Hallo,
mich würden Erfahrungsberichte von anderen zum Thema Kinder- und Jugendpsychiatrie interessieren, weil ich mich leider gar nicht damit auskenne.
Zum Hintergrund: Meine Tochter ist vor kurzem 17 Jahre alt geworden. Sie besucht die 11. Klasse eines Gymnasiums und möchte auch Abi machen. Allerdings geht es ihr schon seit längerer Zeit psychisch nicht so gut. Nach schlimmen Mobbing musste sie die Schule wechseln, aber leider findet sie auch an der neuen keinen Anschluss. Aktuell hat sie gar keine Freunde und zieht sich immer mehr zurück. Sie ist gefühlt nur noch traurig und hat leider auch einige "Zwänge", z.B. Ängste, dass schlimme Dinge passieren könnten, wenn sie bestimmte Handlungen nicht ausführt, sodass sie z.B. manchmal öfter vor- und zurückgehen muss (das haben auch ihre Mitschüler mitbekommen, weswegen sich schon lustig gemacht wurde).
Ich würde mir wünschen, dass sie eine Therapie macht, was sie inzwischen auch möchte. Aber wir finden keinen Platz. Jetzt hat eine Therapeutin gesagt, sie hätte zwar noch Plätze frei, aber das seien Gründe für einen stationären Aufenthalt.
Dann hatten wir eine sehr schöne Klinik rausgesucht mit ganz schönen Angeboten, aber leider hieß es nach dem Vorgespräch, ein stationärer Aufenthalt sei nicht notwendig aus deren Perspektive. Außerdem sei die Wartezeit sowieso extrem lang.
Nun hat sich die Situation in den letzten Tagen verschlimmert: Sie entwickelt immer mehr Ängste und sagt selbst, dass sie dringend Hilfe braucht. Ich versuche mit ihr zu reden, sie abzulenken etc, aber ich bin kein Profi und habe jetzt schon so viel ausprobiert und komme nicht mehr weiter.
Also habe ich nochmal diese Therapeutin kontaktiert und die hat gesagt, wir sollen jetzt eine Akutklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie über die Notaufnahme aufsuchen. Das wollte meine Tochter nicht, was ich verstehen kann. Aber heute kam dann doch der Gedanke, dass es alleine vielleicht zu viel wird. Wir haben für eine Zweitmeinung mit dem Hausarzt gesprochen und der sagt: Auf keinen Fall. Das seien keine schönen Orte, sie würde dort schreckliche Dinge sehen und es würde alles nur noch schlimmer machen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Kennt sich irgendwer mit dem Thema aus? Glaubt ihr, ein Aufenthalt könnte in so einer Situation hilfreich und heilsam sein? Sie ist leider auch sehr schüchtern und sensibel, nimmt sich alles sehr zu Herzen. Aber ihr muss irgendjemand helfen und ich weiß einfach nicht mehr weiter....was würdet ihr tun? (Ich hätte auch nie gedacht, dass es so schwer ist, an einen Therapieplatz oder irgendeine Form der Hilfe zu kommen). Eigengefährdung oder so liegt aber Gott sei Dank in keiner Form vor der Hausarzt meint, nur dann sei ein Aufenthalt in einer Akutklinik notwendig, aber die Therapeutin sieht es halt anders. Und wirklich jeder erzählt was anderes, alle scheinen mit ihr überfordert zu sein und das macht mich als Mutter fertig :(
Hat jemand Erfahrung mit Kinder- und Jugendpsychiatrien?
Guten Morgen,
tut mir leid zu lesen, dass es deiner Tochter nicht gut geht.
Ich habe keine Erfahrungen, aber habt ihr ggf. schon mal eure Krankenkasse kontaktiert? Die könnten euch bei der Suche nach einem geeigneten Platz unterstützen.
Wünsche deiner Tochter alles Gute 🍀.
Gruß Sternen-Himmel
Zwangserkrankungen müssen dringend behandelt werden, am besten mittels Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Ob ein stationärer Aufenthalt Sinn macht, lässt sich über einen Text hier im Forum nicht beurteilen. Hat Vor- und Nachteile. Lass dir über die Arztsuche der Kassenärztlichen Vereinigung eine Liste ausdrucken mit allen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in eurem Umfeld und ruf jeden einzelnen davon an (zuerst die mit Verhaltenstherapie Schwerpunkt) und bitte um ein Erstgespräch. Wenn kein Therapieplatz frei ist, ist das so, aber eine Zweitmeinung bezüglich Klinik ja oder nein, sollte man so schon zeitnah bekommen.
Auch die Terminservicestelle (Tel. 116117) hilft solche diagnostischen Erstgespräche (auch psychotherapeutische Sprechstunde genannt) zu vermitteln.
tatsächlich ist alles richtig, was du schreibst. -Psychiatrien sind keien schönen Orte. -- Aber wenn das Krankheitsbild Deiner Tochter ein Stationärer Aufenthalt erfordert, dann ist es halt nunmal so.
Wenn aber schon eine Klinik sagt, das wären keine Gründe für stationär, gäbe es noch die möglichkeit einer Psychiatrischen Reha/Kur?
Egal wie: sie braucht einen Therapeuten, der sie 2-4 mal im Monat sieht und nach einigen Sitzungen wird klar, wohin die Reise geht.
Ja: die Wartezeiten sind lang. -- Du musst halt überall anrufen, Dich überall auf Listen setzen lassen usw... Notralls eben 1,5 Stunden weit fahren.
Ich habe für mein Kind nach wochenlanger Telefonarbeit und gefühlt Hundert Telefonnummern einen Termin bekommen mit 3 Monate Wartezeit. Aber auch nur, weil es eine dramatische Vorgeschichte gab. -- der Erste Anlauf bei der ersten Therapierunde hatte auch 7 Monate Wartezeit. -- Es kommt ja auch drauf an, WAS man am Telefon schildert.
Tatsächlich waren wir damals auch in einer Klinik in der Akutsprechstunde zur Beurteilung. -- Da war dann eben das Ergebnis mit den 7 Monaten Wartezeit und wir waren dann in der Ausbildungsambulanz und hatten keinen Psychiater sondern einen Sozialpädagogen mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. -- Leider hätten wir keinen Frischling mit unserem Problem gebraucht und keinen SozPäd und das Jahr Therapie war ein verlorenes Jahr für uns, der er das Grundproblem nicht erkannte, wie sich später herausgestellt hat........
Fakt ist und was ich gelernt habe: hilfst Du dir mit Alternativen selbst nicht, kommst du nicht voran oder hast jahrelange Wartezeiten .....:
auch eine Therapie ist oft jahrelange Persönlichkeitsarbeit.... da kommt es auf die Wartezeit nicht an und ich kann verstehen, dass Du ungeduldig bist, weil du eine baldige Lösung wünscht. Die gibt es oft nicht weil die Praxen alle auf lange Zeit voll ausgelastet sind.
-- Also versucht abseits des Termin-Telefonwahns vor Ort zusätzlich alternative Lösungen zu finden. -- Als Selbstzahler gibt es in vielen Städte Coachings, Heilpraktiker mit Therapeutenzusatzqualifikation, freie Therapeuten oder sogar Yoga usw.... versucht bis es soweit ist, schonmal im kleinen kurzfristig vorher übergangsweise etwas Unterstützung anzugehen, was greifbar ist ...
Manche Therapeuten nehmen einem auch früher, wenn man ein paar Sitzungen als Selbstzahler haben will .... --- eventuell findet ihr für die Übergangszeit so einen Beistand, der etwas Anleitung für den Alltag geben kann. Denn letztendlich braucht es ja Anleitung für den Alltag. Anleitung an sich zu arbeiten nach dem Termin etc.....
Ja: das kostet. -- aber letztendlich ist das heutzutage bei den "nicht ganz so schlimmen nicht suizidgefährdeten" Thematiken leider der Weg. -- monatelang Warten oder vorher selber zahlen. Die Praxen sind alle übervoll.
Der schnellste Weg führt übers Krankenhaus und direkte Einweisung sobald Selbstgefährdung droht.
Wir hatten das alles durch...
Es steigerte sich bis eines Tages mein Kind meinte dass es im Internet schon googelt wie es sich am besten umbringen kann.
Zum Glück hat sie diesen Moment mit mir geteilt, am nächsten Morgen war sie in der Klinik für 3 Wochen und anschließend auf der PSO, Klinik für Psychosomatik.
Dort war sie dann für fast 6 Monate und während dieser Zeit wurde ein betreutes Wohnen gesucht wo sie dann aber nach einem Monat wieder heim wollte.
Es war eine schwere Zeit aber sie ging so gestärkt wieder da raus.
Im Übrigen war dort in der PSO auch Klinikschule, je nach Belastbarkeit. Und dann eine Wiedereingliederung sobald sie soweit war in ihr Gymnasium.
Sie durfte sich erst 3 Fächer aussuchen die sie mochte und war dann, ohne Noten, für diese Stunden in der Schule, konnte Fächer dazutun oder wieder wegnehmen. Sie sollte ohne Streß wieder in den Alltag kommen.
Letztendlich hat sie ein Jahr "verpasst". In Anführungszeichen verpasst weil sie ansonsten wahrscheinlich nicht mehr bei uns wäre.
Sie ist gewechselt vom Gymnasium auf die Realschule, hat da ihren Abschluss als Jahrgangsbeste gemacht und ist dann auf einer Fachoberschule um ihr Abi zu machen.
Deine Tochter ist ja in der Elften, sie könnte dann dort wieder anschließen sobald sie soweit ist.
Interessant für uns ist dass sie wahrlich nicht allein ist, wir bekamen in dieser Zeit mit dass einige andere Jugendliche ebenso in Therapie sind.
Achja, nach der PSO hatte sie noch für einige Monate wöchentliche Termine beim Psychologen.
Rede mit ihr, frag wie ernst es ist und geh mit ihr im schlimmsten Fall den Weg übers Krankenhaus.
Alles Gute Euch
Ist deine Tochter dann freiwillig in die Psychiatrie gegangen?
Ja, die Not in ihr war so groß und sie wusste dass sie dringend gesicherte Hilfe braucht.
Erst war sie in der Kinder und Jugendklinikabteilung, auf ihrem Zimmer wurden die Fenster verschlossen und sie selbst nachts an ein EKG angeschlossen damit auffällt wenn sie das Bett verlässt.
Sie hatte mehrmals Gespräche mit einer Psychologin. Wir Eltern durften, trotz Corona, zweimal am Tag zu ihr und mit ihr rausgehen oder in die Cafeteria.
Es war eine unglaubliche Zeit in der wir uns noch näher gekommen sind. Im Nachhinein haben wir alle teilgenommen an Ihrer Therapie.
Als sie dann in der PSO der Klinik war hatten wir Eltern einmal die Woche einen Termin bei ihrem Psychologen. Der hat nie seine Schweigepflicht gebrochen, konnte aber vermitteln was auch bei uns Eltern schief gelaufen ist, was wir ändern können usw.
Erstmal: Alles Gute für euch!
Ich würde tatsächlich in die Akutklinik über die Notaufnahme. Dann wird schon mal geholfen.
Ich kenne einen Fall, da wurde die Person in der Akutklinik dann nicht stationär aufgenommen. Aber es wurden ihr Medikamente, die auch halfen, verschrieben. Zusätzlich Kontaktlisten mitgegeben, wer helfen könnte und erklärt, dass sie jederzeit kommen kann, wenn das doch nicht hilft. Also da wurde die Person als gefestigt genug angesehen, dass sie zu Hause unter elterlicher Aufsicht bleiben konnte. Für die Schule gab es aber eine Krankmeldung von zwei Wochen, um sie da mal rauszuholen und in der Zeit den Fokus auf die weitere Behandlung zu legen.
Hallo,
ich kann dir von beidem berichten. Meine Tochter war bereits 2 Mal mehrere Monate stationär in einer KJP und seit einem Jahr ist sie in ambulanter Psychotherapeuthischer Behandlung.
Zuerst einmal, was der Hausarzt sagt ist Blödsinn. Eine KJP ist kein "schlimmer Ort". Die Kinder und Jugendlichen hatten Vormittags 4 Stunden Schule für Kranke, Nachmittags hatten sie verschiedene Freizeitangebote wie Werken, Sport, soziale Kompetenzgruppen, Kochen, Musikgruppe und natürlich Gruppen und Einzeltherapien. Die Ärzte und Pfleger waren sehr freundlich und bemüht. Also ich kann von "unserer" Klinik nichts schlechtes behaupten. Aber natürlich wird es auch hier Unterschiede geben.
Was allerdings zutrifft ist, dass natürlich alle Kinder und Jugendliche die dort sind auch Probleme und Themen haben, die sie dorthin mit bringen. Da kann es natürlich auch Schwierigkeiten geben wie überall wo viele unterschiedliche Personen aufeinander treffen. Grüppchenbildung, Mobbing usw. Und man schaut sich tatsächlich viele Sachen von anderen ab. Meine Tochter hat sich in den Monaten dort leider auch einiges von anderen abgeschaut an Verhaltensweisen.
Aber alles in allem war für sie der Aufenthalt absolut notwendig und hillfreich. Nun ist sie seit 1 jahr wieder zu Hause und hat ambulante Psychotherapie. Das ist natürlich nicht so intensiv wie stationär. Aber eben nachhaltiger. Und es wird in den Alltag zu Hause integriert. Klinik ist ja wie unter einer Käseglocke, da ist kein normaler Alltag. Und sie muss zu Hause den Alltag ohne Zwänge schaffen. Hat alles Vor und Nachteile.
Das mit den Wartezeiten ist tatsächlich schwierig, sowohl bei Kliniken als auch bei ambulanten Psychotherapeuten. Ich würde wirklich ALLE im Umkreis von 50 km anrufen oder anschreiben und mich auf die Warteliste setzen lassen.
Ich kann natürlich nicht beurteilen ob deine Tochter eine Klink benötigt. Ihr könnt aber in den Ambulanzen der Kliniken einen Kennenlerntermin ausmachen und eure Lage schildern, dort kann man euch sagen wie die Fachkräfte das Krankheitsbild deiner Tochter einschätzen.
Ich würde mir im Zweifel verschiedene Meinungen einholen.
Alle Gute für deine Tochter.
Viele Grüße
Milka
Ich finde die Aussage vom Hausarzt problematisch - dass ist eine Pauschalaussage.
Eine KJP ist was Anderes als eine Psychiatrie für Erwachsene.
Dementsprechend sind da auch andere Krankheitsbilder.
Unsere Große (17) hat erst im Sommer eine Freundin (16) in einer KJP besucht.
Die Freundin ist da schon länger immer wieder stationär mit Pausen zu Hause.
Nach ihrem Eindruck befragt " Das sieht da netter aus als im KH".
Ich würde bei den umliegenden KJP anrufen und darauf verweisen, dass eure Therapeutin das als dringend notwendig ansieht.
PS: Von " Der Sendung mit der Maus" gibt's eine ganz tolle Folge über eine KJP.
Vielleicht sollte sich der Hausarzt die mal ansehen.
Hallo,
ich würde mich nach einer ambulanten Therapie umsehen. So schlimm klingt das geschilderte für mich nicht, dass eine stationäre Therapie nötig ist. (Das ist aber keine Diagnose, ich bin kein Arzt)
Auch würde ich prüfen lassen, ob Vitamin D, B Vitamine (vor allem Vitamin B 6, 9, aktives 12) als auch Magnesium aus dem Vollblut (wichtig Vollblut), mindestens in der Mitte des Normalwertes sind.
Ich kenne ein Kind, das in einer Klinik war, das Kind hatte gesagt, dass die paar Tage in der Klinik (bevor es von der Mutter wieder hinausgenommen wurde), die schlimmsten seines Lebens waren (Details erspare ich mir hier). Als es dann von der Mutter heraus genommen wurde, hatte übrigens die Klinik das Jugendamt verständigt, weil die Mutter eine medizinisch notwendige Behandlung verweigert hatte. Was im Alter von 17 aber wohl nicht mehr vorkommen wird.
"Eigengefährdung oder so liegt aber Gott sei Dank in keiner Form vor der Hausarzt meint, nur dann sei ein Aufenthalt in einer Akutklinik notwendig"
Genau so sehe ich das auch! Die paar Plätze, die es für solche Akutfälle gibt, würde ich auch für die Akutfälle frei lassen.
Was mir gerade einfällt. Vielleicht gibt es über die Krankenkasse die Möglichkeit zu einer Reha. Das könnte der Hausarzt veranlassen (zumindest in Österreich). Rehas finde ich persönlich besser als Psychiatrien und Rehas gibt es auch bei psychischen Problemen wie Burnout und ähnliches.