Wir haben zwei Kinder: 22 Monate alt (versteht alles, spricht aber kaum und kann sich somit schwer verständlich machen) und 3 Monate. Wir haben zusätzlich einen anstrengenden Umzug hinter uns und kommen die letzten Wochen erst so richtig im neuen Zuhause an.
Erziehungstechnisch gibt es aber aktuell zwischen uns Eltern oft stunk. Während mein Mann oft Dinge gezwungen und streng durchsetzen will, rede ich viel mit dem Kind und erkläre.
Beispiel: Kind schüttet eine Box mit Bausteinen aus. Spielt dann aber nicht wirklich damit (spielt alleine einfach ungern. Ist es gewohnt, das Opa oder der Onkel mit ihm Bausteine spielt).
Mein Mann stört das Chaos und er sagt, er soll aufräumen. Der Kleine sträubt sich und wird nun gezwungen das aufzuräumen. Immer wieder dort hingesetzt bis es dann soweit ist, dass das Kind nur noch heult und sowieso nicht mehr „kooperiert“.
Ich stell halt da die Frage: willst du damit spielen? Setzt mich hin und frag ob er was bauen will. Hätte er dann auch gemacht. Aufräumen tun wir dann zusammen. Wenn es gar nicht mehr geht, wie gerade eben weil er müde und kurz vorm Mittagsschlaf war, vertage ich das Aufräumen einfach auf später oder mach es selbst, wenn es mich grad so sehr stört.
Man muss dazu sagen, dass unser Sohn auch von sich aus aufräumt oder es auch macht, wenn man ihn darum bittet. Halt nicht immer.
Bin ich jetzt da zu lasch, weil ich nicht 100% darauf bestehe und eher die situationsbedingten Einflüsse mitzähle? Müde, Hunger, will vielleicht spielen aber kann es nicht so ausdrücken, ist halt „erst“ 22 Monate alt und „funktioniert halt nicht so, wie man es gern hätte“?
Anderes Problem ist der Umgang mit Katze und Geschwisterchen. Er ist halt oft sehr übermütig und kann seine Kraft nicht einschätzen. Ich sehe darin meine Verantwortung das unserem Kind immer wieder zu sagen und erklären, sowie einzugreifen wenn er die Katze packen will oder zu wild mit dem Baby ist.
Dafür bin ich Erziehungsberechtigter: in heiklen Situationen einzugreifen und so lange zu erklären, bis es verstanden wird.
Klar ist das anstrengend, aber mein Mann versteht oft einfach nicht, dass unser Sohn selbst noch klein ist und Dinge lernen muss. Das „nein“ nicht funktioniert, wenn man es inflationär verwendet. Das man das Kind dann lieber selbst aus der Situation nimmt und erklärt, was falsch ist und was er machen kann (am Beispiel der Katze: streicheln, nicht fest packen?)
Liege ich da falsch?
Kommt es zu solchen Situationen und wir sind uns uneinig wie gehandelt wird, ist mein Mann dann oft beleidigt. Er fühlt sich von mir dann als zu strenger Vater dargestellt.
Mir geht es nicht um guter Cop/ böser Cop. Ich sehe einfach nur, dass unser Sohn noch nicht „funktioniert“ bzw. Soweit ist wie ein 5 oder 6 jähriger, von dem man solche Dinge erwarten kann, kann es meinem Mann aber einfach nicht begreiflich machen.
Erwartet mein Mann Zuviel von unserem Kind oder bin ich zu lasch?
Könntet ihr euch eine Familienberatung vorstellen? Dort könntet ihr unter Anleitung einen guten Umgang mit euren Kindern finden.
Mit 22 Monaten war ich zufrieden, wenn meine Kinder die Bauklötze ausgeleert haben und nicht Toilettenpapier oder einen Schubladeninhalt mit gefalteter Wäsche überall verteilt haben 😅. Aufgeräumt wurde je nach Verfassung des Kindes mal zusammen, mal vom Kind und mal von mir. Interessenkonflikte gab es im Alltag schon genug (Zähne putzen, Windeln wechseln, vom Spielplatz heimgehen), da muss ich die Kooperationsfähigkeit des Kindes nicht wegen ein paar Bauklötzen aufbrauchen.
Ich versuche meine Erwartungen daran zu orientieren, was die Kinder tatsächlich leisten können. Jetzt mit 3 Jahren erwarte ich zum Beispiel, dass beim Heimkommen Jacke und Schuhe verräumt und Hände gewaschen werden, vorher gibt's keinen Snack. Aber wenn es gerade eine schwierige Situation gab und das Kind beim Heimkommen in Tränen aufgelöst ist, dann wird es von mir umgezogen und ich räume die Kleidung fürs Kind weg.
Ich kann nachvollziehen, dass dein Mann aufs aufräumen bestehen will und es nicht später alleine machen will. Der Lerneffekt ist ihm wichtig, finde ich okay. Aber wenn das Kind sichtlich gestresst und überfordert ist, dann müsste er erkennen können, dass das so nichts bringt. So lernt das Kind ja nur, aufräumen als schreckliche Überforderungssituation abzuspeichern. Dann heißt es eben: Kind erstmal trösten und dann gemeinsam aufräumen. Wenn dein Mann nicht erkennt wie viel er dem Kind zumuten kann und wo die Überforderung beginnt, ist das ein Problem. Verbringt er denn genug Zeit alleine mit dem Kind, um ausreichend Erfahrung zu haben, was machbar ist und was nicht?
Ja dein Mann erwartet zu viel und versucht das mit Gewalt durchzusetzen bis das Kind heult. Er hat sich scheinbar einfach nicht mit kindlicher Entwicklung auseinander gesetzt. Wäre er bereit das noch zu tun ? Das Buch das gewünschteste Wunschkind ist ganz gut
Ja und ja.
Mal eine andere Position als die Ja-Stimmen aus dem Lager bedürnisorientierter Erziehung:
Ja, er ist zu streng.
Ja, du zwar nicht zu lasch aber klingst inkonsequent und nicht 'Team-Eltern'.
Väter erziehen anders. Er schießt wohl auch über das Ziel hinaus. Normal soweit. Auch das regelt sich irgendwann ein.
Sehr schädlich finde ich, den anderen Elternteil zu tunneln. Klingt hier an, als würdet ihr so etwas vor dem Kind austragen? Das geht nicht. Weder zwischen Eltern noch Partnern. Die von dir genannten Umstände sind unbequem für Kind aber weit von einer Eskalation entfert.
Wer in eine Sitation mit dem Kind geht, regelt diese auch ohne Eingriff des anderen Elternteils zu Ende. Diskutiert werden kann später. Mit Abstand reflektiert jeder die Situation auch selbst noch einmal anders und offener. Vor dem Kind ausgetragen bleibt ja nur, Position zu halten und stur zu bleiben. Daher nicht unnötig Fronten verhärten, Papa machen lassen, später diskutieren.
Cornelius83, ich verstehe, wie du das meinst - und stimme auch grundsätzlich zu. Aber für ein Kind mit 22 Monaten ist der Ordnungs“fimmel“ des Vaters schwierig.
Ich würde eingreifen und das Kind schützen. Aber ich würde auch versuchen, dass Externe unser Familiengefüge „untersuchen“ und beratend zur Seite stehen.
Ich finde Memorys Beitrag klasse 👍
Bauklötze sind auch für mich ein Fall von zu viel. Jedenfalls so aus dem Kontext gerissen. Wenn die schon seit 30 Minuten Thema sind, ist es schon verständlich, darauf zu bestehen und dann aber mitzuhelfen. Kind lernt, dass es damit nicht durch kommt, wird aber auch nicht im Stich gelassen. Ob 22 Monate dafür passend sind? Keine Ahnung (mehr) ist zu lange her. Nur würde ich die Kompetenz des Vaters an einem Beispiel nicht bewerten wollen, ebensowenig auf eine (In)Kompetenz der Mutter zur Kooperation schließen. Die beiden sind schlicht total übermüdet und an ihren Grenzen.
Trotzdem sollte möglichst nicht interveniert werden. Erziehung ist ein Lernprozess für Kind und Eltern. Vor dem Kind zu intervenieren macht die Situation ja erst zur Kriese. Dass Mama und Papa strezten (wegen mir) ist schlimmer als jeder Zank ums Aufräumen.
Ich dachte eher an Zähne putzen als Klassiker für Bockigkeit in der Trotzphase. Kind schon müde, möche noch bei den Eltern bleiben, nicht allein im Bett sein, Geschwisterchen darf doch auch und die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Daher: TE,
hab mit deinem Mann mehr Geduld und er mit dir. Eure Beziehung und Teamfähigkeit als Eltern ist bei weitem wichtiger für Eure Kinder als eine einzelne schief gelaufene Erziehungs-Situation.
Wenn ihr geinsam in 19 Jahren als Elternpaar zum Abiball von T2 geht, habt ihr euren Kindern weit mehr für den Lebensweg mitgegeben.
Hallo,
Ich finde das Verhalten von euch beiden nicht optimal.
De4in Mann der den Sohn dazu zwingen will, dadurch will das Kind später total ungern aufräumen, weil er als Kind dazu gezwungen wurde.
Aber auch Deines, die sich zu ihm hinsetzt, wenn er weint, dann mit ihm spielt, um dann gemeinsam aufzuräumen. Dadurch bekommt das Kind die Aufmerksamkeit, wenn es weint, was indirekt das Weinen fördern kann.
Generell finde ich das schon eine gute Lösung von Dir, dass Du mit ihm spielst und dann gemeinsam aufräumst. Dadurch bekommt auch das Kind mit, dass es leicht ist und er wird nicht so sehr dagegen gedrimmt. Der Zeitpunkt gefällt mir aber nicht. Ich würde dem Kind vorher sagen dass es sich beruhigen soll und wenn es sich beruhigt hat können wir gemeinsam spielen und dann aufräumen.
Ich glaube gar nicht mal, dass eure Ansichten diametral entgegengesetzt sind, sondern nur, dass ihr sie unterschiedlich auslegt.
An deiner Stelle würde ich auf deinen Mann zugehen und mal darüber reden, wie es jedem von euch geht, wenn das ältere Kind die Katze packt oder die Steine nicht einräumt. Wie fühlt sich der Elternteil? Was erwartet er? Wie fühlt er sich, wenn die Erwartung nicht erfüllt wird?
Ich würde nicht auf die Schiene "ich kenne mich da besser aus als du - lass mich dir sagen, wie du es richtig machst!" gehen, sondern auf die Schiene "wir wollen das gleiche, aber es könnte sein, dass es dich manchmal mehr stört, wenn das nicht sofort klappt als mich".
Bei den Steinen wäre mMn der einfache Weg: Vater setzt sich dazu, sagt zum Sohn "hey, lass uns erst mal die Kiste wieder EINräumen!" (nicht "AUFräumen!" - das ist zu komplex und könnte auch missverständlich sein). Und dann fängt der Vater an, gibt dem Sohn auch ein paar Steine in die Hand, sagt, dass er sie hier in die Kiste werfen soll, mal schauen, wer die meisten rein wirft - und dann ist das ja auch bald erledigt. Da muss der Sohn nichts "vorführen", nicht "gehorchen", er lernt nicht "Papa kommt und der Spaß ist vorbei" - sondern man beendet die Aufgabe kurz zu zweit und nebenbei bekommt der Sohn Routine im EINräumen.
Erst viel später lernt er, was denn eigentlich AUFräumen ist!
Versuche, im gleichen Boot wie dein Mann zu sitzen.
Also, noch nicht mal "deinen Mann mit ins Boot zu holen", sondern erst mal klarzustellen, dass ihr gleichberechtigte Eltern seid, die das gleiche wollen und auch berechtigte Gefühle haben. Man möchte als Vater ja auch nicht der Doofe sein, der immer Anleitung von seiner Frau braucht, weil nur die weiß, wie es richtig geht.
Redet auf Augenhöhe, aber nicht vor den Kindern! Also, streitet euch nicht vor den Kindern über die richtige Vorgehensweise, sondern macht das, wenn die Kinder im Bett oder woanders sind.
Bestätige ihm, dass seine Gefühle okay sind, auch seine Gefühle, sich bei seinem Sohn "durchsetzen" zu müssen, aber frage, ob das nicht ohne Machtkampf geht, ohne, dass der Sohn sich dabei schlecht fühlt, weil er dann dieses Gefühl mit dem Aufräumen und schlimmstensfalls mit der Anwesenheit von Papa beim Aufräumen verbinden wird!
Das möchte doch dein Mann nicht.
Dein Mann möchte aber auch nicht als unfähiger Vater dastehen, der von dir bezüglich Erziehung noch erzogen werden muss!
Toller Beitrag @Toschkalee
Vielleicht lässt uns TE noch wissen, ob sie sich davon etwas zu Herzen nehmen wird.
Schrecklich. Dein Mann erwartet völlig Unrealistisches. Ein Kind ist kein Mini-Erwachsener. Mir wird ganz anders. Bitte schau, dass er profunde Informationen über das Mindset so kleiner Kinder erhält und seine Erwartungen revidiert.