So viel Wut (4jähriger) - was mache ich falsch?

Ich brauche Rat. Mein Sohn wird im Herbst fünf Jahre alt und zeigt seit einiger Zeit immer wieder starke Aggressionen. Die Anlässe sind vermeintliche Nichtigkeiten. Es reicht manchmal schon, irgendein Papierchen wegzuschmeißen oder das Brot falsch zu belegen: Schon explodiert er. Und zwar heftigst. Er schreit, er haut, er tritt, er zerstört. Er wird einfach so unglaublich wütend. Teilweise über eine oder zwei Stunden. Es ist so anstrengend und es schaukelt sich so schnell hoch. Wenn er versucht zu hauen und ich seine Hände festhalte mit der deutlichen Erklärung „Hör‘ auf zu Hauen, das tut weh!“, schreit er noch lauter, weil ich ihm „wehtue“ (tue ich nicht). Mit Worten komme ich gar nicht mehr an ihn ran. Die Alternativen was er tun kann, wenn er wütend ist, haben wir schon so oft durch. Aber er kann dann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mir kommt es so vor, als wäre er so krass in seiner „Wutwelt“ gefangen, dass er keine Chance mehr hat, da rauszukommen. Die üblichen Tipps sind vollkommen wirkungslos. Mittlerweile zweifle ich wirklich an meinen Fähigkeiten als Mutter. Was mache ich falsch, dass mein Kind so aus der Haut fährt? Mein Mann sagt, ich wäre nicht streng genug und müsste mehr Härte zeigen. Aber ich wüsste nicht, wie mehr Härte zu irgendwas Positivem führen sollte. Damit bekämpft man vielleicht kurzfristig Symptome, aber im Grunde genommen ändert man doch nichts. Oder sitze ich da einer Fehleinschätzung auf? Wenn er in Rage gerät äußere ich mich in klaren Worten, aber ich versuche ruhig zu bleiben und ich schreie nicht. Ist das vielleicht falsch, müsste ich an der Stelle mal einen klareren Punkt setzen? Ich bin sehr verunsichert. So lange habe ich gedacht, ich erziehe meinen Sohn „gut“, aber offenbar mache ich ja irgendwas nicht richtig. Und ich komm einfach nicht drauf.
Mein Sohn war schon immer ein eher impulsiverer Typ. Aber eigentlich war seit ein paar Monaten alles sehr harmonisch und er hatte echt einen Sprung gemacht. Seit etwa zwei Wochen ist aber alles schlimmer als zuvor. Es hat mitten in den Ferien angefangen.
Vielleicht hat jemand einen klugen Gedanken, an welcher Stelle ich nochmal weiterforschen oder an mir arbeiten kann. Oder es hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir weiterhelfen. Danke schon mal!

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Hi
Ich kann schlecht beurteilen, ob du strenger sein musst.

Letztendlich würde ich ganz nüchtern verschiedene Strategien durch probieren.

Frag ihn auch mal nach einer solchen Situation, was er braucht.

Hast du ihn zb mal fest in den Arm genommen? Ihm Halt geben, seine eigenen Grenzen spüren lassen.
Das hat meinem Sohn geholfen. Er hat sich etwa 20 Sekunden gewehrt und ist dann weich geworden, hat sich angekuschelt und war wieder im hier und jetzt. Diese Methode ist aber umstritten. Meinem Sohn hat es geholfen, deshalb bin ich dabei geblieben.

Probier auch ruhig mal eine Weile strenger zu sein. Kündige es aber an, damit er Bescheid weiß.

Oder lass ihn kurz in Ruhe. Meine Tochter wollte zb kurz alleine sein.

In der Schule war es bei meinem Sohn nochmal Thema und er wurde mit Impulskontrollstörung diagnostiziert. Wir sind eine Weile in eine Verhaltenstherapie mit ihm, das hat sehr geholfen.

Das muss aber so nicht sein. Wenn es gut läuft, ist es eine Phase, die du nur durchhalten musst.

Alles Gute

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Ich kenne das Problem aber leider nicht die Lösung ;-) Bei unserem Kind (4 Jahre) hilft gar nicht, so unsere Beobachtung: sanft reden, Hand auflegen, streicheln, streng reden, raus gehen oder alleine lassen (bewirkt das Gegenteil), ablenken. Was hilft ist auf den Arm nehmen, rum tragen, hey hey sagen (hat er mal nach einem Wutanfall als für sich ideale Kombi genannt 😅), oder kurze knappe Ansage: Gefühl ist okay, aber dein Verhalten nicht, ich will, dass du x (Sachen schmeißen) lässt, sonst Konsequenz xx (Sachen weg, muss ohne Geschwister spielen weil zu gefährlich usw.) Außerdem hilft bei uns Prävention wenn man das so nennen will: wenn das Kind zb zu früh aufgestanden ist zb 5:30 oder in der Betreuung nix gegessen hat (gab „ekliges Gemüse“ 😉) dann versuchen wir schon, darauf Rücksicht zu nehmen, und es ihm etwas leichter zu machen an manchen Stellen (ihm beim aufräumen sehr helfen oder so.) Hoffe da ist vllt ein Impuls dabei - Kernbotschaft ist glaube ich, das eigene Kind genau zu beobachten- try and error…