Woran erkennt man ADHS?

Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Meine Tochter (4) ist bei anderen total lieb und zuhause ist sie der Teufel in Person, ich weiß dass das normal und gut ist aber unser Familienleben ist langsam so beeinträchtigt dass ich mich frage ob was anderes dahinter steckt. Sie ist ständig unzufrieden, selbst wenn man schöne Dinge macht. Sie kann nicht ruhig sitzen bleiben, sie schlägt ihre Geschwister und tut ihnen absichtlich weh, nimmt ihnen alles weg und alle 5 Minuten möchte sie irgendwas haben es ist als ob sie einfach nie zu Ruhe kommt. Wenn sie ihren Willen nicht bekommt schreit sie solange wie am Spieß bis sie bekommt was sie will, da helfen keine Drohungen oder Bestrafungen es interessiert sie nicht. Der ganze Tag muss nach ihrem Kopf gehen sonst ist die Hölle auf Erden. Sie kriegt regelrechte Anfälle. Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich liebe sie so sehr und sie bekommt auch alles aber ich kann langsam nicht mehr. Das fällt mir auch total schwer gerade hier reinzuschreiben. Ihre Geschwister sind genau das Gegenteil. Klar hat sie auch ihre lieben Momente und ist auch fürsorglich aber das ist leider vielleicht nur noch 5% des Tages. Ich hab mir schon Zeit nur für sie genommen, versucht auf sie zuzugehen aber es wird eher immer schlimmer. Könnte das vielleicht irgendwas sein oder ist sie wirklich nur ein high Need Kind, als Baby war sie nicht auffällig oder so.

Bearbeitet von UnbekanntZ
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Entschuldigung, aber das Erste, was auffällt ist, dass sie so lange schreit, bis sie ihren Willen bekommt.
Das müsste mMn sofort aufhören.

Du müsstest ganz klar definieren und auch vermitteln, wann sie ihren Willen bekommt, wann sie definitiv NICHT ihren Willen bekommt (Torte um Mitternacht z.B., um mal ein extremes Beispiel zu nennen) und wann Verhandlungsspielraum besteht und wie (nicht schreien).

Wie soll sie denn etwas lernen, wenn sie jetzt erfährt, dass sie nur so lange schreien muss oder Terror machen muss, bis sie ihren Willen bekommt? Wie soll sie daraus lernen, ruhiger und sachlicher zu werden?

Ich würde mir das an deiner Stelle mal aufschreiben:
Datum, Tageszeit, Situation ("Wir saßen am Frühstückstisch, es ging ruhig zu" etc.), Forderung der Tochter (und wie sie vorgetragen wurde, also erst mal Bitte, Frage, Forderung oder gleich Losbrüllen), deine Reaktion ("nein, wir schauen beim Frühstücken nie fern, das kannst du heute Abend machen"), Reaktion der Tochter.... und DANN. Notiere dir das!

Wann gibst du nach? Beim ersten Schreien, nach 5 min, 10 min.
Handy raus, Timer an, aufschreiben!

Und wenn du das eine Woche verfolgt hast - auch mit evtl. diversen Reaktionen, die du zeigst, bspw. mal nachgeben, mal diskutieren, mal ablenken, mal hart bleiben - dann analysierst du, was da schief läuft. Was fordert sie wann?
Wann fordert sie etwas, das du eigentlich verbieten würdest und warum würdest du das tun?
Wie ging es ihr vorher?
Wie geht es ihr hinterher?
Wie reagierst du beim ersten Mal?
Wann gibst du nach?
Wie reagiert sie dann?
Wie lange ist sie mit dem Nachgeben glücklich/ zufrieden?
Überlege für dich: Hat sich das Nachgeben gelohnt, wenn sie nur 5 min zufrieden ist und dann etwas Neues möchte?

Überlege: Welche Struktur hast du im Tagesablauf, wie gut kommt sie damit klar, wie sehr ist ihr das bewusst?

Analysiere auch, was sie fordert. Sind das wirklich Sachen, die sie möchte oder sind das wahllose Sachen, um einfach etwas zu fordern? Könnte man das abwenden, indem man sie vorher in etwas einbindet?

Grundsätzlich denke ich schon, wenn die Geschwister ganz anders sind, könnte man das mal dem Kinderarzt vortragen und schauen, ob da etwas Organisches hinterstecken könnte.

Ich würde aber auf jeden Fall notieren, was wann passierte (ABC-Analyse quasi) und diese Zettel abends und wöchentlich durchgehen (oder wo immer du das notierst) und dann mal 15 min Zeit nehmen, um Alternativen zu überlegen. Wie hätte ich anders reagieren können? Im Vorfeld, während und nach der Situation? Was wollte meine Tochter WIRKLICH? Notiere dir da Ideen! Du musst es nicht sofort wissen. Vielleicht fällt dir nach einem Monat oder so ein Muster auf.

Ich würde da wirklich eher auf Klarheit - feste Regel, Verhandlungsspielraum, Nachgeben - und auf Konsequenzen gehen. Wutanfall begleiten, ggf. Geschwister rausschicken, da bleiben, ihr sagen, dass du ihre Enttäuschung verstehst, dann langsam - wenn sie wieder ansprechbar ist - mit ihr in ihr Zimmer oder ein anderes Zimmer gehen, so dass ihr aus dem Weg seid und sie dort dann ruhig ansprechen: Jetzt bist du enttäuscht, hast ganz viel geschrien und was können wir jetzt machen? Kuchen um Mitternacht gibt es nicht. Also, was könntest du jetzt machen, um trotzdem Spaß zu haben?
Lasse sie da selbst überlegen.
Vielleicht gibt es auch ein festes Wutritual: Okay, wir sind in deinem Zimmer, hier ist das Sofakissen, boxe da drauf, bis die Wut weg ist! Jetzt geht es dir besser, was könnten wir denn jetzt machen? Zu Zweit oder mit deinen Geschwistern?
Vielleicht findet ihr ja ein Ritual, eine Aktivität, die sie dann wieder runter bringt.
Wenn es immer der gleiche Ablauf ist, könnte es ja irgendwann sein, dass sie alleine zum Sofakissen geht, das boxt, sich dann Musik anstellt oder was immer sie wieder runter bringt.

Der andere Punkt wäre mMn, abends zu besprechen, wie der nächste Tag laufen wird, was Routine ist, was außergewöhnlich, worauf sie sich freuen kann und das morgens noch mal zu wiederholen. Vielleicht fordert sie dann weniger Außergewöhnliches.

Zudem würde ich das, was du ihr verbietest in die Zukunftsplanung aufnehmen. Okay, wir essen nicht um Mitternacht Torte, aber wir könnten am WE Torte für alle holen. Nein, wir können jetzt leider nicht Fußball spielen, aber vielleicht könnten wir das morgen Nachmittag zusammen machen. Je nachdem, was sie so fordert.

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Das werde ich definitiv mal versuchen, unser letzter Schreianfall ging eine halbe Stunde und wir haben auch tatsächlich schon die 2 Stunden geknackt, da hat dann auch nichts geholfen. Ich hoffe mit deinen Tipps kommt etwas Ruhe rein

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Hey ich finde es normal. Meine Tochter war so...3,5 Jahre. Mein Sohn hingegen meckert viel weniger. Für mich hört es sich nach einem Kind mit gutem Willen an. Versuche stark und konsequent zu bleiben. Viel Erfolg.

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Okay, beruhigend zu hören. Mein Sohn ist auch komplett anders, er hat selten ganz normale trotzanfälle und ist ein sehr fröhliches Kind, genau wie seine kleine Schwester die eigentlich kaum was fordert.

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Kann durchaus ADHS sein. Insofern: liest dich da ruhig mal ein bisschen ein, es gibt auch eine ganz gute App ADHS-Kids.
Auch wenn es kein ADHS ist, helfen dir die Tipps bestimmt beziehungsweise sind einen Versuch wert.

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Wut und Forderungen sind eher kein Merkmal von ADHS. Auch wenn die Bandbreite natürlich groß ist.

Auch könnte sich ein Kind mit ADHS woanders weder deutlich besser konzentrieren noch - wenn die Hyperaktivität dabei ist - besser ruhig verhalten.
Ok, manche Kinder reißen sich woanders stärker zusammen und kaschieren viel. Aber in Umgebungen, in denen das Kind öfter ist (best friend? Großeltern?) würde es trotzdem durchkommen.


Bei organischen Problemen könnte ich mir eine Unverträglichkeit vorstellen.
Bei uns hörte die Trotzphase schier überhaupt nicht auf. Ein winzigster Anlass reichte und das Kind lag schreiend auf dem Boden.
Das war schlagartig weg, als wir die Laktoseintoleranz entdeckt und konsequent die Ernährung angepasst haben. Eigentlich logisch:
Wer dauerhaft (Bauch)Schmerzen hat, "funktioniert" unter Umständen super, ist aber schnell gereizt und unausgeglichen.
Kinder können ja noch nicht so genau benennen, was sie stört.


Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass zu unklar ist, welche Entscheidung durchgezogen wird und wann ein Nein vielleicht doch verhandelbar ist.

Ich habe mir damals angewöhnt:
Ja.
Oder Nein. (Beides konsequent durchziehen, selbst wenn ich mich dann doch übertrieben streng finde!)
Oder: darüber muss ich nachdenken. Und, wichtig: dem Nachdenken muss ein klaren Ja oder Nein folgen, dass dann entsprechend umgesetzt wird. In Idealfall sollten Ja und Nein nach dem Nachdenken einigermaßen ausgewogen sein.
Auf keinen Fall darf "nachdenken" schon ein halbes Ja sein!!

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Tatsächlich nicht, Großeltern/Tanten etc. glauben mir nie bis ich dann mal dabei bin und die kleine durchdreht, aber dann bin ich schon mal beruhigt dass es kein adhs oder so ist. Sie sagt nie dass sie Bauchweh hat aber ich werde das mal durchchecken lassen, an sowas habe ich gar nicht gedacht. Ja, ich glaube tatsächlich dass sie zu sehr „verwöhnt“ wurde (erstes Kind, erstes Enkelkind) also quasi von allen Seiten und die anderen eben nicht, die bekommen auch viel weniger. Ich werde definitiv an mir arbeiten

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Ist es immer Zuhause oder immer, wenn du dabei bist? Das könnte auch ein Indikator für die Ursache sein.

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Als Laie hätte ich auch eher nicht auf ADHS getippt. Den Kindern fällt es woanders i.d.R. schwerer, weil mehr Unruhe ist.

Gab es einen Zeitpunkt, seitdem dieses Verhalten auftritt?

Geht sie in den Kindergarten? Wie verhält sie sich da?

Stutzig macht mich dein Satz: "und sie bekommt auch alles". Setzt du ihr klare Grenzen, die immer gelten? Wichtig ist hier Konsequenz, sonst wird das Kind verunsichert.

Von deiner Erzählung scheint es mir, als wäre dein Kind höchst unglücklich oder es würde etwas beschäftigen, was sie nicht äußern kann. Welche Rolle hat sie in der Familie? Sind die Geschwister älter/jünger? Gibt es gerade Probleme innerhalb der Familie?

Was kann es sein, dass sie so unzufrieden ist, dass selbst schöne Dinge ihr keinen Spaß machen? Was sagt sie selbst dazu? Kann sie ihre Gefühle äußern? Merkst du, ob sie absichtlich provoziert (um deine Reaktion abzuchecken) oder ist sie in einem emotionalen Ungleichgewicht, sodass die Gefühle einfach raus müssen?

Ich würde die kommenden Situationen mal genau beobachten und aufschreiben. Erkennst du ein Muster?

Wenn ihr keine Lösung findet, würde ich zu einer Familienberatung gehen. Da helfen die Aufzeichnungen auch weiter und manchmal sieht jemand von außen etwas, was einem selbst mitten im Geschehen entgeht. Gerade wenn du das Gefühl hast, es wird schlimmer, besser früher als später.

Deine Tochter will ja nicht bewusst der "Teufel in Person" sein und es geht ihr sicherlich schlecht dabei. Zumindest klingt es für mich nicht nach einem "einfach schlecht erzogenen" Kind, sondern sie bittet mit diesem Verhalten um Aufmerksamkeit/Unterstützung. Kinder wollen doch auch ein harmonisches Zusammenleben und nicht den Stempel Störenfried.

Bearbeitet von viktoria31
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Definitiv, der Meinung dass sie es nicht extra macht bin ich auch. Sie hat ja auch ihre fröhlichen, hilfsbereiten Momente und sagt immer dass ich ihre beste Freundin bin. Auch im Kindergarten ist sie nicht auffällig sondern eher ruhig und spielt auch gerne mal alleine. Ich hab beobachtet dass es oft aus „Provokation“ ist. Ich dachte da auch schon an Eifersucht oder Aufmerksamkeit, da sie die älteste ist. Mir ist halt auch aufgefallen dass sie extrem an mir klammert, das war vorher nicht so vor einigen Monaten hat das begonnen. Sie ist nur so wenn ich dabei bin, wobei ich sagen muss dass es draußen eigentlich meistens total gut läuft also beim einkaufen zb. Wir verbringen auch mal Zeit alleine, auch im Kindergarten bin ich überall dabei. Dass sie irgendwas stört sagt sie nicht oder auch dass sie schmerzen hat sagt sie nie, wir hatten aber eine „Ehekrise“ die sie natürlich auch mitbekommen hat, das ganze ging auch eine Weile vielleicht hat es auch was damit zutun. Danke dir, ich werde mir wirklich mal alles aufschreiben und noch aufmerksamer sein vielleicht erkenne ich ja was, was ich sonst nicht gesehen hab