Sportliche Wettkämpfe

Hallo an alle.
Da mein Sohn (6) am Wochenende seinen ersten richtigen Wettkampf in seiner Sportart hatte, würde ich gerne mal eure Einstellung zu dem Thema erfahren.
Es war ein Turnier mit Siegern und auch Verlierern. Aber alle haben am Ende eine Urkunde und Medaille erhalten. Jedoch gab es schon eine Siegerehrung und es war klar wer 1./2./3. usw. war.
Nun gehen die Meinungen im Bekanntenkreis sehr auseinander. Von "tolle Sache, stärkt das Selbstbewusstsein" bis zu "wie kannst du nur, diese Wettkämpfe zerstören das Miteinander".
Wie seht ihr das? Sind solche Wettkämpfe förderlich? Ist es nicht eigentlich "normal" sich fair und ehrlich zu messen und auch zu verlieren?
Mein Eindruck ist, dass dieses "wir sind alle gleich" hier eine Grenze hat und es eben auch in vielen Sportarten um Gewinnen und Verlieren geht.
Danke schon mal für eure Meinungen dazu.
Liebe Grüße,
WettkampfMum

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Hallo wettkampfmum

Ich kann nur aus meiner Sicht berichten.
Mit 5Jahren habe ich in meiner Sportart angefangen. Seitdem auch immer auf Wettkämpfen am Start gewesen. Natürlich gab es hier Gewinner und Verlieren. Es gab Medaillen für die ersten drei Plätze. Urkunden für alle. "mal gewinnt man, mal verliert man".
Ich war 13Jahre im Landeskader und mehrere in der Nationalmannschaft.
Leistungsdruck von Seite meiner Eltern kam nie. Nur zum Training musste ich immer pünktlich gehen. Aber ich hatte Spass daran. Und das sehe ich auch bei meiner Motte als Hauptsache. Kontinuität und Spass.

Mir hat es im übrigen nicht geschadet. Ich kann sehr gut verlieren und gut gewinnen. Beides meiner Meinung nach nicht immer einfach. Und wie sollen Kinder es denn sonst lernen als nicht durch die eigene Erfahrung?!

Ich persönlich halte nichts von diesem ganzen "wir veranstalten ein Fußballturnier und zählen die Tore nicht mit" absolut nichts. Kinder sind doch nicht auf den Kopf gefallen. Lieber begleite ich die "Niederlage", baue mein Kind auf, motivieren es etc als ihr geschönte heile Welt vorzuheucheln.

Bitte entschuldigt meine klare Haltung zu dem Thema. Aber irgendwo muss doch mal der Wattebausch von den Zwergen aufhören.

Liebe Grüße

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Ich vertrete da eine ähnliche Meinung. Natürlich muss man überlegen ob das Kind schon so weit ist und ob es mit der Situation klar kommt. Und wenn es nicht möchte, dann ist es eben so.
Aber man zieht ja auch gewisse Motivation daraus.
So einem Fussballturnier habe ich auch schon beigewohnt. Am Ende sind die Kinder aufeinander los, weil Team A behauptet hat es ist 5:3 ausgegangen und Team B der Meinung war es war genau anders herum. Da wäre eine klare Mitteilung auch besser gewesen.

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So lange man den Wert eines Kindes nicht an dessen Leistungen knüpft, finde ich Wettkämpfe vollkommen okay. Meiner Meinung nach sollten Kinder durchaus lernen, dass man gewinnen und verlieren kann. Beides begleitet, dann ist es okay.

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Hallo,

die Einstellung deiner Bekannten ist in den letzten Jahren immer mehr zu beobachten, leider.
Im Fußball ist es in unserem Kreis jetzt so das bei den Kleinen mit 4 (!) Toren gespielt wird, damit jeder auch mal trifft....
Sorry, was bin ich froh das wir das nicht mehr mitmachen müssen. Die Kinder kennen Fußball aus dem Fernsehen und wollen natürlich so sein und nicht komplett anderen Fußball spielen.
Unser Sohn ist Torwart, schon immer. Diese Position wird jetzt in den ersten Jahren komplett vernachlässigt. Äh ja.

Ein gesunder Wettkampf ist nichts Schlimmes, wenn es von den Erwachsenen vernünftig begleitet wird. Wir haben leider auch schon schlimme Kommentare von Eltern/Großeltern hören müssen oder brüllende Trainer erlebt (zum Glück nicht in unserem Verein)
DAS ist dann übel, nicht der Wettkampf an sich.

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Das ist Sport. Wettkämpfe und verlieren gehört dazu.
Da ist niemand gleich. Auch nicht mit 6.

Auch wenn es ein wichtiger Trainerjob ist (oder Job des Veranstalters), das angemessen zu gestalten und richtig damit umzugehen, und natürlich bekommen bei Kinderturnieren alle ein irgendwas als Teilnehmerurkunde oder Medaillen und die Sieger bekommen Pokale oder so ....

Auch keine 6jährigen muss man hier gleichstellen. Ein Ranking gehört dazu.
Wer am weitesten Spring und wer am schnellsten rennt, kriegt Gold.

- Urkunden für alle ist toll, - aber natürlich gehört eine Siegerehrung, wo Platzh 1-3 was besonderes ist, auch dazu und es gehört auch zum Sport, dass man verlieren lernt. - Und auch den Respekt der Gewinner gegenüber lernt.
Und Ansport draus zieht, wenn es mal nicht so gut lief.

Mein Sohn (aber ab dem 9ten Lebensjahr) war 3 Jahre lang durch eine ganz ungünstige Konstellationen im Verein, wo die ersten drei den Sport schon 4 Jahre länger gemacht haben als er, ewiger Platz 4.

Das muss man Siegerherung für Siegerehrung auch aushalten können und letztes Jahr, nach 3 Jahren hat er aufgeholt und ist heute bei Treppchen-Platzierungen stolz wie bolle und es ging auch weiter in überregional, sogar DM-Niveau.... -- und da ist man wieder erst einmal lange Verlierer bzw. weit hinten platziert und kann anfangen aufzuholen.
Ich bin froh, dass mein Sohn "gelernt" hat, dass es eben auch mal mies laufen kann. -- er hat letzte Woche um ein paar wenige Punkte, die er sonst im Training kann, die Qualifizierung für die DM verpasst und es gibt nun wegen ihm auch keine Mannschaft bei der DM, da es 3 Jugendliche sind in der gleichen Klasse und man genau 3 für eine Mannschaft braucht. Tja: Käse: das wäre vom Leistungsniveau nämlich wieder wie letztes Jahr ein Treppchen geworden.... -- da sind die 2 anderen natürlich schon ein wenig traurig drüber, denn sie wollten das Bronze vom letzten Mal wiederholen oder sogar verbessern, -- aber alle 3 haben gelernt, dass es eben auch mal so laufen kann und haben schon wieder Pläne und Hoffnung geschnürt, dass es für die Sommer-Runde dann "bestimmt wieder klappt".

Gehört dazu.
Aber bei ganz kleinen Kindern gehört es auch dazu, dass jedes Kind "was mit nach Hause bekommt".

Natürlich geht nicht jeder Sport in höhere Klassen .... aber man lernt SO VIEL durch verlieren und Wettkämpfe und zwar auch fürs Leben... .--- ich finde das gut und solche falschen Schonhaltungen nur schädigend für die Lebenseinstellung und den Ehrgeiz ....

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Hallo!

Liegt es nicht in der Natur des Menschen, dass er sich mit anderen misst?
Ich habe bis auf eine kurze Phase im Schwimmverein (da war ich aber schon 13) nie einen Wettkampfsport gemacht (bei uns im Dorf konnte man nur Fußball spielen, und in meiner Kindheit wurden Mädchen da noch nicht aufgenommen), und genauso war es bei meinen Freundinnen. Trotzdem haben wir uns miteinander verglichen - wer läuft am schnellsten, wer springt am weitesten, wer kann den Kirschkern weiter spucken, am längsten auf einem Bein stehen...
Und wir hatten auch unsere kleinen internen Wettkämpfe: Wer beim Gummitwist das Gummi berührte war ausgeschieden, wer beim Seilspringen hängen blieb ebenso... Das alles haben wir freiwillig und ohne Anregung von irgendwelchen Erwachsenen gemacht. Wir brauchten dabei nicht einmal Urkunden (manchmal haben wir aber auch welche gemalt und richtige Turniere gemacht ;-)), wir brauchten überhaupt keine Motivation von irgendwelchen Erwachsenen und hatten trotzdem Spaß daran, uns miteinander zu vergleichen.
Und ich behaupte, dass dieses gegenseitige Messen nicht nur nicht schädlich sondern sogar förderlich für unsere Entwicklung war. Wir haben nämlich nicht nur gewinnen und verlieren gelernt, sondern auch gesehen, dass jedes Kind seine Stärken und Schwächen hat. Schwierig an diesen Wettkämpfen ist allenfalls die Erwartungshaltung der anderen / der Eltern. So habe ich beim Fußball z.B. erlebt, dass es dem Trainer trotz "Fair-Play-Liga" (Spielbetrieb findet nur im Rahmen von Freundschaftsspielen statt, das Ergebnis wird zwar festgehalten, aber nicht veröffentlich, und es wird auch keine Meisterschaft ausgespielt) sehr wohl aufs Gewinnen ankommt. Da durften dann schon bei den Bambinis die schwächeren Spieler immer nur für wenige Minuten aufs Spielfeld (oder sie durften komplett nur zuschauen), während die stärkeren Spieler gar nicht ausgewechselt wurden. Das hat das Gefüge der Mannschaft ziemlich zerstört und die schwächeren (jüngeren) Spieler von Anfang an demotiviert. Mein Sohn hatte dadurch nach einem Jahr Bambini erst einmal die Nase voll und ist erst in der E-Jugend wieder eingestiegen (und spielt gar nicht so schlecht).

LG

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Gewinnen und Verlieren, mal Glück, mal Pech haben, das gehört zum Leben dazu und ich finde es richtig und wichtig, dass Kinder das im Sport auch erleben dürfen! Es sollte nicht so weit gehen, dass das komplette Selbstbewusstsein davon abhängt, aber einen fairen Wettkampf nach Regeln die von außen auch kontrolliert werden, finde ich durchaus positiv. Dass "jeder gewinnen" kann, finde ich seltsam und ich glaube die Kinder auch. Wenn, dann wollen sie auch durch den eigenen Willen und Kampfgeist etwas gewinnen und nicht, weil sie sowieso schon gewonnen haben. Das ist wie bei der Kirmes wo "jedes Los gewinnt".;-) Der eine kriegt halt den Riesenteddy, der andere einen Kaugummi... Ob der Kaugummigewinner dadurch glücklicher ist? Ich glaube nicht.

Als Eltern oder Trainer sollte man dann im Hintergrund ( je nach Alter des Kindes ) für eine Balance zwischen Ehrgeiz, Motivation und dem Umgang mit Niederlagen sorgen. Der Frust darf nicht zu groß werden, der Ehrgeiz auch nicht und Höhenflüge nach einem Sieg sollten auch gedämpft werden, wenn es in Richtung Arroganz und Überheblichkeit geht. Ich finde gerade anhand des Sports kann da viel vermittelt werden und die Kinder lernen dabei, auch, wie sie mit ihren eigenen Emotionen umgehen!

Kinder oder Jugendliche in Watte zu packen bringt nichts! Das Leben ist eben nicht so. Niederlagen gehören dazu. Mein Großer hatte erst vor ein paar Wochen ein Turnier bei dem er sich ziemlich viel ausgerechnet hat, in dem sein Team aber trotzdem recht am Anfang rausgeflogen ist, obwohl er alles gegeben hat. Danach hat er mit niemandem geredet, nicht mal mit uns, zuhause ist er dann mit seinen 15 Jahren tatsächlich in Tränen ausgebrochen, wollte alles hinschmeißen, den Verein wechseln und was weiß ich noch alles.#kratz Abends war dann alles wieder gut und er hat eingesehen, dass es nicht an ihm lag und auch nicht am Team ( sie haben gut gespielt, die anderen waren halt besser ) und er sich nicht mehr einen solchen Druck/Stress machen wird.
Andersherum hat er in früheren Jahren auch schon tolle Siege miterlebt und als Spieler viele Erfolgserlebnisse gehabt, die ihn dann beflügelt haben, noch mehr zu leisten. Eine Zeit lang hat er kein Training verpasst, unter keinen Umständen. Da mussten wir ihn bremsen, wenn er selbst krank noch dorthin wollte! Aktuell geht es mit dem Team etwas "bergab", aber das gehört eben auch dazu.

Das war jetzt ein Beispiel aus dem Fußball, aber ich denke es ist auch auf Einzelsportarten übertragbar, bei denen es am Ende für den/die Einzelne/n eine Auszeichnung gibt. Es ist ein gesunder Lernprozess, den man den Kindern ermöglichen sollte.

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Ich halte solche Wettkämpfe grundsätzlich nicht für förderlich. Im Wesentlichen geht es bei Heranwachsenden darum, wer möglichst nahe am Stichtag geboren ist, später dann, wer zuerst in die Pubertät kommt.

Dazu kommt: Die, die die Medaillen holen, brauchen keine Wettkämpfe, um weiterhin fit zu bleiben und sich motorisch zu entwickeln, den Verlierern wird der Sport nachhaltig verleidet. Man könnte auch "Wettkämpfe" machen, bei denen die Kooperation gefördert wird anstatt das Konkurrenzdenken, das wäre etwas, was die Leute im späteren Leben tatsächlich weiter bringen würde.

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Hier vermischen sich glaube ich Teamsport und Einzelsport in der Diskussion.

Beim Fußball ist z.B. ohne Kooperation mit dem eigenen Team kein zielführendes Spiel möglich. Die Kinder lernen, wie sie im Team funktionieren und sich ggf. auch mal unterordnen, wenn es nötig ist.

Bei den Einzelsportarten wird kein Kind dazu gezwungen an Wettkämpfen oder Turnieren teilzunehmen, wenn es keine Lust dazu hat oder noch nicht das Level erreicht hat, daran teilnehmen zu können. Der Sport sollte doch in erster Linie Spass bringen und wer sich messen möchte, kann das dann gerne tun.

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So gesehen müsste man alles abschaffen, was "sich miteinander messen" betrifft. Das würde bei Brettspielen beginnen und sich bei Schulnoten fortsetzen, bis hin zur Auswahlverfahren in Ausbildungsplatzvergaben und bei Berufsmusikern.

Theoretisch, wenn man die Aussage genauer betrachten würde.

Praktisch finde ich es wichtig, darauf zu achten, wie es läuft.
Wie fühlen sich die Kinder dabei?
Manche brauchen / suchen ein sich miteinander messen, Kräfte messen, weil sie es mit geregelten Richtlinien (Regeln, Fairness etc.) besser können, als "in freier Wildbahn".

Anderen tut es nicht gut, weil sie in anderen Bereichen gut sind oder das gar nicht so möchten.

An dieser Stelle bin ich froh, dass es bei uns verschiedene Vereine gibt. Solche, die auf Miteinander achten. Jeder darf den Sport / Musik ausüben, wer Lust darauf hat. Leistung weitgehend egal. Jeder der möchte, darf es ausprobieren.
Und Vereine, die auf Leistung achten.
Wenn ich nur zum Spaß etwas machen möchte, gehe ich in den ersten Verein. Wenn ich in etwas gut bin und mich verbessern möchte, meine eigenen Grenzen kennen lernen möchte, dann gehe ich in den zweiten.

Das andere ist, wie Eltern, Umfeld und Trainer reagieren.
Wird das Kind nur an der Leistung gemessen; kann oder will diese gar nicht bringen, dann finde ich das mies.
Wird ein Kind unterstützt, aber auch aufgefangen, wenn der eigene! Frust da ist, unterstützt in Form von emotional stärken, dann sind das gute Lektionen für das Leben.

Das Miteinander kann in Leistungsvereinen durchaus unterstützt werden.
Hier würde ich drauf schauen.
Werden Kinder einzeln zur Höchstleistung angestachelt und innerhalb einer Gruppe zum Konkurrenzkampf gepimpt, so dass Ausgrenzung und Intrigen zum Weiterkommen wichtig sind #wolke

Wird hingegen trotz sportlicher Konkurrenz auf ein soziales Miteinander geachtet, Fairness, jemanden stützen, der es gerade nicht so weit geschafft hat / einen schlechten Tag hatte etc. dann kann das ein großes soziales Lernen sein.
Sich den Sieg gönnen, mit dem eigenen Frust umgehen lernen und trotzdem nicht neidisch sein, weil die Freundschaft höher wirkt, das finde ich wichtig im Leben.

Entsprechend achte ich nicht nur auf den Sport (Musik, Schulfächer etc.) was mein Kind interessiert, sondern auch wie ein Verein aufgebaut ist.
Ok, bei uns kommt noch dazu, dass sie eigenständig hinkommen muss. Aber die Umgebung hat einiges an Auswahl, so dass ich durchaus ein Auge auf die Grundstruktur habe (Wettkampf/Leistung/Soziales im Einklang).

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"Das würde bei Brettspielen beginnen"...
Und gerade das (insbesondere das gute alte "Mensch ärgere dich nicht") sollte man auf keinen Fall abschaffen. Ein Kind muss auch lernen zu verlieren, dadurch erhöht sich die Frustrationstoleranz (und die ist immer wichtig, wenn man etwas neu erlernen möchte - es klappt nicht alles auf Anhieb). Das gilt natürlich noch nicht für 3jährige, aber im Vorschulalter sollte man lernen verlieren zu können. Und was ist das besser als Sport, wo zwar der Gewinner ermittelt wird, aber alle Kinder belohnt werden?
Wenn es richtig läuft, wird kein Kind beim Sport durch Wettkämpfe demotiviert!

LG

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Schön zusammengefasst. :-)

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Ist doch wie in der Schule bei Klassenarbeiten. Im klassenspiegel wird bekannt, dass von 20 Schülern einer eine eins geschrieben hat und zwei eine fünf. Wer die eins nicht hat, weiss auch, dass ein anderer besser war und muss damit leben.