Hallo zusammen.
Viele viele Jahre bin ich schon Mitglied auf dieser Seite und meine wunderbaren Kinder sind mittlerweile 24 und 19. Ich bin gerade 48 Jahre alt geworden. Mein Partner ist 49 Jahre.
Nach dem Tod meines Bruders vor vier Jahren ist seine kleine Familie den Bach runter gegangen. Die Probleme wurden immer größer. Eins seiner Kinder ist heute neun Jahre alt und läuft völlig aus der Spur. Er raucht, ertrinkt, er hat überhaupt kein Benehmen, kennt keine Grenzen, schlägt seine Mutter, ist schon von zwei Schulen geflogen,… er ist ständig von zu Hause weggelaufen und wir haben ihn dann auf halber Strecke zu uns mitten in der Nacht gefunden. Wir wohnen etwa 4 km von der Familie weg.
Seine Mutter ist nicht in der Lage, ihm Liebe zu geben oder ihn zu erziehen. vor acht Wochen ist er dann das erste Mal für drei Wochen zu uns gekommen und siehe da: mit jeder Woche wurde es besser.
Wir standen dann vor den Herbstferien, und plötzlich wollte sie das Kind zurück, weil es ja jetzt problemlos war. Ich muss dazu sagen, dass es nur problemlos in ihren Augen war. Wir hatten keine Handhabe und mussten ihn zurückgeben. Dann kam die große klatsche und das ganze ist völlig nach hinten losgegangen. Letzten Wochen war er noch schlimmer wie vorher und ist nicht mehr zu bändigen gewesen. Er ist von der Schule geflogen, war suspendiert und bis zu den Weihnachtsferien darf er jetzt nur für 3 Stunden täglich in die Schule. ich muss dazu sagen, dass er auch schon die erste Klasse wiederholt hat.
Seit gestern ist er jetzt wieder bei uns, weil ihn keiner mehr haben wollte. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich gespalten bin, was das angeht. Einerseits weiß ich, dass ich ihn retten kann, andererseits weiß ich, wenn wieder alles gut ist, will sie ihn zurück und alles fängt wieder von vorne an.
Es gab schon Gespräche mit dem Jugendamt, und das Jugendamt hat beschlossen, der Mutter das Kind nicht zu entziehen, sondern ihm einen Auszeit Mittwoch zu gönnen, den er bei uns verbringen soll. An diesem Mittwoch soll er sich erholen. da fällt mir ganz ehrlich nicht viel zu ein. Von was soll er sich erholen? Von der Familie, in der er nicht gut behandelt wird? Oder von der Schule?
Der Vorschlag, des Jugendamtes ist, ihn jetzt in eine Klinik zu geben.
Nach dem dann alles völlig eskalierte in dieser Familie, hat seine Mutter ihm quasi seine Sachen gepackt und ihn zu uns gebracht. Und meine Nerven liegen völlig blank. Mein Kopf sagt mir, dass das Problem so einfach zu lösen ist. Mein Herz sagt mir, dass das mein kleiner Neffe ist, den ich über alles liebe, aber meine Nerven sagen, gib dir die Kugel.
Ich benutze voiceto Text- manchmal gibt es hier witzige Wort Kreationen und ich sehe die nicht sofort. und vermutlich ist alles ein bisschen wirr geschrieben, aber ich musste das jetzt einfach irgendwo loswerden und ich hoffe, dass unter den vielen viele Mitglieder hier jemand ist, der ähnliches durchmacht wie ich.
Der Junge ist in psychologischer Behandlung. Ich habe schon die Erziehungshilfe der Diakonie hinzugezogen. Sobald ich ihn ein wenig in Zaum habe, werden wir eine Trauergruppe aufsuchen. Speziell für Kinder wie ihn, die einen Elternteil schmerzlich vermissen. Das ist jetzt aber absolut unmöglich.
er hat keine Freunde, er wird von seinem Bruder gemobbt, die Lehrer machen einen Bogen um ihn – im Prinzip können wir hier nur weg ziehen, so dass er irgendwo ganz neu anfangen kann.
Mir fehlt im Moment jeglicher Ansatz. Struktur, die ich bei meinen Kindern hatte, ist hier überhaupt nicht anzuwenden.
Ich bin dankbar für jeden Tipp! Ich bin dankbar für jeden Zuhörer! Im Moment habe ich nicht die Nerven für Kritik.
Hilfe! Familiäre Pflege meines neunjährigen Neffen
Oh man, was für Zustand. Mir tut der Junge total leid, aber Mitleid hilft ihm nicht weiter, im Gegenteil. Er ist mittlerweile sehr abgedriftet, viel zu weit und deswegen bin ich ganz klar der Meinung, das auch ihr ihm aktuell keine Stabilität bieten könnt.
Im Moment zerren zu viele Personen an ihm rum. Die Schulpflicht ruft und übt weiteren Druck aus. All dem ist er nicht gewachsen, muß er auch nicht. Auch ihr seid der komplexen Problematik nicht gewachsen.
Ihr seid anscheinend duchaus ein fester Punkt in seinem Leben, sonst sonst würde er nicht zu euch kommen oder eure Nähe suche.
Warum soll er in eine Klinik? Zur Entgiftung?
Ich kenne den steinigen Weg eines Kindes in meinem ganz engen Umfeld, auch ich war immer ein vertrauter Anlaufpunkt in seinem ganzen Chaos. Aber mir wurde ganz schnell klar, das ich ihm nicht wirklich helfen kann udn schlußendlich auch nicht durfte.
Der Junge kam mit 12 auch als erstes in eine geschlossene Klinik, zum Entzug und zur Stabilisierung, ein halbes Jahr war er dort. Von da aus kam er in eine Wohngruppe, weit von der Heimatstadt entfernt. Jeder Besuch der Eltern, jeder Kontakt in die alte Heimat hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Diese Rückschläge haben ihn aber selber erkennen lassen, welche Chance die Wohngruppe für ihn eigentlich wirklich bedeutet. Es war ein harter Weg für ihn.
Er selber sagt jetzt mit über 30 und viel Abstand, das er uns alle damals gehasst hat, das er sich im Stich gelassen gefühlt hat und es lange brauchte, bis er wirklich verstand, das wir ihm niemals hätten helfen können. Das er ohne diesen harten Cut wohl nicht mehr leben würde. Er hat seine Chance damals genutzt, er lebt heute ein tolles Leben....hat so viele Möglichkeiten bekommen, die niemand von uns auch nur im Ansatz hätte aus dem Hut zaubern können. Er hat er gutes Verhältnis zur Mutter, einen tollen Beruf, hat eine Familie gegründet.
Er sagte mal zu mir, das ich ja damals die Einzige war, die immer fest an ihn geglaubt hatte, das er seinen Weg findet und das er es schaffen kann...alle anderen hatten ihn längst abgeschrieben, besonders seine Eltern. Das stimmt, ich wusste immer das er es schafft. Warum weiß ich nicht. Er meinte, erst als ich auch sagte, das er woanders einen Neustart braucht, das ich ihm nicht helfen kann, das dieser Cut über seine Zukunft entscheidet, da wurde ihm klar das es nicht anders geht. Gehasst hat er mich damals trotzdem, aber er hat alle und sich selbst am meisten auch gehasst...sonst wäre sein Leben ja nicht so dramatisch verlaufen.
Diese Entscheidung ist hart, aber ich denke wirklich nicht das ihr ihm helfen könnt....da müssen jetzt Profis ran. Das ist die einzige Chance, die der Junge hat.
Verstehe ich das richtig dass er gerne bei euch ist? Schön dass er bei euch sein kann!!
Ganz ganz schwer. Es tut mir unheimlich leid, dass dein Neffe den Halt verloren hat.
Es ehrt dich, dass du ihm helfen und beistehen willst, aber ich glaube, nein befürchte, dass er professionelle Hilfe braucht, da seine Mutter euch immer wieder reingrätschen wird.
Ich kenne mich leider nicht aus, aber arbeitet bitte eng mit dem Jugendamt zusammen. Eventuell benötigt er eine stationäre oder zumindest ambulante Therapie. Vielleicht kann er danach in eine Wohngruppe ziehen um Abstand zu bekommen und um zur Ruhe zu kommen.
Alles Gute
Just my two cents: Das Kind muss bei dir bleiben, wenn es irgendwie legal machbar ist. Du klingst, als ob du das leisten könntest (und eigentlich auch leisten möchtest, weil du das Kind liebst). Ich würde versuchen, die Mutter dazu zu bringen, einer Diagnostik zuzustimmen und vor allem der Therapeutin zu erlauben, mit dir offen zu sprechen ("Schweigepflichtsentbindung" unterschreiben). Sag ruhig, dass du ihn sonst nicht behalten kannst zur Mutter, wenn sie ihn schon zu dir gebracht hat mit Sack und Pack. Und dann lasst euch von der Expertin ein Gutachten machen, wo sie das Kind sieht. Sicher nicht bei der Mutter, was offenbar weder Kind noch Mutter möchten. Mit dem ganzen Kram zum Amt. Vielleicht nehmen die dann Vernunft an und entziehen der Mutter zumindest das Aufenthaltsbestimmungsrecht und bringen das Kind bei euch unter.
Hallo, wie kommt denn der 9 jährige an Alkohol und Zigaretten?
Wie kann man denn im 3. Schuljahr von 2 Schulen fliegen?
Schwer vorstellbar, dass das JA in diesem Fall den Jungen immer mal wochenweise in eurer Obhut beläßt.
Diese Frage stellen wir uns auch….
Aber wir rollen jetzt das Feld von hinter auf und versuchen, die Probleme nach und nach anzugehen.
Die Schule ist da nicht auf Platz 1.
Bei uns raucht niemand, so dass Zigaretten auch nicht in seine Hände fallen können.
Alkohol ist in einem abschließbaren Schrank.
Uns ist aufgefallen, dass er durchdreht, wenn er keinen Zucker bekommt. Das ist jetzt das Erste, was wir angehen. Außerdem haben wir uns Hilfe bei der Erziehung bei der Diakonie gesucht.
Er trinkt, raucht und ist als 3. Klässler von 2 Schulen geflogen und ihr kümmert euch jetzt als Erstes um den Zuckerkonsum?
Es hört sich leider ziemlich unglaubwürdig und unstimmig an.
Hallo.
Ja es hört sich so an als bräuchte das Kind eine Stabilität und Aufmerksamkeit und liebe. Wenn du glaubst du kannst das Kind retten. Dann würde ich es tun. Ich würde mich anwaltlich beraten lassen und versuchen das Sorgerecht/ das aufhaltsbestimmungsrecht zu bekommen und es knall hart durchziehen. Nur wenn er sieht das jemand für ihn kämpft, kann da noch was gerettet werden.
Außerdem würde ich jede Beratungsstelle und jede professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, die ich finden kann.
Liebe Grüße
Das tut mir allein beim Lesen in der Seele weh. Aber du scheinst hier wirklich wahnsinnig gute Arbeit und vor allem das richtige für den Jungen zu tun.
Ich war nie in einer vergleichbaren Lage, kann mich da nicht wirklich in dich hineinversetzen. Zwar hatten wir vor Jahren ein Pflegekind für eine kurze Dauer - aber da war die Ausgangssituation eine völlig andere.
Auf alle Fälle würde ich dir raten, alles zu dokumentieren. Leg dir ein Tagebuch an. Ich hoffe, dass das Jugendamt irgendwann die Kindswohlgefährdung erkennt, die im Zusammensein mit der Mutter vorliegt und evtl. eine Entscheidung darüber gefällt wird, dass das Kind bei dir besser aufgehoben ist - auf dem Weg dorthin wird solch eine Dokumentation hilfreich sein.
Ich wünsche dir von ganzen Herzen viel Kraft, egal wie der Weg weitergeht.
Als erstes: ich finde es bemerkenswert, dass du dich kümmerst!
Ich denke, dass dein Neffe dir dafür in vielen Jahren sehr dankbar sein wird.
Du hast hier ja schon einige Tipps bekommen.
Was mir noch einfällt, wäre Kontakt zum Kinderschutzbund aufzunehmen. Ja, da steht zwar immer was von Angebote für Eltern, ich denke aber, dass euer Fall sehr speziell ist. Trotzdem findet ihr dort vielleicht Hilfe.
Habt ihr einen Anwalt, der euch berät? Ich habe auch da keine fachliche Meinung, aber vielleicht könnt ihr da noch einmal rechtlich beraten werden.
Ich würde da alle Bereiche mit ins Boot holen.
Solange würde ich alles dokumentieren. Schreibe abends eine Art Tagebuch
Gib den jungen nicht auf, egal wie schwierig die nächsten Jahre werden. Du bzw ihr seid, so wie ich es aus dem Beitrag lese, die einzige Chance auf ein einigermaßen geregeltes Leben.
Mein Vater hat 35 Jahre im knast gearbeitet, u. a. im jugendvollzug. Er hat viele kriminelle Karrieren gesehen, die irgendwann mal so angefangen haben. Mit überforderung, Schicksalsschlägen und versagen der systeme (familiären und auch behördlichen)
Wenn ihr als Familie die Kraft habt, zieht das durch.