Soll man Kinder gewinnen lassen?

Hallo liebes Forum,

ich hatte heute die Situation, dass ich mit meinem Neffen kurz ein neues Spiel gespielt habe, wo man um die Wette Körbe werfen muss.
Ich hab das aber gar nicht so mitbekommen, dass da ein Zähler läuft, sondern hab gedacht wir versuchen einfach ganz schnell den Ball rein zu werfen.
Ich war da natürlich etwas besser, da mein Neffe erst 4,5 ist.
Während diesem einem Spiel wurde ich dann aber von meinem Schwager zurecht gewiesen, dass ich denn Jungen gewinnen lassen muss.
War da kurz perplex und dachte, er macht Spaß.
Aber nein, er fing dann an, dem Kind zu helfen und direkt beim Korb Bälle reinzuwerfen, sodass der Junge mehr Punkte hatte.
Erst da hab ich gecheckt, dass da ein Zähler mitläuft 😅.
Aber ehrlich gesagt fand ich das schon etwas komisch.
Mein Schwager war dann aber kurz auch etwas angesäuert und meinte, dass der Junge nicht mehr spielen will, wenn er einmal verliert.
Ich hab dann einfach gar nichts dazu gesagt, weil ich eine ganz andere Meinung habe, aber keine Lust auf eine Diskussion hatte.
Es stimmt, dass mein Neffe ein extrem schlechter Verlierer ist und ich habe schon öfters mitbekommen, dass er schummeln darf und immer gesagt wird, dass er der Gewinner ist, auch wenn er verloren hat.
Auch wenn er gegen andere Kinder spielt, kann er überhaupt nicht verlieren und mein Schwager löst das dann immer so, dass dann halt beide gewonnen haben.
Es ist also immer so, dass die anderen Kinder entweder verlieren, oder halt beide gewinnen.
Oder es eskaliert, falls das andere Kind auf seinen Sieg besteht.
Das Interessante ist aber, dass wenn wir alleine auf ihn aufpassen, es für ihn kein großes Problem ist, zu verlieren.
Er ist natürlich nicht happy und versucht zu schummeln, aber ich lasse ihn nicht und gebe ihm dann gerne eine Revanche, wo ich ihn auch mal gewinnen lasse.

Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass man Kinder nicht immer gewinnen lassen soll.
Wenn ich merke, dass sie die Freude am Spiel verlieren, dann spiel ich schon mal extra schlechter und lasse zwischendurch mal gewinnen.
aber trotzdem müssen doch auch Kinder lernen zu verlieren und mit dem Frust umzugehen.

Mein Mann war dann auf der Heimfahrt aber auch der Meinung, dass ich unseren Neffen hätte gewinnen lassen müssen, was mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht hat.

Habe ich mich da echt daneben benommen?

Wie sehr ihr das?

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Ich finde es kommt auf das Alter des Kindes und die Situation an.

Bei einem 4-jährigen Kind würde ich es eher noch gewinnen lassen, als bei einem 6-jährigen oder noch älteren Kind.

Du hast schon Recht, Kinder müssen auch lernen zu verlieren.
Daher finde ich es gut, wie du es sonst handhabst - mal gewinnen, mal verlieren lassen.
Ich achte dann oft darauf, dass das Kind das letzte Spiel gewinnt und dann gut gelaunt aufhört.

Da es in diesem Fall nicht dein eigenes Kind, sondern der Neffe war, hätte ich ihn wohl gewinnen lassen.

Aber Eltern, die ihr Kind immer und um jeden Preis gewinnen lassen tun sich auf lange Sicht gesehen keinen Gefallen....

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Moin,
jaein, würde ich sagen.
Also wenn ich z.B. mit einem kleinen Kind um die Wette laufe oder so, wo ich alleine durch meinen ausgewachsenen Körper sofort die Gewinnerin bin, dann reguliere ich meine Leistung schon kindgerecht runter. Auch wenn das Kind vielleicht nicht gut verlieren kann.
Wenn es z.B. um ein Glücksspiel geht (im Sinne von Gesellschaftsspiel, nicht im Sinne von Roulette 😅), dann spiele ich ganz normal und schachere da auch nichts zu (jedenfalls nicht direkt und prinzipiell, ich würde das Kind aber auch nicht 5x hintereinander verlieren lassen).
Bei Kindern untereinander würde ich allenfalls das Wettspiel unterbinden, wenn ein Kind immer gewinnt und das andere immer heult. Aber grundsätzlich verlieren verhindern finde ich auch nicht richtig. Frustrationstoleranz will gelernt sein. Wenn man die Möglichkeiten zum lernen nimmt, wirds irgendwann blöd.

Bearbeitet von rena85
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Nein, sollte man nicht. Haben wir auch nie gemacht.
Wenn wir mal bei einem Spiel gewonnen haben, haben wir gesagt "das hat Spaß gemacht, beim nächsten Mal gewinnst bestimmt du", oder so ähnlich. Haben wir verloren, sagten wir immer etwas wie "Schade, aber ich hatte so viel Spaß, da ist es mir egal." Gewinnen und verlieren war bei uns nie Sinn des Spiels, sondern der Weg dorthin.

Mal ehrlich, wenn 10 Kinder am Tisch sitzen, können auch nicht alle gewinnen. Wer entscheidet dann, wer der Sieger ist? Der, der am lautesten brüllt? Verliert dann immer das Kind welches schweigt und ein ruhiges Naturell hat?
Wie wir damit umgehen macht aus ob man Spaß am Spiel hat. Mal hat man Glück ein anderes Mal eben nicht, Kinder sollten da langsam heran geführt werden in einem Umfeld in dem sie sich bestätigt fühlen, auch ohne "Medaille".

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So handhaben wir das auch 👋
Sonst geht es dem Kind irgendwann nicht mehr ums Spiel, oder dem Spaß am Lernen, oder, oder, sondern nur noch ums Gewinnen. In der Schule spätestens wird das ein "Riesenspaß", wenn das Kind merkt, dass es nicht überall das Beste ist.

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Ich bin da auf deiner Seite.

Klar lies ich meine Kinder auch mal gewinnen und habe absichtlich verloren, aber wenn sie immer gewinnen lernen sie niemals mit der "Frustration" umzugehen die das Verlieren mit sich bringt.

Also finde schon das ab und an absichtlich schlecht spielen für die Kids gut, aber dauerhaft nicht.
Mal haben die Kids gewonnen, mal wir (Eltern).

Lass dir also kein schlechtes Gewissen einreden.

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Ich find das Verhalten von deinem Schwager nicht ok. Meine Kinder sind jetzt 6,5 und wissen mittlerweile das mal der eine Gewinnt und ein anderes mal vielleicht ein anderer. Mein Sohn war da auch oft eingeschnappt und sauer.

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Es kommt drauf an. Wenn ich ein neues Spiel erklärt und mit ihnen gespielt habe, hab ich sie erstmal gewinnen lassen. Z.Bsp. bei 4 gewinnt oder Dame. Natürlich bin ich da besser. Aber es soll ja auch Spaß machen. Ich habe dann meine Fähigkeiten gesteigert und mittlerweile spiele ich solche Spiele normal.
Bei Glücksspielen mit Würfeln habe ich immer normal gespielt. Ausser bei Lotti Karotti. Da verliert mein Sohn IMMER. Und da lass ich ihn heute noch jedes 3.Spiel gewinnen 😄.
Also ich würde mit einem klaren JEIN antworten.
Gewinnen lassen muss nicht sein, aber ab und zu ist es vielleicht nicht verkehrt.

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Ich denke dass sollte man Mal so und mal so machen.
Mein Mann und ich spielen intensiv Gesellschaftsspiele, wir haben sogar einen eigenen Raum dafür 😀

Unsere Tochter (bald 3) fängt nun auch an mit Sachen wie uno, Lotti karotti usw.

Wir geben ihr natürlich die Chance zu gewinnen und geben ihr Tipps und manchmal lasse ich sie auch einfach gewinnen damit sie ein Erfolgserlebnis hat. Allerdings bin ich kein Fan davon immer gewinnen zu lassen denn zum einen gehört verlieren zum Leben und das muss auch gelernt werden (Sozialkompetenz) und zum anderen lernt sie so nicht..

Wenn ich mit jemandem Schach spielen der es gar nicht kann ist das keine Herausforderung. Ich werde nie eine gute Schachspielerin.
Ich finde daher eine Mischung gut

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Meine Tochter ist gerade 3 J. geworden und kognitiv und sozial-emotional recht weit bzw. gefestigt.

Ich lasse sie nicht absichtlich gewinnen. Ich erkläre ihr die Spielregeln und spiele ganz normal (ziehe sie aber auch nicht mit Absicht ab).

Mal gewinnt sie, mal verliert sie. Immer ehrlich.

Aktuell sind Lotti Karotti und Uno hoch im Kurs. Da ist das Spiel ja auch häufig mit Kartenziehen und entsprechend mit Glücksfaktor gegeben.

Zu verlieren macht ihr übrigens nichts aus. Sie fordert dann meist nur "Revanche" bis sie gewinnt 😉

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Nein nicht generell

Wenn man dem Kind ein neues Spiel beibringt, was man selber schon kann, dann kann man es mal machen.

Aber nicht jedes Mal und sicher nicht als Dauerregel und in dem Alter von Deinem Neffen sollte er schon verlieren lernen.

Denn im Kiga hat er sonst ganz fix keine Mitspieler mehr und privat auch nicht.

Bspw kann man es so üben:
Beim Memory bspw kann man das Kind immer mit vielen Karten gewinnen lassen und dann immer weniger bis es dann mal ein Paar Unterschied ist und dann Gleichstand und dann man selber ein Paar mehr hat.

So lernt das Kind halt langsam, dass es auch mal verlieren kann.


Und schummeln oder Regeln anpassen -- wenn es nicht altersbedingt sein muss-- ist für die Kids halt auch nur eine Krücke und keine Hilfe auf Dauer...

Zumal andere Kids mit niemandem spielen wollen, der keine Regeln einhalten kann oder schummelt. Damit tut man dem Kind keinen Gefallen....