Time Out

Hallo,

mein Mann und ich sind und bei vielen Dingen ähnlich und ziehen generell am gleichen Strang in der Erziehung unserer Tochter (3.5 Jahre). Nur in Sachen Time Out scheiden sich unsere Wege. Ich finde es total unangebracht und ohne richtigen Wert bzw Lerneffekt. Es eskaliert regelrecht und die Kleine ist dann immer total aufgebracht wenn Papa sie ins Time Out gesetzt hat. Mein Mann ist Amerikaner und für ihn ist es einfach das was man macht, alles andere wird von ihm abgelehnt. Da gibt es öfters Streit zwischen uns und es klappt leider auch zwischen Papa und Tochter oftmals nicht sehr harmonisch für längere Zeit.

Wie steht ihr zum Time Out? Ist es angemessen und hat einen Lerneffekt? Vor allem in dem Kleinkind Alter...? Vielleicht verstehe ich es auch einfach nicht, da ich als Kind nie im Time Out war 🤔

1

Hallo,

Wie sieht denn das Time Out aus?

Einfach in die Ecke sitzen und weiße Wand anstarren?

Was muss geschehen, dass ein Time Out ausgesprochen wird?

Im Kindergarten gibt es hier eine Auszeit, da müssen die Kinder, wenn sie andere hauen oder spucken oder sowas, auf die Bank zur Erzieherin sitzen. Es gibt auch eine Auszeit, da muss das Kind ein Puzzle oder Spiel machen oder Buch anschauen um einfach etwas ruhiges zu machen, runterzukommen.

Oft stellen Kinder etwas an, weil sie Zeit mit einer Bezugsperson brauchen, wenn sie überfordert sind, sie ihren Fokus verloren haben oder übermütig werden. Sie alleine dann hinzusetzen führt sicher öfter zu Protest als dass es das Kind zum Denken anregt. Das kann es alleine nicht. Es brauch Begleitung in der Aufarbeitung, wenn man sich wünscht, dass das Kind über sein Verhalten nachdenkt.

Bearbeitet von Muriel
2

Bei ihm ist es bei Fehlverhalten zB wirft mit Sand so dass er sagt, noch 1x dann Time Out. Sie macht es meist dann erst Recht. Dann muss sie sich auf Boden, Ecke oder Couch setzen und abwarten bis er bis 10 gezählt hat. Beschwert sie sich oÄ fängt er von vorne an.

Also die Variante mit aus der Situation raus und Buch oder so finde ich völlig Ok und ist in dem Sinne auch eher ein Umlenken...halt keine Bestrafung...🤷🏼‍♀️ Meist sind es Übersprungshandlungen oder Grenzen austesten und klar, ignorieren tue ich das auch nicht aber finde es besser Alternativen anzubieten oder halt wie im Kindergarten dann zu sagen, dass es wohl gerade nicht klappt etc und vllt eine Pause angebracht ist.

3

Beim Beispiel mit dem Sand ist bei uns die Ansage, wer Sand wirft, ist fertig mit Sandeln und geht rein. Da gibt es nicht das Hinsetzen und Anzählen dazu, sondern die Aktion wird abgebrochen.

Das Hinsetzen und Anzählen wirkt für mich schon wie ein Machtspiel, es geht darum, wer das Sagen hat, wer bestimmt. Das finde ich nicht gut, wobei bis 10 zählen jetzt nicht so furchtbar lange ist, oder zählt er extra langsam? Würde mich deswegen mit meinem Mann nicht streiten und ihn das so machen lassen, ich mach das auf meine Weise. Wenn es gar nichts wäre, wäre die Diskrepanz zu groß. Was machst du z.B. bei Sandwerfen? Vielleicht findet sich aber auch ein Kompromiss?

weitere Kommentare laden
7

So wie du es hier beschreibst, hat das Timeout in meinen Augen keinen Sinn, richtet sogar langfristig Schaden an. Würde mich jemand so behandeln, würde ich auch ausrasten. Wie soll man seine Emotionen während eines Timeouts regulieren, wenn jemand daneben steht und laut zählt und bei jeder weiteren Emotion von vorne beginnt? Ich empfinde das schon als Böswilligkeit, wenn ich mich in die Situation hineinversetze.

Ich würde ihn mal darauf ansprechen, was die Timeouts in seiner Kindheit in ihm ausgelöst haben. Ich meine, mein Mann und ich sind als Kinder geschlagen worden und dennoch sind wir strikt gegen solche „Erziehungsmaßnahmen“. Weil wir uns erinnern, was das in uns ausgelöst hat und wie wir uns dabei gefühlt haben. Ist natürlich ein krasseres Beispiel, aber ich empfinde die deines Mannes als psychische Gewalt.

Frag ihn auch Mal, was er damit bewirken will. Soll sie einfach ruhig sein und lernen, ihre Emotionen still in sich zu tragen? Dann ist diese Maßnahme wohl zielführend. Wenn sie aber lernen soll, dass das, was sie getan hat, nicht akzeptiert wird, würde ich sie aus der Situation nehmen und klar machen, dass Sand werfen nicht geduldet wird, sie selbst und ihre Emotionen aber natürlich ihre Daseinsberechtigung haben.

Bearbeitet von Pickles
13

Ich finde es komplett unangebracht und grausam. Das Kind ist überfordert mit seinen Gefühlen und rastet vielleicht aus, als Strafe für seine Überforderung wird der Kontakt unterbrochen, obwohl es einer liebevollen Begleitung bedarf.

14

Nein, es ist nicht angemessen. Es ist ist Machtgebrauch, manche würden auch sagen Machtmissbrauch.
Ich finde, dass ein kindgerechterer und menschenwürdigerer Umgang mit "Fehlverhalten" gefunden werden sollte. Schafft die Dressur ab - im Sinne eures Kindes.

Bearbeitet von EsIstWieEsIstx2
21

Das ist die Definition.

Wenn meine Kinder sehr wütend waren und in Rage. Dann gibt es bei mir eine Art time out. Als sie klein waren auf die Treppe setzen. Die Treppe ist bei uns zentral und nicht weit weg und wir waren immer in der Nähe. Außerdem gibt es da recht wenige Reize. Dort konnten sie sich wieder beruhigen und wir konnten das Thema besprechen. Mit einem tobenden Kind kann man nicht zielführend reden, da könnte man auch mit der Wand reden. Als sie älter waren sind sie in ihre Zimmer. Immer nur bis sie sich wieder beruhigt hat. Keine Zeitstrafen.

Bei sonstigen "Vergehen" wie Sandwerfen, da gibt es erst eine Verwarnung, dass man das nicht macht und gleich die Information dazu, dass wenn es wiederholt wird, dann gehen wir. Das muss man dann natürlich durchziehen. Oder mit dem laufrad wegfahren und das Stopp ignorieren. Mein jüngster ist mir auf dem Weg zum kiga weggefahren. Als ich ihn eingeholt hatte, dann habe ich erklärt was ich von ihm erwarte und warum ich das so möchte und wenn das nicht funktioniert, dann läuft er in den Kindergarten. Natürlich hat er es wieder gemacht. Also ist er gelaufen. Er war zwar wütend und hat geweint. Der ganze Ort hat es wahrscheinlich gehört. Aber Kind so abgegeben mit entsprechender Erklärung. Mittags habe ich ihn abgeholt mit Laufrad. Habe ihn gefragt, ob er mir nochmal davon fährt. Er hat es verneint. Er durfte mit dem Laufrad nach Hause und er hat mein Stopp nicht mehr ignoriert.

Man muss das machen, was bei seinem Kind am besten funktioniert und auch Sinn macht. Bei manchen Sachen reicht ein Erklären aus. Wird es trotz mehrfacher Erklärung nicht umgesetzt, dann müssen auch mal Konsequenzen her.