Hallo!
Ich habe eine liebe Freundin, unsere Kinder sind gleich alt und gehen in die selbe Schule.
Ich kenne sie schon viele Jahre und wir sehen uns 1 - 2x die Woche.
Es ist schon von Anfang an so, daß wir Frauen und super verstehen, aber erziehungstechnisch nicht auf einer Wellenlänge sind. Bisher konnte ich mich da gut zurück nehmen. Aber es fällt mir immer schwerer.
Mittlerweile eskaliert ihr Kind in der Schule immer öfter. Mit Wutausbrüchen, aggressivem Verhalten gegen Mitschüler und Stören des Unterrichts. Auch zu Hause ist das Verhalten sehr grenzwertig.
Und jetzt kommt mein Problem:
Meine Freundin hat für wirklich alles eine Ausrede! Ihr Kind ist an nichts schuld. Es liegt entweder an den unfähigen Lehreren, den ungezogenen Mitschülern, dem Schulsystem - oder an der (gewünschten!) Hochbegabung ihres Kindes. Sie hat ihr Kind sogar testen lassen - und natürlich war der Psychologe unfähig und hat die Hochbegabung nicht erkannt.
Ihr Kind hat nun mal auf vieles keine Lust. Das hat JEDER zu akzeptieren!
Auch zu Hause darf das Kind machen, was es will.
Sind wir zusammen, muss ich immer öfter Grenzen setzten, um mein Kind/Spielsachen/ Einrichtung zu schützen. Ich habe darum die Treffen in letzter Zeit abgesagt. Allerdings mit Ausreden... Mein Kind mag auch nicht mehr mit ihrem Kind Zeit verbringen.
Ich habe Angst, daß unsere Freundschaft es nicht aushält, wenn ich ihr meine Meinung ehrlich sage. Bisher habe ich mir alles angehört. Aber sobald ich etwas anders sehe und es vorsichtig andeute, wird meine Freundin schnell "eingeschnappt". Ich mag sie aber wirklich gerne und mir ist die Freundschaft wichtig! Wir verstehen uns echt gut - nur nicht in dem einen Bereich. Ausklammern geht nicht, da sie mir einfach ihr Leid klagen muss. Sie hat sonst niemanden (außer ihren Mann).
Was würdet ihr machen?
Einfach nur zuhören und mir meinen Teil denken? Oder auch versuchen zu helfen?
Danke!
Freundschaft und die Meinung sagen
Nur zuhören oder auch offen die eigene Meinung äußern
Naja ich finde in einer richtigen Freundschaft sollte man nicht drüber nachdenken müssen ob man der Freundin die eigene Meinung sagen darf oder nicht.
Es sollte selbstverständlich sein.
Ich finde du solltest ihr das auch sagen.
-Erstens das du dich nicht wohlfühlst ihr direkt deine Meinung zu sagen, sonder wirklich darüber nachdenken musst ob eure Freundschaft das aushält.
-Wenn du schon die Treffen absagen musst weil ihr Kind sich anscheinend so daneben benimmt dann heißt es offensichtlich was.
Du solltest ihr immer deine Meinung sagen können.
Ich würde ihr die Meinung sagen. In der Form, dass man sich bitte nur noch ohne Kinder trifft, weil es nicht harmoniert.
Wenn Sie Probleme anspricht würde ich fragen, ob Sie deine ehrliche Meinung dazu hören will, oder sich nur auskotzen.
Hört sich so an als würde die Freundschaft eh auseinander gehen.
Wenn du es nicht sagst, hast du immer weniger Lust auf die Treffen deswegen sagst du diese auch ab. Wenn du ihr was sagst, wird sie sauer.
Ich würde an deiner Stelle ihr keine Ratschläge geben, sondern wenn was passiert (zb du musst eingreifen damit ihr Sohn nichts kaputt macht), ihr sagen, dass das so nicht mehr geht und sie eigentlich die Mutter ist, die ihr Kind erziehen sollte.
Sage doch Ich-Botschaften.
"Liebe Karen, du kannst dein Kind erziehen, wie du möchtest, das bleibt total dir überlassen, aber ICH möchte, dass in meiner Wohnung nichts kaputt geht und ich möchte nicht, dass mein Kind angeschrien wird oder ihm etwas weggenommen wird oder (andere störende Handlung)! Bitte, sorge doch dafür, wenn dein Kind das tun möchte!"
Du kannst auch auf die vermeintliche Hochbegabung eingehen: "Dein Kind müsste doch verstehen können, dass die und die Handlungen anderen schaden, gerade WEIL es so intelligent ist - vielleicht könntest du auf diesem Wege Verständnis erzeugen?"
Es ist für dich komplett egal, wie begabt das Kind ist, was es in der Schule macht (solange es da dein Kind nicht stört), was es zu Hause darf oder nicht. Mache da kein Fass auf, gefährde die Freundschaft nicht, indem du dich da ungefragt einmischt. Sage aber, was DICH und DEIN KIND konkret stört und bitte sie, dafür zu sorgen, dass diese Störungen minimiert werden.
Vermutlich sucht sie doch selbst nach Ursachen und "Hochbegabung" klingt viel Positiver als "ADHS". Hochbegabung klingt nach "hey, mein Kind hat Vorteile, es kann etwas, das andere nicht können und leider fehlt es deswegen am Benehmen". ADHS klingt eher wie "mein Kind ist "beschädigt", es hat einen Fehler, es ist nicht so gut wie andere". Da gibt es fast nichts Positives. (Gilt auch für viele andere Erklärungsmuster.) Daher kann ich schon verstehen, dass man erst mal auf die Schiene Hochbegabung geht, um wenigstens vor sich da Kind noch positiv zu sehen und evtl. auch, um bei anderen eher um Verständnis zu werben.
Puh, ich fürchte ehrlich, dass Du nicht die richtige bist, der Freundin die Meinung zu sagen!
Das klingt alles sehr nach das Kind hat - vielleicht sogar wirklich ne Hochbegabung - die ja gepaart mit dem ADHS kommen kann - und das ist wirklich ne Nummer!
Das letzte was deine Freundin braucht ist jemand, der ihm da Vorwürfe macht, warum sie ihrem Kind alles durchgehen lässt und das als Erziehungsfehler sieht, und die Tatsache, dass man eine schwerwiegende Beeinträchtigung des Kindes erst mal nicht akzeptieren kann , als Charakterschwäche.
Ich habe selber ein Kind mit ADHS und kenne all die Probleme, die Deine Freundin hat, die totale Überforderung mit der Situation, zum einen mit den Problemen des Kindes, als auch mit der Überforderung der Akzeptanz. Und an letzterem sind auch bei mir viel "die anderen" schuld, denn das Bild und die Reaktionen anderer auf das Thema Kind hat ADHS sind oft unter aller Sau.
Wenn Du versuchen willst zu helfen, beschäftige Dich erst mal eingehend mit dem Thema ADHS. Was es bedeutet für das Kind, für die Eltern, und erst wenn Du das schaffst, kannst Du _Deine Freundin verstehen, und erst dann weißt Du wie Du ihr helfen kanns.
Mit ADHS ist alles 20 mal schwieriger als mit anderen Kindern. Sie lernen Verhalten 20 mal schwieriger, brauchen viele Hilfestellungen, Tricks und am Ende auch Therapie und Medikation!
Wir probieren dauernd, bis wir irgendwelche Probleme gelöst haben, zb die Launen beim Aufstehen. Da spielen soviel auch psychische und biochemische Besonderheiten eine Rolle, dass wir jetzt nach 3 Jahren MIT Begleitung einer Therapeutin endlich eine Morgenroutine gefunden haben, die für alle erträgllich und meist von Erfolg gekrönt ist. Was heißt keiner ist mehr kurz vorm Nervenzusammenbruch, wenn das Kind endlich mal pünktlich in der Schule angekommen ist . Mit Hilfsmitteln wie Tageslichtwecker, Essen im Bett, Anziehplan mit Bonuspunkten etc.
Und um das zu akzeptieren und dann zu wuppen muss man als Mutter echt stabil sein :) Da muss man langsam reinwachsen, und nein, auch DIR würde es vermutlich erst mal sehr schwer fallen, mit ihrer Situation umzugehen.
Alles Gute Dir und vor allem Deiner Freundin!
Hallo!
Der Junge wurde auf Adhs getestet. Im Zuge der Diagnostik wurde auch der IQ Test gemacht. Er hat kein Adhs und auch keine ASS.
Mein Kind hat bestätigten Adhs, daher bin ich nicht ganz fremd in der Materie.
Bei meiner Freundin ist es - was ICH beurteilen kann! - Wirklich hausgemacht und hängt ganz viel mit der Erziehung zusammen ...
Liebe Grüße!
Wenn Du Dich besser in der Materie auskennen würdest, wüsstest Du, dass eine negative Diagnose immer noch eine Fehlerwahrscheinlichkeit von 7 % hat, also nicht wenig, und dass sich in den letzten 10 Jahren soviel in Sachen Diagnose getan hat, dass es nicht wenige Psychologen gibt, die noch nach völlig veralteten Richtlinien da arbeiten.
Sie wäre da mit einer Testung in einer KJP wesentlich besser beraten gewesen.
Denn gerade dass das Kind auch anderswo nicht rund läuft ist ein Hinweise darauf, dass da vielleicht falsch negativ beschieden wurde.
Und eine ADHS Diagnose ist eine Punktebewertung. Erreichst du x Punkte, hast du ADHS, erreichst du X-1 haste keines? Wirklich? Nein, mit einer Negativen Diagnose heißt es noch lange nicht, dass da wirklich nix ist.
Interessant und vielsagen finde ich ehrlich auch, dass Du die ADHS Testung im ersten Post schön unter den Tisch hast fallen lassen. Da wolltest Du die Freundin als hoffnungslos naiv hinstellen, die nur positive Begründungen für die Fehlverhalten ihres Kindes gelten lassen will, und auf einmal kommt dann raus, dass der IQ Test nicht etwa gemacht wurde, weil sie unbedingt eine HB finden wollte, sondern weil ADHS getestet werden sollte! Finde ich sehr verquer und bin raus.
Gibt es auch etwas, was du am Kind deiner Freundin magst oder schätzt?
Was ist dein Eindruck: Wie geht es dem Kind?
Es liest sich so, als wäre das Kind für dich nur Störenfried und unerwünschtes Anhängsel. Also dass du dem Kind wenig oder kein Interesse entgegenbringst. Das fände ich dann zumindest schwierig für die Freundschaft bzw. vielleicht - falls das in solche Richtung geht - spürt das deine Freundin u verteidigt ihr Kind dir gegenüber deshalb so vehement und versucht, dich als Freundin zu involvieren.
Aber vielleicht lag das jetzt auch am Fokus deiner Beiträge und da ist auch noch eine andere Seite, von der du nichts geschrieben hast.
Hallo!
Mittlerweile kann ich dem Kind echt nichts mehr abgewinnen und bin froh, wenn wir uns nicht sehen.
Es sind leider einige unschöne Dinge vorgefallen, so daß ich echt bedient bin.
Und damit sind keine Kleinigkeiten gemeint.
Das geht seit Jahren und jetzt ist meine Grenze - und die von meinem Kind - einfach erreicht.
Daß das Kind bestimmte Dinge macht, ist das eine. Wie meine Freundin drauf reagiert, das andere. Nämlich gar nicht, amüsiert oder mit der Ausrede Hochbegabung....
LG!
Dann wäre ich wohl auch eher für Treffen nur noch ohne Kinder und - wenn sie ihren Sohn thematisiert - vorsichtig u möglichst konstruktiv deine Meinung sagen, vielleicht sogar in Bezug auf die von ihr geschilderte Situation.