Kind angebrüllt

Hallo, liebes Forum!

Meine fast 4 jährige Tochter läuft seit einer Woche einfach weg, wenn sie etwas machen möchte und hört nicht.

Beispiel: Auf einem Fest rennt sie einfach vor mir weg obwohl ich mehrmals STOP gerufen habe und ich habe sie deshalb aus den Augen verloren. Ein anderes Mal waren wir im Supermarkt und sie musste zur Toilette (die Toilette ist draußen). Ich war vor 5 min schon mal mit ihr dort und meinte nur, dass wir doch eben noch bezahlen können da wir schon an der Kasse standen. Da rennt sie einfach aus dem Laden und ich musste hinterher rennen.

Ein anderes Mal waren wir in der Bahn und wollten aussteigen (wir fahren oft Bahn, sie kennt das als Großstadtkind) Sie muss immer mit mir gemeinsam aussteigen. Da reißt sie sich plötzlich von mir los und rast zur Rolltreppe. Hab sie auch kurzzeitig nicht gesehen und bin hinterher gerannt.


Für diese Aktionen habe ich sie angebrüllt, da ich ihr schon zig mal normal erklärt habe dass sie nicht weglaufen soll. Ich bin eine alleinerziehende Mama die keine Hilfen hat und verrsuche meiner Tochter eine schöne Zeit zu ermöglichen (wir sind ganz viel draußen unterwegs. Spielplätze, Museen, Feste, Schwimmen etc.) Auch darf sie sich beim Einkaufen immer was aussuchen und bekommt andauernd Kleinigkeiten. Sie wirkt auch absolut nicht unglücklich, schüchtern etc im Gegenteil.

Habe eher das Gefühl dass ich manchmal zu locker bin und klare Grenzen setzen muss. Allerdings weiß ich nicht was ich machen soll, wenn sie auf normale Ansprache nicht reagiert. Wenn ich morgens zur Arbeit muss und sie ewig trödelt, auf nichts hört, werde ich einfach laut. Das ist dann wirklich das letzte mittel für mich. Aber manchmal muss ich mich einfach streng durchsetzen da sie sich sonst in Lebensgefahr begibt, nicht pünktlich zur Kita (später Schule) kommt, ich meine Arbeit verliere und schlimmeres.

Ich will gar nicht brüllen und bin kein Mensch, der sonst zum Schreien neigt. Aber ich bin einfach oft überfordert und selbst gestresst. Da ich niemanden habe der dann auch nur 5 min übernehmen kann, weiß ich mir nicht zu helfen.

Was soll ich tun?

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Atmen.

Das war jetzt sicher keine pädagogische Glanzleistung und ja, du solltest daran arbeiten, dass es sich ändert. Sich zu zerfleischen bringt aber niemandem etwas und erhöht nur deinen Stresslevel.

Bitte halte dir vor Augen, dass es eine Dauerbelastung darstellt, 24/7 in der Erziehungsverantwortung zu sein. Das kann niemand nachempfinden, der das nicht selbst stemmen muss. Also lass dich bitte nicht von gutgemeinten Ratschlägen noch weiter stressen.

Deine Tochter verlangt nach deiner Aufmerksamkeit. In bestimmten Situationen kannst du ihr die nicht geben, da versucht sie es mit Methoden, auf die du reagieren musst.

Vielleicht hätte sich das alles handeln lassen, wenn du weniger gestresst wärst.

Kannst du die Betreuungszeiten ausweiten? Schon eine halbe Stunde zwischen Arbeit und Kindergarten macht einen riesengroßen Unterschied, wenn du einfach mal Zeit für dich hast. Einen Kaffee beim Bäcker, ein kurzer Spaziergang, muss nicht teuer sein.

Nimm dir Zeit, mit deiner Tochter in einem ruhigen Moment zu reden. Entschuldige dich ehrlich für eventuelle verbale Entgleisungen und mache ihr gleichzeitig klar, dass du Angst um sie hast und dass die Situationen wirklich gefährlich werden könnten.

Versuche mit ihr gemeinsam Wege zu finden, wie man die Situation besser lösen könnte. Zur Not besorge ihr eine Kinder Smartwatch, wenn das mit dem Weglaufen nicht schnell besser wird.

Und vielleicht hilft euch eine Mutter-Kind Kur

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Wende dich bitte an eine Erziehungsberatung und an das Jugendamt. Ihr braucht jemanden, der euch beide eine Weile beobachten kann und dann erkennt, wo das Problem liegt.

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Erziehungsberatung beim Jugendamt nur weil man ein Mal mit dem Kind laut geworden ist? 😂 Wenn das alle machen würden, dann tun mir die Jugendämter leid.

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Wieso beim Jugendamt? Dazu gibt es doch Erziehungsberatungsstellen. Die TE scheint das Kind ja immer wieder anzubrüllen. Und dafür ist Erziehungsberatung da.

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"Habe eher das Gefühl dass ich manchmal zu locker bin und klare Grenzen setzen muss."

Ich denke da hast du doch schon die Lösung!

Es ist nicht ideal gelaufen.. es ist nicht schön ein Kind anzuschreien, aber das Kind gibt nun das wieder was es von dir gelernt hat und wie du es erzogen hast. So hart es sich anhören mag.

Nun müsstest du hart durchgreifen, Grenzen setzen und wenn sie diese überschreitet Konsequenzen ziehen. Das heißt leider auch mal ein Bock und Schreianfall aushalten vom Kind. Denn es wird sich dann natürlich gegen die neuen Grenzen und Regeln sträuben.

Du scheinst eher eine lockere Mutti zu sein und das nutzt sie halt nun aus. Da heißt es nun Zähne zusammenbeißen und durch.

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"Was soll ich tun?"

Kauf dir so eine Hundeleine für Kinder😅 damit kann sie die jedenfalls nicht mehr davon rennen.

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Es gibt Rucksäcke mit Leine.. lieber so als dass sie vor ein Auto rennt .

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Sollte nicht, aber kann passieren, dass man laut wird. Deshalb wird das Kind kein schweres Trauma davontragen und offenbar hat sie nicht mal dein Schreien davon abgehalten, wieder wegzulaufen. So schrecklich war es also nicht für sie. Entschuldige dich und dann ist es gut.
Das andere Problem ist gravierender. Sie hört nicht.
Ich würde mit Konsequenzen arbeiten. Dieses" wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, gibt es keine Schokolade" ist einfach nur sinnlos, bewirkt keine Einsicht und ist Strafe. Strafen lehne ich als Erziehungsmethode ab, weil sie nur auf Gehorsam setzen und das Kind demütigen.
Aber" Wir können leider nicht Kastanien sammeln, weil ich mir nicht sicher bin, ob du nicht plötzlich auf die Straße läufst", ist für das Kind eine sichtbare Konsequenz aus seinem Verhalten. Oder du kannst abends nicht mit ihr Memory spielen, weil du so müde vom Hinterherrennen bist.
Oder du kündigt ihr an, dass du ihr auch nicht zuhören wirst, wenn sie etwas will. Das musst du dann allerdings auch machen.
Ihr kriegt das schon hin!

Bearbeitet von Ava24.12
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Stimme dir bei allen Punkten zu außer, dass das Anschreien nicht schrecklich für das Kind wäre.
Leider weiß man nicht wie oft das vorkommt, da TE auch schreibt, daß sie laut werden muss um nicht zu spät zu kommen (also nicht nur wenn die Kleine wegläuft).
Das ständige Anschreien hat auf jeden Fall Auswirkungen.
Mein Mann wurde ständig angeschrien als er ein Kind war. Das Resultat: er reagiert jetzt instinktiv wenn jmd in seinen Augen was falsch macht mit lauter Stimme. Er hat das Problem erkannt und muss bewusst dagegen arbeiten.
Bei mir ist es zb eher andersrum. Ich verstumme wenn mich jmd anschreit weil ich Angst bekomme.

Natürlich, wenn es ab und zu vorkommt und man sich bei dem Kind entschuldigt (wie du auch beschreibst), wird es keine Traumata hinterlassen.

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Ja, natürlich ist schreien nicht gut. Ich wollte jedoch klarstellen, dass ich ein grundsätzliches Erziehungsproblem sehe, das bei gleicher Einstellung weder durch Schreien, noch durch anderes gelöst wird.
Und ich stimme dir zu: Schreien ist ein erlerntes Verhalten. In meiner Kindheit war es teilweise noch üblich, Kinder zu schlagen. Ich bin nie geschlagen worden, aber mein Vater hat ab und zu geschrien, wenn ich z.B. meinen Bruder geschlagen habe.
Und in vergleichbaren Situationen bei meinen Kindern schreie ich auch- selten, aber das gibt es. Für meine Kinder ist das das Signal, dass sie nun endgültig den Bogen überspannt haben. Letztens musste ich lachen, als mein mittlerer Sohn zu mir kam und sagte, dass ich ihm immer so leid tue, wenn ich schreien müsste, wenn ich mir anders nicht Gehör verschaffen könne. Meine Kinder, die allerdings wesentlich älter sind, wissen das einzuschätzen: Ein Ausdruck von Hilflosigkeit oder momentaner Überforderung. Meine Mutter hingegen hat in solchen Fällen" beleidigte Leberwurst" für die nächsten Stunden gespielt und hat sich zurückgezogen. Dieses Verhalten lehne ich komplett ab, weil ich es als unfair empfinde und für eineForm von emotionaler Erpressung halte.
Es ist illusorisch zu glauben, dass Menschen jederzeit pädagogisch wertvoll reagieren könnten. Wir sind nun mal eben nur Menschen. Allerdings ist die Selbstreflexion und das Eingestehen eigener Fehler wichtig. Auch das können Kinder nur lernen, wenn die Eltern es vorleben.

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Naja, anhand von deinem Text kann man nicht wirklich erkennen wieso deine Tochter das macht.
Mir fällt spontan ein Grund ein: Aufmerksamkeit. Auch negative Aufmerksamkeit ist eine Art von Aufmerksamkeit. Ein Mädchen hat ständig andere Kinder gebissen, weil die Mutter nicht viel mit ihr gemacht hat und wenn sie gebissen hat, war die Mutter da. Ich weiß nicht ob das auf dich zutrifft.
Deswegen würde ich mir an deiner Stelle hilfe holen und die Einschätzung dann dort einholen.

Dennoch, Kinder oder auch Erwachsene anzuschreien, ist nicht in Ordnung. Du solltest dich danach entschuldigen. Deine Tochter sollte lernen, dass jeder mal fehler macht und das Anschreien eins davon ist. Also durchatmen, alles sacken lassen und später mit dem Kind drüber reden.
Dann kommt es drauf an, wie du schreist. Ist es nur laut oder auch aggressiv (also bist du sauer oder versuchst du sie einzuschüchtern).
"Aber manchmal muss ich mich einfach streng durchsetzen da sie sich sonst in Lebensgefahr begibt, nicht pünktlich zur Kita (später Schule) kommt, ich meine Arbeit verliere und schlimmeres." - zwischen Lebensgefahr und kommt nicht pünktlich zu Kita liegen ja Welten dazwischen.

Hol dir bitte Hilfe (Familienberatung, Jugendamt, usw). Ich verstehe, dass du überfordert bist, aber bitte lass es nicht an deinem Kind aus.

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Bitte hol dir das Buch (glaube gibt es auch als Hörbuch) „das gewünschteste Wunschkind ever treibt mich in den Wahnsinn“.
Es behandelt genau diese Themen (kann man hier nicht mal eben analysieren und Tipps geben) und man fühlt sich oft „ertappt“ aber es hilft zu verstehen, wieso Kinder sich so verhalten und was man tun kann.
Tatsächlich hab ich vieles an Tipps und Ansichten übernommen. und es ist bei uns viel viel besser geworden.
Ich bin ehrlich zu meinem Kind (3jahre alt) ich sage auch: es tut mir leid; dass ich dich angemeckert habe, aber es dauert heute morgen zu lange. Ich muss gleich zur Arbeit und wollte dich in Ruhe in den Kindergarten bringen. Meinst du, wir kriegen das jetzt hin? Dann können wir uns noch eine dicke lange Umarmung geben. Auf dem Rückweg können wir uns gerne den Auspuff noch mal ansehen. (Er kriecht unter jedes Auto momentan).
So in der Art zb. Funktioniert in der Regel wirklich gut. Wir neigen dazu zu sehen, wenn Kinder eben nicht hören. Wie oft sie am Tag aber nach unserem Willen handeln, übersehen wir. Ich kann das Buch echt empfehlen- es holt einen ab und runter.
Auch Thema weglaufen etc. wird dort gut behandelt

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Das ist ja richtig schön 😀

Werde mir das buch auch holen (auch wenn mein Kind noch zu klein ist, dennoch kann man sich ja schon im Voraus Tipps holen)

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Das Buch ist auch echt ehrlich und an Hand von Beispielen aus dem Leben geschrieben.
Wir alle haben Stress, müssen zur Arbeit, hetzen von einem Termin zum anderen. Dann ggfs auch noch allein erziehend und abends nicht mal Zeit zum durchschnaufen. Usw. Aber es ist so ein bisschen wie „Augen öffnen“. . Viele eskalierende Situationen kann man vorher schon in eine andere Richtung lenken, wenn man sie erkennt. Ich finde dabei hilft das Buch. Klar, Wutanfall ist Wutanfall - aber auch den kann man begleiten.
Mein Sohn hat jetzt mit fast 3 zu mir bei einem wirklich heftigen Wutanfall gesagt: es tut mir leid Mama, ich bin heute nicht gut drauf. Ich weiß nicht warum.
- Ich fand das Mega. Und hab gesagt: kein Problem. Weißt du, ich hab auch manchmal echt miese Laune. Das passiert. Aber trotzdem wird nicht gehauen. Meinst du, eine feste Umarmung hilft?
- Nein wollte er nicht.
Auch das war ok. Nach weitern 2 Minuten einfach da sitzen kam er dann in meinen Arm. Danach war alles wieder gut. Und der Wutanfall schnell vorbei.
Sonst hab ich auch gemeckert und gesagt, schrei nicht so. Geh und beruhig dich, wir haben uns hoch geschaukelt etc.. Manchmal halte ich jetzt dann inne, atme mal eben durch und denke mir komm, was stand im Buch 🤣 klar, ein Garant für eine super tolle bindungsorientierte Erziehung ist das auch nicht. Aber es hilft in den kleinen Alltagssituationen. Klar weglaufen ist eine andere gefährliche Nummer, da hilft auch nix sich auf den Boden zu setzen und geduldig zu sein. Das muss dann anders ankommen