Schimpfen und Ausversehen wehtun

Hallo zusammen,
habe mal zwei Frage und zwar
1. schimpft ihr (viel) mit euren Kindern, sodass ihr dabei auch wütend seid? Meine jetzt natürlich nicht bei kleinigkeiten und nicht sofort aber bei "provokantem" verhalten wenn nett bitten, ablenken usw. Nicht hilft?
Haben das seit einiger Zeit so, dass es fast wöchentlich (manchmal sogar mehrmals täglich) vorkommt, dass ich selber wütend aufgrund von diversem verhalten bin und dann richtig schimpfe. Ohne gemeine Worte, verbale Verletzungen und so..aber eben lauter und sichtlich wütend, so wir man sich fühlt. Habe mich gefragt ob das nicht etwas oft ist? Es läuft selten paar Wochen am Stück harmonisch ab. Oder haltet ihr das für normal?

2. Ist es bei wen auch schonmal vorgekommen, dass ihr eurem kind während ihr z.B.schimpft ausversehen wehgetan habt weil es so überdreht war oder so außer Rand und Band?
Fühle mich so schlecht, habe meiner Tochter als sie heute immer wieder an meinem Pullover riss (aus überdrehtheit? Provokation?) Und ich es mehrmals erklärt und versucht habe sie davon abzubringen, ihr den Pullover kräftiger aus der Hand ziehen wollen damit sie ihn nicht kaputt reißt und dabei wohl ausversehen an ihren Haaren gezogen ohne dass ich es gemerkt habe woraufhin sie geweint hat. So eine ähnliche Situation war schonmal, wo ich sie von was abhalten musste und ich ihr in ihrem wilden Gerangel dabei ausversehen wehgetan habe

Vielleicht kennt einer von euch das ja

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Ja ich kenne diese Situationen beide. Ich halte an und für sich generell nichts von schimpfen und mache es sicher auch nicht oft. Aber wenn ich mich ärgere wird meine Stimme schon lauter und manchmal "schimpfe" ich dann halt aus Versehen. Passiert mir aber nicht nur bei meinem Sohn, sondern auch in der Partnerschaft, hat also nichts mit erziehen wollen zu tun.
Wenn das mehrmals an einem Tag passiert, dann liegt es bei uns IMMER daran, dass es dem Kind gerade nicht gut geht (z.B. zu lange krank zu Hause, oder Sorge weil es jemand anderem gerade nicht gut geht, oder Schlafmangel) und er deshalb weniger kooperiert als sonst. Laut werden und Schimpfen macht es natürlich nur noch schlimmer, aber ich finde es trotzdem menschlich. Ich entschuldige mich danach meistens und versuche etwas gegen das eigentliche Problem zu tun (z.B. intensiv mit dem Kleinen beschäftigen, damit er sich entspannt - oder auch erstmal selbst eine Pause machen und etwas essen, damit ich entspanne).

Und ja, ich habe ihm in Konfliktsituationen auch schon versehentlich weh getan. Einmal wollte er mich ärgern und ich habe meine Hand ausgestreckt um ihn auf Abstand zu halten. Durch den Zusammenprall mit meiner Hand ist er blöd hingefallen. Klar ist das nicht schön und ich habe ihn getröstet und mich entschuldigt, weil ich nicht aufgepasst habe. Im Nachhinein habe ich ihm erklärt, warum das passiert ist und dass ich mich nur schützen wollte und ihm nicht weh tun wollte. Er hat es dann nach mehreren Rückfragen verstanden und alles war wieder bestens.

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Danke für deine liebe Antwort.

Ja, ich setzte das schimpfen auch nicht bewusst ein, sondern irgendwann wenn ich über meiner Grenzen bin oder nicht zum Kind durchdringen kann und das unerwünschte Verhalten nicht schaffe zu ändern passiert es einfach leider. Meine Sorge liegt bei der Häufigkeit. Ich werde aber weiterhin versuchen das Problem dahinter zu erkennen und es so zu lösen.

Schön sind solche Missgeschicke gerade in Konfliktsituationen natürlich nicht aber es ist beruhigend zu wissen, dass es anderen auch so geht.

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Ich habe in den 8,5 Jahren meiner Tochter nur einmal geschimpft. Wehgetan habe ich noch nie.

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Unsere Tochter ist 3.5. Ich habe noch nie geschimpft. Genervt war ich allerdings durchaus schon, aber eigentlich eher selten. Wütend bin ich generell nicht allzu häufig. Normal finde ich solche Zornausbrüche eigentlich nicht, auch wenn sie sicher in vielen Haushalten regelmässig vorkommen. Wenn es dir quasi ständig passiert und du selbst erkennst, dass du damit ein Problem hast, solltest du dir vielleicht Möglichkeiten suchen, dein Stressniveau grundsätzlich zu reduzieren. Mit weniger Stress gehst du weniger schnell an die Decke. Aufhören, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, weniger Aktivitäten pro Tag einplanen, mehr Zeitreserven, Entlastung suchen, wo möglich, vielleicht bei dir selbst auch mal einen Fünfer gerade sein lassen, Zeit für dich alleine einplanen, solche Dinge halt.

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Hi,
ja und ja.

Es gab schon Morgende, da bin ich heiser auf die Arbeit gefahren. Weil die Jungs völlig am Rad gedreht haben. Mit 3, mit 4 oder auch mit 8 Jahren und älter.

Ihnen weh getan, ja, kam auch schon vor. Wie du schon schreibst, Gerangel, bei mir ziehen sie gerne an den Armbändern. Und wenn das Pandora Armband kaputt gegangen wäre....................

Oder ich halte ihn auf, weil ich geputzt habe, er 3 Jahre alt, auf Strümpfen, windet sich aus meiner Hand, und fällt, so richtig mit dem "Kopf aufs Gesicht". Der eine Schneidezahn war danach auch dunkler als der andere. Das ich vorher Stop, halt, draußen bleiben gesagt habe.................nein, egal, er wußte es besser.

Aber ich mußte schon mehr aushalten, vor lauter Übermut, den Kopf mir ins Gesicht "geschlagen", Brille total krumm und ein Äderchen auf der Nase geplatzt, das sieht man 10 Jahre später noch.

Kinderbesen, auf mein Kopf, etwas abgebremst durch die Bild am Sonntag, da war der Große 2 Jahre alt. Wenn ich die Stelle, heute kratze, 13.5 Jahre später, juckt meine Nase.

Kofferraumklappe auf mein Hinterkopf. Total überdrehter 9, 5 Jähriger, weil wir am nächsten Tag in Urlaub fahren. Er mußte da noch hochspringen, um an den Griff zu kommen, ich stand aber noch da.................., weil ich den Kofferraum ausgeräumt hatte.

Wenn morgens zu viel Zeit war, konnte auch viel Unsinn angestellt werden, die kostbare Zeit gekostet hat, aber meine. Also wurde geschimpft..................hätte ich es weg lächeln sollen? Sie noch bestärken, das es in Ordnung ist, das sie das gemacht haben?

Dosiert eingesetzt, ist es von nutzen................nicht das es sich "abnutzt", und sie taub auf dem Ohr werden. Weil man nur am schimpfen, brüllen, drohen ist.

Gruß

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Hallo,
danke für die liebe Antwort.

Ja, genau manchmal drehen die Kinder einfach gefühlt am Rad und bevor mir (mutwillig?) was kaputt gemacht wird oder mir weh getan wird gerate ich ins schimpfen oder greife eben ein und wenn dabei Gerangel ist, kann es leider passieren dass jemand versehentlich verletzt wird auch wenn ich es gerne anders hätte.

Genau, dosiert eingesetzt wie du schreibst und nicht bei jeder Kleinigkeit.

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Hmm , meine Jungs sind 7 und vollgepackt mit Energie, egal wie voll oder ruhig der Tag war. Ich arbeite Vollzeit und kann nicht jeden Abend nur Engelsgeduld aufbringen und schaffe es auch nicht immer sie so früh wie gut wäre ins Bett zu bringen. Außerdem sind sie wahnsinnig laut.
Im Moment schimpfe ich mehr als ich möchte, sicher an zwei Abenden pro Woche. Und wenn ich 80 Mal darum gebeten habe sich umzuziehen ziehe ich auch mal fester als ich will den Pullover über den Kopf.
Keine Ahnung wie normal das ist, ich hätte es lieber anders. Aber die Welt ist nicht perfekt und es ist nur eine Phase, sie werden selbstständiger werden (oder weniger Schlaf brauchen) und ich werde bessere Strategien entwickeln um ruhig zu bleiben.

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Danke für deine liebe Antwort

Es ist beruhigend zu hören,dass es manchen anderen ähnlich geht, auch wenn ich es mir anders wünschen würde so wie du auch.
Ich weiß auch manchmal nicht wie normal das alles ist.
Ja, es wird sicherlich nur eine Phase sein.

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Ich bin von Grund auf kein Temperament voller Mensch. Aber ja, wenn mir das Verhalten meiner Kinder nicht gefällt, dann sage ich das auch und das auch im Zweifel nicht besonders nett. Dabei werde ich zwar nie beleidigend und fast nie laut, aber authentisch bleiben, finde ich sehr wichtig.
Als sie noch klein waren, habe ich meine Gefühle auf häufig direkt benannt und auch warum ich diese habe, wie zum Beispiel "Es tut mir weh, wenn du mich haust und dann habe ich auch keine Lust mehr mit dir zu spielen" oder "Ich werde sauer, wenn damit nicht aufhört"
Und zu dem versehentlichen Wehtun, Unfälle passieren, dann habe getröstet, mich entschuldigt, erklärt, wie es dazu kommen konnte und dann war gut.

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Danke für die liebe Antwort.

Ich bin auch nicht wirklich temperamentvoll, aber mein Kind schafft es mich an Grenzen zu bringen und Gefühle hervorzubringen, die ich vorher so nicht kannte.
Stimmt, das mit dem Gefühle benennen und authentisch sein finde ich auch wichtig.

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Ja, sicher, das ist beides schon vorgekommen. Ich habe 2 Kinder im Alter von 3 und 1.5. Die machen den ganzen Tag Blödsinn, streiten manchmal, wehren sich gegen wickeln, anziehen, ausziehen usw. Nach einer Weile mag man einfach nicht mehr. Für die Kinder ist ein authentischer Umgang sehr wichtig. Wenn du wütend bist, dann zeig das. Wenn du genervt bist, dann zeig das. Wenn du dich über etwas freust, dann zeig das ebenfalls. Die Kinder lernen von dir, was sie mit ihrem Verhalten auslösen und wie man angenessen mit seinen Emotionen umgeht. Ich möchte meinen Kindern nicht vorleben, sich immer alles gefallen zu lassen, negative Gefühle zu verbergen und immer nur mit Säuselstimmchen zu sprechen, um niemanden zu verärgern. Wie möchtest du, dass deine Kinder sich verhalten, wenn sie wütend sind? Das solltest du ihnen vorleben.

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Danke für die liebe Antwort.

Ja, genau das kenne ich auch. Irgendwann mag man nicht mehr und wird automatisch sauer und/oder genervt.
Das ist ein guter Denkanstoß, da werde ich tatsächlich nochmal drüber nachdenken, dass mit dem wie ich möchte, dass mein Kind sich verhält, wenn es wütend ist.

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Ja, beides kommt mir bekannt vor. Kinder können einen bewusst oder unbewusst an die Grenzen treiben. Unsere Große hat die Trotzphase so massiv ausgelebt, dass ich bei unserer Zweiten, jetzt 8 Monate, schon etwas Bammel davor habe, wie es wird, wenn sie in das Alter kommt.

An der Kleidung ziehen, Dinge 100x sagen müssen, auf „Stop“ nicht hören, mich in der Badewanne mit Wasser bespritzen - das sind die Sachen, bei denen ich rot gesehen habe. Da habe ich ihr meinen Pullover auch schonmal unsanfter aus der Hand gerissen. In der Badewanne habe ich einmal so richtig zurück gespritzt, dann war damit Ruhe. Ja, ich werde damit nicht Mutter des Jahres, aber bitte bedenke immer: Wir sind auch nur Menschen, wir haben auch unsere Grenzen (und gehen immer wieder darüber hinaus), wir sind nicht jeden Tag gleich gut drauf.

Meinem Mann ging es übrigens genau so. Den hat sie mit Vorliebe gehauen. Eines Tages hat er sie auf den Boden gestellt und hat das Haus für 20 Minuten verlassen. Hinterher meinte er, das habe ihm gut getan (ich war ja da und konnte übernehmen). Seitdem machen wir das immer so: Kommen wir in einer Situation mit einem der Kinder an unsere Grenze und der andere ist im Haus, übernimmt dieser, und der „malträtierte“ Elternteil ist raus aus der Situation.

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Danke für deine liebe Antwort!

Irgendwie ist es beruhigend, dass es woanders ähnlich ist und man nicht alleine ist.

Meine Tochter testet ihre Grenzen auch mit ihren 4 Jahren noch immer stark aus, mehr als mit 2 oder 3 Jahren, es kann nur besser werden.
Ich habe auch so manches mal, wenn meine Grenze absichtlich mehrfach massiv überschritten wurde (hauen, kratzen, an meinen Sachen ziehen, extra laut einfach wild herum schreien aus Spaß an der Freude) und es nicht gelassen wird, nicht unbedingt pädagogisch wertvoll reagiert (natürlich ohne zurück hauen oder so)

Das ist eine gute Lösung für alle, wenn man die Möglichkeit dazu hat und erleichtert es bestimmt um einiges.

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du solltest versuchen, dich in den Griff zu bekommen, wieso wirst du so wütend?
Wie alt ist das Kind?
ihr solltet versuchen, dass ganze nicht körperlich werden zu lassen.
wieso greift sie dich an?

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Ich würde mir auch wünschen weder wütend noch körperlich zu werden. Grundsätzlich halte ich mich für eine liebevolle Mama, die viel Geduld aufbringt und spielerisch oder mit erklären versucht.Aber wenn ein 4 jähriges Kind mich immer wieder "provokant" haut oder an meinen Sachen absichtlich stark zieht (beides nicht aus wut und nicht um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern aus einem Grund wo ich bis heute kein Bedürfnis hinter erkennen konnte und da bin ich wirklich sehr bemüht, und habe mich viel belesen) möchte ich mir auch sowas in der art nicht gefallen lassen. Ich wüsste selber gerne wieso mein kind das tut. Und da mein kind bei Auszeiten einfach wieder kommen würde, genauso wie wenn ich den Raum verlasse, bleibt mir wie ich finde nicht mehr viel übrig außer eben die Hände halten zu müssen oder eben beispielsweise meinen Pullover aus der Hand ziehen zu müssen (außer ich lasse das kind bei solchen Sachen einfach machen) wenn auf sonst nichts reagiert wird und nichts ankommt. Und dass ich dann in wut geraten passiert mir in solchen Situationen leider einfach, sonst habe ich einen sehr langen Atem und bin sehr gutmütig.

Vielleicht hast du ja einen guten Tipp für mich?