Mein Kind schlägt mich.

Hallo Community.

Mein Sohn ist 6 Jahre alt, und eigentlich ein sehr lebensfroher Hilfsbereiter und empathischer Junge. Allerdings ist er auch sehr willensstark. Seit einiger Zeit hat er die "Angewohnheit " wenn er sehr wütend ist, dass er mich schlägt. Und ich meine nicht, dass er mich "nur ein wenig " haut, sondern ich hatte auch schon den ein und anderen blauen Fleck von ihm. Zurück schlagen kommt für mich absolut nicht in Frage! Obwohl ich, ganz ehrlich, manchmal schon den Impuls hatte. Alles reden hilft nichts, ihn in einen anderen Raum schicken, zum beruhigen hilft nicht, ihm die Hände fest halten, bringt ihn noch mehr in Rage und er fängt an zu tretten. Strafen helfen auch nicht. Also es hilft gefühlt gar nichts. Ich bin wirklich am Ende. Ich fürchte mich jeden Abend schon vorm neuen Tag. Es geht wirklich schon sehr an die Substanz. Vielleicht hatte von euch jemand das selbe Problem und kann mir weiter helfen?

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Ich würde ihn nicht bestrafen.

Wenn er schlägt soll er ruhig sehen, dass du die Stärkere bist. Dich selber schützen, so dass er dich nicht verletzen kann. Und sich selber auch nicht! Zur Not Hände und Füße fixieren, also festhalten.
Aber niemals zurückschlagen. Dann lernt er nur dass Gewalt okay ist. Abstand waren wenn er einen "Anfall" hat wenn möglich. Und möglichst ruhig darauf warten bis er ausgetobt hat.

Danach, wenn sich alle Gemüter (auch deine) wieder beruhigt haben, das Gespräch suchen und deutlich klar machen, dass du das nicht dulden kannst.

Vielleicht kannst du ihm einen Boxsack besorgen und ihm dies als Alternative anlernen.
Kostet sicher viel Geduld. Aber besser als das.

In welchen Situationen rastet er denn so aus?
Vielleicht lässt sich irgendein Muster erkennen?

Bearbeitet von Inaktiv
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Oha...na da wundert mich nix mehr wenn solche Ratschläge erteilt werden.

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Das stimmt.
Oh Gott eine „Tracht Prügel“. Leben wir im Jahre 1960?
Das Kind kann einfach nicht anders als Hauen usw., da hilft doch keine Prügel.
Man man man

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Das ist im Kleinkindalter noch normal, sollte allerdings auch da schon durch Festhalten oder Abstand schaffen unterbunden werden. Mit 6 Jahren sollte das Kind eigentlich längst gelernt haben, Konflikte anders zu lösen bzw. Frust anders zu verarbeiten oder zu kommunizieren. Du musst dringend handeln! Dass das Schlagen häufig vorkommt deutet darauf hin, dass dein Kind jede Hemmschwelle zur körperlichen Gewalt dir gegenüber verloren hat.
Zurückschlagen ist selbstverständlich keine Lösung. Aber ihn festhalten und auf Abstand zu dir bringen solltet du auf jeden Fall! Ich würde auch im Tonfall sehr deutlich werden und klar stellen, dass das gar nicht geht und er so vor allem auch gar nichts erreicht, außer, dass du sauer wirst und der Streit noch schlimmer wird. Mit 6 sollte er das verstehen können.
Mach ihm ganz deutlich klar, dass er mit dir reden soll, wenn ihn etwas stört. Und auch, dass das Schlagen Konsequenzen nach sich zieht. Ich halte gar nichts von diesem "Alles muss immer eine logische Konsequenz haben" Gewäsch. Würde mein 6jähriger auf mich einschlagen, würde ich ihn festhalten, in sein Zimmer bringen und er dürfte dann wieder raus kommen, wenn er normal mit mir sprechen kann und sein Wutanfall vorbei ist.
Stell deutlich klar, durch Worte UND Taten, dass du das nicht mit dir machen lässt! Sprich gleichzeitig mit ihm darüber, wie er sich stattdessen verhalten soll und gib ihm da konkrete Tipps oder auch Sprachmuster an dir Hand.
Den Tipp, einem Kind bei Wut einen Boxsack hinzustellen, finde ich etwas streitbar. So lernt er trotzdem nicht, seine Gefühle und Wünsche in Worte zu fassen. Gleichzeitig vermittelt man dem Kind ja auch, dass es tatsächlich einen Grund gab, sich so sehr aufzuregen, dass es angemessen ist, auf einen Gegenstand einzuschlagen. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass dein Kind nicht wirklich einen Grund hat, völlig auszuflippen und auf dich einzuschlagen.
Parallel dazu würde ich auch eine Erziehungsberatungsstelle aufsuchen. Dort kann man dir sicherlich weitere wertvolle Tipps geben.

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"Den Tipp, einem Kind bei Wut einen Boxsack hinzustellen, finde ich etwas streitbar. So lernt er trotzdem nicht, seine Gefühle und Wünsche in Worte zu fassen."

Natürlich ist es sinnvoll zu schauen, wie man Gefühle in Worte fassen und Probleme lösungsorientiert angehen kann, aber es gibt ein Level an emotionaler Aufgewühltheit, bei dem dies alles rein hirnphysiologisch nicht mehr möglich ist. Da ist es dann wichtig, erstmal die Emotionalität auf ein Level runterzubringen, auf dem man wieder klarer denken kann. Hierzu kann ein Boxsack, eine kalte Dusche, eine Kissenschlacht mit dem Sofa, zerreißen vom Papier, eine Runde um den Block laufen etc. empfohlen werden - für Erwachsene genauso wie für Kinder. Welche Strategie bei wem überhaupt funktioniert, muss man ausprobieren. Es ist durchaus ein Vorteil, wenn man bereits in jungen Jahren lernt, solche Strategien zu nutzen.

Ich persönlich komme vielleicht alle paar Jahre mal in so einen Zustand, wo das sinnvoll wäre, weil ich absolut kein impulsiver Mensch bin. Aber mein Partner hat ADHS, also auch reduzierte Impulskontrolle. Und ich habe mehr und mehr den Verdacht, dass unser 4-Jähriger das geerbt hat. Wenn bei dem die Sicherungen durchbrennen, klappt gar nichts mehr, das ist wie mit einem wilden Tier plötzlich. Ich wäre froh, wenn er auf einen Boxsack hauen würde, bis er wieder bei klarem Verstand ist.

Dementsprechend finde ich es auch schwierig, pauschal von 6-Jährigen zu erwarten, dass sie sich da alleine in den Griff bekommen müssen. Es gibt (wenige) Erwachsene, die das auch überhaupt nicht können. Teils liegt's dann daran, dass sie nicht gelernt haben, wie sie sich regulieren können, aber vieles ist eben auch Veranlagung. Wer weiß, ob das Kind um das es hier geht, nicht auch aus irgendwelchen Gründen eine reduzierte Impulskontrolle oder verringerte Emotionsregulationsfähigkeit hat und deshalb eben mit 6 Jahren noch die gleichen Anfälle hat wie im Kleinkindalter und dementsprechend genauso viel Unterstützung braucht. Bei unserem 4-Jährigen ist es phasenweise so und es ist echt schwer sich als Eltern nicht total triggern zu lassen. Dennoch sagt das nicht viel über die generelle Gewalt-Hemnschwelle aus, die ist bei unserem Sohn für einen 4-Jährigen in 99% der Situationen sehr hoch. Der bleibt auch passiv sitzen (ruft mich nur), wenn die kleine Schwester ihm büschelweise Haare ausreißt. Aber wenn er austickt, dann spielt das alles leider gar keine Rolle mehr.

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Irgendwas ist da aber schon sehr schief gelaufen.
Vermutung: Grenzen nicht rechtzeitig gesetzt.

Üblicherweise hat ein 6jähriges Kind gelernt, welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen. Niemals, sobald das Kleinkindalter vorbei ist, dürfte ein Kind seine Eltern physisch angreifen.

Ich rate dir - zum Wohle deines Kindes und dir selbst - dringend einen Psychotherapeuten aufzusuchen, der sich mit gewalttätigen Kindern auskennt.

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Grenzen werden gesetzt und auch konsequent durchgesetzt. Also daran liegt es bestimmt nicht. Und ich würde jetzt auch nicht von einem "gewalttätigen Kind" sprechen, da er ansonsten niemanden weh tut,ausser mir. Er ist eigentlich ein sehr fürsorglicher großer Bruder und hat, wie oben schon erwähnt, auch sehr viel Empathie.

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Es ist immer schwer etwas zu raten, wenn man die Situation nicht kennt.

Was vermutest du selbst denn, warum er so wütend wird? Was sagt er selbst dazu und in welchen Situationen passieren denn diese Ausraster?

Wenn du sagst, dass Grenzen gesetzt werden und er nur dir gegenüber so reagiert, was sagst der Vater dazu? Was macht der evtl anders?

Ohne mehr Hintergrund ist da schwer etwas zu sagen.
Ich finde das Verhalten auf jeden Fall für einen 6jährigen sehr auffällig
Irgendetwas will er ja damit ausdrücken/euch sagen.

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Hast du ihm denn alternativen zum hauen gegeben? Ich denke das diese passen kommt ist bei Kindern normal mal früher, mal später. Ich habe meinen Jungs ein Kissen oder etwas anderes gegeben, woran sie ihren hau-impuls auslassen können. Bis jetzt sind wir damit ganz gut gefahren

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Das werde ich einmal versuchen, daran hab ich noch nicht gedacht. Vielen Dank für deinen Tipp 😊

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Hallo

hat er mit dem Schlagen erst jetzt angefangen oder macht er das schon seitdem Kleinkinderalter?

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Er hat erst jetzt damit angefangen.

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Du probierst ja schon sehr vieles aus, was ja normal schon sehr hilfreich ist.
Was sagt er denn, wenn du mit ihm darüber sprichst?
Danach wird es ihm doch sicher leid tun, da du ihn ja als eigentlich sehr empathischen Jungen beschreibst.
Da würde ich echt ansetzen, dass ihr drüber redet, wie schlimm das ist und wie weh dir das tut und eine Strategie aushandelt, wie ihr das in Zukunft vermeiden könnt.
Er wird ja nicht von einer Sekunde auf die andere austicken.
Wenn du merkst, es schaukelt sich wieder hoch, kannst du ihn ja darauf hin weisen, dass ich He gerade wieder in so eine Situation kommt und dann auf eure Ausweichstrategie kommen (z.B. ein paar Mal hoch springen, in ein anderes Zimmer gehen, bis 20 zählen, etc.).
Ich schätze, dass es nach ein paar Versuchen klappten wird. Aber davor muss er natürlich unbedingt verstehen, dass Gewalt nicht geht und auch etwas daran ändern wollen.
Eventuell könnte auch eine Kampfsportart helfen.
Bei Karate z.B. lernt man auch sehr viel darüber, sich selbst zu kontrollieren, richtig zu atmen und sich zu entspannen.
Wenn dieses Verhalten neu ist, würde ich ihn auch viel Zuwendung schenken. Da kommt mir immer der Satz in den Sinn: Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe, weil ich es da am meisten brauche.
Aber auch ganz konsequent gewalttätiges Verhalten unterbinden.

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Ich bin nicht die TE, aber bei unserem 4-Jährigen gibt es teils ähnliche Themen und wenn man selbst drin steckt, sieht man ja oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Deshalb danke für deine Antwort! Ich glaube das ist genau der richtige Ansatz. Üben die Situation rechtzeitig zu erkennen und dann immer wieder versuchen mit vorher besprochenen Strategien zu verhindern, dass es überhaupt so eskaliert. Hätte ich als Verhaltenstherapeutin auch selbst drauf kommen können, mit impulsiven Erwachsenen macht man es in der Therapie nämlich genauso 😅.

Und klar, auch selbst hinschauen, warum sich die Probleme aktuell häufen, vielleicht etwas an den Ursachen ändern, Bindung stärken. Das war bei uns in der letzten solchen Phase schon ausreichend.

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Hi. Wie kann man denn Bindung stärken?

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Gab es einen Auslöser ?
Geht er schon in die Schule ?
Ich beobachte bei meiner Tochter , dass sie seit der Einschulung manchmal aggressiv ist. Sie schlägt nicht, aber ihr Tonfall ist manchmal so aggressiv . Ich habe dann das Gefühl sie lässt den Frust (stress, Anforderungen schule usw) an uns aus.

Versteht dein sohn im nachhinein dass es falsch war und es weh tut?
Vielleicht solltet ihr eine Art Intervention mit ihm machen . Beide Eltern in einem ruhigen Moment das Gespräch suchen. Ich denke direkt nach dem Vorfall ist er zu aufgewühlt dafür.

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Ja er kam jetzt in die Schule. An und für sich, kann ich mir ja vorstellen warum er so ein Gefühls Chaos hat,es hat sich in seinem Leben viel verändert. Er ist großer Bruder geworden, Papa hat eine neue Arbeit und ist unter der Woche nicht mehr zuhause und dann noch der Wechsel vom KiGa in die Schule.
Ja er versteht im Nachhinein dass es nicht richtig war, und es tut ihm dann auch immer wahnsinnig leid. Wir haben wirklich schon sehr viel mit ihm geredet, nicht nur wir Eltern sondern auch Oma und Tante, und dennoch kommt es immer wieder vor.

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Für meine Kinder gab und gibt es eine Regel: Man tut niemandem weh. Man darf sich aber ganz klar verteidigen, wenn andere Mittel nicht mehr helfen, denn niemand muss sich von jemand anderem weh tun lassen. Das hieß (und heißt!) bei uns, dass man zwei- bis dreimal das Signal gibt, dass das Verhalten des Gegenübers nicht ok ist: "Hör auf damit! Du tust mir weh! Höre sofort auf!!". Danach darf sich auch körperlich verteidigt werden.

Dies als Denkanstoß - mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht schreiben.

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Das ist fair. Körperlich verteidigen heisst ja nicht windelweich prügeln, sondern eher wegschubsen, wenn es sein muss.