Buchtip Good Inside

Hast du eine gut bestückte Stadtbücherei in erreichbarer Nähe?
Dann würde ich wirklich da zuerst schauen!

Ich habe ein paar dieser "Ratgeber" gelesen, die sich an Laien wenden und größtenteils auch mehr oder weniger von Laien geschrieben wurden und leider habe ich mir drei davon auch gekauft. Äh, meeh!

Mein Fazit war erschreckenderweise: Die schreiben oft voneinander ab - es fallen Begriffe wie "gefühlsstark", die keine Fachbegriffe sind - und es geht nur um Probleme!
Jetzt wirst du sagen - natürlich, es sind ja auch Ratgeber!

Ich habe mich anfangs immer gewundert, warum ich bei Erziehungs-Youtubern und teils -Bloggern immer so ein flaues Bauchgefühlt oder Frust entwickelte, wenn es doch um einen liebevollen Umgang miteinander ging.
Und dann wurde mir bewusst, dass diese Menschen fast nur über Probleme schreiben, Kinder haben ständig Wutausbrüche, es geht immer um Konflikte in einer Art, dass einem zunächst mal der Machtkampf auf dem Silvertablett serviert wird, das Kind wird immer als Gegner dargestellt, das Zusammenleben als ständiger Kampf - nur um am Ende scheinheilig die "Lösung" präsentieren zu können, die aber meist darin besteht dass man - nach der ganzen Einleitung über Machtkämpfe - "aufgibt" oder sich aus dem anfangs angelegten Machtkampfdenken wieder herausschält.


Beispiel Kathy Weber und Martina Stolz, Buchtitel "Geheime Superkraft" - ich habe das Buch unvoreingenommen gelesen, sogar extra gekauft, weil mir der YT-KAnal von Weber große Rätsel aufgab und ständig ein schlechtes Bauchgefühl erzeugte. Ich dachte, der YT-Kanal wäre bewusst dramatisch angelegt und im Buch stünden nun die echten Ideen.
Und dann habe ich beim ersten Lesen nur Stellen angestrichen, die mich irritierten oder verärgerten oder denen ich nur widersprechen konnte - und das waren viele. Beispiel: Eine erwachsene Frau meidet Gespräche mit anderen Erwachsenen, um sich "vor dem Lob zu schützen".

Jedenfalls liest sich das Buch oft so, als ob Elternsein ein ständiger Kampf wäre, es wird einem viel vorgegeben - man darf dem Jugendlichen nicht sagen, dass er den Geschirrspüler ausräumen soll, sondern ihn maximal bitten und wenn er ablehnt, kann man nichts machen, weil es ja nicht um Leben und Tod geht - und dann gibt es EINE Stelle an der AM RANDE mal erwähnt wird, wie man einen Konflikt durch Spiel und Humor lösen könnte statt durch ein Gegeneinander. EINE Stelle! Man würde ja meinen, einen "Superkraft" würde aus so etwas bestehen, aber nein. Da geht es immer nur um Konflikte, ich will als Elternteil dies, mein Kind das, ich darf mich aber nicht durchsetzen, ich muss so lange Verhandlungsgespräche führen, bis mein Kind einwilligt oder wir einen Mittelweg finden. An sich erst mal nicht schlecht, aber hier wird ALLES diskutiert.
Lustig sind auch Passagen, in denen erklärt wird, dass man sein Kind körperlich festhalten "darf", bevor es auf die Straße rennt, und dass man vermutlich Angst davor hätte - nicht, weil einem hier seitenweise vorher eingeredet wurde, dass man auf keinen Fall "Gewalt" im allerweitesten Sinne anwenden dürfe, sondern aufgrund von Ängsten, die eigene Kindheit zu wiederholen. Der Leser - so wird postuliert - wurde ja von seinen Eltern extrem unsensibel und gewaltvoll erzogen.

Das war jetzt EIN Beispiel.

Auch klasse Nora Imlau - mehrere Bücher darüber, wie man sensibel mit den Kindern umgeht und immer auf Eierschalen läuft, alles auf das Befinden der Kinder ausrichtet - und dann das letze Buch "Bindung ohne Burnout"! 😂
Also, nachdem man die Eltern weichgekocht hat, erklärt man ihnen jetzt, dass sie auch ein Recht auf ein eigenes Leben haben, obwohl sie Eltern sind. Dass sie auch ein Recht auf eigene Gefühle haben.

In dem von dir genannten Buch steht angeblich dass "Kinder nicht grundsätzlich böse sind, nur weil sie Wutanfälle haben". Joa, das weiß der durchschnittsgebildete Mensch aber doch vorher schon, oder?

Daher wirklich ernst gemeinter Tipp: Gehe in die Bücherei, lies dir alles durch, kaufe nur das, was du wirklich mehrfach lesen möchtest und aus dem du wirklich umsetzbare Tipps entnehmen kannst, die dich nicht stressen.

Da ist eine unheimlich große Marketingmaschinerei um sehr viele Erziehugnsratgeber heutzutage angelegt, nicht nur durch Verlage und Eigenwerbung, auch durch Influencer und "Fans", Foren etc. Es ist sehr schwierig, da durchzusteigen. Vieles erscheint einfach nur gut klingendes Gebrabbel, das in der Realität so nie umzusetzen wäre.

Vorsicht auch vor einzelnen Autoren und ihren Systemen! Viele Autoren "erwarten", dass du ihr gesamtes System übernimmst, teilweise deine Sprache, deinen Alltag, deine Einstellung änderst genau so, wie sie es vorgeben!
Überlege dir da wirklich gut, was du für dich übernehmen möchtest und was für dich gar nicht passt!
Google Begriffe danach, ob sie Fachbegriffe oder selbst erfundene Begriffe sind und überlege, ob du in diesen Begriffen denken möchtest oder nicht. Für mich sind zwei davon "gefühlsstark" und "willensstark", die oft benutzt werden, wenn man das Kind komplett in den Mittelpunkt stellt und alles auf das Kind ausrichtet. Damit betrügt man das Kind aber möglicherweise auch um das Erlernen des Umgangs mit Gleichaltrigen, die eben nicht alle auf Eierschalen laufen werden. Zwei "willensstarke" Freunde, die isch immer durchsetzen wollen und immer bestimmen wollen, was der andere macht, werden nicht lange Freunde bleiben, wenn keiner der beiden je gelernt hat, dass auch andere berechtigte Interessen und gute Ideen haben können.

Ein Tipp aber: Suche in der Bücherei nach Bücher von Psychologen oder Pädagogen FÜR andere Pädagogen oder Eltern. Auch eben auch für andere Pädagogen, also Fachbücher, die sind oft nicht mit diesem Marketingsprech gefärbt.