Umgang mit unnötigen Kommentaren

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage bzgl. des Umgangs mit Kommentaren, die einen verunsichern (sollen).
Dabei meine ich Kommentare von Müttern, die zb Kinder vergleichen oder das nicht eigene Kind als nicht gut genug darstellen.
Beispiele:
- "Ach kann er/sie es immer noch nicht?" -> ehm, nein. sieht man doch. wieso braucht man dann noch eine verbale Bestätigung?
- "Machst du das immer noch?" (zb das Kind in die Trage nehmen oder stillen)
- "Ne, alles gut. Meins kann es ja schon. (zb wenn man die Mutter drauf hinweist, dass ihr 8 Monate altes Kind eine ganze Erdbeere in den Mund gestopft hat)
- "Also ich bin nicht so, wenn es ums Thema Essen geht." -> die Betonung liegt beim SO. wie denn "so"? Wieso benutzt man denn nicht das Adjektiv und lässt somit Interpretationen und Fragen offen?
- oder das ständige "Überprüfen" was mein Kind jetzt neu kann oder auch nicht zb man ruft das Kind beim Namen um zu prüfen, ob das Kind schon drauf reagiert (weil ab einem bestimmten Alter sind sie es in der Lage). Als würde man so eine Checkliste durchgehen...

Versteht mich nicht falsch. Ich habe gar kein Problem damit, wenn ein Kind weiter oder besser ist in bestimmten Sachen als mein Kind. So ist es auch richtig.
Ich habe auch nichts gegen einen normalen Austausch, quasi "Ich mach das so, wie machst du es?" oder "Mein Kind macht das, wie geht dein Kind damit um?" -> wertlose Meinungen und Ratschläge auszutauschen, finde ich sogar hilfreich und wichtig.
Es ist eher der Ton, der die Frage eher als Mitleid klingeln lässt und einen fühlen lässt das eigene Kind sei nicht "richtig" oder gut genug.
Mir ist klar, dass ich die Menschen nicht verändern kann. Ich kann aber meinen Umgang bzw. meine Reaktion auf solche Kommentare ändern. Die Kommentare überraschen mich meistens, so dass ich mir später denke, ich hätte das besser machen können.
Aber, wie geht ihr damit um? Komplett ignorieren geht ja auch nicht. Wenigstens kann ich das nicht, also eins "zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus" wird mir persönlich nicht helfen.
Bringt ein Hinweisen drauf überhaupt was? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Danke

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Meine Frage wäre, kann man noch über sensibler auf ganz normale Kommentare und Fragen reagieren?
Ich weiß nicht mehr, was los ist irgendwie...

Sei mal einbischen taffer und lass sowas banales nicht so an dich ran.

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Sorry, dass ich dir zu sensibel bin. Gut, dass du bestimmst was sensibel ist und was nicht :)

"Sei mal einbischen taffer und lass sowas banales nicht so an dich ran." -> geht sehr stark in die Richtung von "stell dich nicht so an".

Wenn man nicht wirklich was zu sagen hat, was einem helfen könnte, muss man das auch nicht :)

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Ich bin immer überrascht, wie gut sensible Menschen auch austeilen können. :)

Und zu deinem Problem:
1. Es gilt das Mantra: Kinder soll man nicht vergleichen.
Ehrlich: ich habe das immer für großen Quatsch gehalten. Natürlich tun wir das alle und es ist doch auch sinnvoll: wie würden denn sonst Eltern oder Pädagogen herausfinden, dass möglicherweise Förderbedarf besteht?

Etwas anderes ist es, andere Kinder abzuwerten und damit gleichzeitig das eigene Kind (und sich selbst auch) aufzuwerten.

Da man aber anderen Menschen nicht verbieten kann dies zu tun, kann man nur an sich selbst arbeiten: Es gibt verschiedene Strategien damit umzugehen.

Mein Rezept:
1.nicht alles persönlich nehmen - oft kriegt man Dinge in den falschen Hals, der andere hat es gar nicht so (negativ) gemeint wie ich es interpretiere.
2. Mir hat immer geholfen, dass ich meine Kinder insgesamt eigentlich toll fand (und sie hätten alle ihre Baustellen). Aber dadurch fühlte ich mich einfach nie angekratzt bei irgendwelchen Bemerkungen. War mir schlicht schnurz, was Y schon kann. Im Gegenteil: hab mich gern darüber unterhalten. Wenn's mir zu viel wurde, weil immer nur vom eigenen Kind geschwärmt wird, bin ich gegangen, weil langweilig auf Dauer.

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Geradeheraus ins Gesicht.

"Ach, dein Kind kann das noch nicht?" "Nein, sieht man doch"
"Meins isst schon ganze Beeren." "Aha, ok"
"So bin ich ja nicht." "Wie dann?"

Seit ich nicht mehr in die Rechtfertigung oder Interpretation gehe ist es viiiel entspannter geworden.

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Ja, mehr direkt sein und genauer nachfragen, wenn es in eine bestimmte Richtung geht, ist auf jeden Fall hilfreich.
Danke :D

Ich bin nur meistens in dem Moment bisschen verunsichert, weil ich dann in dem Moment zu viel nachdenke und blockiere...

Ach, finde es nur schade, dass die Mütter sich gegenseitig so vergleichen und dann auch die Kinder mit ins Spiel ziehen...

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dieses "Vergleichen" ist total in. - und wird Dich noch einige Jahre weiter begleiten.

Meist hab ich sowas übergangen (überhört), wenn möglich, ansonsten hab ich meist kurz geantwortet so ála: Alles zu seiner Zeit: der eine kann das früher und der andere jenes, ist doch normal?
Ausserdem hat ja jeder seine eigenen Talente: der eine ist musisch veranlagt, der andere technisch. -- natürlich kann da nicht jeder zur gleichen Zeit auch das gleiche.

Gilt übrigens auch für später, wenn z.B: Kinder sich vergleichen oder Dinge besser können und dann solche Fragen kommen:
JEDER hat andere Talente. Und das ist auch wichtig so, sonst gäbe es keine Buchhalter, Metzger, Musiker, Maler oder Mathematiker.
Es ist wichtig und richtig, dass jeder Mensch unterschiedlich ist. Sonst wären wir Robotter. -- das hab ich meinen Kindern schon sehr früh klar gemacht, vor allen Dingen, weil mein Kind immer "etwas anders" war.

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Vielen lieben Dank.
"Gilt übrigens auch für später, wenn z.B: Kinder sich vergleichen oder Dinge besser können und dann solche Fragen kommen" -> das ist auch ein guter Punkt.

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Ich würde auf solche Kommentare immer mit dem gleichen Satz antworten: "Was willst du (mir) damit sagen?" Und zwar in ganz normalen Tonfall. Dann muss dein Gegenüber nämlich aus der Reserve und eine Erklärung abgeben. Denke, in über 90% aller Fälle kommt ein "Rückzieher" à la "das war doch gar nicht böse gemeint... ich dachte, mit x Monaten können Kinder das und das machen..., etc..

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Denke, in über 90% aller Fälle kommt ein "Rückzieher" à la "das war doch gar nicht böse gemeint"

Ich denke, in über 90 Prozent der Fälle ist das kein Rückzieher, sondern schlicht und ergreifend die Wahrheit.

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"Ich würde auf solche Kommentare immer mit dem gleichen Satz antworten: "Was willst du (mir) damit sagen?" Und zwar in ganz normalen Tonfall."

Das ist ja mal eine richtig gute Idee, werde ich mir merken. Kann man für alle möglichen Situationen verwenden.

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Ich bin normalerweise nicht mit solchen Kommentaren konfrontiert, deswegen kann ich nur versuchen das nachzufühlen.

Erstmal würde ich bei komplett Fremden gar nichts auf sowas geben.
Ich meine aber rauszuhören, dass die Kommentare von Personen kommen, mit denen du regelmäßig Kontakt hast. Dann hilft vielleicht ansprechen schon was. Je nachdem wie du dich wohl fühlst direkt oder einfühlsam: "Deine Kommentare verunsichern mich manchmal. Ich wäre dankbar, wenn du darauf verzichtest unsere Kinder zu vergleichen. Bitte gib uns die Chance, alles in unserem Tempo zu machen. Wenn ich mir wirklich Sorgen mache, kläre ich das mit dem Kinderarzt." bzw. "Bitte behalte deine Kommentare für dich. Wir machen alles in unserem Tempo."

Wenn ich mal aus einem Gespräch etwas mitnehme, das mir danach im Kopf umgeht, hilft mir das Gespräch mit meinem Partner darüber. Da finden wir dann normalerweise den Weg, der für uns passt. Das kann auch sein, dass man nochmal was abklären lässt, um die Sorgen endgültig zu begraben. Vielleicht hast du auch eine Freundin oder deine Mama, mit denen du offen über sowas reden kannst. Mit der Zeit kannst du dann die Kommentare auch besser einordnen, weil du selbstbewusster in deinem Standpunkt bist.

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Ich dachte schon, ich wäre die einzige, die solche Kommentare nicht kennt, und hab mich schon so manches Mal gefragt, in was für Kreisen die Urbianerinnen so verkehren, dass so an den Kindern rumgemäkelt wird.
Wobei ich bei der Aufzählung der TE auch teils gedacht hab, dass sie da etwas hineininterpretiert, was so nicht gemeint ist. Und das Beispiel mit der Erdbeere verstehe ich nicht. Wie soll eine Mutter denn reagieren, wenn sie darauf hingewiesen wird, dass ihr Kind eine ganze Erdbeere in den Mund steckt?
Und der Satz "Ich bin da nicht so" ist doch eine Floskel, die nichts anderes meint, als "Ich seh das nicht so eng". Man sollte einfach nicht jedes Wort auf die Goldwage legen und nicht in jedem Kommentar eine Kritik sehen.

LG

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Ich habe durch Babykurse viele Muttis kennen gelernt dh viele Babys mit max. 4 Wochen Altersunterschied. Also gute Basis, um die Entwicklung der Babys zu beobachten/verfolgen und zu vergleichen. Machen viele, aber nicht alle sind negativ.

Ich habe auch viele kennengelernt, die ich gern treffe und mich mit denen austausche.
Ich kann ja zb verstehen, dass man stolz auf das eigene Kind ist, wenn es zb früh anfängt zu laufen. Soll man ja auch. Aber wenn man dann einen so mitleidig anschaut, weil das andere Kind mit 11 Monaten noch nicht läuft, find ich das schon gemein. Damit wird einem impliziert, dass mit dem Kind etwas nicht stimmen sollte. Wenn es das erste Baby ist, ist man etwas verunsichert, weil man sich dann Sorgen macht und hinterfragt. Natürlich Schwachsinn, ist mir danach auch klar. Aber in dem Moment.

"Und das Beispiel mit der Erdbeere verstehe ich nicht. Wie soll eine Mutter denn reagieren, wenn sie darauf hingewiesen wird, dass ihr Kind eine ganze Erdbeere in den Mund steckt?" -> Ich wollte sie auf das Erstickungsrisiko hinweisen bzw. ich habe mir Sorgen gemacht, dass die Erdbeere im Hals stecken bleibt. Sie gibt ihrem Kind alles. Kann sie ja, ist erstens ihr Kind, sie hat die Verantwortung und zweitens sie kennt ihr Kind am besten, um es einschätzen zu können. Ich bin aber so, wenn ich etwas bei meinem Kind nicht mache, dann "warne" ich auch die andere Mutter, wenn es ihr Kind betrifft (nur bei Sachen, wo eine Gefahr für das Kind bestehen könnte!). Sie stellt es aber eben so dann dar als würde man sich anstellen, wenn man es babygerecht schneidet und betont ja dann, dass IHR Kind bereits in der Lage ist es zu essen und was soll denn ja schon passieren.

"Und der Satz "Ich bin da nicht so" ist doch eine Floskel" -> deswegen meinte ich, dass die Betonung auf "so" lag, weil man hat schon gemerkt, dass sie es eher negativ meinte. Aber ja, eigentlich hätte ich sie fragen können, wie sie das genau meint. Nur in dem Moment bin ich meistens konfliktscheu oder was auch immer, und "ziehe" mich zurück.

Ich versuche nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, aber wenn ständig indirekt verglichen wird, finde ich das nicht schön. Vor allem denk ich auch, dass es für das Kind nicht schön ist, mitzukriegen, dass es bestimmte Sachen ja noch nicht kann oder etwas können muss.

Ich hoffe, ich habe es jetzt nicht noch komplizierter gemacht xD

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Da ich 8 Kinder habe, habe ich im laufe der Zeit immer wieder solche Mütter erlebt. Und weißt du was ihnen am meisten den Wind aus den Segeln nahm? Wenn man anfing ihr Kind zu loben wie toll schnell oder gut ihr Kind doch schon dies oder jenes könne. Man merkt richtig, wie diese Mütter das brauchen und wie sie plötzlich reflektieren, wie doof ihre Sprüche doch waren. Oft reagieren sie dann indem sie sich öffnen und erzählen was aber auch alles noch nicht gekonnt wird. Und wenn man sie dann beruhigt, dass das doch voll okay sei, dann entspannen sich diese Mütter. Diese Sprüche sind nichts weiter als Unsicherheit. Es geht immer darum ihr Kind hervorzuheben und eigentlich nie wirklich darum, deins abzuwerten. Das musst du dir bewusst machen. Dahinter steckt Unsicherheit und so testen sie auch wie man gut reagieren kann, für den Fall das sie selbst mal so nen Spruch kassieren

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So habe ich es noch nicht gesehen.
Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen.
Das kann vielleicht wirklich auch hier der Fall sein

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Mein Bruder hat meist geantwortet auf so Sachen wie
Ach, läuft sie noch nicht?
Oder
Kann sie schon sitzen?

Nee, aber dafür ist sie super in Multiplikation
😉😂

Leg dir sonst 1/2 Antworten zurecht
Oder sag einfach Aha, wenn Mütter über ihre Kinder schwärmen

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Man kann es eh niemanden recht machen. Ich hab die Kommentare in die andere Richtung bekommen. Mein Kind war motorisch immer ganz weit voraus (auch kein Spaß weil der Kopf oft hinter den motorischen Fähigkeiten hinterher lag) aber da hab ich oft gehört: „Was dein Kind kann schon selbstständig sitzen, stehen, gehen, xxxx….. das ist in dem Alter aber nicht gesund!!!!!!“ Ja was sollte ich denn machen, ihn am Boden fest tackern? Genau dass hab ich dann auch gefragt: was ich dagegen tun soll. Da war dann meist Stille. Und ganz ehrlich in ein paar Jahren interessiert es niemanden mehr ob ein Kind mit 8 oder 18 Monaten lief

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Genau - es fragt keiner wann was war- weil es hinterher total unwichtig ist.

Hier wars anders rum.. motorisch eher " ich schau mal zu" aber der Kopf war schon weiter ..
vorher noch der Kommentar " Deiner klettert wohl nicht gerne, der sitzt ja nur .." Und dann wurde blöd geschaut, dass das Kind mit gerade 2 Jahren lieber saß und ein 24 Teile Puzzle gelegt hat während die anderen Kids durch die Spielecke im Cafe getobt sind
" Macht er das schon alleine fertig? Das ist doch viel zu schwer..."
Ja- macht er- nein, für ihn ist das nicht zu schwer.
Danach gab's dann an dem Tag keine Kommentare mehr....

Bearbeitet von Elise22
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Fast hätte ich diese Phase meines Lebens verdrängt...

Aber ja, das kenne ich auch. Meist von Müttern, die viel Bestätigung brauchen und den Vergleich suchen, weil sie für sich reflektieren wollen, dass alles gut läuft. Je nach Mimik und Ton kommt das seltsam rüber.

Die gute Nachricht: Irgendwann laufen sie alle, reden sie, binden sie Schnürsenkel, schlafen sie, essen sie mit Besteck. Und dann kräht kein Hahn mehr danach.

Als mein Kind mit dem Sprechen spät dran war, gab es auch eine Mutter, die immer wieder in meiner Gegenwart darüber sinnieren musste, wie fit ihr Kind wäre und dass es ja doch recht unüblich wäre, dass mein damals Zweijähriges einen begrenzten Wortschatz hatte.
Klar habe ich mich auch darüber geärgert. Heute würde ich bei solchen Kommentaren einfach nur fragen: Wie meinst du das?
Die Blöße einer für mein Kind nachteiligen Erklärung mag sich das Gegenüber dann doch nicht immer geben.

Versuch entspannt zu bleiben! Lächle und frage: Wie meinst du das?
Es geht dabei nicht um dich oder um dein Kind, sondern nur um das Selbstwertgefühl deines Gegenübers.