Meine Tochter ist mein Endgegner

Hallo,
ich muss mir irgendwie einmal Luft machen.
Ich habe 3 Kinder (einen Jungen mit 13 und zwei Mädchen mit 11 und 6 Jahren).
Die Stimmung zwischen der Mittleren und mir ist schon seit langer Zeit sehr angespannt. Wenn ich versuche mich zu erinnern wann es begonnen hat, denke ich als sie 2 oder 3 Jahre alt war. Sie war schon immer ein sehr forderndes Kind und hat es jeden durch zwicken oder beissen spüren lassen wenn ihr etwas nicht gepasst hat. Das wurde dann mit knapp 8 Jahren etwas besser, hier hat sie verstanden, dass man nicht beisst und zwickt.
Allerdings bringt sie durch ihre täglichen Zornesausbrüche hauptsächlich mich an meine Grenzen. Sie stiftet jeden Tag Unruhe, da sie sich ungerecht behandelt fühlt und sich nicht an Regeln oder ähnliches innerhalb der Familie halten möchte. Sie reizt mich mit voller Absicht bis aufs Blut und kann aber auch nicht erklären warum sie es macht. Ich bin schon seit knapp 1,5 Jahren auf der Suche nach Hilfe, werde aber immer nur auf irgendwelche Wartelisten gesetzt.
Gespräche in der Familienhilfe mit einem Soz.Päd. haben auch nicht geholfen. Eine Therapeutin bei welcher ich war um zu sehen ob diese Richtung für uns richtig wäre, vermutet eine Bindungsstörung aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes als Säugling. Hier steht sie auf der Warteliste für einen Platz, welchen es sber frühestens erst im September diesen Jahres geben wird.
Bis dahin halte ich es nicht mehr aus. Meine Tochter ist von ihrer Art ein Mensch mit dem ich normalerweise nichts zu tun haben möchte. Sie ist bestimmend, fies, verletzend und gemein. Sie hat IMMER recht und slle sind immer nur gegen sie. Natürlich hat sie auch gute Eigenschaften, welche auch an manchen Tagen überwiegen, aber das ist eher selten.
Selbst ihre Freundinnen haben schon gesagt, dass sie mit ihrer bestimmenden Art nicht zurecht kommen. Wenn wir ihr dann versuchen zu erklären, dass so ein Verhalten verletzend ist und es passieren kann, dass niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben möchte, schreit sie uns nur an, dass wir alle Scheisse sind.
Wir haben keinerlei „Druckmittel“ was man mal als Konsequenz für ihr Verhalten nehmen könnte, da ihr wirklich ALLES egal ist.
Da wir für Streitereien und Diskussionen meistens keine Kraft mehr haben, resegnieren wir oft. Wir alle leiden extrem darunter. Ich habe vor 2 Jahren schon gesagt, dass ich sie gerne auf ein Internat schicken möchte. Mein Mann ist dagegen. Aber es geht nicht mehr anders. Es gab heute wieder eine Situation die mir klar gemacht hat, dass ich das keine weiteren 7 Jahre aushalte. Sie macht mich echt fertig. Sie macht mich kaputt. Ich habe mich 2,5 Stunden im Schlafzimmer eingeschlossen, weil ich vor lauter Verzweiflung und Traurigkeit nicht aufhören konnte zu weinen. Ich verstehe nicht, was wir falsch gemacht haben, aber wir haben etwas falsch gemacht. Wir haben einfach versagt. Ich habe meinem Mann heute gesagt, dass wir eine Lösung finden müssen, denn sonst muss ich gehen weil ich es nicht mehr aushalte. Aber ich will nicht gehen. Ich möchte, dass unsere Tochter geht. Und dann fühle ich mich noch schlimmer. Sie ist mein Kind, ich würde für sie durchs Feuer gehen, aber das wars.
Wir leiden beide extrem unter den Zankereien. Aber man kann mit einer Wand sprechen und hoffen, dass diese besser zuhört. Wir haben unseren Alltag einmal gefilmt (alle wussten es) und uns das dann zusammen angeschaut. Man sieht dort, dass die ganzen „schlimmen“ Streitereien aufgrund ihres Verhaltend entstehen. Aber meine Tochter sieht das nicht so. Wir sind an allem Schuld und würden sie immer nur provozieren. Man sieht es auf dem Video, wie sie ausflippt weil es ein „nein“ gab, wie sie hysterisch wird und das nein nicht akzeptiert, selbst wenn wir es begründen, und dann schreiend und schimpfend nach oben geht. Aber wir sind dran Schuld, denn wir hätten nicht nein sagen sollen.
Ich werde morgen das Jugendamt kontaktieren und fragen was wir machen können.
Ich kann einfach nicht mehr. Ich liege am Boden und gebe auf.

Ich musste mir das alles mal von der Seele schreiben, danke fürs lesen.

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Was ich herauslese und vermute ist, dass sich eure Tochter nicht geliebt und angenommen fühlt und deshalb auf jede noch so kleine Ablehnung (auch wenn es nur ein begründetes kleines "Nein" ist), emotional völlig überreagiert. Mittlerweile ist es ja tatsächlich so, dass du mit ihrer Persönlichkeit nicht zurecht kommst. Zu Wissen, dass sie das "Problem" in eurer Familie ist, verschlimmert dass Verhalten der Tochter natürlich. Ihr steckt da jetzt in einem Teufelskreis, weil du ihr ja auch nicht ehrlich vermitteln kannst, dass sie genau richtig ist, so wie sie ist. Aus diesem Teufelskreis könnt ihr ohne Hilfe von außen garnicht mehr rauskommen und ich finde es super, dass ihr so aktiv nach Hilfe gesucht habt. Strafen, Druckmittel oder Konsequenzen werden keinen Unterschied machen. Sich in der Familie gewollt und geliebt zu fühlen ist für Kinder das wichtigste auf der Welt. Wenn das nicht erfüllt ist, kann es kaum noch schlimmer werden, deswegen sind ihr irgendwelche Strafen dann auch egal.
Das einzige, was man theoretisch versuchen könnte, um den Teufelskreis zu verlassen, wäre, von deiner Seite aus nicht mehr mitzustreiten, möglichst viele schöne Momente miteinander zu schaffen und das negative Verhalten zu ignorieren, bis es von alleine weniger wird. Momentan klingt es aber so, als hättest du dafür gar keine Kraft mehr. Vielleicht kannst du (anstatt gleich ganz zu gehen), dir mal eine kleine Auszeit nehmen und so lange z.B. bei einer Freundin wohnen? Manchmal hilft es ja schon, das Ganze mit etwas Distanz reflektieren zu können. Auf keinen Fall sollte man so eine Auszeit mit einem Vorwurf an die Tochter verbinden. Jedesmal, wenn ihr die Schuld an etwas gegeben wird, wird der Teufelskreis schlimmer.

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Ich würde hier gerne einhaken und dir das Buch "5Sprwchen der Liebe" empfehlen! Ev. Hat sie eine ganz andere Sprache der Liebe als ihr und fühlt sich deshalb ungeliebt.

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Es tut mir leid, dass du so verzweifelt bist und ich würde auch das Gespräch mit dem Jugendamt suchen. Einfach um auch vielleicht Therapien voranzutreiben.
Laut deinen Schilderungen erkenne ich nun aber nichts "Dramatisches". Was tut sie denn, was dich so auf die Palme bringt? In dem Video Beispiel hat sie nach einem "Nein" gebockt und ist in ihr Zimmer. Das klingt doch gar nicht so verkehrt.
Wieso musstest du 2 Stunden heulen, was ist denn da vorgefallen?

Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Kraft.

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Da hilft nur ein Psychologe oder ein Psychiater. Zur Not mit Medikamenten.

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Wer soll Medikamente nehmen? Gegen was?

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Oje das klingt für alle sehr anstrengend und traurig.
Ich kann verstehen und auch herauslesen, dass du verzweifelt bistund am liebsten dem Kopf in den Sand stecken würdest.
Ich kann aber auch die Wut deiner Tochter dir und der Familie gegenüber verstehen.
So wie ich gelesen habe, wird der Grund für die belastete Beziehung zwischen euch ja hauptsächlich in ihrer Person gesucht. Selbst die Bindungsstörung scheint ja nur dein Kind zu betreffen, denn nur sie steht dafür auf einer Warteliste zur Therapie.
Ihr filmt euch sogar, um ihr dann genau zu zeigen, was sie alles falsch macht (wie demütigen!)
Dein Kind ist 11, an der Schwelle zur Pubertät, die ja eh schon eine Zeit großer Selbstzweifel ist, und ihre engsten Familienmitglieder spiegeln ihr, dass sie nicht richtig ist. Was soll sie denn bitte anderes fühlen als Enttäuschung, Wut und absolute Hilflosigkeit?

Arbeite bitte bitte an der Beziehung zu deinem Kind. Such dir einen Familientherapeuten/ Familylap/ein Familiencoaching und arbeitet an euren Beziehungen innerhalb der Familie. An der Eltern-Kind und aber auch den Geschwister-Beziehungen. Gleichzeitig würde ich dir die Bücher von Jesper Juul und Susanne Mierau empfehlen!

Alles Gute dir und deiner Familie.

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Hey,
tut mir leid um Eure Situation. Bitte versuche über die 116117 eher einen Termin bei der Psychologie zu bekommen, das könnte klappen.
Ich wünsche viel Kraft und alles Gute 🍀🍀🍀

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Ich würde für sie durchs Feuer gehen - aber das war es ?????

Du bist nicht mehr bereit für die Tochter noch länger zu leiden.

Das solltest Du klar formulieren.
Du bist nicht mehr bereit, Dich komplett zurückzunehmen und länger unter der Situation zu leiden.

Vielleicht ist das der 1. Schritt, den Du jetzt tatsächlich auch so formulieren solltest.

In Deiner Familie sind alle wichtig. Du ganz genauso, wie der Vater des Kindes und die Geschwister.
Ihr leidet zu 4. unter dem Verhalten des Kindes, wenn das Familienleben ständig derart eskaliert.

Es ist wichtig, der Tochter exakt das zu vermitteln.
Die Gründe sind erstmal nachrangig, ob und warum die Tochter so drauf ist und was da schief gegangen ist und ob es eine Diagnose und Therapie dazu gibt, keine Ahnung,

Aber, es ist klar, so ist diejenige, die alle anderen um sich in ihre Konflikte hineinzieht und ständig Zoff in die Familie bringt und sogar formuliert, dass ihr anderen Scheiße seid.

Da macht es durchaus Sinn, das Kind aus der Familie zu nehmen und in ein Internat oder ähnliches zu schicken

Schon wegen der jüngeren Tochter, die ja auch am Vorbild der älteren Schwester lernt und auch ein recht auf eine glückliche Kindheit hat, würde ich denken, das geht so nicht weiter und Du als Mutter machst auch nichts verkehrt, dir Hilfe zu suchen und die Tochter mal in andere Hände zu geben.

Und sei es auch nur, dass diese mitbekommt, woanders sagen die Erziehenden auch Nein und lassen sich nicht alle bieten, darf sie weniger und hat auch nicht immer Recht.

Ich finde es also nicht verkehrt, Dich hier im konkreten Fall ans Jugendamt zu wenden und Dich beraten zu lassen.
Dazu sind die da und Dir sollte geholfen werden.

Es geht einfach schon zu lange und in der Pubertät solche Probleme erst anzugehen ist vermutlich auch weniger ideal!

Du hast 3 Kinder, die beiden anderen sind auch wichtig und haben auch ein Familienleben verdient, das nicht ständig mit überforderter und verzweifelter Mutter und Streit verdorben wird.
Gerade das kleiner Mädchen soll das nicht ständig mitbekommen müssen und nicht ständig zurückstecken müssen und braucht eine Mutter, die nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs agiert.

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Das Mädchen ist 11!!!!!
Meinst du allen ernstes man sollte ihr da die Verantwortung für die Stimmung in der Familie übertragen bzw. ihr die Schuld daran uberstülpen?
Und was soll damit erreicht werden? Das Kind ist doch gar nicht in der Lage diese Verantwortung zu übernehmen. Und offensichtlich fehlt ihr auch ein alternatives Handlungsmuster ihre Wut, ihre Enttäuschung und ihren Frust abzulassen.
Die Eltern haben als Erwachsene die Verantwortung dafür zu tragen und nicht ein Kind!!!!

Ich glaube nach wie vor, dass das Verhalten des Kindes ein Hilferuf ist. Jetzt ist es die Aufgabe der Eltern, das Bedürfnis des Kindes zu enttarnen und das Kind aufzufangen.
Es wegzugeben ist ja nicht der Weg. Für die restliche Familie vielleicht entspannter dann, aber für das Kind...???? Welche Botschaft wird da vermittelt? Du bist nicht so wie wir das wollen, also musst du weg/ haben wir dich nicht lieb...

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Ich finde diesen Kommentar aucgh ganz ganz übel :(

Es gibt unter Garantie Gründe für das Verhalten des Mädchens.
Es ist an den Eltern, diese Gründe zu finden und gemeinsam mit dem Kind etwas daran zu ändern..

KEIN Kind auf dieser Welt agiert so, um seine gesamte Familie gegen sich aufzubringen.
Sie braucht dringend Hilfe.

Sie JETZT in ein Internat abzuschieben, suggeriert ihr zusätzlich noch das vollkommen Falsche.

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Gibt es die Möglichkeit, dass ihr zusammen eine Kur macht? Ich kenne mich da nicht so aus, aber dann hättet ihr Zeit für euch und keiner würde ihr Deine Aufmerksamkeit streitig machen.

Oder ein Wochenende nur ihr zwei wegfahren.
Sie ist das Sandwichkind, vielleicht macht ihr das zu schaffen und sie hat immer das Gefühl, zu kurz zu kommen. Plus der fordernde Charakter. Mittlerweile sind die Fronten total verhärtet. Aber vielleicht bringt das mal etwas Ruhe rein.

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Ich verstehe vollkommen, dass du verzweifelt bist.
Dein Kind ist genauso verzweifelt. Sie hat eine Rolle intus (das passiert innerhalb der Familiendynamik ja ganz schnell) und kommt dagegen nicht an.
Ihr Verhalten ist daher, so anstrengend und schlimm das für euch alle ist, ihr für sie einziger Weg und vollkommen verständlich.
Ich finde es eine fatale Idee, sie nun weg schicken zu wollen.
Es kann gut sein, dass sie dringend nach Halt sucht und ihn braucht. Ihr das Gegenteil zu geben, kann verheerende Auswirkungen haben. Bitte drängt bei allen verantwortlichen Stellen auf einen Termin, damit ihr schnellstmöglich geholfen werden kann.

Bis dahin würde ich aktiv versuchen, ihre "Rolle" umzuschreiben. Das dauert, für alle Beteiligten, aber es ist so wichtig.
Und vergiss nicht, dass die Gründe für ihr Verhalten höchstwahrscheinlich aus der Familiendynamik resultieren.
Das meine ich nicht als Vorwurf, es ist nur ein wichtiger Faktor - er macht verständnisvoller.
Nicht nur ihr leidet - sie leidet ebenso.
Und oftmals unterschätzt man den Einfluss des eigenen Verhaltens oder schätzt das eigene Verhaltung überhaupt ganz anders ein, als es beim anderen Part, vor allem beim Kind, ankommt.
Der Blick eines Außenstehenden mit Erfahrung kann da so hilfreich sein.

Ich wünsch euch alles alles Liebe!

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Hallo liebe bluebutterfly,

mein Mann hat ein ähnliches Kind. Ich kenne sie jetzt seit 3 Jahren und sie wird jetzt 8 Jahre. Der ganze Tag war von morgens bis abends mit Geschrei, Terror und Aggressionen. Wir haben sie zum Glück nur alle zwei Wochen, ich weiß nicht wie die Mutter das aushält.

Letztes Jahr wurde dann ADHS diagnostiziert und sie nimmt seit einigen Monaten Medikamente und ist wirklich ein anderer Mensch. Immer noch sehr anstrengend, kommt aber deutlich besser in der Welt klar. Wurde deine Tochter dahingehend schon getestet?