Hallo,
mich beschäftigt zurzeit das Verhalten von meinem Sohn.
Er hat ab und an Phasen, da bringt er mich es zum verzweifeln.
Wir waren zusammen nach der Arbeit auf der Kirmes. Wir sind zusammen Achterbahn gefahren, er ist Karussell gefahren und durfte sich etwas Süßes aussuchen. Dann sagte ich ihn wir gehen jetzt Richtung Straßenbahn und weiter zur Physio - die ist immer spät Abends - da ging das Theater los. Er fing an wegzurennen, ich hinterher gebrüllt, dass er stehen bleiben soll. Ignoriert. Dann bin ich ihm hinterher gerannt und nahm in an die Hand. Wir stiegen die Straßenbahn ein, diese war sehr voll. Ich setzte mich hin und nahm ihn auf den Schoss. Er fing an um sich zu schlagen; zu treten; zu brüllen dann ließ ich ihn los und er fing an auf dem Boden rumzukrabbeln. Ich ging zu ihm hin nahm ihn an die Hand und erklärte ihm das er dies bitte sein los soll, weil der Boden schmutzig ist. Wie erwartet ignoriert er mich. Ich stieg zwei Haltestellen vorher mit ihm aus, damit er sich abreagieren kann und ich aus der unangenehmen Situation rauskomme. Dann ging es weiter mit dem auf dem Boden werfen. Ich nahm ihn an die Hand und zog ihn hinter mir her. Dies passte ihm nicht. Er schrie noch lauter. Ich nahm vor lauter Wut, die Süßigkeit und schmieß diese in den Mülleimer.
Wie kann ich lernen gelassener zu reagieren und ihm helfen aus der Situation rauszukommen? Ich bin oft kurz davor zu weinen, unterdrücke aber die Tränen, aus Sorge das er mich noch weniger ernst nimmt.
Ich weiß das es bestimmt zu viele Reize für mein Kind waren.
Trotzphase: 4-jähriges Kind hört Null
Die Situation hättest du denke ich nicht mehr retten können. Klar, deine Reaktion war suboptimal, aber nachvollziehbar, da du eben auch nur ein Mensch bist.
Besser wäre vielleicht vorausschauend zu handeln und so überfordernde Situationen einfach zu vermeiden... Wenn ich weiß dass es immer so endet und ich dem gerade nicht standhalten kann, würde ich mit den Kindern nicht auf eine Kirmes oder sowas gehen.
Ich weiß aus Erfahrung wie anstrengend das ist. Ein bisschen hilft sich in erinnerung zu rufen "das Kind macht kein Drama, es erlebt ein Drama". Und man sollte sich von dem Gedanken verabschieden, dass alles glatt läuft, wenn man immer perfekt handelt. Dem ist halt einfach nicht so, leben mit kindern in dem Alter ist grundsätzlich anstrengend.
"Dann sagte ich ihm, wie gehen jetzt Richtung Straßenbahn" - vielleicht wäre es besser gewesen, vorher genau zu sagen, wie viele Coaster ihr fahren werdet und das runter zu zählen: "Wir haben Zeit für vier Coaster. Welchen möchtest du als Erstes? Jetzt haben wir noch Zeit für drei Coaster. Jetzt noch für zwei. Danach müssen wir dann zur Straßenbahn. So, jetzt machen wir noch eine letzte Fahrt und dann gehen wir zur Straßenbahn!"
In der Straßenbahn hätte ich ihn tatsächlich festgehalten, wenn das möglich gewesen wäre. Ja, da wäre er frustriert gewesen, hätte aber nicht zwischen den wartenden Menschen her krabbeln können und dann auch irgendwann gemerkt, dass du da nicht nachgibst. Man kann ja trotzdem erklären, warum man ihn da auf dem Schoß gerade festhält.
Vielleicht hätte man auch weit vorher schon ansetzen können und den gesamten Tages- oder Nachmittagsverlauf ankündigen können. Dann hätte man auf der Kirmes z.B. sagen können "wir haben hier noch Süßigkeiten, die wir auf dem Heimweg nach der Physio essen können!" und daran dann immer wieder erinnern können.
Beim Treten und Schlagen hättest du natürlich auch so etwas sagen können wie "ja, ich weiß, du willst gern hier rum laufen, dafür sind aber zu viele Menschen hier und während der Fahrt kann das gefährlich sein. Du könntest stolpern und dich verletzen oder es könnte dir jemand auf die Hand treten, wenn du krabbelst."
Selbst, wenn das deinem Sohn egal gewesen wärest, hättest du so die anderen Fahrgäste informiert, dass du nicht aus reinem Trotz das Kind auf dem Schoß festhältst.
Grundsätzlich kann es vielleicht helfen, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, wie man in bestimmten Situationen handelt und sich vorzustellen, man wäre ein Experte. Ein Pädagoge, der mit der Kamera begleitet wird, um ideale Handlungsmuster zu zeigen. Wenn man sich in dieser Weise von seinem eigenen Alltag distanziert, könnte das mehr Souveränität geben.
Man kann auch Atemübungen lernen, durch die man ruhiger wird und die zu Hause immer wieder üben, bis man auch in Stresssituationen sich "ruhigatmen" kann.
Finde die Tipps von Toschkalee super.
Ich würde auf jeden Fall auch im Nachhinein, wenn er sich wieder beruhigt hat, mit ihm reden.
Ihm erklären, dass wenn er sich so verhält, dass ihr dann eben keine schönen Sachen, wie Kirmes, mehr machen könnt.
Dass wenn du Angst haben musst, dass er wegläuft, ihr eben das nächste mal zu Hause bleibt.
Und wenn dann der nächste Ausflug ansteht ihn nochmal daran erinnern - "ok, wir können zum Weihnachtsmarkt gehen - aber wenn du wegläufst, oder schreist, dann gehen wir sofort nach Hause". Und dann auch durchziehen.
Aber auch für Erfolge loben.
Wenn ihr einen Ausflug ohne Zwischenfälle habt, dann auf dem Heimweg unbedingt erwähnen. "Das war so ein schöner Ausflug und es hat mich so gefreut, dass du so brav warst und es gar keinen Streit gab!"
Nach der Arbeit zur Kirmes und danach noch einen Termin? Das wäre für meine Kinder schon zu viel gewesen.
Ich sehe auch nur potential bei größerer Transparenz und Konsequenzsetzung. Meine beiden waren heute Laterne laufen und hart aufgeregt. Sie haben also begonnen einen Baum mit den Füßen zu treten. Ich habe besprochen, dass ich das nicht möchte und warum. Und auch gesagt, dass wenn das noch einmal passiert, wir sofort gehen. Wir hatten die liebsten Kinder. 🤷♀️
Unsere Tochter ist nun sechs, aber ich war als sie ca. vier war auch in einigen Fällen in dieser Situation. Was ich mit der Zeit daraus gelernt habe: Wenn es so weit ist, dass sie am Boden liegt und vollkommen unkooperativ ist, ist es ohnehin schon zu spät. Erzieherische Ansätze usw. funktionieren dann nicht mehr. Nachdem ich das mal begriffen hatte, habe ich sie in solchen Situationen einfach hochgehoben und nach Hause getragen und von dort dann direkt ins Bett oder Essen und dann ins Bett, wo sie in der Regel dann auch schnell eingeschlafen ist.
Wie andere schon geschrieben haben, was man machen kann, ist solche Situationen vorherzusehen und durch entsprechende Tagesgestaltung zu vermeiden. Wenn man mal drin ist, ist es zu spät.
Ja, ich denke auch, dein letzter Satz trifft vollkommen zu. Kirmes am Nachmittag (nach der Kita?) und mit Folgetermin wäre bei uns (und vermutlich bei sehr vielen Kindern) zum Scheitern verurteilt.
Wie du die Situation lösen kannst? Verständnis zeigen, keine (!) Erwartungen an dein Kind haben, möglichst reizarmes Fleckchen suchen und mit ihm gemeinsam warten, bis der Gefühlssturm vorbei geht (aus der Bahn aussteigen, war vermutlich schonmal clever).
Stell es dir vor, wie ein "Kurzschluss" im Gehirn. Sein Verhalten richtet sich in keinster Weise gegen dich. Er braucht dich in solchen Situationen. Gut, wenn du bei ihm bist und es einfach mit ihm zusammen aushältst. Manchmal hilft Körperkontakt, manchmal ein bisschen Abstand (aber in Sicht bleiben), möglichst wenig sprechen, aber präsent sein. Sollte er dich hauen, auch selbst verletzen oder sich in Gefahr bringen, ist festhalten natürlich die sinnvollere Option. Ansonsten tief atmen und einfach abwarten. Es geht auf jeden Fall vorbei und dann wird er vermutlich deine Nähe suchen. So ein Zustand ist auch für ihn anstrengend.
Hallo,
wichtig sehe ich ebenfalls, dass Du gelassener wirst. Ich sagte meinem Kind klar, er darf vorlaufen, und zwar so weit, solange er mich sieht. Bei Straßen muss er immer stehen bleiben und auf mich warten. Das klappte immer wunderbar.
In der Straßenbahn wäre ich ebenfalls ruhig geblieben, soll er herumkrabbeln. So schmutzig sind die Straßenbahnen auch wieder nicht und falls doch, gibt es die Möglichkeit sich die Hände zu waschen. Sicherlich auch bei der Physio.
Die Kinder wollen gerne vor rennen, zurückrennen.... nur gehen ist einfach langweilig. An der Hand gehen noch langweiliger. Ich ließ mein Kind auch in den Zügen herumlaufen. Es gab nur die Regel, dass er nicht aussteigen darf und wenn er zu einem anderen Wagon will, muss er es mir vorher sagen. Je nach Intuition ging ich mit oder vertraute ihm. In der Regel passiert im Zug nichts, weil eh genug Leute im Zug sind, die aufpassen. Es war auch nie etwas passiert.
Ich habe auch einen "Weglauf"-Vierjährigen. Und so ähnlich wie bei euch, klappt es bei uns auch am Besten:)