Zähne putzen bei autistischem Kind

Meine Nichte hat frühkindlichem Autismus (5 Jahre). Sie hasst es, Zähne zu putzen. Vorne die Schneidezähne sind noch ok. Aber den Mund öffnen und an die Backenzähne kommen ist quasi unmöglich. Hat jemand eine Idee, wie man das Zähne putzen zu einem angenehmen bzw. normalen Vorgang werden lassen kann, ohne dass sie schon beim Anblick der Zahnbürste schreiend wegläuft?

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Wie verständig ist sie denn? Könnte man mit einem klaren Ablaufplan (Zeit sichtbar machen oder hörbar) und Belohnung da was machen? TEACCH oder vielleicht mit Social Stories die Notwendigkeit erklären?

Ist es, weil sie sensorisch überempfindlich ist oder weil sie den Sinn nicht sieht? Ist ihr dabei etwas unangenehm, mag sie da angefühlt, den Geschmack, die Zahnbürste oder etwas im Mund haben nicht?

Das müsstest du erstmal herausfinden, dann könnte man eventuell auf andere Methoden umsteigen (Fingerbürste, elektrische mit tollem Blinklicht, Zahnpastaalternative…)

Wenn du noch Fragen hast, schreib mir ruhig

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Hallo,
kann sie Zähneputzen mit irgend etwas in Verbindung bringen? Also zum Beispiel dem Schlafen gehen? Kinder wollen nicht schlafen gehen. Die bekommen schnell heraus, wenn es nach dem Zähneputzen ins Bett geht.

Bei meinem Kind war Zähneputzen unabhängig von allem. Ich bat ihn mit mir Zähne putzen zu gehen, mit dem Hinweis, dass es nur kurz dauert und er danach wieder weiter spielen darf. Irgendwann war dann Schlafengehen Zeit, aber ohne Zähneputzen. Das hatten wir auch schon vorher.

Weiteres das sehr gut helfen kann: Bücher lesen über Zähneputzen, sind aber aus meiner Sicht ebenfalls wichtig. Natürlich auch Videos schauen. Also Zahnputzvideos beim Putzen. Gibt es viele auf youtube. HackiBacki, Daniel Tiger, Kikaninchen zum Beispiel.

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kommt doch stark drauf an, wie stark der ASS ausgeprägt ist. Da ist jedes Kind ganz individuell. Ist das stark und ist das Kind arg abwesend oder hat es nur autistische Züge mit fühlbaren Empfindlichkeiten.

Mein Sohn hat nur sehr leicht ASS aber generell läuft alles gut "was immer schon so war". Seit er auch grösser ist udn mitdenken kann, was wir so sagen, funktioniert das auch als Argument, wenn erst wiederstand kommt. Die Ansage, dass es doch immer so ist (z.B. nach dem Abendessen), - reicht, um akzeptiert zu werden.

-- Also haben wir uns über die Jahre weg eins nach dem anderen vorgenommen und zu festen Zeiten (festen Situationen) duchgesetzt, bis nach einer Zeit das als "war schon immer so" verankert war und dann wars eben kein Problem mehr.

Beim Zähneputzen kommts ja auch drauf an, ob sie es überhaupt alleine kann. -- oder nicht will, weil es sich blöd anfühlt? Ist der Schaum das Problem? Man kann schwer einen Ratschlag geben, wenn man nicht weiß, was das Problem ist.
Da gibt es jetzt so Ultraschall-Gebiss-Bürsten, die nicht hart schrubbeln. -- Man könnte mit Material oder Elektrisch oder Farbe probieren, anderer Geschmack der Paste - jenachdem, was sie offen ist, anzunehmen angepasst auf den Kernpunkt der klemmt. Also erstmal gut beobachten, wo man ansetzen kann.

Bei uns kann man sagen, liefs meist auf das selbe raus. -- Wir mussten und oft genug durchsetzen oder die Gewohnheit oft genug regelmässig machen bis es eben akzeptiert wurde. Macht man natürlich nur bei den wichtigen Dingen, Zähneputzen und waschen (duschen) und Essen gehört z.B. dazu.
-- Wichtige Dinge energisch (leider auch manchmal auf die unfreundliche tour) so lange durchsetzen, bis das "war schon immer so" als Regelmässigkeit akzeptiert und dann auch eingefordert wurde. ist meist in ein paar Wochen erledigt und erinnert ein wenig an "konditionierung", aber muss halt in manchen Teilbereichen so sein.

Bearbeitet von tr357
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Liebe TE,

ich kenne das, Zähneputzen waren bei meinem Jüngsten (auch frühkindlicher Autist) eine Katastrophe. Allerdings lief er nicht von der Zahnbürste weg, sondern bis immer schöne drauf. Dann konnte man ziemlich schlecht putzen.Alles ausprobiert, von der Kleinkindbürste, Pflegezahnbürste. Bis wir dann die elektrische Zahnbürste ausprobiert hatten und seitdem ist Ruhe. Mein Jüngster putzt sich seit langer Zeit damit selber die Zähne, muss allerdings mal nachputzen. Und parallel dazu akzeptiert er die normale Zahnbürste komischerweise auch. Die nehmen wir, wenn wir auf Reisen sind.

Probiert doch mal die elektrische Zahnbürste aus. Sie vibriert ja auch. Für mein Sohn sind solche Sachen gut für das Körpergefühl, die Autisten häufig fehlen.

LG Hinzwife