Hallo zusammen,
unsere Tochter ist sieben, unser Sohn 10 Jahre alt. Wir bemühen uns, mit den Kindern die unterschiedlichsten Dinge zu unternehmen (Theater, Kultur, Museum, aber auch Trampolinspringen, Wandern, Dinge bastern/bauen, etc.), aber jetzt sind war aktuell gerade geschockt.
Nachdem wir eine Woche in den Pfingsferien in Österreich waren und alle mögliche unternommen haben (Marionettentheater Salzburg, Mozarts Geburtshaus, Naturkundemuseum, 4000qm Trampolinpark, Museum digitale Medien, Wanderungen, Spiele, Enten füttern), hat unsere Tochter in der Schule auf die Frage, was denn das tolltest um Urlaub war geantwortet, dass sie die Fernsehserie XY sehen durfte.
Ich muss noch ergänzen, dass unsere Kinder während der Fahrt auf Tablets Filme schauen dürfen. Dies hat insbesondere bei unserer Tochter den Effekt, dass ihr nicht schlecht wird und sie sich nicht übergeben muss.
Unser Sohn ist - so wie leider alle seine Freunde - total auf ein Videospiel (Brawlsters) fixiert. Er darf max. pro Tag 30 min spielen oder Fernsehen.
Sollte uns die Aussage meiner Tochter, die uns stark enttäuscht hat, zu denken geben oder ist es einfach kindliches, dass man hier keine reflektierte Aussage erwarten sollte?
holgr
Eltern versuchen Kinder für Dinge zu begeistern, aber Fernsehen und Videospiele sind wichtiger
Hi,
meine Kinder erinnern sich auch oft auf direkte Fragen an bestimmte Dinge, die ich gar nicht so wahrgenommen habe und die für mich jetzt nicht erwähnenswert wären.
Aber fragt man dann meist genauer nach, kommen noch ganz viele schöne Erinnerungen an den Urlaub, den Kletterparcours, den lauten Wasserfall usw.
Und manchmal sind eben auch für die Kinder ganz andere Dinge toll, als für uns Erwachsene.
Wir waren letztes Jahr in Hamburg. Wir haben eine Hafenrundfahrt gemacht, waren auf der Elbphilharmonie, im Schokoladenmuseum, die Kinder durften eigene Schokolade machen, wir waren in Planten un Blomen und haben die Wassershow dort geschaut.
Was würde ich jetzt als Elternteil auf die Frage nach dem schönsten Erlebnis erwarten:
Schokolade herstellen
Wassershow
große Containerschiffe gesehen
Was würde meine Tochter antworten: Die U-Bahn Fahrt nach St. Pauli. das war das Tollste für sie :D
Wir waren in den Ferien jetzt auch auf Mallorca.
Viel Strand, Wellen, schwimmen, Mini Disco, Zaubershow und so viel mehr.
Was war das tollste für meinen Sohn: Das er auf dem Rückflug ins Cockpit durfte (wir mussten im Flugzeug warten, bis wir abfliegen durften, dauerte eine Stunde, daher hat der Pilot die Kinder ins Cockpit eingeladen. Mein Sohn war begeistert, er will selbst Pilot werden) Das war das erste was er jedem erzählt hat.
Da ihr sonst wohl eher streng seid, was Medien angeht, war es für eure Tochter wohl einfach was besonderes, dass sie mehr schauen durfte als normal.
Meine Frage wäre dann eher gewesen, und was war sonst noch toll und wahrscheinlich kommen dann auch die Antworten die ihr gerne hören wollt.
Liebe Thalsche,
vielen Dank für Deine freundlichen Worte!
Es beruhig mich wirklich sehr, dass offensichtlich andere Eltern auch solche Erlebnisse haben.
Wir waren nur so überrascht und natürlich auch enttäuscht, weil gerade unsere Tochter so begeistert von allem war. Sie hat z.B. dem Marionettentheater gebannt zwei Stunden zugeschaut und am Ende richtig "das war so toll" gejubelt. Auch das Geburtshaus von Mozart mussten wir uns zwei Stunden ansehen und ihr die Texte vorlesen, weil sie es so toll fand.
Ich habe mal wieder gelernt, dass Kinder eben keine kleinen Erwachsenen sind.
Nochmals vielen Dank.
Viele Grüße,
Holger
Hej,
erwarte nicht zu viel.
Wie hier schon geschrieben wurde, oft rufen Kinder und Jugendliche nur das "letzte" ab. Was ihnen spontan einfällt.
Meine Tochter auch - Hamburg, Containerschiffe, Elbtunnel, Övelgönne, Schokoladenmuseum, Miniaturwunderland.
Das beste war der "Budni", denn den gibt es bei uns nicht
Und mein Herr Sohn in München - alter Peter, deutsches Museum, Wildpark etc:
"Der FC Bayern Fanshop". Bravo.
Aber sie erinnern sich trotzdem daran, auch wenn es nicht im Moment ist.
Und als Kind/Teenager hat es mich manchmal genervt wenn meine Eltern zB in London Museum für Museum abklapperten und wir hungrig hinterherlatschten.
Ich kann mich noch an das Genöle von uns erinnern, als wir erst ewig in der Hitze vorm Buckingham-Palace standen und uns die Wachablösung angeschaut haben und meine Eltern hinterher noch in die British Library gegangen sind.
Wir haben gemotzt, mein Vater war sauer.
Aber später rief ich diese Momente doch sehr gerne ab, erinnere mich auch heute noch daran dass es ja eigentlich doch interessant war. Die Wachablösung, der Palast, die schönen Bücher...
Als Teenager hat man dafür einfach nicht so den Sinn und den Zugang und wir haben uns mehr fürs Shopping oder Essen dort in London interessiert, fanden die Punks cool und die vielen pulsierenden Musikläden.
Glaube mir, das war einfach spontan und kindlich.
Sie erinnert sich sicher gerne an das Mozartmuseum und wird das auch immer als Erinnerung abrufen, wenn es mal irgendwo zur Sprache kommt.
Geht mir auch so .- wenn heute jemand über die British Library redet oder wir auf England kommen, dann habe ich das sofort im Kopf.
LG
Ihr bereitet euren Kindern offensichtlich eine richtig tolle Zeit. Allerspätestens wenn sie erwachsen sind, werden sie das auch in vollem Umfang wertschätzen und erkennen, dass sie eine gesunde und vielseitige Kindheit hatten. Dass sie jetzt Fernsehen toller finden widerspricht dem nicht, es ist halt ein Suchtmittel. Wenn ihr fragen würdet was war das leckerste Essen, würden sie ja bestimmt auch Eis oder sowas nennen, und nicht die vielen tollen gesunden Sachen.
Ansonsten funktionieren Kinderhirne eh anders: Das beste Beispiel ist eine Passage aus dem Buch von Michelle Obama. Nachdem Obama Präsident wurde machen sie mit den Kindern eine krasse Reise durch Europa, alles Superlative, alles neu. U.a. treffen sie den Papst. Und als ihre Tochter nach dem Urlaub in der Schule ihre schönsten Urlaubserlebnisse aufschreiben soll schreibt sie "da war einer, der hieß Papst und an einer Hand hat ihm ein halber Finger gefehlt. Das war total interessant".
In dem Alter hatten unsere Kinder keinen Zugang zu elektroschrott und waren mit uns viel in der Natur und schwimmen und beim Sport.
Wir hatten ein Miteinander und keiner wurde vor den Kasten gesetzt und auch im Auto nicht.
Das führte dazu das früh viel gelesen wurde und sich viel Freunden getroffen wurde zum spielen und natürlich gesunde,schlanke Kinder.
Später als es Handy& Co gab wurde vernünftig damit umgegangen da man viel Zeit mit wichtigen Dingen verbracht hat.
Absolut hausgemacht und nu sicher schwer ohne Kampf durchzusetzen..
Ich finde es etwas drüber von dir so fürchterlich enttäuscht zu sein 🙄
Deine Tochter ist 7. Sie wertet die Dinge nicht so wie du. Klar muss man nicht den ganzen Tag vor der Kiste hängen, aber wenn man ehrlich ist macht es den meisten Leuten mehr Spaß als Enten füttern und Mozarts Geburtshaus sehen.
Kinder erinnern sich zudem anders als Erwachsene. Wenn sie auf der Rückfahrt noch ihre Serie sehen durfte ist das halt sehr präsent. Dazu kommt in der Schule noch die Aufregung, wenn sie vor der ganzen Klasse etwas erzählen.
Meine Tochter wurde neulich 8 und die Klasse muss jetzt denken, sie hat nur ein paar Kleinigkeiten zum Geburtstag bekommen. Das neue Trampolin hat sie vor Aufregung vergessen 😄
Also, bitte, pack die Enttäuschung weg, das hat deine Tochter nicht verdienst.
Das ist ganz normal
Wir mussten/müssen es immer noch lernen, dass das Erleben der Kinder ein ganz anderes ist, als bei uns Erwachsenen und auch das Wiedergeben. Je älter sie werden um so "schlimmer" und "undankbarer" erscheinen sie. Obwohl es eigentlich gar nicht so ist und sie es auch nicht so meinen.
Ein Beispiel aus dem dem letzten Jahr (wir waren im Herbst in Thailand auf Bitten der Kids das zweite Mal und im Sommer auf Kreta). Wir kommen nach Hause - Oma fragt die Kids:
Oma: "Wie war der Urlaub?" Kids: "Toll!"
Oma: "Was habt ihr gemacht?" Kids nach dem Griechenland Urlaub: " Wir haben ganz viele Katzen gesehen." Nach dem Thailand Urlaub: "Bei uns im Hotel lief eine Katze rum." Die Oma lässt sich jetzt beliebig austauschen. Papa, Opa, andere Grosseltern - alle haben zunächst diese Antwort bekommen und erst durch nachbohren mehr zu hören bekommen.
Die beiden Kids - damals 10 und 12. Beides unglaubliche Katzenfans. Sie haben selbst 3.
Wir haben in beiden Urlauben unglaublich viel gemacht und das Highlight sind die Katzen Fühlt sich immer ein bisschen an, wie ein Eimer Eiswasser über den Kopf. Ist echt hart Genauso kreativ wie nach dem Urlaub sind sie übrigens auch vor dem Urlaub. Auf was habt ihr Lust? Was würdet ihr gern in XXX machen?
Standardantwort - weiss nicht.
Macht man dann Vorschläge, nehmen sie es gern an und kommen gern mit.
Als sie noch kleiner waren, waren sie deutlich kreativer und nach dem Urlaub wesentlich gesprächiger.
Hihi - wie bei den Zoobesuchen: am interessantesten wsren die Spatzen und Krähen im Restaurant-Außenbereich.
Meine Kinder sind noch im Kindergarten, aber ich finde das absolut normal! Man macht den tollsten Ausflug der Welt, aber Highlight des Tages ist, dass es danach noch kurz zum Nachbarskind durfte. Man verbringt einen tollen Tag mit Freunden und Highlight ist, dass das Kind kurz einem älteren Kind beim Handyspiel spielen zusehen durfte.
Wir fragen die Kinder jeden Abend, was ihnen an dem Tag am besten gefallen hat und das läuft fast immer so 😅.
Bei der Überschrift dachte ich die Kinder verweigern die Ausflüge, weil sie außer Fernsehen nichts machen wollen. DAS wäre dann ein Problem. Aber so war es ja nicht. Die Kinder hatten Spaß und ihr hattet eine schöne Zeit als Familie. Auf die selektive Erinnerung der Kinder würde ich nicht zu viel geben. Und bitte lieber nicht die Kindern diese Enttäuschung spüren lassen. Das haben meine Eltern gemacht und mich somit dazu genötigt so zu tun als würden mir Sachen Freunde machen, die ich gar nicht so toll finde, einfach weil sie sich Mühe gegeben haben und ich sie nicht dauernd enttäuschen wollte. Dadurch mochte ich die Aktivitäten noch weniger, weil ich nicht ich selbst sein konnte.
Solange es für die Kinder ein Highlight ist, dass sie in den Ferien mal mehr fernsehen ddürfen, ist das ein gutes Zeichen. Zeigt, dass es das sonst eben nur eingeschränkt gibt.
Das war bei uns auch so, wenn in den Ferienhäusern ein Fernseher rumstand und sie dann nicht so kontrolliert schauten wie zu Hause. Da waren wir dann auch lockerer.
Joah, und was sie in der Schule so erzählen: die neue Deutschlehrerin vom Ältesten beim 1. Elternsprechtag in der 7. Klasse: " Sie sollten Ihrem Sohn unbedingt Zugang zu Büchern verschaffen, er ist da sehr interessiert, seine Ausdrucksfähigkeit bemerkenswert. Leider konnte er sein Referat zum Lieblingsbuch nicht abhalten, weil er kein Buch hat!"
Ich hab sie nur konsterniert angestarrt: -wir hatten eine Kinder-/Jugemdbibliothek zu Hause mit sämtlichen Klassikern und Neuerscheinungen der Shortlist der letzten 10 Jahre. Der Junge hatte sich durch hunderte Bücher förmlich gefressen. Klar, dass seine Ausdrucksfähigkeit dann gut war war - aber nicht das Wunder, für das sie es offensichtlich hielt. 😁
Das würde meine Tochter auch nur schwer beantworten können, weil sie sich nicht zwischen Büchern entscheiden könnte. Sie liest meistens mind. immer 3 gleichzeitig. Dementsprechend voll ist auch ihr Kinderzimmer bzgl. Büchern. Sie kann sich auch nicht entscheiden ein paar auszusortieren. Lieber noch ein Regal zusätzlich