Ich bin wirklich fertig gerade und habe niemandem, mit dem ich darüber reden kann. Ich habe zwei Kinder, einen 14-jährigen Sohn mit ADHS und Diabetes, zu dem ich immer mehr den Draht verliere, und eine 10-jährige Tochter, mit der ich sehr eng bin und mit der es kaum Probleme gibt.
Wir hatten gerade folgende Situation - ich würde gerne alles aufschreiben, was gesagt wurde, damit ich mal von jemandem eine ehrliche Meinung hören kann. Nur kurz zur familiären Situation: Mein Mann ist sehr engagiert im Familienleben, da er gerade nicht arbeiten geht, dafür gehe ich gerade 40 Stunden die Woche arbeiten (Einzelhandel). Mein Mann (Geschäftsführer-Position, ab März wieder arbeitend), ist allerdings auch sehr extrovertiert, dominant und oft ein wenig manipulativ, wie ich finde.
Folgende Situation hatten wir gerade beim Frühstück:
Wir hatten eine Diskussion darüber, dass mein Sohn sich SCP Foundation Artist-Books zu Weihnachten wünscht und zwar Bücher mit Bildern, Abbildungen, die ich mir in meinem Alter (43) noch nicht angucken würde, die schlimmer aussehen, als der Schrei von Edvard Munch, und ich versucht habe meinem Sohn klarzumachen, dass ich ihm so etwas nicht zu Weihnachten schenken werde und sehr enttäuscht darüber bin, dass mein Mann sich da einfach raushält und mir mehr oder weniger auch noch in den Rücken fällt, in dem er sagt, man könne ja sagen, dass man so etwas nur nicht zu Weihnachten schenken möchte und ich aber generell mehr Empathie da aufbringen müsse, für was sich mein Sohn interessiert. Von meinem Sohn musste ich mir dann anhören, ich wäre eine Helikopter Mutter und aus dem 19. Jahrhundert. Ich hätte keine Ahnung, was da passiert, und ich wäre viel zu streng. Zu meinem Mann habe ich dann, als mein Sohn immer wieder einfach gegangen ist und nicht abgewartet hat, gesagt, dass ich keine gute Mutter wäre, wenn ich ihm so etwas schenken würde. Daraufhin hat mein Mann provokant erwidert, aus welchem Katalog ich das denn hätte m, wo drin steht, wann man eine gute Mutter sei und wann nicht. Er hat sich immer wieder darauf festgefahren, mich anzugreifen. Daraufhin habe ich dann gesagt, dass ich dafür keinen Katalog brauche aber dass das doch einfach vollkommen klar ist, dass ich nicht meinem Sohn zum Beispiel ein Messerset zu Weihnachten schenken würde, dass ich dann keine gute Mutter wäre, oder dass ein Vater, der seine Kinder missbraucht, kein guter Vater ist und genauso bin ich keine gute Mutter, wenn ich meinem Kind ein Buch mit solchen Bildern schenke. Auch wenn es 14 ist, es ist immer noch minderjährig. Ich habe meinen Sohn dann gebeten aufzuschreiben, was er sich stattdessen wünschen würde. Das wär nett gemeint und dann hat er gesagt: nein, wenn er das nicht bekäme, dann wäre er total sauer und angepisst. Daraufhin habe ich gesagt, dass der Schenker ja auch zufrieden damit sein muss und etwas gerne schenken möchte und dass sowas halt einfach gar nicht in die Tüte kommt. Daraufhin meinte er, dass ich ja früher auch gruselige Bücher konsumiert hätte und der Vergleich ist wirklich lachhaft, da in den „Mystery Heften“ wirklich gar nichts Schlimmes passierte und nur leichter Grusel ohne Bilder vorkam mit Liebesgeschichten verknüpft. Als mein Sohn dann wieder oben war, musste ich mir von meinem Mann anhören, dass ich mich fragen solle, ob ich nur mit der Kritik meines Sohnes nicht umgehen könne, und dass ich doch einfach mal versuchen solle, ein bisschen empathisch seine Interessen zu verstehen, um dann diplomatisch deeskalieren zu lassen und zu sagen: zu Weihnachten finde ich das nicht angemessen. Ich finde das ehrlich gesagt sehr fahrlässig und antiautoritär und laissez-faire, das habe ich meinem Mann auch gesagt. Daraufhin ist es dann total entgleist und er hat dann immer wieder gesagt, dass er mir nur beibringen will, wie man sowas besser löst. Ich habe ihm gesagt, dass es da für mich nichts gibt, was ich falsch mache - dass es mir nicht in die Tüte komme, dass ich da meine Meinung habe und mich nicht von ihm belehren lassen muss, was ich mal wieder falsch gemacht hätte in seinen Augen. Er sagt, ich hätte dann keine Empathie und solle mal darüber nachdenken - hääääää?
Dann habe ich gesagt, wir brauchen darüber nicht mehr zu diskutieren, in soetwas möchte ich mich auch nicht hineinversetzen, genauso wenig, wie ich mich in die Gedanken eines Serienmörders hineinversetzen möchte. Das hat nichts mit fehlender Empathie zu tun, sondern mit einer Einstellung zu bestimmten Dingen, die mir bei minderjährigen einfach nicht ins Haus kommen. Dann habe ich auch gesagt, dass die Diskussion jetzt für mich beendet wäre, weil ich mich dafür nicht rechtfertigen möchte oder belehren lassen möchte. Das konnte er dann irgendwie nicht vertragen und hat immer noch etwas zu mir gesagt und immer wieder provoziert, mit dem Finger auf mich gezeigt und gesagt, okay du hast recht, du hast recht, du hast recht du hast recht du hast recht Du hast recht in einem sehr aggressiven erheblichen Tonfall beim Rausgehen. Ich habe nur gesagt , dass es nicht darum geht, wer recht hat, und dass er aufhören solle, mich zu provozieren. Er hat nicht damit aufgehört und überheblich weiter gesagt: du hast recht. Dann habe ich daraufhin Arschloch gesagt am Ende. Dann ist er wütend und aggressiv zurückgekommen und hat mich beschimpft ich wäre eine beleidigende Frau, die sich nicht im Griff hätte, ja und das wäre dann mein Problem. Daraufhin habe ich gesagt , er wäre immer provokant, genau deshalb möchte ich auch kein weiteres Kind von dir. Er hat mich weiterhin als beleidigend beschimpft, ich hätte mich nicht im Griff, und DAS würde dann dem Bild einer guten Mutter in meinen Augen entsprechen? Da müsste er lachen. Er zeigt dann die ganze Zeit wütend mit seinem Zeigefinger auf mich und beschimpft mich und sendet Blitze in meiner Richtung aus und hasserfüllte Schwingungen, wie schlecht ich wäre. Ich habe mich dann gewehrt und zu ihm gesagt, dann bist du ein provokanter Narzisst. Er beschimpft mich weiterhin als weibliche Narzisstin. Im Rausgehen sagt er dann, die Narzisstin wäre ich.
Schlimmer Streit über Erziehungsfragen
Ich muss dazu sagen, dass ich früher von Grund auf ein sehr selbstunsicherer Mensch bin, aber dass ich versuche, immer alles gut und richtig zu machen, und dass ich mich einfach in den letzten Jahren immer mehr wehre.
Hallo Lalibella,
Ich habe mir ein wenig Zeit genommen, um auf deinen Beitrag einzugehen, da er viele wichtige Dynamiken anspricht. Du beschreibst, dass dein Mann dich als ‚weibliche Narzisstin‘ bezeichnet hat, was sicherlich herausfordernd für dich war. Dennoch könnten bestimmte Verhaltensmuster, die du schilderst, lohnend zu reflektieren sein. Ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, die Abwehr von Kritik und der Anspruch, als ‚gute Mutter‘ wahrgenommen zu werden, könnten darauf hinweisen, dass du in solchen Situationen schnell persönlich betroffen bist und Kritik als Angriff auf deinen Selbstwert empfindest.
Dein Wunsch, eine „gute Mutter“ zu sein, zeigt Verantwortungsbewusstsein, könnte aber durch Perfektionsansprüche belastend sein – für dich, dein Umfeld und deine Beziehungen. Vielleicht spürst du ähnliche Reaktionen auch in anderen Lebensbereichen, etwa durch eine starke Anpassung an äußere Erwartungen, um alles „richtig“ zu machen. Manchmal wurzeln solche Reaktionsmuster in früheren Erfahrungen, etwa in der Art, wie in der eigenen Familie mit Kritik oder Anerkennung umgegangen wurde. Vielleicht mag es hilfreich sein, darüber nachzudenken. Solche Prägungen können sich unbewusst auf spätere Beziehungen auswirken.
Was auffällt, ist die Eskalation durch Beleidigungen wie „Arschloch“, die eine klare Grenzüberschreitung darstellen. Es wirkt, als ob du diese Worte als gerechtfertigt empfindest, aber Beleidigungen sind niemals in Ordnung. Sie verschärfen Konflikte und erschweren konstruktive Kommunikation. Dein Mann wirkt in deiner Beschreibung eher lösungsorientiert, da er versucht hat, eurem Sohn Gehör zu verschaffen. Sein Verhalten deutet nicht auf narzisstische Tendenzen hin, sondern auf einen partnerschaftlichen/familiären Ansatz - ein Ansatz, der Reflexion von außen fördert, so wie du es dir in einem Kommentar hier wünschst.
Dein Sohn befindet sich in einer Phase der Persönlichkeitsentwicklung. Ihm zu signalisieren, dass seine Wünsche gehört werden, bedeutet nicht, deine Werte aufzugeben. Gleichzeitig fällt auf, dass du deine Tochter als eng verbunden und problemlos wahrnimmst, während du deinen Sohn durch Herausforderungen wie ADHS und Diabetes beschreibst. Solche Unterschiede in der Wahrnehmung - bewusst oder unbewusst -können zu einer eigenen Dynamik führen. Dein Sohn könnte spüren, dass er in deiner Wahrnehmung mehr „Probleme“ mitbringt, was Distanz oder Frust bei ihm auslösen könnte. Indem du ihm aktiv zeigst, dass er genauso wertgeschätzt wird wie seine Schwester, kannst du diese Dynamik durchbrechen und eure Bindung stärken. Und ja, die Pubertät wird dich auch bei deiner Tochter sicher noch vor Herausforderung stellen, wie meine Vorrednerinnen schon angemerkt haben.
Viel Kraft und liebe Grüße!
Liebe Frau Alltagszauber,
Deine Antwort bringt mich sehr zum Nachdenken und ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir genommen hast. Mit Sicherheit hast Du da in einigen Punkten recht, vor allen Dingen, was den Perfektionismus und die Kontrolle angeht. Ich habe große Angst, zu versagen, wenn ich etwas falsch mache in der Erziehung und bin nicht sehr selbstbewusst. Ich bin aber auf alle Fälle sehr offen und gefühlvoll mit meinen Kindern, auch wenn es meinem Sohn gegenüber hier nicht so rüber kommt. Trotzdem - ja, spürt er, dass mit ihm immer alles schwieriger war. Ich war vielen Anforderungen nie gewachsen und habe mich mit ihm überfordert gefühlt. Mein Mann sich zuweilen auch. Das hat auf jeden Fall zu einer bestimmten Dynamik geführt. Ich werde mal versuchen, da genauer hin zu schauen. Ich liebe meine Kinder sehr und möchte am meisten, dass sie glücklich sind. Mich überfordert aber diese Verantwortung, dazu alles gut machen zu müssen als mutter.
Vielen, vielen Dank🥰
Ich stimme meiner Vorrednerin zu und ergänze, dass die Bücher weswegen du so eskaliert bist ab 14 Jahren Lesealter sind (Google Info)…
Wenn du eine gute Mutter sein willst, solltest du nicht davon ausgehen, dass nur deine Ansichten und Entscheidungen die richtigen sind. So wirst du nämlich auch in den nächsten Jahren den Bezug zu deiner Tochter verlieren.
Ich danke Euch für Eure ehrliche Einschätzung. Ja - natürlich ist es immer schwer, dastanden zu beurteilen, wenn man nicht selbst dabei war. Aber ich werde mir Eure Ratschläge zu Herzen nehmen.
*das Ganze - nicht dastanden;)
Hallo,
ich finde es auch sehr interessant, dass du hervorhebst, mit deiner 10 jährigen Tochter ein super Verhältnis zu haben und deinen Sohn nicht zu verstehen. Warte mal ab wie deine Tochter mit 14 sein wird, sie wird Dinge tun, sich Dinge wünschen, die du nicht gut findest. Genau wie dein Sohn jetzt. Und dann musst du damit umgehen lernen. Sonst wird das Verhältnis zu beiden Kindern geschädigt.
Und zu dem Weihnachtgeschenk für deinen Sohn, er wünscht sich so ein Buch, ich verstehe nicht warum du es ihm nicht schenken willst. Es muss nicht dir gefallen. Du willst doch ihm eine Freude machen. Ich habe auch schon an unterschiedliche Menschen Dinge verschenkt die ich nicht gut fand, aber es war deren Wunsch und sie haben sich gefreut, also habe ich mich gefreut.
Ich finde es gut dass dein Mann sich raus halten will. Und er hat Recht, das macht keine gute Mutter aus wenn man darauf besteht, die einzige Richtige Meinung im Haus zu haben. Und jemanden als Arschloch zu bezeichnen stellt dich auch nicht in ein wirklich gutes Licht.
Ich würde mir das alles noch Mal durch den Kopf gehen lassen und mich beim Mann und Sohn entschuldigen.
Viele Grüße
Milka
Danke für Deine Antwort. Ja, vielleicht sehe ich das mit dem Buch zu engstirnig … aber ich bin Buchhändlerin und vielleicht deshalb da auch sehr empfindlich. Und mein Sohn interessiert sich einfach immer schon für düstere Sachen, was ich auch sehr oft akzeptiere, aber nicht gut finde. Eigentlich versuche ich immer sehr einfühlsam zu sein, aber heute hat das wohl gar nicht geklappt:(.
Das Argument mit der Buchhändlerin zählt gar nicht - außer du gehörst zu der Art Verkäufer, die einem Kunden nur das andrehen wollen, was sie toll finden, ohne die Bedürfnisse der anderen zu berücksichtigen. So verhältst du dich deinem Sohn gegenüber.
Die Bücher erinnern mich an Giger. Ist nicht mein Geschmack, aber aus meiner Sicht voll Ok, auch für einen 14-jährigen als Weihnachtsgeschenk.
Liebe Lalibella,
ich kann verstehen, dass du dich gegen das Buch aussprichst. Ich würde deinem Sohn da ganz klar sagen, dass man sich alles wünschen, kann, aber eben nicht jeder Wunsch in Erfüllung geht. Ich würde auch ungern aushandeln, dass er sich das Buch eben von seinem Erspartem kaufen soll, weil ich verstehe warum du das Buch ablehnst. Ich denke einem 14 Jährigem fehlt es da tatsächlich an geistiger Reife.
Allerdings finde ich euren Streit auch nicht gerade reif. Vermutlich liegt es in der Natur der Sache. Vielleicht kannst du ja jetzt Größe zeigen und dich bei deinem Mann entschuldigen. Danach tragt doch mal gemeinsam Argumente zusammen das Buch zu schenken oder eben nicht und vergleicht dann gemeinsam die Pros und Contras. Sprich mit deinem Mann doch offen, welche Ängste du hast, wenn dein Sohn das Buch liest. Wenn er die zerstreuen kann oder das „Monster“ dann wieder einfängt, was es möglicherweise lostritt, dann soll er das tun.
Aber glaube nicht, dass die Bindung zu deinem Sohn durch ein geschenktes Buch wieder enger wird. Da braucht es wohl anderes und da hat dein Mann recht. ich denke bei Teenagern ist es wichtig im Gespräch zu bleiben und zu hoffen, dass sie einem noch „alles“ erzählen bevor sie unvernünftige Dinge heimlich tun.
Alles Gute 🍀
Liebe Jellys,
ich danke Dir sehr, für Deine liebe Nachricht. Wahrscheinlich war das wirklich nicht sehr reif. Aber manchmal fällt es so schwer, immer die richtigen Entscheidungen und Worte zu treffen. Ich denke, ich werde mich entschuldigen. Vielen Dank🥰
Bücher hin oder her.
Was garnicht geht ist dass ihr den Streit vor eurem Sohn austragt. Die Bücher sehe ich hier als ein völlig nebensächliches Problem.
In so einem Fall sage ich zu meinem Kind "ich bin mir nicht sicher ob ich das gut finde. Was genau ist dir denn daran so wichtig? Lass mich das mit deinem Vater in Ruhe besprechen bitte".
Nein, wir haben nicht vor unserem Sohn gestritten, das war im Nachgang. Hatte ich nicht richtig erwähnt.
Und was sagt dein Sohn dazu warum er sich das wünscht? Was er gut daran findet?
Und vor was genau hast du Sorge wenn er sowas hat? Was wäre, wenn er sich das von seinem Taschengeld kauft.
Ja, man muss nicht alles unterstützen. Aber den Sohn ist 14 und kein Kleinkind mehr.
"dass der Schenker ja auch zufrieden damit sein muss" nee, denke ich nicht. Wenn sich jemand etwas wünscht, habe ich es als Schenker nicht zu beurteilen. Dann schenke ich, um eine Freude zu machen.
Dein Mann hat in diesem Fall recht.
Ansonsten wirkt er aber wie jemand, der zielsicher Reaktionen provozieren kann, die er dir dann zum Strick dreht. Sprich, er provoziert dann solange, bis du völlig eskalierst und er dann deine eigenen Ansprüche ("gute Mutter sein") gegen dich verwenden kann. Dabei hat eure Situation (dass ihr euch gegenseitig angeht) in diesem Moment rein gar nichts mit dir als Mutter zu tun. Denn es war zum Ende der Diskussion ein Streit zwischen euch als Paar.