Hallo, eines meiner Kinder hat adhs, ist medikamentös eingestellt (8 Jahre alt)
Immer wenn es sauer ist, egal warum behauptet es nicht geliebt zu werden, dass es nicht wichtig wäre etc
Vorhin ging es ins Bett, war natürlich blöd. Kind versteckt sich unter der Decke mit der Ansage, dass es keine Luft mehr bekommen möchte. Nach zweimal intervenieren ließ ich es, dann kam prompt: das war der Test. Siehst du, ich weiß es doch, du liebst mich nicht, du rettest mich dann nicht…..
Wenn es gefrustet ist, haut es sich (wirklich nur leicht) auf den Kopf. Das Kind hat schon immer ein enormes schauspielerisches Talent
Im Moment verbuche ich das alles noch unter Aufmerksamkeit suchen (wobei es schon das Kind ist, welches die allermeiste Aufmerksamkeit- vor allem positive bekommt). Aber es nervt mich einfach gerade richtig doll.
Hat jemand einen Tipp? Ich habe auch schon an komorbide Depressionen gedacht, das nehmen aber weder das behandelnde spz noch der Vater ernst.
Umgang mit adhs Kind
Mit blick auf diese Sätze "ihr liebt mich nicht", würde ich versuchen sein Selbstvertrauen zu stärken. Über Sport oder auch Ergo, die kann ja auch der kA unabhängig vom SPZ verordnen.
Bei uns gibt's mehrere Kampfsport Schulen, die Trainings "stark im Alltag" "starke Kids" anbieten..diese sind genau für so was ausgelegt.
Bei Aktionen wie, ich möchte keine Luft mehr bekommen, würde ich hellhörig werden. Den Drang sich in Lebensgefahr zu bringen zu wollen, damit Mama mich rettet, empfinde ich als sehr gefährlich und das geht für mich deutlich über Aufmerksamkeit bekommen hinaus, selbst wenn es hier nur ne Bettdecke ist. Hast du darüber schon mal mit nem Psychologen gesprochen?
Das Kind macht Judo und fährt im Sommer ausgiebig bmx. Ich zeige immer wieder die Stärken auf und betone diese. Einen starken Kinder Kurs gab es auch bereits
Ja ich habe das Verhalten auch schon mal im spz angesprochen. Kind hatte vorher ergo bekommen, welche wir dann beendet haben, da die Betreuung im spz begann. Dort sollte das Kind eine verhaltenstherapeutischbgestützte ergo bekommen, die auch das lernen betrifft. Da er ab und an etwas unmotiviert war und der Vater halt nicht dahinter steht, wurde die abgebrochen von Seiten der Therapeutin, eine von mir gewünschte gemeinsame Elternberatung hält das spz auch nicht für sinnvoll. Nun soll er eine Lerntherapie bekommen, die über ein Jahr geht… Ehrlich gesagt fühle ich mich mit dem spz unwohl und im Stich gelassen. Ich arbeite selbst in einem, in einem anderen Bezirk und kenne auch Eltern, die nicht dahinterstehen. Aber dann muss man halt versuchen, die ins Boot zu holen. Es geht schließlich um das Kind, welches nichts für die Eltern kann. Trotzdem ist die Versorgungsstation so schlecht, dass wir dort bleiben müssen
Warum hört man mit dem einen auf nur weil was anderes dazu kommt? Versteh ich nicht so Recht ... Wir waren auch parallel in Ergo und SPZ ... Gerade wenn der Vater nicht dahinter steht dann würde ich doch woanders nach Unterstützung schauen, wo beide Eltern dahinter stehen .... Ja ich kenn auch die Wartezeiten für Therapeuten aber wenn ihr euch im SPZ unwohl fühlt, dann Alternativen suchen und weg da.
Was genau sind denn Punkte, die deinen Mann stören?
Ich finde das gerade schwierig, Du arbeitest selber in einem SPZ, unterstellst aber einem ADHS-ler bei eindeutigen ADHS Symptomen wie dauerndes Hinterfragen ob er geliebt wird und bei Frust an den Kopf hauen dem Kind "schauspielerisches Talent?
Den Kind hat eine Spektrumsstörung die auch Verhalten hervorrufen kann, die man früher nur im Autismusspektrum verortet hat. Was Du beschreibst ist typisch, und hat weder was mit "nervigem Drama" oder "schauspielerischem Talent" zu tun.
Es reicht auch nicht nur, die Stärken zu loben. Man muss sein Kind auch einfach mit der Behinderung, die es hat, annehmen. "Du bist toll so wie du bist" und nicht "Du bist toll wenn du Judo machst". Und da klingt "nerviges Drama" und der Kommentar mit dem schauspielerischen Talent, wenn typische ADHS-Ticks beschrieben werden, ehrlich nicht danach. Gerade ADHSler haben sehr feine Antennen dafür, ob das, was man sagt, auch ehrlich gemeint ist.
Adhs ist keine Behinderung. Als selbst Betroffenen verletzt mich so ein Label..
Also, es tut mir leid, ich wollte keinen verletzen, mir ist der richtige Begriff nicht eingefallen, der passend wäre.
Was ich ausdrücken wollte ist, dass es eben eine angeborene Eigenschaft ist, nichts, was ein Kind mit Absicht tut oder nicht tut.
Und ich empfinde es eben so, wir können gewisse Dinge eben einfach nicht, weil unser Gehirn anders ist. Einem Blinden sagt man ja auch nicht "jetzt schau einfach mal genau hin, das kann doch nicht so schwer sein da was zu erkennen" aber dem ADHSler sagt man "mach Dir halt einfach Termine im Handy, das kann doch nicht so schwer sein". Also fände ich den Begriff passend, wenn er nicht dieses Stigma hätte, das es in den Augen mancher eben noch hat.
Hallo,
hast Du schon mal die Packungsbeilage durchgelesen ob das Nebenwirkungen der Medikamente sein können?
Als ich mehr mit Kindern zu tun hatte, wirkten die medikamentös eingestellten ADHS Kinder auf mich total Lustlos, ohne Freude, als ob ihnen alles egal wäre.
Bei einigen Präparaten kenne ich das auch, vor allem bei Ritalin.
Das Kind bekommt Medikinet retard, da soll das nicht so auftreten und ist auch im vergleich zu ohne Medikamente nicht mehr so häufig dieses Verhalten.
Bei uns ist eher die Appetitlosigkeit das Problem, wobei dann nachmittags nachgeholt wird
Das haben wir auch. 20mg (Sohn ist 10) Wirkdauer, bei einmaliger täglicher Gabe morgens, 6-8 Stunden. Sofern dein Kind nachmittags nicht eine zweite Dosis nimmt, ist es quasi nicht mehr mit dem
Medikament unterwegs, sondern so, als hätte es kein Medikament. Das ist bei anderen Medis anders, da dort ein Spiegel aufgebaut wird. Aber eben nicht bei medikinet retard.
Das Problem mit dem Essen haben wir auch. Bei uns gibt es die Medikamente nur in der Schulzeit und wenn er lernen muss. In den Ferien oder am Wochenende ohne lernen, bekommt er nichts und wir müssen „da durch“. Aber dann isst er wenigstens normal.
Wie reagierst du denn, wenn es sagt, es wird nicht geliebt? Oder behauptet, du würdest es nicht retten?
Ich sage, dass das nicht stimmt. Dass ich das Kind sehr liebe (und dass es ein tolles Kind ist, mit Beispielen). Und ich nenne Beispiele, in denen ich durchaus für es da war (Krankheiten, ops, Krankenhausaufenthalte, Kummer…)
In den Momenten kommt das nicht an. Später dann schon
Dieses Aufzählen warum man das Kind liebt ist wichtig, aber es braucht mehr. Wir sprechen auch regelmässig die negativen Seiten an, im Sinne von "ja, das fand ich vorhin belastend, aber Du gehst ja zu den Trainings und arbeitest daran, und das finde ich Klasse, das wird ja immer besser. Das motiviert ja auch, sich in den Trainings anzustrengen.
Wir haben uns sehr stark mit dem Thema auseinandergesetzt, da mein Bruder mit unerkanntem ADHS gross geworden ist und mit 40 mit akuter Suizidgefahr in eine Klinik kam.
Das Problem beim Aufzählen ist ja, dass man immer zwar das Positive sagt, aber verschweigt, wie man zum negativen steht. Und Kinder in dem Alter sind nicht blöd, die merken ja, wie und womit sie anecken.
Ich weiß jetzt nicht, wie du finanziell dastehst, aber vielleicht kannst du darüber ja mal ein einer einzelnen Stunde mit einer Psychotherapeutin sprechen, oder vielleicht kann da auch eine Seelsorgerin einer charitativen Einrichtung Rat geben.
Kenne sowas in der Art auch. Nicht so extrem, aber in Zügen. Wir haben ein ADHS Coaching bei einem KJP, da werden wir das mal ansprechen. Wir sind jetzt im letzten Kindergartenjahr und es ist viel im Umbruch glaube ich für die Kinder. Alpträume sind auch häufig. Ich kann manchmal auch nicht einschätzen ob das gespielt ist da bei gleichaltrigen ja auch gerade Phase ist dass alles "unfair" ist oder ob er das ernst meint. Es kommt bei uns meist wenn er irgendwas will. Abends länger aufbleiben etc. Ich würde es nochmal ansprechen, ggf beim KJP. Oder KiÄ. Kann ja nicht sein dass es nicht ernst genommen wird.
Das war bei meinem Sohn ähnlich, er hat auch ADHS. Mein Sohn hat sich auch selbst weh getan und geäussert er wolle nicht leben, weil er nichts richtig macht.
Und mit der Erfahrung überlege ich natürlich, in wie weit es bei deinem Kind auch damit zu tun hat, dass er sich minderwertig fühlt, weil Dinge ihm nicht so gut gelingen wie Anderen. An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall dran denken, ihn viel zu loben, ihm Mut zu machen und ihm vielleicht auch zu erklären, dass man nicht in allen Dingen gut sein kann. Er hat sicher ein schlechtes Sebstwertgefühl. Das sollte man schon versuchen zu verbessern.
Natürlich können Kinder so was auch ein bisschen manipulativ einsetzen, aber das heisst ja nicht, dass es nicht vorhanden wäre.
Abends zum insbettgehen nochmal ganz doll lieb in den Arm nehmen und ihm sagen, dass du es liebst.