Verhaltensauffällig

Hallo,

Hat jemand eine Idee?

Es geht um meinen 5 jährigen Sohn (wird in drei Monaten 6).

Es ist komplex, deswegen fange ich ganz vorne an.

Er ist mein zweites Kind, er hat einen großen Bruder und eine kleine Schwester.
Er war ein sehr ruhiges Baby, hat die meiste Zeit geschlafen, wenig gequengelt. Konnte sich selbst beruhigen, brauchte keinen Schnuller. Er konnte sehr schnell laufen, mit 10 Monaten frei. Konnte sich lange alleine beschäftigen, ruhig Bücher anschauen. Das erste Jahr war ein Traum.
Mit einem Jahr ging er in die Krippe.
Die Eingewöhnung verlief gut, er fühlte sich wohl. Außer wenn es draußen kalt war, da hat er immer geweint, aber auch Zuhause wenn es ihm zu kalt oder zu dunkel war.
Ca. mit eineinhalb fingen die Streitigkeiten mit seinem Bruder an. Und da wurde es dann auch körperlich. Wir versuchten ihm bei zubringen, dass man nicht hauen darf und was er stattdessen machen soll, aber sein Bruder und er wurden immer heftiger mit einander.
Im Kindergarten (da wechselte er mit 2,5 Jahren hin) war es dann auch so, dass er immer häufiger gehauen hat und dann auch uns Eltern. Statt das seine Frustrationstolleranz besser wurde, wurde es immer schlimmer. Er war immer von null auf hundert. Egal was wir oder die Erzieherinnen machten, er konnte seine Konflikte nicht ohne körperliche Ausseinandersetztung lösen. Weil es auch im miteinander des großen Bruders immer schlimmer wurde, entschlossen mein Mann und ich uns dazu eine Erziehungsberatung zu machen.
Das machten wir ein ganzes Jahr. Leider hat die Beratung ausschließlich mit uns Eltern stattgefunden und nicht zusammen mit dem Kindern.
Anfang diesen Jahres wurde es dann schlagartig besser im Kindergarten. Ich erhielt die Rückmeldung, dass man guter Dinge sei und bis zum schuleintritt, wenn es so weiter geht alles gut ist.

Seit Herbst wird es aber wieder schlimmer, ständig kommen negative Rückmeldungen aus den Kindergarten. Hier zu Hause wird wieder gehauen und Dinge kaputt gemacht, es wird auf kein Nein und kein Stopp reagiert, völlig aus dem nix kippt seine Stimmung. Da kann es nur der Reißverschluss sein, der nicht zu geht. Da werde ich geschlagen weil ich doofe Mama die Jacke ausgesucht habe. Wenn wir spiele spielen und es nicht nach seinem Kopf geht, wenn er nicht zuerst das Essen auf den Teller bekommt, wenn der Bruder ihn nicht in sein Zimmer lässt, wenn er die Tür zumachen soll…er rastet komplett aus und schlägt wild um sich.
Innerhalb der letzten zwei Wochen hat er dreimal die Erzieher geschlagen, nach dem sie ihm zurechtgewiesen haben. Heute erhielt mein Mann dann einen Anruf, er soll unseren Sohn vom Kindergarten abholen. Es gab wieder einen Vorfall. Er hat gehauen, sollte in der Garderobe zur Strafe sitzen, hat dort aber angefangen Sachen kaputtzumachen. Da hat ihn die Erzieherin in den Schlafraum gebracht und die Tür zu gemacht. Dort hat er dann so doll an die Tür geschlagen, dass die Erzieherin Angst hatte, dass die Tür kaputt geht. Also hat mein Mann unseren Sohn abgeholt, weil sie nicht mehr wussten was sie noch mit meinem Sohn machen sollten.
Hier zu Hause ging das gewüte weiter. Ich weiß auch nicht mehr was ich machen soll.

Morgen habe ich einen Termin beim Arzt. Ich habe eben angerufen, da werde ich sein Verhalten schildern.

Er ist übrigens nicht dumm und begreift alles sehr schnell. Er hat sich das lesen mit der Fibel vom großen Bruder beigebracht und rechnen kann er schon total gut.
Ich verstehe einfach nicht, dass er zwar begreift was 12 durch 3 ist oder wie man Buchstaben zu einem Wort zusammen zieht, aber nicht, dass man anderen nicht weh tun darf😔
So kann er doch nicht in die Schule kommen. Er rastet schon aus, wenn er einen Strich nicht gerade malt, da kann er doch nicht die Lehrerin hauen wenn er es nicht hinbekommt einen Buchstaben richtig zu schreiben😔

Ich weiß jetzt nicht was der Arzt machen soll aber irgend was muss ich doch noch unternehmen, so geht es doch nicht weiter.

Hat jemand noch eine Idee?

Im übrigen ist er nun wieder ganz ruhig in seinem Zimmer. Liest was oder spielt alleine mit seinem Playmobil, das könnte er jetzt stundenlang machen aber sobald ein anderes menschliches Wesen dazu kommt, kippt die Situation innerhalb von Minuten.

Danke für das Lesen und ich wäre dankbar für eine Antwort.

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Für mich hört sich das nicht so an als würdet ihr Eltern etwas gravierend falsch machen. Eine Erziehungsberatung allein wird euch vermutlich nicht helfen. Mein erster Gedanke war Hochbegabung. Mit 5 Rechenaufgaben wird 12:3 zu lösen und sich selbst das lesen beizubringen ist sicherlich ungewöhnlich. Er ist jetzt Vorschüler und ist im Kindergarten eventuell intellektuell unterfordert, emotional aber überfordert (was bei hochbegabten Kindern oft vorkommt). Auf jeden Fall liest sich das so als könne er seine Emotionen nicht adäquat steuern. Das sollte abgeklärt werden vor der Schule.

Ich würde den Kinderarzt um eine Überweisung zu einem Kinder- und Jugendpsychiater bitten. Dort die Problematik schildern und um Diagnostik bitten (Intelligenztest, ggf. ADHS). Dann wisst ihr schon mal ein bisschen mehr und könnt euch der möglichen Diagnose entsprechende Hilfe holen.

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Danke für deine Antwort.
Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass das lesen und rechnen vom Großen kommt, weil der Kleine ja viel von der Schule mitbekommt.

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Davon gehe ich nicht aus. Vielleicht weckt es sein Interesse- aber das bedeutet nicht, dass er in der Lage ist, sich die Dinge selbst beizubringen.
ADHS wird nicht vor den Grundschulalter getestet.

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Hallo,

oh je, das hört sich aber echt heftig an. Eine Idee im Sinne von Erziehung habe ich keine, aber ich würde dir mal den Besuch einer Erziehungsberatungsstelle ans Herz legen. Als ich mit meiner Tochter Probleme hatte, hatten wir ein paar Termine dort. Ich fand die Dame sehr kompetent, hat sich alles genau angehört, nachgefragt, hatten dann Sitzungen alleine und meine Tochter alleine.
Wir haben alle Ratschläge der Dame befolgt und es hat gefruchtet :-)

Viel Glück #klee

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Vielen Dank für die Antwort.

Wir haben schon ein Jahr Erziehungsberatung hinter uns und setzen das ganze nach wie vor um. Es wurde ja auch besser nun aber wieder schlechter, vor allem im Kindergarten. Da bin ich ja leider nicht dabei, wenn was passiert.

Was allerdings bei uns fehlte, dass die Kinder mit einbezogen wurden. Die Beratung vertritt die Meinung, wir Eltern sind der Schlüssel zum Verhalten unserer Kinder.
Vielleicht muss ich mich nochmal an eine andere Beratung wenden.

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Arzttermin morgen ist super!
Mach dir bitte vorher eine Liste, was dir auf dem Herzen liegt - im Arztgespräch verschwinden sonst einige wichtige Dinge ;-) (manche wenige erkennen aber auch sofort den Handlungsbedarf)

Erziehungsberatung ist leider genau das - eine Beratung für Eltern. Mich wundert ein wenig, dass sie euch nicht vorgeschlagen haben, eine Familienhelferin ins Boot zu holen. Das wären die Stelle, die sich neutral das Problem anhört, dann beide Seiten auch vor Ort selbst anschaut, vermittelt und mit euch allen Auswege findet.

Das hier wären unsre empfohlenen Anlaufstellen:
- unabhängige Schulsozialpädagogin
- ärztlich anfragen wegen Abklärung/Ausschluss zB Hypersensibiltät, Sozialstörung, AD(H)S, Hochintelligenz, Autismus Spektrum
- Familienhilfe vor Ort (hilft auch während laufender Abklärung bei Gesamtproblem wie auch Akutproblemen)
- Mutter-Kind-Kur oder nötigenfalls Statio um das Ganze aufgestaute fürs Erste abzulassen
- Selbstfürsorge immer beachten und an Elterngruppen nötigenfalls Selbsthilfegruppen teilnehmen (der Stress muss raus, egal ob zum abmeckern oder Ideen finden)

#klee

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Vielen Dank für deine Antwort.
Stimmt, Mutter-Kind-Kur wäre vielleicht was.
Und der Tipp mit der Familienhilfe ist gut. Da schaue ich gleich mal nach.

In die Richtung der Diagnostik, dass er also „etwas hat“ habe ich noch gar nicht gedacht.
Wir waren bei allen Us da war nie was auffällig, außer dass er eine Rot-Grün-Farbenschwäche hat.

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Naja, dass er so schnell laufen konnte und sich das Lesen selbst beibringt, könnten schon Zeichen einer Hochbegabung sein. Diese Kinder haben oft hohe Ansprüche an sich selbst (den Strich gerade zeichnen) und eine kurze Zündschnur.

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Nur als Hinweis:

Sollte der KIA eine Testung auf HB befürworten--- geht bitte nicht ins SPZ oder die KJP---- sondern sucht euch einen GUTEN Begabungsdiagnostiker---

SPZ und KJP gucken auf die Defizite vorrangig-- und kennen sich deshalb auch mehr in dem Bereich aus

ein Begabungsdiagnostiker guckt auf die HB


für mich klingt es nach einem HB Kind, was sich im Kiga langweilt und seinen Frust daran so verarbeitet


Was passiert denn, wenn du ihm dauerhaft Aufgaben gibst die ihn FORDERN?

Mathehefte / Deutschhefte ??

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Hallo,
auch dir Danke für die Einschätzung.
Er beschäftigt sich total gern mit solchen Sachen. Löst Logik- und Buchstaben-Rätsel, macht Matheaufgaben, wir haben eine Kreidetafel damit spielt er Schule, er benutzt gern die Übungshefte des Großen. Aber ich dachte halt, dass ist so beim zweitgeborenen. Er macht ja praktisch die Grundschule des Großen mit (4 kl), wenn wir am Küchentisch für die Grammatikarbeit/ Mathearbeit lernen zum Beispiel, lernt er es ja quasi mit.
Er geht zum Beispiel auch zum Englischkurs. Da gab es noch nie negative Rückmeldungen. Aber das ist auch eine ganz liebe Lehrerin.

Er hatte sich total auf die Vorschule gefreut, die jetzt im Herbst im Kindergarten begonnen hat, aber dort gab es wieder Ärger 😔

Und im Kindergarten zeigt er sein Können auch nicht. Die Erzieherin weiß nicht, dass er lesen und rechnen kann und als ich ihm mal gesagt habe, er soll der Erzieherin doch jenes mal vorlesen, meinte er er will nicht lesen im Kindergarten.

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Bei meiner Tochter war es so in der Schule.
Sie langweilt sich noch immer und das ist übel. Sobald sie aber mal was "neues" machen (in Reli z. B. 🤪), dann blüht sie auf.

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Auch ich tippe stark auf eine Hochbegabung.
Dein Sohn scheint völlig unterfordert und ist damit wieder überfordert.
Das solltet ihr testen lassen, damit ihr ihn - sollte es so sein, entsprechend fördern könnt.

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Sorry, aber HB hat als Symptom nicht dieses aggressive Verhalten.

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Hochbegabung ist die schlauste aller Behinderungen. Doch, sie kann sehr viele Symptome haben. Aggression gehört dazu.

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Meine Tochter ist mittlerweile 8.

Sie hat ADHS und ist hochbegabt. Das was du schreibst, passt. Bei ihr begann escmit beißen im Kindergartenot 1,5, ging über zu Autoaggressionen und massiveb Wutanfälle uber Stunden. Im Kindergarten konnte sie sich regelmäßig beherrschen, immerhin.
Umsere Tochter hat zu Beginn der Schule auch alle gehauen. Aggressiv ist sie nach wie vor, aber sie weiß es und geht aus der situstion.

Wir haben mit 3,5 das erste mal ein SPZ besucht, schon da standesgemäß Hochbegabung im Raum.

Ich empfehle euch dringend eine Testung. Parallel würde ich mich auf die Listen der Ergotherapeuten setzen lassen (hier gibt es Wartezeiten).

Schreib mir gern privat, wenn du etwas wissen willst.

Alles Gute

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HB ja, aber das alleine erklärt das Verhalten überhaupt gar nicht, finde ich. HB hat typischerweise keine unterdurchschnittliche Impulskontrolle (wohl aber oft sozial-emotional im Schuleingangsalter noch nicht verstanden, dass man Üben muss, um was zu können, z.B. Schreiben), Aggressivität in diesem Ausmaß passt auch nicht dazu. ADHS, Autismusspektrum wären meine ersten Ideen. Ich würde da Diagnostik anstreben, *nicht* im SPZ und schon gar nicht beim Kinderarzt. Die sind da oft sehr oberflächlich aufgestellt. Bis ihr bei einem/r kundigen KJP (Kinder- und Jugendpsychiater) bis zum Termin vorgedrungen seit - das kann Monate dauern - würde ich mich in die üblichen Strukturierungsmaßnahmen (visualisierte Tagesplanung, Ankündigung von Übergängen, Verbalisierung der eigenen Gedanken und Gefühle bei Alltagsaktivitäten, klare Anweisungen statt lange Vorträge oder Entscheidungsfragen) für nicht-neurotypische Kinder einlesen und das im Alltag ein paar Wochen umsetzen. Vielleicht hilft's ein bisschen?

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Auch dir vielen herzlichen Dank für deine Antwort.
Das ist es ja. Er kann ganz viele Dinge und das finde ich auch wirklich toll, aber unser Problem ist die Aggressivität und das unkorrekte Sozialverhalten.
Viele von dir angesprochene Punkte setzten wir bereits um (Ankündigung von Übergängen, Verbalisierung der eigenen Gedanken und Gefühle bei Alltagsaktivitäten, klare Anweisungen, feste Vorgaben zum Beispiel für das Fernsehen oder Süßigkeiten ohne „das ist jetzt aber mal eine Ausnahme“). An einem guten Tag klappt das auch. Allerdings nicht immer, nicht wenn mir sein Bruder in den Rücken fällt, die kleine schreit und stillen möchte. Und leider kann ich ja wie gesagt nicht im Kindergarten dabei sein oder den Erziehern sagen wie sie ihre Arbeit machen sollen. Wenn er zum Beispiel bei der Oma ist (Pädagogin) und sie auf ihn eingeht, ist er das liebste Kind, bei der eins zu eins Betreuung. Aber das funktioniert ja in der „echten Welt“ nicht.

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Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass eine Kombi an ADHS und Hochbegabung vorliegt.

Deine Beschreibungen könnten 1 zu 1 über meine Tochter abgegeben werden... Auch sie ist in der 1 zu 1 Betreuung kooperativ und aufgeschlossen....

Vllt würde s aber doch mal helfen im Kindergarten über eure Strategien zu sprechen. Was hilft ihm? Wie können Sie anders reagiere ln und was könnten Sie noch versuchen!?
Ich würde das Gespräch suchen

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Hallo,

Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich rate zu einem Termin im SPZ, KJP oder Autismus Ambulanz. Leider sind die Wartelisten sehr lange.

Was Du bis dahin tun kannst: Reize minimieren.

Ich wünsche dir alles Gute
Sunny

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In solchen krassen Fällen ist ein Kinderpsychiater der richtige Ansprechpartner, zur Not mit Medikamenten, denn normal ist es nicht, dass er andere körperlich angreift.