Strategien zur Emotionsregulierung Vorschulkind

Hallo, meine Tochter ist fünfeinhalb und hat Probleme, ihre negativen Emotionen zu regulieren und mit Wut/Frustration umzugehen. Sobald etwas nicht so läuft, wie sie möchte, rastet sie aus: hauptsächlich schreit sie sehr laut, brüllt und schimpft, auch bei (in meinen Augen) belanglosen Kleinigkeiten (z.B. sie hat sich beim Zeichnen "vermalt"; Geschwisterkind wünscht sich im Auto ein anderes Lied als sie; sie findet irgendein Utensil nicht, das sie gerade benötigt, usw.). Dabei ist es egal, ob sie zu Hause oder in der Öffentlichkeit ist, ihre Reaktion auf Frustrationen lässt sie überall ungefiltert heraus.
Sie war schon immer eher impulsiv, aber seit einigen Monaten ist es gefühlt noch extremer (Wackelzahnpubertät?).

Ich versuche, in diesen Situationen ruhig zu bleiben, um sie so auch zu beruhigen, zu trösten, aber das gelingt mir auch nicht immer und ich ärgere mich stattdessen selbst und werde sauer. Wir sprechen auch hinterher darüber, da ist sie zunächst sehr bockig und will nichts sagen, aber schlussendlich kann sie mir dann doch auch erklären, dass sie so wütend geworden ist, weil sie sich über xy geärgert hat.

Welche Strategien zur Emotionsregulierung könnte ich mit ihr üben und als Alternative zu "komplett ausrasten, beschimpfen und unkontrolliert herumtoben" anbieten? Mit Atemtechniken o. Ä. brauche ich ihr in der akuten Zornphase nicht zu kommen, das habe ich schon probiert, und auch im Vorfeld Besprochenes kann sie im Moment des Wütens nicht anwenden.

Wut komplett runterzuschlucken und nie negative Emotionen zeigen dürfen möchte ich ihr auch nicht vermitteln, das wurde mir als Kind so antrainiert und hat sich nicht gerade positiv auf meine psychische Konstitution ausgewirkt. Deshalb bin ich auch etwas ratlos mit geeigneten Strategien, mit Wut umzugehen.
Aber da sie nächstes Jahr in die Schule kommt, habe ich Sorge, dass sie sich durch ihr Verhalten eventuell sogar in eine Außenseiterrolle manövriert.

Ich freue mich über konkrete Tipps und Handlungsstrategien, die vielleicht bei euch in ähnlichen Situationen gute Wirkung gezeigt haben!

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Hallo,

Wenn jemand wütend ist, schreit und so weiter, dann tröste ich ihn zu dem Zeitpunkt nicht. (außer die Person ist körperlich verletzt oder ähnliches). Dass aus dem Grund, dass ich ein Mensch bin, der sehr viel positive Aufmerksamkeit gibt. Ist das Kind tüchtig, dann gibt es ganz viel Lob. Ärgert es sich, dann lasse ich es zuerst beruhigen (alleine) und wenn es sich beruhigt hat, dann gibt es von mir den Trost und den Zuspruch. Wenn das Kind dann älter ist, sage ich ihm klar, dass es ruhig bleiben soll, wenn man sich ärgert, passieren nur noch mehr Fehler und dass das wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und gut zu überlegen.

Ich las einmal ein schönes Beispiel: Ein Erwachsener sitzt mit mehreren Kindern bei Tisch. Ein Kind benimmt sich nicht, der Erwachsene teilt es dem Kind mit. Der Erwachsene schenkt also dem Kind die Aufmerksamkeit, dass sich nicht benimmt. Ein Signal für die anderen Kinder, wenn sie die Aufmerksamkeit wollen, müssen sie sich nur nicht benehmen. Stattdessen kann man positive Aufmerksamkeit an die Kinder verteilen, die sich benehmen.


Dass man in dem Moment wo man so bockig ist, nicht aufnahmefähig ist, ist normal. Daher bringt das Reden in solchen Situationen auch nichts. In Ruhe lassen, zuerst beruhigen und dann kann man Reden.

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Meine Tochter ist zur Zeit recht ähnlich drauf, ich handel da auch nicht immer perfekt, werde auch oft selbst wütend wenn so eine Situation mal wieder den kompletten Alltag sprengt... Wenn etwas nicht klappt wird zur Zeit leider direkt losgeschrien.

Was hilft ist einerseits Körperkontakt zum akuten Runterholen und dann darüber reden (warum bist du gerade so wütend?). Meistens kommt tatsächlich eine vernünftige Antwort.

Aber ich muss auch zugeben, dass ich manchmal wenn es mir zu viel wird auch einfach schon wutanfälle beendet habe indem ich mit Fernsehverbot gedroht habe. Wir sprechen darüber, dass dieses Verhalten auch andere belastet, dass man über alles reden kann, aber wer mit seinem unnötigen Geschrei die kleine Schwester aufweckt darf dann auch nichts mehr schauen und muss gleich ins bett, denn ich bin nicht bereit meinen Feierabend deswegen auf 22h zu verschieben.

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Hey, mein Sohn ist noch zu klein für Wutanfälle bzw. für pädagogisches Umgehen damit. Deswegen will ich mich überhaupt nicht weit aus dem Fenster lehnen. Ich arbeite mit (zum Teil sehr wütende 🤭) Kindern! Ich weiß dass das was anders ist als wenn man sie im Privaten hat und „selbst“ im beruflichen fordern mich derartige Wutsit. am allermeisten!! Ich möchte dir dennoch antworten:

Bewährt hat sich das Aussprechen der Emotion: du bist richtig doll wütend.
Eine Haltung die mir diesbezüglich gefällt ist: jede Emotion ist ok. Aber nicht jede Handlung.
Wut ist ok. Aber jemandem deswegen auf den Kopf hauen nicht 😄Du kannst mit deiner Tochter im ruhigen Zustand besprechen welche Handlungen nicht ok sind „. Zum Beispiel beschimpfen und stundenlang meckern. Das tut ihr mit Sicherheit selber nicht gut.
Darauf aufbauend kannst du mit deiner Tochter Handlungsoptionen besprechen. Auch wenn sie gerade nicht wütend ist. Atmung - ich würde selber durchdrehen würde mir das jemand vorschlagen und kinderfreundlich ist es erst recht nicht🤭 Aber was ist mit „ins Kissen schreien, einen Knautschball kaufen, den sie bearbeiten kann oder gar einen Boxsack, vielleicht kurz raus gehen, schreien, wenn das für dich und die anderen Familienmitglieder ok ist… Manchen Kindern hilft auch Stampfen, die Hände zu Fäusten ballen, auf der Stelle rennen. Also Aktivitäten die die Energie (die Wut ja ist) herauslassen.

Schlussendlich könntest du ihr in dem Moment der Wut die Emotion validieren - du nimmst sie also wahr und ernst - sie darf wütend sein!- und ihr dann die Handlungsoptionen vorschlagen, die ihr besprochen habt. Denn in dem Moment wird sie Anleitungen brauchen. Vielleicht verinnerlicht sie eine Strategie, die ihr besonders gut tut.

Ganz ehrlich!? Keine Ahnung ob mir das im Privaten gelingen wird, wenn’s soweit ist… selbst im beruflichen gibt es Situationen in denen ich danach denke… puh eine andere Reaktion von mir wäre besser gewesen. Aber wenn’s ab und an klappt (nicht den Anspruch haben dass es immer klappen muss) und man dran bleibt hat es oft positive Wirkung 🙂
Es ist übrigens - und dann höre ich auch auf- eine tolle Kompetenz für ihr Alter, dass sie im Nachhinein sagen kann was sie geärgert hat. Wie schön dass ihr darüber sprecht!
Alles Gute und ein schönes Wochenende!

Bearbeitet von Claudetteine