4-jährige - Zähne putzen ist Katastrophe

Hallo Zusammen,

ich brauche heute mal euren Rat.

Wir haben eine vierjährige Tochter, mit der das Thema Zähne putzen gerade extrem schwierig ist.

Ganz einfach war es noch nie (aber bei welchem Kind ist es das schon😊), aber wir haben es immer noch ganz gut ohne Tränen hinbekommen. Mit 2 wurde bei ihr eine kleine Kariesstelle entdeckt, seitdem sind wir natürlich noch etwas strenger was das Zähne putzen angeht und so hat sich die Kariesstelle bis heute nicht vergrößert (wird alle paar Monate von der Kinderzahnärztin kontrolliert). Darüber sind wir sehr froh.

Nun ist es seit einigen Wochen so, dass das Zähne putzen (egal ob morgens oder abends) ein nicht enden wollendes Drama ist. In der Regel läuft es so ab, dass wir sie schon einige Zeit vorher darauf vorbereiten, dass es nun ans bettfertig machen geht und wir lassen sie dann auch entscheiden, wer ihr die Zähne putzt. Im Bad geht dann das Rumgeeier los. Auf dem Boden liegen, laaaange gähnen, hinsetzen, was trinken, wieder hinlegen, hier kratzen, da kratzen? alles, bloß nicht den Mund aufmachen. Ich bleibe ruhig, sage ihr aber ruhig und bestimmt, dass es jetzt mal ans Zähne putzen geht und sie bitte den Mund aufmachen soll. Das macht sie dann in der Regel nicht, sondern trödelt weiter. Dann sage ich meistens: „Okay, du bist noch nicht soweit, möchtest du noch kurz kuscheln?
Ansonsten mache ich noch etwas anderes und du rufst dann einfach wenn du soweit bist.“
Dann fängt sie an zu schreien und zu weinen und sagt, dass ich dort bleiben soll. Okay, also bleibe ich, aber das Zähne putzen geht dann trotzdem noch nicht los. So wiederholt sich das dann gerne einige Male, bis ich auch verzweifelt bin und mittlerweile laut werde, obwohl ich das eigentlich nicht möchte. Irgendwann werden dann unter Tränen die Zähne geputzt und am Ende sind alle fertig. Bei meinem Partner läuft es genauso. Das ist irgendwie kein Zustand. Was wir schon probiert haben:

- Sie selber putzen lassen. Klappt nur so semi gut, meistens hat sie keine Lust drauf und das nachputzen ist dann auch eine Katastrophe.
- Mit ihr darüber sprechen warum es so schwierig für sie ist und was wir ändern können um es einfacher zu machen. Da kommt leider keine Antwort, sie weiß es einfach nicht.
- Morgen-/Abendroutine-Plan zum abhaken. Hat ungefähr 3 Tage funktioniert, danach war es ihr egal.
- Zeiten fürs Zähneputzen geändert. Also mal direkt nach dem Abendessen bettfertig machen und dann noch im Schlafanzug spielen lassen. Leider keine Verbesserung.
- Sticker als Belohnung und nach 10 Stickern ein kleines Geschenk. Das hat sich irgendwie nach Erpressung angefühlt und auch nicht wirklich funktioniert.
- Eine zeitlang durfte sie nach dem erfolgreichen Zähne putzen noch eine Folge ihrer Serie gucken, aber das hat sich irgendwie nicht gut angefühlt so ein „Druckmittel“ zu haben. Außerdem schaut sie mittlerweile nur noch am Wochenende etwas und das dann auch ganz unabhängig vom Thema Zähne putzen.
- Süßigkeiten streichen als Konsequenz, weil nur wenn man sich ordentlich die Zähne putzt, darf man was süßes essen. Da sind wir vermutlich nicht konsequent genug, weil wir nach einmal gutem Zähne putzen dann doch wieder ein Eis erlaubt haben. Und am Abend war es dann wieder eine Katastrophe.

So, und nun sind mein Partner und ich ratlos was wir noch machen können um es für uns alle entspannter zu machen. Mir tut meine Tochter auch leid, weil ich ja merke wie verzweifelt sie ist und das ja auch nicht macht um uns zu ärgern. Aber irgendwie sind wir alle so „gefangen“ in unseren Rollen, dass es kaum anders möglich ist als dass es in einer Eskalation endet.

Ich wäre wirklich dankbar für Tipps und bin natürlich auch offen für Kritik.

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Hallo,

was mir aufgefallen ist: "dass es nun ans bettfertig machen geht und wir lassen sie dann auch entscheiden, wer ihr die Zähne putzt"

Etwas, das ich tunlichst vermieden habe, miteinander zu verbinden. Kinder in dem Alter gehen nicht gerne schlafen, die wollen lieber auf bleiben. Ich lies mein Kind Zähne putzen, putzte dann auch immer nach und ab 6 Jahren dann (ist bei euch noch nicht der Fall) nachher hat er noch mit einer Kindermundspülung die Zähne gegurgelt (gibt es in unterschiedlichen Geschmäckern, aber erst ab 6 Jahre). Danach durfte er weiter spielen. Ob 30 Minuten oder eine Stunde, kam drauf an, wie spät wir dran waren. Aber er durfte immer nachher weiter spielen. Als er einmal zögerte, sagte ich ihm, "du darfst nachher eh weiter spielen". Es durfte nicht der Anschein entstehen, dass Zähneputzen mit dem Schlafen gehen zusammen gehört.

Ihr habt das eh auch probiert. Ich würde es nicht nur kurz, sondern länger probieren und nicht Bettfertig machen. Einfach Zähneputzen und nachher weiter spielen lassen. Es braucht natürlich eine gewisse Zeit, damit die alten Muster auch beim Kind verschwinden.

Bearbeitet von Marmor
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Hallo.

Bei unseren großen damals und auch jetzt bei der kleinen 2-jährigen klappt es wunderbar mit erst alleine putzen lassen und dann mit einer Fingerzahnbürste nachputzen und einem Lied dazu.

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Ich würde versuchen, das irgendwie umzudrehen.
Motivation: Wenn wir jetzt schnell Zähne putzen, können wir danach noch Quatsch machen, gähnen, du kannst dich auf den Boden legen etc. - aber ERST Zähne putzen. Schnell, sonst ist für das andere keine Zeit mehr!
Dann machst du zwei Lieder an: Eines, in dessen Spielzeit sie Zeit hat, sich zum Zähneputzen zu überwinden und eines fürs Zähneputzen - JETZT! - und danach hat sie genügend Zeit, zu entscheiden, was sie im Bad noch machen möchte.

Nicht, "okay, du bist noch nicht so weit, MÖCHTEST DU NOCH KUSCHELN?"; sondern "okay, du kannst das gerne machen, aber je länger du das machst, desto länger bleiben wir im Bad". Ggf. würde ich mir evtl. sogar etwas zur Beschäftigung mitnehmen (E-Reader oder so, also nichts, das sie auch noch beschäftigt) und demonstrativ warten. Und dann sagen "je früher wir anfangen, desto mehr Zeit habe wir noch für Quatschmachen etc.".

Vielleicht könntest du ihr zur Vorbereitung erst mal jeden Abend eine Zahnputzgeschichte etc. vorlesen, in der also thematisiert wird, dass sie gleich den Mund aufmachen muss. Das 30 bis 20 min, bevor es ins Bad geht. Und dabei schon mal spielerisch üben, unter lauter verrückten Geräuschen und Gesten den Mund weeeiiiit zu öffnen!

Ich würde versuchen, nicht zu kultivieren, dass sie vor dem Zähneputzen 15 bis 30 min Quatsch macht und sich weigert, sondern zu kultivieren: Es geht ins Bad, es wird kurz Zähne geputzt und dann ist noch viel Zeit für das ganze andere, das sie vorher gemacht hat.

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Ich habe meine Tochter, als sie noch kleiner war, beim Zähneputzen Videos sehen lassen, das hat gut geklappt. Dazu muss man sagen, dass sie bis 4,5 Jahre ansonsten praktisch nie fernsehen durfte, es war also für sie dann immer eine kleine Besonderheit.

Vor einem Jahr haben wir eine elektrische Zahnbürste angeschafft. Bei der Gelegenheit habe ich gesehen, dass es Zahnbürsten mit passenden Apps und Zahnputzspielen gibt, vielleicht wäre das etwas für Euch? Wir haben uns für eine herkömmliche elektrische Zahnbürste entschieden, weil ich dachte, dass sie mit 8 Jahren aus Vernunftgründen freiwillig putzen würde (schwerer Irrtum!), im Nachinein wäre die Zahnbürste mit der App vielleicht besser gewesen.

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Meine Kinder sind Zahnputzfans und in den Momenten, in denen sie es mal nicht wollten, sind wir standhaft geblieben. Es gab kein „zuerst kuscheln“ oder „Komm, wenn du Lust hast“. Das gab es bei anderen Sachen, aber nicht bei so existenziellen Sachen wie Zähne putzen. Es ist Teil der Routine und wird als Selbstverständlichkeit behandelt. War es schon immer schwierig? Ich kann mir halt nur schwer vorstellen, dass wir zweimal so verdammt Glück hatten. Aber besonders haben wir uns auch nicht verhalten.

Ein neues Level hat tatsächlich die elektronische Zahnbürste gebracht. Die Sonicare Children App kannst du auch ohne elektrische Zahnbürste ausprobieren.

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Ich kann dir sehr das Buch Karius und Backtus empfehlen.

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Was bei uns zeitweise recht gut geklappt hat war, dass sie ihrem Kuscheltier die Zähne putzen durfte mit einer eigenen Zahnbürste während wir ihr die Zähne geputzt haben.

Alternativ war auch oft gut, wenn sie einem von uns die Zähne putzen durfte.

Besonders beliebt ist bei unserer Tochter das Familienzähneputzen. Sprich: alle putzen sich die Zähne und jeder mal bei jedem. Das ist etwas aufwendig und führt definitiv zu viel Sauerei, aber solange die Kinderzähne am Ende sauber sind, wird viel geopfert.