen, bald die Retoure kutsche bekommen und sie ebenfalls mit drohen anfangen wird.
Meistens geht es um banale, alltägliche Handlungen, die vor allem mit dem gemeinsamen Essen oder zu Bett gehen zu tun haben. Wir sagen es immer 2-3 und wenn dann nicht gehorcht wird, dann kommt der böse Sonst-Satz.
Also beispielsweise:
"Setz dich zum essen hin." (nicht rumlaufen)
"komm bitte zum Zähne putzen ins Bad."
"trödel nicht so."
"nicht hauen."
... "sonst gibt es später keine gute nacht geschichte mehr."
... "sonst gibt es später kein schokoeis mehr."
..." sonst gehst du alleine ins bett."
Oder ganz schlimm:
... Sonst zähle ich bis drei 🤐🙄
Nicht korrekt, aber es funktioniert.
Nun möchte ich gerne wissen, wie kommt man an sein Ziel ohne Strafe anzudrohen?
Es heißt immer, man soll konsequent sein, aber wie formuliere ich das an mein kind?
Und wie macht ihr das?
Konsequenzen und Strafen wie macht ihr das?
Naja ich glaube das Grundproblem ist hier die Kommunikation. Wie wäre es mit mehr" ich möchte, dass du dich beim Essen hinsetzt, alle sitzen beim Essen am Tisch, sonst wird der Boden schmutzig und den muss ich dann putzen. Das will ich nicht."
Oder: Wir möchten gerne alle zusammen am Tisch essen und gemeinsame Familienzeit genießen. Setz dich bitte hin, dann kannst du was aus dem Kindergarten erzählen. "
Oder "wenn du andere Menschen haust tut das ihnen weh. Wenn dir was nicht gefällt kannst du das anders ausdrücken (alternative anbieten), wenn du wütend bist, kannst ein Kissen hauen"
Sowas halt. Mehr Begründung, mehr anbieten von Alternativen. Selbst auch ein wenig mehr Geduld haben (ich weiß die geht im Alltag oft verloren.)
Ansonsten schauen wie man die Bedürfnisse vereinen kann.
Beim Essen: sie hat ein ihrem Alter angemessenes Bedürfniss nach Bewegung und Spiel. Ihr habt ein Bedürfnis nach gemeinsamer Familienzeit am Esstisch und nicht so viel putzen zu müssen.
Da müsst ihr schauen wie ihr einen Kompromiss findet bzw ihr klar macht, dass ihr ihre Bedürfnisse ernst nehmt und darauf eingeht, es eben aber auch Regeln und gewisse Routinen gibt die ihr vorgebt.
Das Geheimnis liegt darin dem Kind eine Möglichkeit zu geben eine intrinsische Motivation zu entwickeln. Das es die Sachen selbstständig macht. Es geht nicht ums gehorchen. Es geht um Kompromisse. .ihr seid aber in der Verantwortung. Das heißt hinterfrage zunächst die Routinen. Schaue wondu deinem Kind Entgegenkommen kannst und bitte dein Kind dir ebenfalls entgegenzukommen. Und nimm aktiv war wo deine Tochter bereits kooperiert und teile ihr auch mit das du das warnimmst.
Deine Frage ist keine Frage der Konsequenz in dem Sinne. In deinen Beschriebenen Beispielen geht es eher um Kooperation.
Danke, eine tolle Antwort.
Ich werde es mal probieren, anders zu formulieren und mehr zu erklären.
Natürlich reden wir auch nicht immer im befehlston mit ihr. Das habe ich jetzt im text auch etwas abgekürzt.
Also ich würde auch eher erklären wieso was wie gemacht werden soll statt mit Strafen zu drohen.
"komm bitte zum Zähne putzen ins Bad." <- den finde ich lustig, so höre ich häufiger, dass man beim Zähne putzen rumlaufen soll, das sind extra Kalorien die man verbrennt. 3 Minuten sind 3 Minuten ^^
Aber bei allen anderen sollte es logisch sein. Wenn sie es versteht, merkt sie sich eher wieso sie was nicht soll. Und sei es ein: "Ich möchte bitte, dass du XY machst, weils MICH sonst einfach stört. Würdest du das also bitte so machen?"
Sei einfach ehrlich und authentisch.
Naja - wenn man dabei rumläuft macht man es halt selten konzentriert und ordentlich und so werden die Zähne weniger sauber. Finde, das kann man schon gut verargumentieren. Ich finde, 3 Minuten sind nicht zwingend 3 Minuten
Man kann auf elektrische Zahnbürsten wechseln. Die sind meist eh besser als es Kinder mit 5 machen würden und sie machen das oft lieber.
Mit 5 Jahren musst Du nicht mehr den großen Erklärbär geben.
Das Kind weiß, das Schlagen und Hauen anderen weh tut, Gewalt ist grundsätzlich keine Lösung, auch Gewalt gegen Sachen ist nicht angezeigt.
Das Kind kennt die Regeln fürs Familienessen, alle am Tisch und sitzen bleiben und mit Nahrung wird nicht gespielt, mit vollem Mund nicht gesprochen.
Von daher ist es überflüssig immer alles aufs neue wieder und wieder vor zu denken und erklären. Mit 5, 6 Jahren wissen Kinder gut Beschied und haben mitbekommen, was die Eltern für Gründe haben und wie etwa stattfinden soll.
Logische Konsequenz von Trödeln ist zu spät für irgendetwas zu sein, etwas nicht mehr tun zu können, was sonst stattgefunden hätte.
Kindern ihre negativen Erfahrungen auch machen zu lassen, ist hilfreich, wer sich nicht anzieht friert, wer sein essen nicht isst, bekommt später Hunger und muss dann aber warten, bis es wieder etwas gibt.
Strafen braucht es gar nicht. Logische Konsequenzen, ergeben sich von selbst.
Es ist gut nicht ständig in der Theorie zu bleiben, sondern das Kind tatsächlich mit der Realität und in der Praxis zu konfrontieren, dann ist der Bus eben weg und abgefahren und man kommt zu spät, dann sind die Füße nass und es ist unangenehm, weil man zu tief mit den Gummistiefeln im Teich war.
Erfahrungen sind hilfreich und oft besser als 1000 Worte.
Die Grenze der Konsequenz ist dort zu ziehen, wo es echte Gefahren gibt und sich ein Kind ernsthaft verletzen könnte ... das muss man selbstverständlich unterbinden.
Kein Kind muss also auf die heiße Herdplatte fassen oder vor ein Auto rennen um am eigenen Leib zu erfahren, dass Unfälle schmerzhaft sind und Schäden anrichten.
Wir sagen die Sachen nett.
Wir sagen "Es ist schön, wenn wir beim Essen alle zusammen sitzen. Wir sind ja eine Familie und wir haben uns lieb." und "Bitte komm ins Bad, dann kann ich dir helfen mit den Zähneputzen, dann haben wir danach viel Zeit für Vorlesen."
Das. Genau das.
Hallo.
Ich persönlich bin kein Befürworter von Strafen. Strafen sind für mich Sanktionen, die unerwünschtes Verhalten unterdrücken sollen.
Und bei solchen Sätzen, die man leider noch oft hört, rollen sich meine Fußnägel hoch: "Wenn du nicht lieb bist, gibt es kein Fernseher.", "Wenn du nicht aufgestanden, gibt es keinen Nachtisch...", "Wenn du keine Hausaufgaben machst, gibt es kein Fernsehen."
Ich stelle meinen Kindern, 5 bis 7 Jahre, nicht solche Bedingungen in Aussicht und hier rutscht es in emotionale Erpressung ab.
Ich sagte z.B. abends: "Ich möchte gern, dass jetzt Zähne geputzt werden. Ich gebe dir Zeit, wann du es möchtest. Ich habe heute Abend auch noch etwas vor (zu.B. HomeOffice) und so verkürzt sich dann auch die Zeit für eure Vorlesegeschichte."
"Die Hausaufgaben sind deine Aufgaben, in deiner Verantwortung. Es ist auch deine Verantwortung, warum sie nicht gemacht wurden und erkläre es bitte deiner Lehrerin. "
Ich erkläre Ihnen es kurz und knapp. Wir fahren gut damit. Denn für Kinder ist es schlimm, wenn sie das nicht nachvollziehen können oder nicht verstehen.
Ich halte nichts von Maßregelungen... Denn was soll das Kind dadurch lernen? Demut, Unterdrückung, keine Eigenverantwortung?
indem es einfach kein "sonst.... " gibt, sondern du nur einmalig ne Ansage machst und die KOnsequenzen ohne Ankündigung durchziehst.
Niemals ankündigen und dann nicht machen. Keine Ankündigungen, die keinen Zusammenhang haben...
Okay: bis Drei zählen hatte lange als Kleinkind funktioniert... - aber irgendwann sind wir dazu umgegangen in solchen Fällen einfach gleich Konsequenzen zu machen, statt lange rumzureden.
war anfangs ganz schön ein Theater, aber Ansagen und Wünsche unsererseits werden inzwischen nur noch begründet in Frage gestellt ... und werden dann aber auch gelten gelassen, wenn sie gute Gründe haben. Dafür ist Dein Kind noch zu Jung, - -aber da gehts hin, wenn sie älter sind...
aufstehen vom Essenstisch heisst. Teller weg/Fertig und bis zur Uhrzeit X gibts dann auch nichts mehr.
Wenn ich weiß, dass meine kleinen Kinder auf manche Bitten nicht reagiert haben (...komm bitte ins Bad), hab ich einfach befohlen, ...lieb, aber eben nicht als Frage formuliert. -- dann wird einfach verküdet: "Komm, es ist Zähneputzenzeit"
und das negative Formulieren würde ich lassen. Bei Trödel nicht so, hört Dein Kind Trödeln. -- Sage lieber: beeil Dich bitte. oder ähnliches.
Nicht "sei nicht so laut", sondern "sei bitte ruhiger" ..etc....
und das allerwichtigste, was wohl bis heute das Bett zum Lieblingsort meiner Kinder gemacht hat: Mit Schlafen oder Schlafengehen wird niemals geschimpft oder gedroht. Das Bett ist der tollste Ort der Welt, bekommt immer Wunschbettwäsche und Kuschellicht und ist zum lesen und kuscheln da ... --- niemals bestraft man Bettzeiten oder Bettgehabläufe, finde ich. Das Bett ist heilig... Mir auch. Und mein Schlaf erst Recht.
So grundsätzlich ist am besten
- klar sein
- nicht drohen und dann nicht einhalten
- lieber vorschnell für Dein empfinden überzogen handeln, als zu spät und gar nicht
- konsequent sein.
das ist bis heute bei uns so: umgehend Konsequent und klar ... und so funktioniert ganz viel....
Das ist bei uns genau so. Sie kennt die Regeln die wir als Familie haben und hier gibt es ohne Drohungen Konsequenzen wenn sich an diese nicht gehalten wird.
Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht, müssen leider nochmal überarbeitet werden, da bleibt dann keine Zeit mehr für die Medienzeit oder Treffen von Freunden oder Hobbys.
Und das sage ich dann auch ganz klar für den Tag ab ohne gross zu diskutieren.
Wird Wäsche nicht vernünftig in den Korb gebracht bleibt sie wo sie ist und wird eben nicht gewaschen. Solche Dinge eben.
Ich finde deine Beispiele alle gar nicht so wild. Der Große ist auch 5, der Kleine 3.
Ich versuche immer Konsequenzen anzudrohen, die im Zusammenhang auch Sinn machen. Wie du schreibst: Wenn beim Fertigmachen für's Bett ewig getrödelt wird, dann ist es einfach manchmal zu spät zum Vorlesen. Ich kuschle mich zwar mit ihnen noch ins Bett und wir plaudern kurz über den Tag, aber Buch gibt's keins mehr.
Ansonsten haben wir ein paar Hausregeln formuliert (die gibt's im Kindergarten nämlich auch), auf die berufe ich mich dann immer.
Fernsehen erst, wenn - einigermaßen - aufgeräumt ist.
Nachspeise gibt es erst, wenn genug gegessen ist.
Es muss nicht aufgegessen werden, aber wenn nach 3 Gabeln Hauptmahlzeit aufgestanden wird mit "satt", dann gibt's auch nichts Süßes hinterher.
Es hat aber jeder noch die Möglichkeit, weiter zu essen.
Am Wochenende hatten wir gerade erst wieder die Situation: Kind zu Mittag fast nix gegessen, nach ner halben Stunde: Ich hab sooooo Hunger, kann ich Kekse?!?
Bei Hunger kriegt er wieder seinen Mittagsteller hingestellt.
Mir egal ob er's isst. Keks gibt's halt leider solang keinen.
Was in letzter Zeit auch gut funktioniert ist das "Wie du mir, so ich dir".
Hab letztes Mal mal einfach mal meine Dienste verweigert und ihm erklärt, dass er (aktuell an dem Tag) auch auf meine Bitte nicht reagiert hat. Daher muss ich das umgekehrt jetzt auch nicht. Zukünftig könnten wir aber wieder freundlich zueinander sein und uns gegenseitig helfen.
Ich erinnere ihn einfach ab und zu wieder an diese Geschichte, dann läuft's gleich wieder besser.
Hallo Simona,
Ich finde tatsächlich, dass es auch ein bisschen auf den Erziehungsstil ankommt und mit welchem "Menschenbild" dem Kind gegenüber getreten wird.
In manchen Konzepten wie z. B. Montessori gibt es kein Loben, weil somit auch die Strafe ausfällt.
Du schreibst zum Beispiel, dass du androhst, die Schokolade oder die Geschichte "wegzunehmen". Du hast also zuvor festgestellt, dass dies eine Belohnung bzw. Etwas wichtiges für dein Kind ist.
Ich finde es wichtig zu verstehen, weswegen dein Kind in den Situationen so reagiert wie sie es tut. Ist dies immer so oder zu bestimmten Tagen?
Gemeinsame Regeln aufzustellen finde ich auch eine sehr schöne Sache, jedoch ohne die Konsequenz von Strafen.
Wir Eltern rutschen meines Erachtens sehr schnell in Situationen, bei denen wir aus unserem "Erwachsenen Denken" Dinge betrachten. Kinder kommen mit langen Texten genauso häufig genauso wenig zurecht, wie mit Aussagen die für sie überhaupt kein Sinn ergeben.
Ich hoffe ich konnte dir ein paar Anregungen geben.
Liebe Grüße und alles Gute euch beiden