Autoritärer Vater - Bedürfnis mein Kind zu schützen

Hallo,
Mein Sohn 3, ist ein klassisches Kind, wild laut, grad mal frecher, große Gefühle und Geschrei, Frustrationen etc.
Mein Mann würde ihm oft gern Wutanfälle verbieten. Wir konnten uns einigen das schreien, stampfen und Kissen hauen sein darf.
Was raus muss, muss raus.
Ich bin eher die Bedürfnis orientierte und Harmonie bedürftig oder SÜCHTIG?
Mein Mann hätte das in meinen Augen auch gebraucht als Kind, er kann mit seiner Wut gar nicht umgehen; schreit - und zwar richtig laut.
Aber mein Sohn darf es nicht. Oder nur widerwillig. An guten Tagen.

Wir sehen die Erziehung so unterschiedlich dass ich gar nicht weiß ob wir das schaffen.

Neuerdings habe ich eine Art entwickelt die mich selber erschreckt und nicht gut sein kann.
Wenn mein Mann unseren Sohn schimpfen will, ob ich das jetzt gerechtfertigt finde oder nicht, dann nehm ich meinen Sohn auf den Arm und bringe ihn weg.
Ich untergrabe komplett Vaters Erziehung. Aber ich halte das nicht aus. Er wirkt so aggressiv. Und ich weiß wenn der Sohn dann nicht spuren würde, würde es eskalieren. Nicht körperlich. Trau ich ihm nicht zu. Aber alles andere.
Ausprobiert habe ich es nie.

Und natürlich regt es meine Mann dann noch viel mehr auf wenn ich dann mit Sohn „wegrenne“.
Dann ist der Abend gelaufen.

Irgendwie fühl ich mich gefangen.

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Lese nur Fehleinordnungen.

Bedürfnisorientiert =\= sich daneben benehmen dürfen

Authoritär =\= Laut werden

Beides mMn nicht akzeptabel. Würde mal das Gespräch mit meinen Partner suchen bzgl. Lautstärke und das man nichts verlangen kann was man im gleichen Moment vorlebt.

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Da stimme ich zu.

Ich habe meinem Mann mal gesagt, dass wir mit unseren Kindern und untereinander so reden müssen, wie wir es auch mit unseren erwachsenen Freunden, im Job mit Kollegen oder mit Kunden tun würden. Was wir selbst nicht immer schaffen, dürfen wir auch nicht von unseren Kindern verlangen.

Man kann auch leise und freundlich, aber bestimmt etwas verlangen oder unterbinden. Und man kann auch bedürfnisorientiert Regeln aufstellen und auf die Einhaltung achten.

Beides verlangt kein Anschreien, keinen Angriff, kein Lautwerden. Da gebe ich Dir total recht.

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Hi Liebes,
Mir fehlt ein bisschen was , kannst du mal beschreiben, wie dein Mann reagiert? Wie sieht es aus, wovor genau beschützt du deinen Sohn?
Schreit dein Mann doll, oder wählt er fiese Worte? Wie schimpft er?

Wenn es sehr doll ist, würde ich mein Kind davor auch beschützen.
Aber ich kann anhand deines Textes nicht richtig einschätzen.

LG

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Danke schon mal für deine nette Nachricht.

Er schreit laut. Für mich wirkt es bedrohlich.
Also klar nicht immer. Aber halt auch in Momenten wo ich denke, „Mei er ist halt ein Kind“. Er ist mir einfach zu streng.
Einmal frech zurück geredet, zack, fernsehverbot.
Dann denke ich wieder vielleicht bin ich viiiiel zu weich und quasi schon Laissez-faire weil ich so gern keinen Streit hätte.

Situation: wir sind auf einem Straßenfest. Mein Mann will heim (in Gespräch später darüber meinte er unser Sohn wäre ja auch schon müde gewesen) und war irgendwie schon genervt weil ich es nicht gerochen habe.
Ich hätte unseren Sohn gerne, wie sonst auch oft, vorgewarnt, „wie gehen bald“/ „noch eine Runde und dann gehen wir“.
So habe ich ihn aber einfach genommen, wir gehen jetzt, er hat sich laut darüber beschwert und mein Mann wollte sofort ihm wieder sagen, dass er sich nicht „aufführen“ soll.
Lass das Kind doch traurig/sauer sein deswegen.
Und bevor er dann noch laut geschimpft wird, dass er nicht laut sein soll 😅 bin ich mit ihm auf dem Arm wieder ganz schnell in der Menge verschwunden. Quasi weggelaufen.


Konsequenzen und gewisse strenge/Grenzen schön und gut. Aber halt logisch und nicht nur weil ein Kleinkind Gefühle zeigt.
Mein Mann denkt der Sohn muss einfach kommentarlos machen was wir wollen.

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> Und bevor er dann noch laut geschimpft wird, dass er nicht laut sein soll 😅 bin ich mit ihm auf dem Arm wieder ganz schnell in der Menge verschwunden. Quasi weggelaufen.


Ist dir bewusst, dass du diejenige bist, die dem Kind Angst macht? Konflikte auszufechten ist normal und Teil des Lebens. Kinder lernen das in vertrauter Umgebung mit den Eltern.

Dein Kind lernt derzeit, dass eine Gefahr besteht, wenn ein Erwachsener anderer Meinung ist und verfestigst das, indem du dein Kind immer, getrieben von eigener irrationaler Angst, aus der Situation entfernst.
Wie soll dein Sohn lernen, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, bei denen man sich durchsetzen und den anderen überezugen kann und auch solche, wo es keine Diskussion geben kann und schlicht direkt gehandelt werden muss und alle Stufen dazwischen?

Bitte informiere dich. Beschäftige dich ggf. auch mit der Ursache deiner Ängste und den daraus folgenden Übersprungs-Reaktionen. Vielleicht besucht ihr als Eltern auch gemeinsam einen Kinder-Psychologen als Coach für Euch?


Als Erziehungsstil ist es übrigens ganz übel, deinem Mann und Vater des Kindes bei jeder Kleinigkeit in den Rücken zu fallen. Lerne dem Vater zu vertrauen, dass er eine Situation richtig beurteilt und auch richig handelt. Und wenn nicht macht er halt Fehler. Fehler machen wir Eltern alle und im Leben der Kinder viele. Er macht seine Fehler halt in eine andere Richtung als du deine Erziehungsfehler .

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Halli hallo,
das hört sich für mich alles so an als wäre dein Mann das Kleinkind, das noch nicht mit den eigenen Gefühlen umgehen kann. Und euer Kind muss/soll es ausbaden.
Das was er macht, ist Einschüchterung und Ausnutzung der eigenen "Macht", um das Kind zu kontrollieren.

Euer Kind ist 3, das selbst lernen muss wie es mit dem EIGENEN Gefühlen umgehen soll. Da jetzt noch die Gefühle des Vaters zu berücksichtigen, ist viel für ein Kind.

Ich würde mein Kind auch wegbringen und meinem Mann sagen, er darf nie wieder das Kind anschreien, vor allem nicht aggressiv. Ich würde mich auch körperlich dazwischen stellen, um deutlich zu machen, dass ich es nicht erlaube. Das ist nicht eine Untergrabung seiner Erziehung, sondern etwas sagt dir, dass es nicht in Ordnung ist und du dein Kind schützen musst/sollst.

Mein Vater hat immer aggressiv geschrien. Ich habe heute immer noch Angst, wenn ein Mann lauter wird, ich erstarre. Vor allem, hat es teilweise einen Roboter aus mir gemacht, weil ich immer wie auf Eierschalen laufen musste, damit er nicht explodiert. Ich habe meine Gefühle zurückstecken müssen, um die meines Vater zu kontrollieren (quasi ich mach was er von mir erwartet und dann werde ich nicht angeschrien). Als ich älter wurde, habe ich ihn so gut wie es ging, gemieden. Heute bin ich in der Therapie und habe keinen Kontakt mehr zum Vater. Ich weiß, dass er selbst nicht leicht hatte in der Kindheit, aber die gleichen Fehler zu wiederholen, macht es nur schlimmer.

Eltern können Fehler machen, aber müssen sich selbst hinterfragen und sich bessern.
Holt euch Hilfe. Vielleicht braucht dein Mann die Erklärung von außen (z.B. Kinderpsychologe oder so), um sich überhaupt zu reflektieren zu können.

Alles Gute

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Ich verstehe dich, dein Mann muss sein Erziehungsstil ernsthaft hinterfragen. Du aber auch. Ich empfehle euch eine gute Erziehungsberatung, eventuell eine Familienberatung.

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Mein Freund hatte auch solche Anwandlungen, einfach auch, weil er sich nie mit Erziehung beschäftigt hatte und sein Kopf nur voller Klischees und dem Unsinn, den seine Eltern verzapft hatten gefüllt war (Man muss konsequent sein, die Kinder tanzen einem auf der Nase rum, werden verwöhnt, brauchen Regeln, man muss mal durchgreifen blablabla...).

Wir hatten dann ein sehr ernstes Gespräch, ich habe mit ihm über bedürfnisorientierte Erziehung gesprochen und ihn "gezwungen" entsprechende Bücher zu lesen. Klingt jetzt viel verlangt, aber die Kinder sind auch das wichtigste in seinem Leben, damit sollte man sich mal richtig befassen.

Seitdem sind wir auf einer Linie, er hat vieles einfach echt nicht gewusst.

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Das finde ich eine wunderbare Geschichte. Ich habe auch viele dieser Bücher gelesen und mir ging es ganz oft so, dass ich dachte, Eltern mit autoritären Vorstellungen müssten das doch einfach mal lesen, dann ist es doch so einleuchtend, dass bedürfnisorientierte Erziehung einfach das sinnvollste ist. Aber ich finde es auch von deinem Mann ganz toll, dass er letztlich bereit war, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und seine bisherigen Vorstellungen zu reflektieren und neu zu sortieren.


An die TE: Vielleicht bringst du deinen Mann dazu, mal was von Nora Imlau zu lesen? ZB den „Familienkompass“. Ich finde Imlau liest sich am einfachsten.
Eine Alternative wäre vielleicht den Film „Good enough parents“ zusammen anzusehen? Der ist sozusagen ein Überblick über die bedürfnisorientierte Erziehungslandschaft, in dem einige namhafte Leute zu Wort kommen, wobei für euch der zweite Teil relevanter wäre, im ersten geht es ums Babyalter.

Bearbeitet von Feldlerche
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Den Film kann ich auch empfehlen! Haben wir auch zusammen gesehen (:

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Hallo, das klingt nach einer wirklich furchtbaren Situation. Ich verstehe total, dass du dein Kind schützen willst und finde es richtig. Ich würde versuchen, deinen Mann dazu zu bringen, dass ihr eine Erziehungsberatung macht. Kannst ihm ja sagen, es geht dir einfach darum, mal eine professionelle Meinung von außen zu kriegen. Optimal wäre natürlich, er ist bereit, eine Therapie zu machen, um sich anzusehen, warum ihn völlig normales Verhalten eines kleinen Kindes so triggert.

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Wie habt ihr denn vor der Familienplanung über eure Vorstellungen zum Familienleben und zur Erziehung gesprochen?

Wie und wo informiert er sich über kindliche Entwicklung und Erziehung? Und wo du?

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> Wenn mein Mann unseren Sohn schimpfen will, ob ich das jetzt gerechtfertigt finde oder nicht, dann nehm ich meinen Sohn auf den Arm und bringe ihn weg.
Ich untergrabe komplett Vaters Erziehung. Aber ich halte das nicht aus. Er wirkt so aggressiv.


> Er *wirkt* so aggressiv.
Da bin ich hellhörig geworden. Ist der Vater denn wirkich aggressiv oder weckt er nur deine Kindheitserinnerumgen? Wird er tatsächlich laut und das ohne stufenweises Anpassen von Lautstärke und Eindringlichkeit?


> Ich bin eher die Bedürfnis orientierte und Harmonie bedürftig oder SÜCHTIG?

Wäre der Harmonie nicht mehr gedient, indem ein Streit mal durchgefochten und damit befriedet wird?

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"Wenn mein Mann unseren Sohn schimpfen will, ob ich das jetzt gerechtfertigt finde oder nicht, dann nehm ich meinen Sohn auf den Arm und bringe ihn weg."

Das finde ich ehrlich gesagt gefährlich. Du untergräbst da nicht nur die Erziehung deines Mannes (wie auch immer die aussehen mag), sondern zeigst dem Kind zwei ganz fatale Dinge: Der Papa hat nichts zu sagen, man kann da einfach gehen. Und wenn mir was unangenehm ist, haue ich ab. Klar, man darf nicht zulassen, dass das Kind erniedrigt und beschimpft wird und Angst vor den Eltern bekommt - aber man darf auch den Partner nicht bloßstellen und dem Kind signalisieren, dass er nichts zu sagen hat. Ihr seid die Eltern und solltet in der Erziehung auf einer Seite stehen.

Klar ist Anschreien keine Lösung, aber weglaufen auch nicht. Da müsst Ihr beide ansetzen. Euch abends zusammenhocken und offen darüber reden, wie ihr erziehen wollt. Und wie nicht.

Ich habe meinem Mann mal gesagt, wir dürfen mit unseren Kindern nur so reden, wie wir es auch mit Freunden, Kunden, Kollegen tun würden. Das rufen wir uns oft ins Gedächtnis, wenn wir mal wieder im Stress in einen Befehlston verfallen - denn das muss nicht sein. Ein "Geh jetzt bitte Deine Hände waschen!" kann man genauso mit Nachdruck rüberbringen und durchsetzen, wie ein hingebelltes "Händewaschen!!" Es ist einfach nur höflicher und respektvoller dem Kind gegenüber.

Vielleicht kannst Du diesen Ansatz bei Deinem Mann wählen. Vereinbart, dass Du zB unbemerkt den Kopf schüttelst, die Hand hebst, die Augenbrauen hochziehst, ihn streng anguckst, wenn er (in deinen Augen) die Grenze wieder übertritt. Irgendwas. Dann kann er sich stoppen und überlegen: Würde ich so, wie ich gerade mit meinem Sohn rede, auch mit einem Kollegen reden?

Damit stellst Du ihn nicht vor dem Kind infrage, signalisierst ihm aber "heimlich", dass es grad zu viel wird. Aber Ihr müsst unbedingt darüber reden. Du sollst ihn ja nicht vor dem Kind zurechtweisen. Das was Papa sagt, muss ja auch gelten, sonst wird die Situation immer schlimmer. Vielleicht kann Dein Mann sich Hilfe holen (Erziehungsberatung beim Jugendamt, die fand ich sehr gut und hilfreich bei uns, oder beim Psychologen oder einfach mit einem guten Freund sprechen)

Und klar, wenn mein Sohn weinend zu mir kommt, weil Papa geschimpft hat, dann rede ich mit ihm darüber, aber ich mache den Papa nicht schlecht. Das ist für ein Kind, das den Papa liebt, nämlich auch schwer auszuhalten. Ja, ich sage auch, dass es stimmt, dass das Kind recht hat, der Papa hätte gerade nicht so schreien müssen. Aber ich relativiere auch, indem ich sowas sage wie: "Denk mal dran, wie das ist, wenn Du plötzlich wütend wirst. Manchmal ist es schwer, dann ruhig zu bleiben, stimmts? Ich glaube, der Papa ist heute ziemlich geschafft von der Arbeit und müde. Er wird sich bei Dir entschuldigen, okay? Aber Papa hat auch recht, wenn er Dir zum 5. Mal sagen muss, dass Du bitte aufhören sollst. Du weißt, da werde ich auch sauer." Und dann rede ich (alleine) mit meinem Mann und sage ihm, dass er seinen Sohn offenbar grad sehr verletzt hat und ob er sich entschuldigen würde, weil wir das vom Kind ja auch erwarten. Also fürs Anschreien entschuldigen, aber klarmachen, dass das Gesagte trotzdem Bestand hat (wenn das Kind etwas tun oder lassen sollte, was dann zum Ausbruch führte)

Ich bin also der "Mediator" für beide und versuche zu glätten, aber nicht so, dass einer wie ein Idiot dasteht, der ncihts zu sagen hat.

Ist ganz schwierig und führt abends auch teilweise zum Streit bei uns, weil mein Mann schnell beleidigt ist, aber wir schaffen es inzwischen vor den Kindern und vor allem MIT den Kindern vernünftig miteinander umzugehen.

Ich wünsche Euch alles Gute! :-)

Bearbeitet von lime15