Hallo,
mein Kind ist 6 Jahre alt, kommt nächste Jahr in die Schule. Ich habe das Gefühl, es hat wenig Selbstbewusstsein. In der Familie, seinem (engen) Freundeskreis kann es für sich und seine Meinung einstehen, in größeren Gruppen nicht wirklich (obwohl es teilweise älter ist). In der Kita ist das morgendliche Verabschieden oft noch ein Problem, außer es wird wirklich liebevoll mit viel Empathie und Zuneigung von einer Erzieherin/Erzieher empfangen. Teilweise bricht es schlimm in Tränen aus, wirkt regelrecht verzweifelt (obwohl es sich vorher vornimmt, nicht zu weinen und stark sein will). Wenn jemand es rügt kann es damit überhaupt nicht umgehen (außer bei uns Eltern). Aber selbst wenn Oma oder Opa was sagen, ist es sehr schnell beleidigt oder bricht in Tränen aus.
Andererseits traut es sich, nach Zuspruch, Fremde etwas zu fragen (auf Festen nach einem Luftballon zb), oder Dinge im Restaurant zu bestellen.
Regeln sind dem Kind sehr wichtig, wenn andere sie übertreten, bei sich selbst wird das nicht so eng gesehen.
Vor Männern und forschen Frauen hält es Abstand. Es versteckt sich dann hinter mir, mag nicht mit demjenigen reden.
Ich möchte gerne das Selbstbewusstsein des Kindes stärken, damit es einen guten Start in die Schule hat. Falls dort eben nicht die "Traumwunschlehrerin" steht, wird es vermutlich sehr schwer für das Kind in der Schule (siehe jetzt in der Kita). Ich möchte es gerne unterstützen, weil ich merke, dass es damit selbst nicht glücklich ist.
Kennt jemand vielleicht gute Ratgeber für unser Problem?
Ratgeber selbstbewusstsein
Hallo:
Am Effektivsten ist es, durch viel loben und positiven Zuspruch, was das Kind alles gut macht.
Also viel loben und positiver Zuspruch.
Danke, ich bin der Meinung, dass ich das schon sehr ausgiebig mache, aber ich werde nochmal mehr darauf achten.
Naja so einfach ist das aber nicht. Wenn man die falschen Inhalte lobt, kann dadurch auch das Selbstwertgefühl untergraben werden oder Leistungsdruck erzeugt werden. Außerdem verliert das Loben ja durch die übermäßige Verwendung an Wert.
Das Selbstbewusstsein oder besser gesagt dass Selbstwirksamkeitserleben kann man fördern, indem man dem Kind in passendem Ausmaß auch schwierigere Aufgaben zutraut oder Freiheiten ermöglicht und das Kind dann die Erfahrung machen kann, dass es gut zurecht kommt und kompetent ist. Also Verantwortung zu Hause übertragen, nicht für langweilige Dinge wie aufräumen, wo nichts passieren kann, sondern eben Sachen die Zuverlässigkeit oder Kompetenz erfordern. Tiere versorgen, einen Teil des Essens zubereiten, sicherstellen, dass der Saugroboter freie Bahn hat etc. Und auch draußen Selbständigkeit ermöglichen - alleine zum Bäcker reingehen und eine Kleinigkeit kaufen, unbeaufsichtigt draußen spielen etc. Es muss natürlich immer zum Entwicklungsstand des Kindes passen und fordern aber nicht überfordern.
Aber ehrlich gesagt klingt es gar nicht, als hätte dein Kind in dem Bereich besondere Probleme. Es scheint bei den geschilderten Situationen immer um Zurückhalten beim Sozialverhalten zu gehen. Auf mich wirkt es so, als sei dein Kind recht sensibel (neutrale Feststellung, nicht negativ). Vielleicht ist der Trubel in Kindergarten einfach anstrengend für es und sich da hineinzustürzen kostet einfach viel Überwindung. Das kann in der Schule übrigens viel einfacher sein, da es dort ja dann geordneter zugeht und das Kind auch seinen festen Sitzplatz hat und nicht überlegen muss "mit wem spiele ich jetzt, wie gehe ich auf die Gruppe zu, was sage ich..", sondern sich einfach nur hinsetzen muss. Vielleicht geht es bereits auf dem Schulweg mit einem anderen Kind und ist schon beim Betreten der Schule tief im Gespräch, das macht die soziale Situation auch einfacher.
Wenn die Großeltern kritisieren oder forsche Erwachsene etwas sagen, auf welche Art passiert das dann? Gehen sie freundlich und respektvoll mit dem Kind um? Kommunizieren sie auf Augenhöhe und nehmen das Kind ernst? Hören sie sich die Perspektive des Kindes wirklich an? Wenn nicht, dann finde ich es absolut verständlich, wenn ein Kind versucht diese Interaktionen zu vermeiden. Wenn man mal genauer hinschaut, ist es teils ziemlich unverschämt, wie sogar fremde Menschen manchmal mit Kindern umgehen. Da kommen ungebeten Beurteilungen des Aussehens (der ist aber groß/klein, ich dachte es sei ein Mädchen/Junge), ungefragte Verhaltenstipps (hör gut auf die Mama, streng dich an, als Vorschulkind macht man das doch nicht mehr etc) und auch öfters mal Kritik. Denn mit Kindern darf man anscheinend auf eine Art umgehen, die ein Erwachsener niemals dulden müsste. Wenn ein Kind im Zug lauter redet, wird sehr schnell von Mitreisenden geschimpft. Wenn ein Erwachsener das macht, sagt niemand etwas. Ein Kind muss ständig und überall mit Kritik rechnen, während Erwachsene auch mit Eigenarten meist einfach in Ruhe gelassen werden. Wenn das Kind sich dann zurückhält und Interaktionen mit dominant auftretenden Erwachsenen vermeidet, macht das vielleicht einfach Sinn. Wenn nötig, kann dein Kind ja in Kontakt treten um zu bestellen oder so. Reicht das nicht eigentlich?
Wow danke für deine Antwort. Das Kind geht alleine zum Bäcker, traut sich auch Dinge zu bestellen (wenn man es ermutigt), darf alleine zum Spielplatz fahren und ein paar Mal Rutsche und wieder zurück kommen (wohnen im Dorf). Alles kein Problem.
Die Oma hatte beim Kinderturnen Mal gesagt, dass das Kind jetzt nicht oben auf der Tribüne Turnen darf (ist dort nicht erlaubt) und wenn das Kind es jetzt macht, sehen es die anderen Kinder und machen es nach. Es war ein ganz normaler Ton, das Kind fühlte sich aber kritisiert und ist komplett in Tränen ausgebrochen. Ich selbst habe die Turnstunde vertretungsmäßig geleitet und habe es nur am Rande mitbekommen. Das Kind wurde aber nicht angeschrien.
Andere Situation letztens auf dem Spielplatz: das Kind ist gemeinsam mit einem anderen Kind wo runter gesprungen. Mutter des anderen Kindes (kennt das Kind auch) sagte nur "Name 1 (ihr Kind) und Name 2 (mein Kind), besser ihr springt nacheinander das ist sonst zu gefährlich, ihr könntet zusammenstoßen" mein Kind meinte dann, die andere Mama hätte es angeschrien.
Mein Kind ist ein wundervolles Kind, es ist witzig, es ist total einfühlsam und empathisch, sensibel und fürsorglich. Ich habe wirklich nur Sorge davor, dass es Schwierigkeiten beim Schulstart haben könnte, wenn dort nicht alles läuft, wie es sich vorstellt.
Leider gehen solche Kinder in unserer Welt immer schnell unter und ich möchte, dass es so sein kann, wie es ist und gut durchs Leben kommt. Schwierig zu erklären.