Puh, ich weiß gar nicht mehr weiter. Wir haben versucht unser Kind möglichst so zu erziehen, dass es ohne großen Medienkonsum, liebevoll, aber konsequent, gesund und glücklich aufwächst. Bis zum Eintritt in die Schule gab es nie größere Probleme, das Kind besuchte Krippe und KiGa, nachmittags war es aber zuhause bei mir als Mama. Es ist auch in Vereinen tätig, und wir haben immer andere Kindergruppen besucht. Ich bin selbst Lehrerin, und bin auch bei den Kindern in der Schule sehr beliebt, da ich sehr verständnisvoll bin und ein großes Herz habe.
Leider lief aber mit Schulbeginn alles bei unserem Kind irgendwie schief. Es fing an mit grobem Verhalten zu anderen Kindern, und schnell hatten wir Eltern und Lehrer da, die sich über unser Kind beklagten. Wir versuchten sofort, dass es besser wird, aber im Gegenteil. Nun haben wir schon verschiedenes ausprobiert und sind schließlich bei Medikamenten gelandet. Leider ohne großen Erfolg. Ich fühle mich als Mama als totale Versagerin, fühle mich von den Eltern angeklagt, dass ich es mit meinem Kind nicht auf die Reihe bringe und bin jeden Tag so verzweifelt und hoffe nur immer, dass sich nicht schon wieder jemand meldet. Gerade weil ich auch noch selbst eine Pädagogin bin, fühle ich mich doppelt schlecht. Ich wollte alles richtig machen, und irgendwie ist etwas falsch gelaufen. Die Eltern in der Schule meiden uns und unser wird zu keinen Partys oder mal von jemandem eingeladen, obwohl im privaten Raum nie irgendetwas war.
Ich bin einfach ratlos...
Einfach ratlos...
ADHS hat viele Facetten. Und das Kind kann nunmal nichts dafür. Es hat es sich auch nicht ausgesucht. Du kannst auch nichts dafür. Bis heute vermutet man, es ist eine erbliche Komponente.
Ihr habt einfach noch nicht die richtige Dosis oder den richtigen Wirkstoff gefunden. Manchmal dauert das einfach. Hier musst du eng mit dem Psychiater und den Lehrer in Rücksprache bleiben. Sobald die Dosis oder das Medikament geändert wird , müssen die Lehrer das wissen um dir Feedback zu geben.
Wichtig ist aber, das die Lehrer firn sind in dem Thema. Viele kennen adhs aus
Fortbildungen…Haben aber nie richtig gelernt, wie man mit solchen Kindern umgeht.
Oft helfen Nebenräume für das stille Arbeiten, Kopfhörer beim arbeiten (um die Reize auszuschließen), oder auch die Gewichtsweste (bei besonderen impulsiven Verhalten). Außerdem der direkte Augenkontakt und je nach Ausprägung muss auch abstupsen erlaubt sein (bei meinem Kind ganz wichtig, wenn er weggedriftet ist). Gerade in den ersten zwei Klassenstufen ist nach 15 min aufstehen wichtig und mal zappeln dürfen… Hampelmann machen … manche Lehrer haben das top drauf… andere leider nicht… da gehen die Kinder die Wände rauf wie ein Tiger im Käfig. Meiner dürfte im ersten Jahr, wenn es zu hart für ihn wurde… einfach mal 5 min über den Schulhof rennen. Im Unterricht! Die Lehrerin Ute ihn vom Klassenraum im Blick. Danach war er wieder 15 min aufnahmebereit. Seit wir Medikamente benutzen ist das nicht mehr notwendig. Aber nachmittags lässt die Wirkung nach… und da ist er wieder voller Power. Zwei mal die Woche ein Sportverein ist wichtig. Wenn es geht kein Mannschaftssport, denn dort ecken adhsler nur an. Gut sind alle Kampfsportarten, schwimmen, Leichtathletik.
Ansonsten braucht ihr erst das richtige Mittel, damit ihr aus dem Teufelskreis raus kommt. Mach dir keine vorwürfe. Sei offen und sprich drüber. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man dann nicht mehr angegangen wird und mehr Verständnis gezeigt wird.
OT Ich kannte eine Schule, in der das für alle Schüler üblich war (Grundschule): Hin und wieder wurde die gesamte Klasse mitten im Unterricht losgeschickt, um einmal über den Schulhof zu laufen. Danach konnte sich jeder wieder besser konzentrieren. Die Maßnahme fand ich gar nicht schlecht (keine Ahnung, ob das auch bei Regen und Schnee praktiziert wurde).
Arbeitest du an der gleichen Schule, in der dein Sohn geht?
Hallo,
ich kann hier nur allgemeines schreiben. Medikamente bekämpfen in der Regel Symptome, nebenbei sollte man immer eine andere Therapie machen. Wobei wie Du schriebst, hilft das bei euch mit den Medikamenten nicht einmal etwas gegen die Symptome.
Du schriebst dass Du Pädagogin bist, ich schreibe hier dennoch das allgemeine. Oft übersieht man etwas:
Sport: Ganz wichtig um das Wir Gefühl besser zu trainieren.
Ernährung: Omega 3 (vor allem Fisch) und Magnesiumreiche Ernährung. Magnesium sehe ich zur nervlichen Beruhigung als wichtig an. Zitronenmelisse kann ebenfalls beruhigend wirken.
Lesen: Suche nach Märchen mit ADHS oder generell Kinderbücher mit Kommunikation kindgerecht erklärt.
Zusätzlich zur Therapie.
seit wann nimmt das Kind denn schon die Medikamente, geht zur Therapie? Wäre ein Wechsel zb von MPH auf LXD denkbar?
Ich finde, ohne Dir nahetreten zu wollen, klingst Du noch sehr uninformiert, und ich denke, dass daher auch viel von Deinem Frust kommt.
"Nun haben wir schon verschiedenes ausprobiert und sind schließlich bei Medikamenten gelandet."
Klingt noch so nach dem "die stellen doch die Kinder mit den Medis ruhig, weil sie zu bequem sind, ordentlich zu erziehen". Sorry, nein. ADHS heißt Botenstoffmangel im Gehirn. Rein medizinisch - biologisch betrachtet, was willst Du da "verschiedenes probieren"? Hätte Dein Kind eine Schilddrüsenüberfunktion und wäre deshalb total hibbelig, würdet Du da auch "erst mal verschiedenes probieren" bevor Du bei Medikamenten landest? Vermutlich nein. ADHS Medis helfen in erster Linie, die körperlichen Folgen von ADHS zu mildern. Denn ohne Botenstoffe im Gehirn kannst Du erziehen soviel Du willst.
Unsere KJP sagt, ein ADHS Kind braucht fast 20 mal so lange, bis es Verhaltensmuster erlernt bzw umlernt wie ein neurotypisches Kind. Ich habe jetzt keine Ahnung wie alt Dein Kind ist, aber ich denke, du erwartest zuviel und zu schnell. Die Medis machen jetzt Erziehung und Einüben von Strategien möglich, aber was erwartest Du? dass Dein Kind jetzt binnnen weniger Monate das alles aufholt, was neurotypische in 7, 8 Jahren erlernen konnten?
Mein Rat: Informiere Dich nüchterner über ADHS. Wie es sich auf den Betreffenden auswirkt, was er anders fühlt als andere etc. Habt ihr Kontakt zu anderen Familien mit ADHS-Kindern? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ADHSler vor allem mit Gleichgesinnten besser auskommen. 3 von 4 Kindern, mit denen mein Sohn regelmässig gerne spielt und die gut mit ihm auskommen, haben inwischen auch "die Diagnose" bekommen.
Alles Gute Euch!
Ohje, ich kann mir gut vorstellen, dass sie das alles nicht gut anfühlt. :( Und auch auch, dass man es so schnell wie möglich einfach ändern will. Um sich besser zu fühlen, um ihm das Leben leichter zu machen, um die Stimmen von außen abzuschalten. Ich glaube aber, der erste Schritt jetzt wäre, die Situation erstmal so anzunehmen wie sie ist. Ohne Panik, Scham und Schuldgefühl. Es wird suggeriert, dass man als Eltern ohne Zucker- und Medienkonsum und mit der richtigen Ton- und Wortwahl alles erreichen könnte. Aber das stimmt nicht. Wir begleiten unsere Kinder nur. Unsere Gestaltungsmöglichkeiten sind kleiner als wir glauben. Es ist also sehr wahrscheinlich nicht Deine Schuld, Dein Versagen oder ähnliches. Dennoch müsst ihr zusammen mit Deinem Kind, so wie es ist, Wege finden, um gut zurechtzukommen. Manchmal vielleicht schlechter, manchmal auch sehr gut - aber halt in Summe so dass es ok ist. Für ihn, Dich und eure Umwelt. Ich weiß nicht, was das für Wege sind. aber ich glaube, dass man sie nur findet, wenn man ruhig ist im Kopf und die Situation und vor allem auch das Kind so annehmen kann, wie es ist. Schau auf ihn und Dich.
Hey Mirisa,
vorweg: Ich bin auch Lehrerin und habe selbst ADHS.
Man liest erstmal heraus, dass es dich ganz schön mitnimmt und belastet- was ich absolut nachvollziehen kann. Ich habe auch ein Kind, bei dem sich gerade herauskristallisiert, dass es auch im Bereich der Neurodiversität unterwegs sein wird.
Also, die ADHS-Diagnose kommt vom Kinderpsychologen. Ich würde nochmal eine Zweitmeinung einholen und zwar dieses mal in einer größeren Klinik mit adhs-Sprechstunde.
Ich weiß, wie meine eigene Diagnostik abgelaufen ist und sehe ganz oft die Befunde meiner Schüler vom niedergelassenen Kinder-und Jugendpsychiater, der vielleicht auch die Diagnostik anbietet, aber nicht spezialisiert und auch nicht fundiert. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Wie reagiert man denn auf dein Feedback, dass sich mit der Medikation nichts ändert?
Eigentlich müssten sie euch sofort eine andere Medikation anbieten. So war damals die Vereinbarung in meiner Klinik, denn manchmal passt die erste Medikation nicht.
Aber meist ist es wirklich so, dass ich als Lehrerin bemerke, wenn ein Kind mit der Medikation beginnt. Zuvor sind sie schnell abgelenkt, selten bei der Sache, schauen durch die Gegend- aber mit Medikation schaut es mich plötzlich mit festem Blick an. Ich selbst habe auch den Moment gemerkt, in dem meine erste Tablette wirkte. Die Wirkung kam innerhalb von 10 Minuten.
Wie meine Vorposter sagten: die Wirkung war dann schon da, aber dennoch sind bis dahin Dinge auf der Strecke geblieben, die dann nachgeholt werden müssen. Aber ich würde dann zumindest erwarten, dass Konzentration und Aufmerksamkeit zunehmen, das Kind in Gruppen besser zurecht kommt und körperliche Auseinandersetzungen ausbleiben. Wenn es in Gruppen weiterhin reizüberflutet ist, passt ggf die Diagnose nicht oder ist noch nicht vollständig.
Hm. Wenn auch bei einem weiteren Medikament so gar keine Wirkung zu spüren ist, sollte man vielleicht nochmal in die Diagnostik gehen. Bei mir kam dann noch ein Autismus zu Tage, der die Schwierigkeiten deines Kindes auch erklären könnte.
Achso, dein Kind nimmt das Medikament aber zum Frühstück ein, oder? Ohne Kohlenhydrate und auf nüchternen Magen kann es ggf die Wirkung nicht richtig entfalten.
Liebe Grüße
Schoko