Neid unter Geschwistern

Hallo,

Wir haben zwei Kinder. Unser Sohn ist 8 und unsere Tochter 4 1/2.

Unsere Tochter ist andauernd neidisch auf ihren Bruder und beschwert sich, dass wir unfair sind. Er ist fast doppelt so alt wie sie und darf/kann dementsprechend natürlich mehr als sie. Aber das ist jedes Mal ein riesiges Problem.

Wenn er Spielbesuch hat oder weg ist, jammert sie extrem rum. Sie hat auch Freundinnen da oder darf diese besuchen aber halt nicht so oft wie er. Dann kommt auch mal ein Freund aus der Nachbarschaft vorbei zu ihm und dann meckert sie rum und weint und beschwert sich. Die Kinder in ihrem Alter aus der Nachbarschaft, dürfen und wollen aber nicht so oft raus, also kann sie halt dann nicht mehr jemand zum Spielen haben. Und mit mir mag sie dann auch nicht. Oft versuche ich die Spielbesuche auch gleichzeitig zu planen aber das klappt halt auch nicht immer.

Wenn er sich was von seinem Geld (Taschengeld etc.) kauft, rastet sie immer aus, weil sie ja auch will. Ich verstehe schon, dass sie das ärgert und frustriert und wir erklären ihr auch, warum er sich jetzt etwas kaufen durfte und sie nicht, aber das ist ihr in dem Moment vollkommen egal und sie will nicht mal zuhören, wenn man es ihr erklärt. Sie macht komplett dicht und weint rum, dass wir total unfair sind. Wir haben auch schon versucht, dass er die Sachen heimlich kauft aber sie merkt sehr schnell, wenn er was Neues hat. Selbst wenn wir ihm Schulsachen kaufen, spinnt sie rum. Als sie letztens seinen Malkasten gesehen hat, gab es wieder Theater. Sie selbst hat aber auch einen Malkasten. Es ging nur darum, dass er einen neuen bekommen hat.

Als er Geburtstag hatte, hat er von seinen Freunden Geschenkgutscheine für einen Spielzeugladen bekommen. Dafür hat er sich natürlich etwas gekauft. Ging in ihren Augen halt wieder gar nicht und sie weint und schreit rum. Hin und wieder bekommt sie auch eine Kleinigkeit um dem gleich gegen zu steuern, aber zur Regel möchte ich das auch nicht machen. Es kommt auch oft genug vor, dass sie irgendwas bekommt, aber er nicht.

Es ist also nicht so, als würde sie nie etwas bekommen oder dürfte sie gar nix. Im Vergleich zum Großen, darf sie eh schon deutlich mehr, als er in dem Alter.

Oder heute z.B. haben wir Papierflieger gebastelt. Unser Sohn hat schon seit Jahren ein Buch im Schrank stehen, in dem viele verschiedene Flieger zum ausschneiden und basteln drinnen sind. Daraus hat er sich 2 ausgesucht und auch seiner Schwester 2 abgegeben. Erst war alles gut. Nach kurzer Zeit wollte sie dann aber genau den, den der große Bruder hatte und ihrer war doof.

Also egal was er hat, sie will es auch.

Ich hab auch schon versucht es ihr davor oder danach nochmal in Ruhe zu erklären und mit ihr darüber zu reden. In diesen Momenten, hab ich dann schon das Gefühl, dass sie es versteht und akzeptiert aber sobald dann wieder so eine Situation ist, schaltet ihr Gehirn vollständig aus.

Wie geht man damit um? Es ist doch sicher bei den meisten so, dass die älteren Geschwister andere Freiheiten haben, als die jüngeren? Reagieren die jüngeren auch so extrem oder ist unsere Tochter da echt ein Ausnahmefall?

Ich hab einige Beiträge hier gefunden, bei denen es aber genau umgekehrt ist, also die älteren eifersüchtig auf die Kleinen. Das war bei uns nie ein Problem. Der Große war immer sehr verständnisvoll und einsichtig, wenn es um die kleine Schwester ging. Als er sich letztens etwas gekauft hat, und sie geweint hat, hat er ihr sogar ein bisschen was von seinem Taschengeld abgegeben, damit sie sich auch was kaufen kann. Das ist bei ihr aber dann ganz schnell wieder vergessen.

Sie ist eigentlich ein unheimlich einfühlsames, liebes, empathisches Mädchen aber das Thema Neid oder die Angst, dass sie ungerecht behandelt wird, ist echt ein großes Problem. Insbesondere bei ihrem Bruder aber auch bei anderen Kindern fällt mir das immer öfter auf.

Ich habe echt Angst, ein verzogenes, verwöhntes Gör zu erziehen, das immer unzufriedener wird und weiß grade nicht, wie ich dem entgegen steuern kann.

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Ich bin die jüngere - nur zwei Jahre Unterschied - und bei uns wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir das Gleiche zur selben Zeit durften. Wurde meinem Bruder mit 10 das Taschengeld erhöht, konnte ich mich drauf verlassen, dass ich mit 10 das Gleiche bekomme. Durfte mein Bruder mit 8 bis X Uhr aufbleiben, durfte ich das ebenso in dem Alter. Da gab es für mich absolut nichts zu diskutieren, ich wusste genau wann ich was darf.
Vielleicht fehlt deiner Tochter da (noch) der Weitblick? Ich finde es aber definitiv falsch, dass aktuell der Große zurück steckt. Aktuell wird ihr Terror ja immer wieder belohnt (er gibt ihr Taschengeld ab, sie kriegt mal ne Kleinigkeit etc.), da lernt sie ja nie, den Frust auszuhalten. Bzw. Lernt, dass sie mit ihrer Eifersucht weiter kommt.

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Hallo,

es ist eine Frage des Charakters, wie wichtig es einem Kind ist, was Geschwister haben. Das geht von groß zu klein, wie umgekehrt.

Bleibt einfach dran. Als der Bruder 4 1/2 war, durfte er das auch nicht. Wiederholt das, immer wieder. Damit ihr klar wird, ab welchem Alter sie was darf. Was wäre der nächste Schritt, also ab wann bekam der Große Taschengeld oder das Fahrrad oder irgendwas in der Art? Genauso immer wiederholen. Nicht durch Weinen weichspülen lassen. Damit lernt das Kind nichts fürs Leben.

Helfen die Kinder irgendwie im Haushalt mit? Tun sie das gleichermaßen?
In wiefern werden die Kinder unterstützt z.B. bei der Morgen-/ Abendroutine?
Darüber kann man auch regeln.
Brauchst du Hilfe von mir, der Große aber nicht und übernimmt sogar irgendwelche Hausarbeiten, ist klar, wenn das jüngere Kind das alles auch leistet, kann es auch Taschengeld genauso kriegen. Schafft es nicht das gleiche Maß an Selbstständigkeit, kann es auch nicht das gleiche Verlangen. Es bekommt ja etwas unbezahlbares von dir, deine Zeit.

Ich selbst würde mit dem Kind öfter über das Kaufen von Dingen reden und wenn der Große was kaufen will, das nicht extra verheimlichen. Den Blick auf die eigenen Sachen lenken und ihm helfen sich darauf zu fokussieren was es selbst möchte, ohne zu schauen was das Geschwisterkind hat. Das gleiche Buch selbst lesen wird es wohl kaum können, oder kann es schon selbst lesen? Dann gibt es das Buch eben dann, wenn es soweit ist. Alles eben zu seiner Zeit.

Es gibt auch Kinderbücher zum Thema Wut. Vielleicht hilft sowas? Meine Kleine mag "das Wutmonster". Sie müssen lernen sich zu regulieren und anderen etwas zu gönnen und nicht bei jeder Gelegenheit neidisch zu werden. Damit hilft du deinem Kind mehr fürs Leben, als nachzugeben.

Alles Gute.

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"Als der Bruder vier war, durfte er es auch nicht."
Richtig.
Aber er hatte auch niemanden vor der Nase, der ihm vorgeführt hat, WAS er alles nicht durfte. Da ist die Kleine wirklich im Nachteil!

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Die größeren Geschwister haben durchaus jemanden vor der Nase, nämlich die Eltern, die sich jederzeit kaufen können was sie wollen, genauso gibt es andere Kinder in der Familie oder Nachbarn, andere Kinder auf dem Spielplatz und im Kindergarten. Meine Kinder haben einen Freund, der jede Woche etwas Neues bekommt, muss ich da jetzt mitziehen, weil meine Kinder das auch am liebsten hätten?
Alle haben andere Sachen und es gibt immer ein Kind, das mehr hat als ich, immer wieder hat jemand Geburtstag. Dafür braucht man keine Geschwister.

Wie wichtig ist es etwas zu haben, warum will ich etwas haben, warum werde ich wütend, damit kann man sich erstmal mit dem Kind auseinandersetzen, statt Trostpflaster zu kaufen. Das wäre in meinen Augen eine Belohnung für seinen Neid dem Geschwister gegenüber.

Außerdem möchte das Kind der TE mit 4 die gleichen Sachen wie der Bruder (10), nicht etwas anderes, wie ein Pixibuch... Da bleibt der Neid erhalten, denn ich krieg zwar was, aber gar nicht, was "ich auch will", nämlich das gleiche. Warum will das Kind das gleiche? Das ist schon sehr fixiert aufs Geschwisterkind und der Fokus liegt beim kleinen Kind nicht auf sich selbst und den eigenen Interessen und Neigungen, es hat den Drang zu kopieren. Normalerweise sollte ein Kind eigene Wünsche haben und Neigungen unabhängig vom Geschwisterkind um sich frei und unabhängig entwickeln zu können.

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In eurem Fall würde ich vielleicht der Kleinen entweder auch schon Taschengeld geben oder FESTE Tage und "Beträge" ausmachen, zu denen sie sich regelmäßig etwas aussuchen kann. Vielleicht kann man mit ihr vereinbaren, dass sie sich an jedem ersten Samstag im Monat etwas aus einer bestimmten Kategorie selbst kaufen darf. Ein Pixiebuch, einen Schokoriegel, ein spezielles Getränk, eine Kinderzeitschrift etc.

Du beschreibst es schon so, dass sie oft das Gefühl hat, zuschauen zu müssen, wie der Bruder "alles" bekommt.

Vielleicht kann man das im Vorfeld entschärfen.
Eben mit festen Zeiten, zu denen sie bestimmte "Privilegien" bekommt, die sie beim Bruder sieht.
Oder, wenn Freunde des Bruders kommen, geht - sofern das möglich ist - ein Elternteil mit der Kleinen raus, auf den Spielplatz etc.

Oder man hält eine besondere Kiste zurück, die Materialien enthält, die für die Kleine besonders interessant sind und die bekommt sie dann, wenn der Bruder Besuch hat, in einem möglichst abgelegenen Zimmer (also, wenn es geht, nicht nebenan). Oder sie darf dann eine Folge einer Lieblingsserie schauen.

Wie erklärt ihr denn, warum er sich etwas kaufen durfte und sie nicht?
"Er ist älter, er hat (mehr) Taschengeld, so ist das eben"?

So etwas macht natürlich extrem eifersüchtig.

Ich würde versuchen, da eine Regel zu finden.
Entweder halt eigenes Taschengeld oder sie darf dann jedes Mal einen Schokoriegel (Beispiel!) kaufen - oder ihr notiert, wie oft sie sich den verkniffen hat und für jeden gesparten Schokoriegel bekommt sie für später einen Freibetrag. Also fünfmal verzichtet, darf sie sich etwas für 5 € kaufen. Davon bekommt sie ja schon etwas zum Malen, Basteln, ein kleines Spielzeug etc.

ich finde es schon schwierig und auch "ungerecht", wenn man als Kind schon Wünsche hat, sieht, wie der ältere Bruder sich die immer erfüllen kann und einem selbst wird immer Geduld abverlangt, weil man nun mal leider noch nicht so oft Geburtstag hatte.
Durch den Bruder entstehen ja erst diese Wünsche, die er mangels Vorbild in dem Alter nicht hatte. Ich finde, dass sollte schon berücksichtigt werden.

Vielleicht kann sie sich ja auch Gutscheine verdienen. Für jedes Mal X bekommt sie einen Gutschein und nach y Gutscheinen kann sie für z € einkaufen gehen. Ob das jetzt Aufgaben sind, die sie im Alltag erfüllt oder "nicht weinen/ quängeln, wenn der Bruder etwas macht/ darf", wäre zu überlegen.

Ich stelle es mir extrem anspruchsvoll und frustrierend vor, ständig zu sehen, was der ältere Bruder alles darf, kann und hat/ kaufen kann und immer zu wissen "ich bin die Kleine, ich darf das ja nicht".

Zusätzlich würde ich immer darauf hinweisen, wenn sie etwas darf/ kauft, während der Bruder das nicht macht/ kann. Also, ihr bewusst zu machen, dass es nicht "immer" ist.

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Sie ist 4. Und mit 4 versteht sie natürlich nicht, dass der Bruder vielleicht einfach mehr Geld hat, sondern sieht tatsächlich erst mal nur, der bekommt was und ich nicht. Und das ist kein schönes Gefühl.

In dem Moment würde ich wohl gar nicht versuchen zu erklären, sondern schlicht trösten. Du siehst, dass sie traurig ist, es ist bestimmt blöd sich so zu fühlen. Das ist okay. Natürlich darf sie ein bisschen neidisch sein. Also - Gefühle ernst nehmen, sehen, begleiten und vor allem gemeinsam aushalten.

Und wenn sie wieder „ansprechbar“ ist, kann man drüber reden und scheinbar versteht sie es dann ja auch :)

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Ein Stück weit ist das doch völlig normal - gerade unter Geschwistern - viel wichtiger finde ich die Frage, wie ihr damit umgeht - und das scheint ja zu funktionieren.

Also klar darf der Kleine seine Gutscheine einlösen - und vielleicht kann man an der Stelle die Große einfach daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal was gekauft hat, wo ihr Bruder dann "leer" ausging.

Natürlich darf der Kleine seinen Papierflieger behalten - er hat ihn sich ja schließlich zuerst ausgesucht,...

Und natürlich kann man auch die Große daran erinnern, was sie schon alles darf, was der Kleine noch nicht darf... Länger aufbleiben oder so würde mir da als erstes einfallen.

ABER - hier ist es nicht anders - und die 2 sind jetzt 15 und 17 (1,5 Jahre Abstand) und kommen im Allgemeinen recht gut miteinander klar. Es geht nicht mehr darum, wer was bekommt (das kaufen sie sich im Zweifelsfall längst selbst ;-)), sondern eher darum, wer was tun muss... "Ich war aber schon dreimal mit dem Hund - meine Schwester ist dran!" oder "Ich muss immer das Bad putzen - mein Bruder ist dran!" oder oder oder.... Ich könnte die Liste endlos fortsetzen...

Ja - das nervt (ich bin erst gestern wieder völlig aus der Hose gesprungen und habe recht unmisverständlich mitgeteilt, dass ich die Vergleicherei nicht mehr hören will - und sonst genug Aufgaben für beide ganztägig finden würde! Und die 2 machen hier wirklich nicht viel - da wäre noch sehr viel Luft nach oben! ) Ich hoffe also, das jetzt erst mal wieder eine Weile lang Ruhe herrscht - aber das wird sich zeigen...

Aber - wenn es Ernst wird, halten die 2 zusammen wie Pech und Schwefel - und das ist doch das eigentlich Wichtige!

LG
Frauke

Bearbeitet von fraukef
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"Ich habe echt Angst, ein verzogenes, verwöhntes Gör zu erziehen, das immer unzufriedener wird und weiß grade nicht, wie ich dem entgegen steuern kann."

Was ist denn dann Dein Erziehungsziel? Ein bescheidenes kleines Mädchen, das sich seiner Grenzen bewusst ist und keinesfalls dieselben Rechte wie sein Bruder einfordert? Wahrscheinlich auch nicht, oder?

Das Problem ist m.E., dass Deine Tochter noch überhaupt nicht in der Lage ist, zeitliche Verhältnisse zu verstehen. Wenn ich z.B. zurückblicke in meine eigene Kindheit: Am ersten Dezember bekamen wir einen Adventskalender. Wie lange dauerte es dann in meinem subjektiven Zeitempfinden noch bis Weihnachten? Eine Ewigkeit. Daher würde ich tippen, dass Deine Tochter von Deinen Ausführungen zu ihren zukünftigen Rechten genau gar nichts versteht. Sehr wohl versteht sie jedoch wahrscheinlich Deine Grundhaltung: "(Sie) spinnt (...) rum".

Ich würde an dieser Stelle ansetzen und versuchen, ob mehr Aufmerksamkeit Deinerseits vielleicht ausgleichend wirken kann. Dabei vermitteln, dass Du ihre Gefühle verstehst, dass sie "normal" sind und nicht "Spinnerei". Frage sie doch einmal, wie für sie eine gerechte Lösung aussehen würde. Auch wenn ihr keine Lösung findet, zeigt ihr das Gespräch doch, dass sie angenommen wird, wie sie ist. Das fände ich wichtig.

Ich würde auch einen materiellen Ausgleich suchen. Also wenn der Bruder etwas für die Schule bekommt, bekommt sie auch etwas. Dabei muss man nicht auf finanzielle Gleichbehandlung achten, denn auch für die Kosten einzelner Artikel fehlt ihr ja noch das Gefühl. Wenn sie z.B. gerne mit Knete modelliert, dann kann das Päckchen Knete Ausgleich für die Schulmaterialien des Grossen sein. Gut vorstellen kann ich mir, dass es snnvoll ist, sie dabei auch in ihren besonderen Fähigkeiten (gegenüber dem Bruder) zu würdigen: "Du knetest doch so schön, sollen wir für Dich dieses Päckchen Knete kaufen?" Das Problem ist halt auch, dass gerade die Schule dem älteren Kind nochmal eine besondere Bedeutung verleiht. Schule ist den Eltern wichtig und die Kinder spüren das, der grosse genaus wie die kleine, die sich dadurch noch unwichtiger fühlt. Letztlich geht es dann darum, dass sie in ihrer Besonderheit und ganz eigenen Bedeutung gesehen wird.

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Hallo,

nach der Beschreibung habe ich tatsächlich das Gefühl, dass die Kleine "verwöhnt" wird.
Allerdings nicht konsequent, nicht verlässlich und für sie völlig unvorhersehbar.

Da muss in meinen Augen mehr Coolness von eurer Seite rein.

Sie ist 4 1/2.
Sie könnte bald Taschengeld bekommen, aber natürlich nicht in der Größenordnung des Bruders.
Mein erstes Taschengeld hatte z.b. genau die Höhe eines Pixibuches. Und mir wurde erklärt, wenn ich kein Pixibuch kaufe, kann ich nächste Woche 2 Bücher kaufen oder Xy. Also direkt mit dem Geld zusammen klarstellen, was damit geht und was nicht. (Und in eurem Fall betonen, dass der Bruder auch so angefangen hat!).

Ihr einfach etwas abgeben würde ich NICHT. Und das auch dem Bruder so sagen. Das ist super lieb von ihm - aber es macht die Kleine hilflos, weil sie ja nie weiß, ob sie nun etwas bekommt oder nicht. Also quengelt sie. Und wenn sie mix bekommt, quengelt sie länger, denn beim letzten Mal hat das ja auch geholfen...


- Verabredungen: organisier die nicht gleichzeitig. Hab ich auch oft versucht, ist ja auch angenehm für die Eltern ;-) aber je öfter die Verabredungen nicht gleichzeitig liegen, desto mehr Übung bekommt sie ohne den Bruder. Und wenn du auch wirklich Zeit mit ihr verbringst, wird sie das auch zu schätzen lernen. Vielleicht fangt ihr mal ein Bastelprojekt an, das besser mit einem Kind geht? So dass sie da etwas ganz eigenes aufbaut?

- Schulsachen: braucht man regelmäßig. Da könnte es durchaus eine Tradition sein, dass sie auch etwas bekommt. Im Idealfall auch Gebrauchsgegenstände: neue Brotdose, einen neuen Pulli oder eben ein besonderes schönes Radiergummi. Aber dann eben jedes Mal in ähnlichem Umfang. UND Aufmerksamkeit! Sprecht mit ihr unterwegs über den Kindergarten. Und nicht zwei Stunden lang über die Schule, nur weil ihr das gerade im Kopf habt.

Dass sie Dinge viel früher darf und bekommt als der Bruder finde ich übrigens normal.
Warum sollte man einem Kind Dinge aufnötigen, das noch nicht danach fragt?
Das älteste Kind kann man drei Jahre lang von Süßigkeiten und fernsehen fern halten und das ist nur gesund für das Kind ;-) beim zweiten Kind geht das nicht mehr und man macht Kompromisse.
Aber diese Kompromisse müssen für EUCH Kompromisse sein - nicht für das Kind. Sie braucht klare Regeln, Trost bei Frust und Übung darin, ihren eigenen Platz zu finden.
Wenn sie Bedürfnisse entdeckt ("ich möchte auch Taschengeld haben") schaut, was dahinter steckt und geht darauf ein:
-möchte sie Spielzeug selbst aussuchen?
-möchte sie an der Kasse bezahlen?
-möchte sie Geld in ein Portmonaie stecken?
Und dann erlaubt ihr das in einem altersangemessen Maßstab.

Uff, ein langer Text.
Aber ich denke, wenn ihr euch zu sehr vor Auge führt, wie der Bruder mit 4 war, seid ihr nachher allesamt frustriert.
Und Ausnahmen führen euch nicht weiter.

Viel Erfolg.

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Kenne ich aus fast allen befreundeten/ verwandten Familien. Das nimmt teils ganz krasse Formen an. Auch bei meinem Mann und erwachsenen Freunden spielt Neid unter Geschwistern eine echt ungute Rolle ☹️. Bin daher echt froh, Einzelkind zu sein und eins zu haben. Wir heben so tolle, unbelastete Freundschaften! Meine Freunde sind echt meine Wahlfamilie….
Ich kenne genau zwei Familien, in denen Neid bei jüngeren Kindern kein Thema ist. In beiden sind die Eltern überhaupt nicht konsumorientiert. Evtl könnt ihr das bei euch überprüfen und da nachsteuern?

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Bei meinen Eltern gab es eine wirklich sehr klare Regel:

KEIN VERGLEICH MIT ANDEREN!

Da waren meine Eltern wirklich sehr sehr streng und reagierten SOFORT. Wenn einer von uns ankam mit "...aber er/sie darf jetzt auch..." War bei meinen Eltern die Diskussionsbereitschaft sofort vorbei und wir konnten ihren strengsten Blick sehen. 

Mit anderen Worten: Wir hätten gerne darüber lange diskutieren können, warum wir gerade XY haben wollen oder machen wollen. Diese Diskussion hätten meine Eltern auch bis zu einem gewissen Punkt zugelassen und hätten auch genug Geduld für Erklärungen. ABER sobald unser Argument „Aber er/sie darf doch auch“ war, war das Gespräch sofort vorbei und damit auch die Chance, meine Eltern zu überzeugen! ;-)

Diese Regel haben wir sehr sehr früh kapiert und entsprechend gab es dieses Problem unter uns Geschwistern nicht! ;-) 
Meine Eltern haben nie versucht, uns gleich zu behandeln. Sie haben uns nie wie "Zwillinge“ behandelt, sondern haben immer entsprechend unseres Alters und unseres Charakters reagiert. Dennoch haben wir immer verstanden, dass nicht einer von uns bevorzugt oder benachteiligt wird. 

Ich glaube, das Problem wird größer, wenn man sich auf diese Diskussionen einlässt, zu viel versucht zu erklären oder danach auch noch nachgibt. Manchmal ist es ratsam, eine Weile richtig konsequent zu sein und den "Ärger" auszuhalten, anstatt immer wieder nach Alternativen zu suchen, ständig zu erklären oder hier und da mal nachzugeben. 
Die kleine Schwester ist ja auch nicht mehr so klein. Sie sollte mittlerweile durchaus verstehen können, dass ihr Bruder sich etwas von seinen Gutscheinen kaufen kann, sich mit seinen Freunden treffen kann usw., auch wenn es gerade bei ihr nicht möglich ist. Eine klare Ansage sollte reichen und bloß nicht noch ewig rumdiskutieren und erklären.