Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und brauche dringend Rat zur Kindererziehung. Mein Sohn ist jetzt 3 Jahre alt und steckt voll in der Trotzphase. Oftmals enden einfache Dinge wie Anziehen oder Essen in einem Drama. Manchmal weiß ich nicht, wie ich ruhig bleiben soll, wenn er sich komplett verweigert.
Wie geht ihr in solchen Situationen vor? Gibt es bestimmte Strategien, um Konflikte zu vermeiden, oder ist es einfach eine Phase, die man durchstehen muss? Ich möchte natürlich verständnisvoll sein, aber gleichzeitig konsequent bleiben.
Würde mich über eure Erfahrungen und Tipps freuen! Gerade von Eltern, die diese Phase vielleicht schon hinter sich haben. Hat es bei euch irgendwann aufgehört, und wenn ja, wann?
Danke schon mal im Voraus für eure Hilfe!
Viele Grüße,
****Link vom URBIA-Team editiert****
Tipps für die Kindererziehung in der Trotzphase?
Der Beitrag wurde von den Administratoren ausgeblendet.
Hallo!
Ja, es ist eine Phase und ja, sie wird vorbei gehen - Nerven behalten!
Dein Kind hat in der vergangenen Zeit viel Führsorge von dir erlebt, da ein kleines Kind sehr viel Hilfe braucht. Es ist also daran gewöht, dass du auf dein Kind ein gehst.
Mit 3 sucht dein Kind nun Grenzen und testet dich aus. Wie weit kann ich gehen? Was kann ich alles durchsetzen?
Weil es daran gewöht ist, dass du immer machst, reagiert es ungehalten, wenn du auf seine Wünsche nicht eingehst.
Diese Einstellung deines Kindes muss aktualisiert werden. Es muss verstehen, dass es nicht alleine auf der Welt ist und nicht seine Wünsche das einzig Wahre sind. Es ist nun also auf dem Weg, Empathie zu lernen.
Als Bindungspartner deines Kindes ist es jetzt deine Aufgabe, deinem Kind Grenzen zu setzen, klare Strukturen zu schaffen und diese mit konsequentem Handeln durchzusetzen. Das ist sehr anstrengend und benötigt viel Zeit.
Beispiel: Dein Kind will sich nicht anziehen. Zunächst erklärst du deinem Kind, warum es sich anziehen soll (Kälte, Verlassen der Wohnung, Schutz vor Verletzungen). Bockt es immer noch, formulierst du deutlich, dass es dein Wunsch ist, dass es sich anzieht, weil du möchtest, dass es ihm gut geht. Die Antwort ist weiter, dass die Hosen und Schuhe durch den Raum fliegen? Dann nimm ihn so mit, wie er ist. Dann geht es halt in Unterhosen in den Kindergarten. Meistens überdenken die Kinder ihre Meinung, wenn sie halbnackt ohne Schuhe vor dem Auto stehen.
Dann geht es wieder zurück zum Anziehen. Das kostet zwar Zeit, zeigt dem Kind aber, dass du seine Wünsche hörst, aber sein Wunsch leider etwas praxisfern ist und das es sich lohnt, auf Mama zu hören.
Das Essen ist es die gleiche Situation. Du bietest Essen an und erklärst das Verhalten am Tisch mit Begründung, warum ein Sitzen am Tisch beim Essen wichtig ist (Verschlucken, Verletzungen durch Messer und Gabel usw.). Wirft das Kind dann z.B. mit dem Essen, erklärst du ihm, dass er keinen Respekt vor dem Nahrungsmittel zeigt und räumst das Essen ab. Weiteres weinen ignorierst du. Bei der nächsten Mahlzeit gehst du mit deinem Kind dann noch einmal die von dir gewünschten Verhaltensweisen durch. Wenn es inzwischen Hunger hat, wird es sich daran halten.
Diese Wutausbrüche sind vom Kind nicht direkt steuerbar. Es sucht nach klaren Vorgaben, die sein Leben strukturieren. Auch wenn sich die Konsequenzen streng anhören, ist es wichtig, als erwachsene Person mit mehr Lebenserfahrung Grenzen zu setzen und sich Konsequenzen zu überlegen, damit der Sinn dieser Grenzen für das Kind erfahrbar wird. Und dabei bleibt der Erziehungsberechtigte immer schön ruhig und ausgeglichen! ;o)
Also immer schön durchhalten!
Hallo derektheler,
mir hat es geholfen, es nicht persönlich zu nehmen. Wir Menschen neigen dazu, Dinge manchmal zu persönlich zu nehmen. Manche Kinder schreien die Eltern auch an "doofe Mama/doofer Papa", aber das kommt meist ein paar Jahre später, noch nicht mit 3. Da ist es gut, wenn man das alles schon nicht allzu persönlich nimmt.
Diese Autonomiephasen haben nichts mit mir zu tun, sondern mit meinem Kind und seiner Entwicklung. Ich kann es nur begleiten und beste Rahmenbedingungen schaffen, d.h. Ruhephasen, genug auspowern, strikte Abläufe und Ausnahmen bleiben Ausnahmen. Manche Kinder halten gar keine Ausnahmen aus und drehen dann quasi durch, weil sie versuchen mehr Ausnahmen rauszukriegen und rebellieren komplett. Mein Kind muss wissen, wie es sich zu benehmen hat und was passiert. Damit meine ich, ich sage immer, dass die Kinder sagen sollen was sie möchten, wenn sie sich verweigern, brauchen sie Hilfe bei etwas usw., damit sie lernen können zu sprechen, statt sich zu verweigern oder auszurasten. Wenn das Kind etwas nicht anziehen mag, kann man erklären, warum man diese Kleidung ausgesucht hat und dass diese für die anstehende Aktivität die beste Wahl ist. Manche Kinder mögen es lieber selbst auszusuchen, da kann man 1-2 Alternativen anbieten. Ist das Kind einfach müde, muss man schauen warum... Will das Kind einfach lieber daheim spielen statt in den Kindergarten, kann man erklären, dass man zur Arbeit muss und Kinder gehen solange in den Kindergarten usw. Warum Eltern arbeiten gehen ... Die Kinder verstehen viel.
Vorbeugend hilft, die Primärbedürfnisse befriedigt zu halten. Wenn ein überhungriges Kind am Tisch sitzt, ist manchmal alles "nein", außer vielleicht Süßigkeiten 😉 Mein kleineres Kind ist in negativer Haltung, wenn es eigentlich auf Toilette muss. Statt zu gehen, wird es einfach schlecht gelaunt, unwirsch.... sobald es war, ist es wie ein neues Kind. 😅 Da ist jeder anders. Versuch einfach mal rauszufinden, welche Trigger dein Kind hat und vermeide sie oder sprich es an, damit das Kind sich selbst bewusster werden kann. Seine Gefühle zu regulieren muss man erst lernen. Wenn man positive Gefühle erfährt, tut man natürlich das, was sie einem bringt. So gehen die Kinder auch vor. Impulsiv, gefühlvoll, unreflektiert. Manche sind temperamentvoller, andere weniger. Wir können als Eltern ruhig bleiben und den Kindern einen Weg beibringen, erklären, erziehen.
Hast du selbst Bedarf an Ausgleich, musst du dir einen finden um gelassener werden zu können. Manche gärtneren, andere machen Sport,...
Alles Gute.
Die anderen haben dir ja schon hilfreiche Antworten gegeben.
Was ich aber noch ergänzen möchte, dass du diese Situationen auf gaaaar keinen Fall vermeiden solltest!!! Du fragst nach Vermeidestrategien und glaube mir, das ist sowas von der falsche Weg.
Wir haben in der Familie ein Kind, bei dem die Mutter in der Trotzphase auch so vorgegangen ist. Die kleine ist heute 6 Jahre alt. Selbst heute noch gibt sie ihr grds einfach recht, wenn die kleine anfängt zu diskutieren, nur damit sie Recht bekommt und nicht eskaliert. Sie hat Null Frustrationstoleranz.
Du legst jetzt den Grundstein für die ganze Kindheit. Die Trotzphase meines Sohnes war heftig. Ich wurde wirklich oft bedauert vom KiGa Personal, der Familie oder Unbekannten auf der Straße😂🙈.
Bleibe konsequent. Arbeite nicht mit Strafen. Sondern setze dein „Nein“ durch.
Oder was auch immer gerade der Auslöser war. Mein Sohn hat zB getrotzt, wenn ich ihn zu Fuß abgeholt habe. Dann bekam er einen Anfall, weil er mit dem Auto fahren wollte. Das waren tolle 3 im bis nach Hause🙈🙈🙈 Es war aber exakt das gleiche, wenn ich mit dem Auto kam. Dann eskalierte er, weil er doch eigentlich zu Fuß hatte gehen wollen🤦🏻♀️
Oder beim duschen… Riesen Geschrei „Ich will nicht duschen!!!!“ Hatte ich ihn endlich unter dem Wasser und hatte ihn gewaschen wieder Riesen Geschrei „Ich will noch nicht aus der Dusche!!!“.
Aber ich kann dir sagen, seit diese Trotzanfälle vorbei sind, ist er absolut umgänglich. Wir können über Dinge reden und im Zweifel auch einen Kompromiss finden. Wenn es aber etwas ist worüber ich nicht diskutieren möchte, ist ihm das schnell klar und er macht problemlos mit.