Eigene Wut hindert mich daran mit Kind einfühlsam umzugehen

Hallo zusammen,

in letzter Zeit war ich mit meinem Kind (5 ) ziemlich barsch, ungeduldig , hab sehr viel geschimpft, bin teilweise „ausgerastet“ und wurde laut. Kann mich in dem Moment teilweise nicht beherrschen es hilft auch nicht den Raum zu verlassen, etc.
Ich bin nicht stolz darauf und ich möchte das so auch nicht mehr. Hinterher hab ich ein wahnsinniges schlechtes Gewissen und nehme mir vor geduldiger zu sein. Meistens entschuldige ich mich dann auch. Aber es mag nicht klappen. Es kam einfach so viel zusammen .
Wir sind auch seit kurzem bei der Erziehungsberatung, mein Mann hat dort auch Verständnis gezeigt dass wir selbst etwas ändern müssen damit unser Kind nicht unsere Verhaltensweisen/Aussagen übernimmt und ich hab eh schon immer daran geglaubt dass man zwar konsequent, aber liebevoll sein sollte.
Einmal hab ich gesagt „jetzt bin ich aber sauer“ (nicht wegen dem Kind sondern weil irgendwas nicht geklappt hat) und dann hat Kind mich gleich gefragt: „Mama bist du wegen mir sauer?“ 😥. Das macht mich voll traurig. Aber irgendwie komm ich aus der Spirale nicht raus. Vielleicht klappt es mal ein, zwei Tage und dann hab ich nen miesen Tag und dann schaff ich es nicht mehr.
Unser Kind hat sehr starke Wutanfälle, teilweise für uns unerklärlich und ich weiss ich sollte das liebevoll begleiten aber es fällt mir so wahnsinnig schwer weil in mir selber so eine Wut entsteht. Und weil Kind dann Sachen macht die uns auf die Palme bringen (Essen aus Mund auf Boden spucken, hauen, Geschwisterchen weh tun, Sachen absichtlich auf den Boden werfen etc etc).
Ich weiss dass es nicht gut ist wenn man die Wutanfälle ignoriert oder gar noch sauer reagiert , ich weiss (meistens) auch wie man einfühlsam darauf reagieren könnte und trotzdem Grenzen setzt was das nicht akzeptable Verhalten an geht, aber es fällt mir so schwer, ich kann es irgendwie nicht umsetzen. Ich biete auch Alternativen an (ins Kissen hauen etc, wird aber lieber auf mich weiter gehauen). Noch dazu dass ich mich ja auch uns zweite Kind kümmern muss. Meinem Mann geht es leider genauso.

Habt ihr Tipps was ich tun kann damit mich meine eigene Wut nicht daran hindert einfühlsam zu sein und das umzusetzen? Ich möchte eine liebevolle Mama werden bei dem das Kind sich sicher und bedingungslos geliebt fühlt.

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Unpopular opinion: Warum sollte ich das Kind liebevoll begleiten, wenn es sich gerade maximal daneben benimmt? Er ist fünf, keine terrible two…

Ich erinnere mich gerade an eine Situation im Urlaub, wo ein kleiner Wutzwerg in einem Supermarkt neben der Kasse gegen die Regale trat und Mutti sich geduldig daneben hockte und die Schlange aufhielt, weil sie das Kind in seiner Wut begleitete… 🙄

Und warum darf ein Kind nicht merken, dass man sauer ist, wenn es haut, auf den Boden spuckt und dem Geschwisterchen weh tut?
Anschreien ist uncool, da stimme ich dir zu… und dennoch fehlt mir in unserer bedürfnisorientierten Zeit mittlerweile der Mut zu authentischen Reaktionen und ich finde, das Wut (die man in der Regel dann empfindet, wenn eigene Bedürfnisse missachtet werden) einen zu schlechten Ruf bekommen hat. Begleite dich doch selbst mal liebevoll in deiner Wut! Was würde dir gut tun, wenn es in dir hochkriecht?

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1000 Herzchen!!

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Korrekt. Wenn der grosse aus Wut den kleinen haut, ist eine saure Ansage besser als die Frage, ob Christian-Malte vielleicht seinen Bruder in Frieden lassen könnte - worauf der ja locker mit nein antworten könnte.

Oder: der Grosse tut dem kleinen weh, du begleitest ihn liebe- und verständnisvoll duch seine Wut, während der Kleine, der aus Schmerz, Wut und Unverständnis (immerhin hat er unverdient und unerwartet Dresche gekriegt) einsam in der Ecke vor sich hin heult, das mit sich selbst ausmachen muss.

Also: Belohnung für den Täter. Und das auf Kosten des Opfers. Du musst den grossen ja nicht gleich mit Wasser und Brot in den Keller sperren, aber man kann ihm schon sagen, er soll sich im Zimmer abreagieren oder endlich die Klappe halten, du musst dich um den kleinen kümmern, der ist schon verstört genug durch ihn, da muss er nicht noch mehr Angst kriegen, weil er sich auslebt, und bevor er dem kleinen noch einmal weh tut, soll er gefälligst sein eigenes Lieblingsspielzeug zurstören, wenn es denn sein muss, und letzte Ansage, im Kinderzimner wüten oder Klappe halten.

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Ein Patentrezept dafür gibt es leider nicht, aber eine Erziehungs Beratung ist doch schon super und fast das Optimum.

Bleibt einfach dran und setzt um was dort besprochen und geraten wird.

Mütter sind auch nur Menschen mit Nerven :)...

Trotzdem kann ich dir nur raten diese Spirale zu durchbrechen indem du deine Wut zügelst. Nimm halt selbst ein Kissen und Schrei rein oder kauf dir einen boxsack um Dampf abzulassen anstatt es an deinem Kind auszulassen. Letztendlich kannst du von deinem Kind nicht verlangen dass es einfühlsam und ruhig ist wenn du das nicht mal selbst schaffst ^^

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Interessant wäre doch eigentlich die Frage, woher diese Wut kommt. Wahrscheinlich spürst du in diesem Moment eine krasse Unsicherheit und ein Erziehungsversagen. Und aus dieser Unsicherheit heraus bist du hilflos und wirst wütend. bist du vielleicht gar nicht wütend aufs Kind, sondern auf dich selbst weil du die Situation nicht besser handeln kannst. Wenn diese Anfälle deines Kindes schon lange da sind dann bist du auch überfordert und auch da reagieren viele Leute wütend.
Wie sieht es denn aus mit Auszeiten für dich alleine?
Ich kenne diese überschwappende Emotionalität von mir selbst auch, als meine Kinder klein waren. An irgendeinem Punkt war ich schlicht nicht mehr rational und zugänglich. Mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass ich vor allem durch den Lärm angestrengt bin und da meine Auszeiten brauche. Für mich waren Dinge die schwimmen gehen, spazieren gehen alleine sehr hilfreich. Und noch ein ganz wichtigerPunkt: Als meine Kinder so klein waren wie deine war ich extrem perfektionistisch. Ich habe mich selbst immer in Frage gestellt und mit anderen verglichen. Dabei habe ich leider nie gut abgeschnitten. Das Zusammenspiel aus Überforderung und gleichzeitig das Optimum nie erreichen zu können, hat mich tatsächlich in eine sehr schwierige Gemütslage gebracht. Meine Kinder sind schon groß und ich habe gelernt, dass nicht alles so läuft wie ich es mir vielleicht früher vorgestellt habe. Im Rückblick ist aber nun alles recht in Ordnung und ich frage mich schon, warum mir bestimmte Dinge damals so wichtig waren.
In deinem Text sehe ich mich in meiner Haltung damals und möchte dir gerne mit auf den Weg geben dass du keine schlechte Mama bist und das beste versuchst. Und genau dieser Aspekt sollte dein Denken beherrschen.
Alles Gute

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Hallo,

wenn du es 2 Tage geschafft hast, ist das doch schon mal gut. Lass dich dann nicht entmutigen sondern mache wieder 2 und vielleicht bald 3 Tage an denen du die Ruhe bewahrst.
Wie seid ihr selber groß geworden, wie haben die Großeltern reagiert? Reagierst du so, weil es ein erlertntes Verhalten ist oder hast du allgemein zuviel Stress.
Wo kannst du dir Pausen einbauen, bevor du platzt? Könnt ihr euch abwechseln?
Kommen Diagnosen wie ADHS oder Autismus in eurern Familien vor? Macht es Sinn dies zu überprüfen?
Oder imitiert euer Kind euch nur?
Versuche parallel zur Erziehungsberatung einen Platz für Psychotherapie zu finden.
Überlege was gemeinsam gut funktioniert und schaffe häufiger gute Situationen.

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An ADHS musste ich bei der Beschreibung auch direkt denken, besonders da Mutter und Kind beide so impulsiv sind

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Und was ist daran so schlimm ihm die Wahrheit zu sagen? 'ja, ich bin wegen dir sauer.'
Ist ja so. Kinder wollen selbstwirksam sein, das ist ein wichtiger Teil der Existenz. Ein Haushalt in dem Emotionen nicht ehrlich behandelt werden ist nun nicht das nonplusultra, oder?

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Sie war doch aber nicht wegen dem Kind sauer, sondern wegen etwas anderem. Es macht sie traurig, dass das Kind gefragt hat, ob die TE auf das Kind sauer wäre, weil diese Wut aufs Kind wahrscheinlich zu oft vorkommt, sodass das Kind automatisch denkt, er/sie sei die Ursache. Das hat nichts mit Wahrheit oder Emotionen zeigen grundsätzlich zu tun.

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Hallo,

ich kenne das zu gut. Meine Tochter ist 3,5 Jahre und mein Sohn 5 Monate.
Es gibt Momente, da platzt mir bei meiner Großen auch der Kragen.
Ich habe dann auch oft ein schlechtes Gewissen und rede dann im Nachgang nochmal mit ihr und entschuldige mich auch, wenn mein Verhalten mal drüber war.
Wir hatten auch eine Situation, ich war gestresst, sie war gestresst. Am abend hab ich ihr dann erklärt, dass ich heute einfach einen schlechten Tag hatte und mich alles einfach genervt hat, mir mein Verhalten aber leid tut. Sie hat mich dann angeschaut und gesagt "Mama morgen mach ich das besser". Das hat mir so nen innerlichen Schlag verpasst und mir wahnsinnig leid getan. Sie ist daran ja nicht Schuld.

Ich glaube, manchmal fehlt uns Mamas einfach ein bisschen "Me-Time" um auch mal runter zu kommen. Der Alltag mit den Kids ist einfach oft stressig..
Wenn ich dann mal Zeit nur für mich habe, bin ich viel, viel ausgeglichener!

Vielleicht musst du das mehr in deinen Alltag einbauen. 1x die Woche einen Tag nur für dich allein, wo dein Mann die Kinder betreut und du dir ne Freundin schnappst und mal in die Therme gehst oder so.


Ich finde vorallem wichtig, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und wenn es dann mal eskaliert, mit dem Kind zu sprechen. Wir sind eben auch nur Menschen mit Gefühlen.
Genauso "erlaube" ich es auch meiner Tochter wütend zu sein und mal einen schlechten Tag zu haben. Das gehört eben dazu.

Mach dich nicht verrückt!

Lg 🌷

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Erziehungsberatung ist doch schon mal super! Echt gut, dass ihr das macht. Für viele ist es leider immer noch sehr schambehaftet, dabei ist es echt Gold wert. Wir waren auch schon mal in einer echt schlimmen Phase da.

Ich würde erstmal schauen, woher die Wut bei dir kommt. Was ist "ein mieser Tag"? Was muss alles zusammenkommen, damit du dich nicht mehr zusammenreißen kannst? Was bringt dein Fass nicht zum Überlaufen - das ist ja das Kind - sondern macht es randvoll?

Bei mir war ein Punkt, dass ich in den Wochen, wo mein Mann beruflich weg ist, niemanden an der Hand hatte, bei dem ich abends einfach sagen konnte, dass ich nur noch ausrasten könnte. Wir haben jeden Abend telefoniert, aber ich habe immer versucht so zu wirken, als hätte ich alles im Griff. Es ging immer Richtung "Ja, bisschen anstrengend, geht schon", weil ich ihn damit nicht belasten wollte - er war Tausende Kilometer weg und sollte kein schlechtes Gewissen haben. Irgendwann hat er es dann selber angesprochen, weil er natürlich nicht dumm ist und ja sieht, wie die Dinge laufen, wenn er zuhause ist - wie oft ich da abends sage "Boah, ich hätte ihn heute an die Wand klatschen können, er macht mich wahnsinnig, wenn das noch lange so weitergeht, gebe ich ihn zur Adoption frei!" ;-) (Bevor sich einer aufregt: Es ist erkennbar ein Scherz und nein, ich sage sowas nicht vor meinem Kind). Also letztlich hat er mich gezwungen, auch in seiner Abwesenheit Dampf abzulassen, und das tat uns beiden sehr gut - er wusste, dass ich kein Theater mehr spiele, und ich konnte mich einfach fünf Minuten aufregen und ihm alle Missetaten aufzählen und dann ging es schon wieder besser.

Deswegen: Guck mal, was bei dir dafür sorgt, dass das Fass so voll ist. Kannst du vielleicht in den zwei, drei Tagen, in denen du nicht so wütend wirst, schon irgendwas tun, um Druck abzubauen? Was hilft dir, dich zu entspannen? Außer Alkohol und Drogen ist da alles okay ;-) Brauchst du irgendwas von deinem Mann? Mehr Zeit für dich selber, mehr Ruhe an irgendeinem Punkt? Prüf das mal genau, denn dann kannst du schon dagegensteuern, bevor es eskaliert.

Und was ich wichtig finde: Positive Erlebnisse mit dem Kind. Vielleicht auch mal getrennt voneinander. Wir haben das hier vor einer Weile eingeführt, dass wir einzeln mit den Kindern was machen, und es tut echt super gut. Gerade unsere Tochter genießt das sehr, wenn der kleine Bruder weg ist. Sie liebt ihn sichtlich, aber er nervt einfach oft. Ich will nicht sagen, dass sich das dann ausmittelt - schöne Erlebnisse und elterliche Wutanfälle. Aber er ist für die Beziehung zueinander und für das Gefühl des Kindes gut, wenn man Verbindendes hat. Richtige Sachen, die man miteinander teilt, kleine Highlights in diesem ganzen Alltagsstress.

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Ich würde probieren ob es mit Magnesium besser wird.

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Du musst rausfinden woher diese Wut in dir kommt. Ich kann dir das Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" wärmstens empfehlen. Schau dir das mal an.
Das man mal auf sein Kind sauer oder wütend ist, ist total legitim. Manchmal aber auch übertrieben, vieles machen die Kids ja nicht absichtlich, und trotzdem triggert es uns irgendwie. Kenn ich von mir selbst nur zu gut.
Es ist auch ok, mal laut zu werden. Wichtig ist nur hinterher zu erklären, warum du so reagiert hast und dich evtl entschuldigst. Es ist auch ok mal zu sagen, ja ich bin jetzt wegen dir sauer, du solltest dich schon vor 5 Min. angezogen haben weil wir los müssen und du sitzt immer noch im Schlafanzug da und spielst. Ab einem gewissen Alter kann man schon erwarten, dass solche Aufforderungen dann anstandslos durchgeführt werden. Wenn ich sowas zum 10.mal sagen muss, dann werd ich halt auch langsam sauer. Ganz normal und menschlich. Andererseits muss man natürlich rausfinden, warum das Kind sich gerade jetzt nicht anziehen will. Und das dann auch benennen, dann klappt es bei uns zumindest oft besser und die Situation eskaliert nicht unbedingt.