8 jähriges Kind klaut?

In den letzten paar Wochen bin ich meine Schwester häufiger besuchen gegangen, da sie momentan einige persönliche Probleme hat. Sie hat auch eine acht jährige Tochter, wobei ich ihr da bisschen unter die Arme greife, indem ich sie morgens zum Hort bringe und nachmittags wieder abhole und ab und zu unternehmen wir auch was. Da fällt mir auf, dass sie nicht so oft, jedoch ab und zu mal was vom Hort mitnimmt was nicht ihr gehört. Sei es Stifte, kleine Spielsachen, Sticker oder mal was Süßes was sie anderen Kindern aus deren Tasche klaut, habe ich alles schon erlebt. Dabei fehlt es ihr eigentlich an nix, dass sie sowas klauen müsste. Von meinen Kindern habe ich sowas noch nicht erlebt, wie sieht’s bei euch aus? Ich habe auch bereits mit ihr geredet und ihr erklärt wieso man das nicht macht, Sorgen mache ich mir da dennoch.

Hinzufügen würde ich noch, dass sie ziemlich ,,frech‘‘ sein kann. Letztens als ihre Freundin da war, habe ich mitbekommen wie sie das Spielzeug ihrer Freundin versteckt hat, damit sie erst komplett ausflippt und es kam mir so vor als würde sie das Ganze geniessen. Bei Ihrer Geburtstagsfeier letzten Monat war sie ebenfalls total mies drauf und war gar nicht glücklich, dass so viele Kinder in ihrem Zimmer saßen. Ihre Spielzeuge durfte natürlich auch niemand anfassen. Wir fanden es dann auch eine schöne Idee allen ihren Gästen eine kleine Tüte zu schenken mit eben bisschen was Süßes drin von dem sie auch überhaupt nicht der Fan war also sie schien praktisch eifersüchtig, obwohl sie selber vieles geschenkt bekommen hat. Als am Schluss ihre beste Freundin vom Trampolin gefallen und sich verletzt hat, hat sie das auch recht wenig ,,gejuckt‘‘. Ich könnte noch paar weitere Szenarien aufzählen, aber ich glaube ihr versteht das Ganze ungefähr.

Bearbeitet von Jenny672
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Ich bin keine Kinderpsychologin oder -therapeutin, möchte aber aus meiner Kindheit berichten: Ich habe in dem Alter mal einen Ring aus der Tasche meiner besten Grundschul-Freundin geklaut. Ich war eifersüchtig. Ich fand ihr Elternhaus schöner und intakter als meines, und immer erzählte sie von ihren Cousinen, mit denen sie viel Zeit verbrachte (die ich aber nicht mochte) und bei denen sie manchmal tagelang war und übernachtete, und dann keine Zeit für mich hatte. Sie hatte plötzlich einen 90er-Jahre-Plastik-Ring, den sie glaub zusammen mit diesen Cousinen bekommen hatte und stolz umherzeigte. Der Ring stand für mich für alles, was sie hatte und was ich auch wollte und ich nahm ihn an mich, als sie ihn nicht trug und nicht aufpasste. Ich habe ihn in meiner Kinderkommode versteckt, hatte ein schlechtes Gewissen, habe es wahrscheinlich irgendwann meinen Eltern gebeichtet und es tut mir heute, 30 Jahre später, noch leid (ich gehe aber davon aus, dass sie mittlerweile auch ohne den Ring ein erfülltes Leben führt, nach allem, was ich davon mitkriege).

Bei mir hatte der Diebstahl also nicht den Zweck, dass ich unbedingt diesen eigenen hässlichen Plastikring wollte, sondern sollte ein anderes Bedürfnis erfüllen.


Ein paar Jahre später (so mit 11, 12 Jahren) war bei meinen Freundinnen in der weiterführenden Schule (und ihren älteren Geschwistern, die waren um die 14, 15 Jahre alt) Ladendiebstahl ganz en vogue. Dabei ging es um den Nervenkitzel, das Abenteuer, das Austesten von Grenzen. In der Kleinstadt gab es ohnehin wenig Programm für Kinder und Jugendliche. Die älteren Geschwister klauten Schnaps und BHs, die jüngeren Mädels Deko-Nippes, den sie nicht brauchten, und Kuscheltiere. Ich habe aber nur einmal mitgemacht unter Gruppendruck, meine Nerven und mein Gewissen hielten das nicht aus. Ich konnte abends meinen Eltern kaum in die Augen sehen.
Bei zwei Freundinnen fanden es dann die Eltern heraus, es gab eine gewaltige Standpauke und die Eltern hängten die geklauten Kuscheltiere in einer nächtlichen Aktion mit einem Entschuldigungsbrief an die Ladentüre. Das saß, danach war die Diebstahl-Phase glaub vorbei.

Bearbeitet von Kuechenpsychologin
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Vielen Dank für deine Antwort! Ich glaube jedoch, dass es bei ihr anders ist, da ich mir nicht vorstellen kann wie es ihr an etwas fehlen könnte. Meine Schwester und ihr Mann sind ziemlich großzügig was sie angeht und kaufen ihr praktisch was sie will. Und zudem ist es nicht nur eine einmalige Sache, sondern das passiert jetzt schon häufiger, dass sie was vom Hort mitnimmt. Wenn ich sie frage weiß sie die meiste Zeit nichtmal von wem das gehört. Außerdem hat sie uns noch nie etwas gebeichtet. Über all ihre gestohlenen Sachen bin ich zufällig gestoßen und es ist schwer zu sagen, jedoch wirkt es für mich kaum so los würde sie sich ,,schlecht‘‘ darüber fühlen, weshalb ich mir umso mehr Sorgen mache und auch nicht weiß was ich tun soll. Ich würde jedoch ungern professionelle Hilfe holen, da sie erstmals erst 8 Jahre alt ist und auch nicht mein Kind.

Bearbeitet von Jenny672
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Die Frage ist ja, welche Hilfe du dir in einem anonymen Forum erhoffst.

Selbst wenn hier nur Kindertherapeuten antworten würden, könnten die kein Ferndiagnose stellen.

Dass das Verhalten deiner Nichte auffällig ist, das Kind unzufrieden und unglücklich wirkt, hast du eindrücklich geschildert.
Wenn Kinder sich so verhalten, hat das immer Gründe. Dazu wirst du mehr wissen als wir hier, denn du hast sicher mehr Einsicht in das Familienleben.
Dein Dilemma ist, dass du dem Kind offensichtlich helfen willst, aber keine Möglichkeit siehst.
Vielleicht hast du das Thema ja vorsichtig bei den Eltern angeschnitten, bist aber auf Abwehr gestossen (das wäre erwartbar).

Du solltest weiterhin für das Kind da sein, vielleicht kannst du deine Schwester etwas unter Druck setzen, dass Schule/Hort ihrerseits Maßnahmen einleiten könnten und es gut wäre, im Vorfeld eine Erziehungsberatung in Anspruch zu nehmen?

Letzten Endes kannst nur du abwägen, wie schlecht es dem Kind geht und was du tun oder unterlassen willst.
Der Grund "unangenehm, sich einzumischen" sollte allerdings keiner sein.

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Bei einem Jungen in der Nachbarschaft ist das auch ein Problem. Seine Eltern wurden deswegen auch mehrfach in die Schule gerufen. Das ganze macht ihn natürlich nicht zu einem gerne gesehenen Gast bei anderen Familien, und wie lange die beste Freundin deiner Nichte das noch mitmacht, bis sich in den Ferien, durch Zuzüge in der Nachbarschaft oder was immer Kontakte zu einem angenehmeren Kind ergeben, wird sich ja auch noch zeigen. Ich würde an Stelle deiner Schwester mal zu einer Erziehungsberatung gehen.

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Ich könnte mir zwei Erklärungen vorstellen.

Erstens: Das Kind hat eine Art Behinderung, "Störung" oder so, durch das es Probleme mit dem Sozialverhalten hat und Regeln nicht versteht. Also, es versteht nicht, dass es Dinge nicht mitnehmen darf, weil die jemand anderem gehören und es versteht nicht, dass andere Kinder sich ärgern, wenn es Sachen versteckt, "ausflippt" oder dass andere Kinder beim Geburtstag auch mit seinen Sachen in seinem Zimmer spielen wollen.
In dem Fall wäre eine Abklärung der Ursache wichtig und dann müsste man sich informieren, wie man damit bei dem Mädchen umgeht und wie man ggf. andere Kinder darauf vorbereitet.

Für diese Idee spricht, dass das Kind keinerlei Schuldgefühle oder Ähnliches aufgrund der "Diebstähle" hat.

Die andere Möglichkeit ist, dass das Kind sehr unglücklich, verunsichert und neidisch ist und glaubt, alle anderen hätten es besser. Es würde dann wirklich Sachen nehmen, weil es bspw. glaubt, selbst so glücklich zu werden wie das betreffende Kind, wenn es diese Sache besitzt. Es würde dann frech zu seinen Freunden sein, weil es sich selbst so behandelt fühlt, es es sich selbst nicht zugehörig und akzeptiert fühlt.

Das muss NICHTS mit den Absichten der Eltern und der Situation zu Hause zu tun haben!
Es kann einem super gut gehen, aber man ist neidisch auf das eine Mädchen mit der schönen Kleidung (sagt aber zu Hause nie, dass man auch so etwas tragen möchte), mit den schönen Frisuren, mit den vielen Freunden, mit der großen Begeisterung, das Mädchen, das immer von den Lehrern gelobt wird usw. Oft weiß man gar nicht genau, wie man das definieren soll, man sieht nur immer wieder, dass es anderen vermeintlich besser geht und manchmal führt man das in dem Alter auf absurde Gründe zurück. Ich dachte in dem Alter, eine Mitschülerin sei besonders beliebt, weil sie bestimmte Haustiere hatte. Also, da können schon krude Ideen kommen und der Gedanke "wenn ich genau diesen Glitzerstift nehme, bin ich auch beliebt, fröhlicher, besser in Mathe" oder so. Oder ich habe einfach das Gefühl, dass ich der Mitschülerin immer unterstelle, weil ich halt neidisch bin.

Bzgl. der ersten Theorie:
Mein Bruder hatte eine geistige Behinderung und sowohl in der Schule (damals für ausschließlich Kinder mit schweren geistigen Beeinträchtigungen) und später in der Werkstatt (wo auch Mitarbeiter mit weniger starken Einschränkungen arbeiteten), kamen immer mal wieder Sachen weg und tauchten nie wieder auf und in seiner Tasche fanden sich auch immer mal wieder Sachen von Fremden. Keine Kleidung, meist kleine, persönliche Gegenstände. Stifte, Haarbürste, Kuscheltier usw. Er hatte nie eine Ahnung, wie die in die Tasche gekommen waren oder wem sie gehörten. Meine Eltern schickten das immer mit einem Zettel "gehört uns nicht" zurück.
Insofern würde ich vermuten, dass unter solchen Bedingungen tatsächlich völlig unbewusst und ohne böse Absicht immer wieder Sachen genommen werden könnten, die einfach im Moment interessant erscheinen. Und zu Hause vielleicht sogar vergessen werden, weil der Moment des Interesses vorbei ist.

Bearbeitet von Toschkalee
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Wie läuft das Mit-ihr-Reden denn ab? Lass das Klauen, das tut man nicht, die anderen sind traurig, wenn ihre Sachen weg sind? Scheint ihr ja egal zu sein.

Aber hat sie mal einer gefragt, warum sie klaut? Oder, falls sie es nicht weiss, was sie empfindet, wenn sie beschließt zu klauen, wie sie die eigentliche Tat wahrnimmt und ob es ihr danach irgendwie besser geht.

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In der Klasse meines Kindes (1. Kl.) ist auch ein Mädel, was ständig klaut. Sei es Eigentum der Klassenlehrerin oder der Kinder. Spricht man sie darauf an, lügt sie. Die Mutter ist sehr ratlos und weiß auch nicht weiter. Die Mutter erzählt mir oft darüber und auch mein Kind erzählt mir diverse Klaugeschichten des besagten Mädchens. Vielleicht sind manche Kinder in dem Alter auch einfach noch zu jung um das Ausmaß des Klauens zu begreifen? Was sagen denn die Erzieher im Hört dazu?

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Hallo,
wollte sie denn die Geburtstagsfeier überhaupt so? Ist es, wenn Freunde zu Besuch kommen, auch ein Problem mit ihren Sachen?
Du hast einleitend geschrieben, dass deine Schwester einige persönliche Probleme hat. Die Tochter könnte es durchaus spüren und allein die Tatsache, dass du sie bringst und abholst, könnte für sie ein Problem sein, denn Mama ist nicht mehr in dem Umfang für sie da, wie sie es braucht. Würde es schon eher sehen, dass sie die Sachen den Kindern nimmt, weil sie denkt, sie haben etwas, das sie sich wünscht und nimmt ihnen so einen Teil von ihnen.
Manche Kinder machen aber auch gerne solche "Späßchen", das ist für sie lustig ohne tieferen Sinn. Manche tun das aber, damit es dem anderen schlechter geht. Das hat auch den Hintergrund, dass das Kind sich eigentlich selbst nicht gut fühlt in seiner eigenen Welt.
Wenn nun jemand kommt und mit ihren Gegenständen spielen will, bekäme das Kind das Gefühl, die anderen nehmen einen Teil von ihr. Das ist dann zu viel für das Kind und keiner darf etwas haben. Die Dinge gehören für sie zur Persönlichkeit, die sie ausmachen. Wenn die jemand anders nimmt, wird es schwierig. Vor allem wenn sie selbst anderen gerne etwas wegnimmt, lebt sie in der Angst, die anderen würden auch so handeln. Sie hat kein Vertrauen darin, dass ihr sowas nicht passiert. Das ist wie bei einem eifersüchtigen Ehemann, der seiner Frau Fremdgehen vorwirft und selbst seit Jahren die Sekretärin...
Hast du es auf die Weise versucht, ob sie denn möchte, dass andere ihre Dinge klauen und verstecken? Wenn nicht, sollte sie es lassen und darüber nachdenken.
"Was du nicht willst, das man dir tut, das tu auch einem anderen nicht."
In was für einer Welt möchte sie leben? Sie ist Teil davon und sollte sich verantwortungsbewusst verhalten. Das Kind ist 8 Jahre alt und sollte inzwischen durchaus in dee Lage sein, sein Verhalten zu reflektieren.
Vielleicht ist es ein banaler Versuch Aufmerksamkeit zu bekommen und sie weiß es einfach nicht, weil sie durch ihre Gefühle sich leiten lässt. Selbst wenn, muss sie lernen, nicht einfach etwas zu tun nur weil sie sich danach fühlt. Ihr fehlt der Respekt für andere finde ich.
Alles Gute.