Hallo
Mein Kind reagiert jeweils sehr empfindlich wenn es von einem anderen Kind beleidigt oder auch nur genekt wird.
Ich sage ihm dann jeweils das er es an sich abprallen lassen muss denn die Beleidigung stimmt ja nicht. Ausserdem ist auch nicht jede Beleidigung gleich bitterböse gemeint.
Nun fängt aber mein Kind auch an auszuteilen, mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht und ich merke mein Ansatz war offenbar komplett falsch.
Welche Ratschläge gebt ihr euren Kindern mit im Umgang mit Beleidigungen etc.?
Wie können Kinder untereinander mit Beleidigungen umgehen
Bei uns lernen die Kinder sich zu " wehren" in dem sie die Hand abwehrend hoch halten, dem anderen in die Augen schauen und laut und deutlich sagen: Halt - Stopp- Ich will das nicht.
Sagt ein Kind dass, bedeutet es klar, es ist nicht lustig und kein Spiel.
Muss trainiert werden, klappt gut.
https://www.praevention-bonn-rhein-sieg.de/Mut-tut-gut/
Bei uns wurde mit der Grundschule das Thema beleidigen und beschimpfen etwas größer .... Im Kindergartenalter, war es eher unproblematisch, aber da hat der Kindergarten eben auch ein großes Augenmerk drauf gehabt. Ähnlich wie beim Beitrag oben mit "Halt / Stopp ... Etc."
Der Schulhof war für unseren Sohn eine ordentliche Herausforderung. Und nachdem mir daheim Sachen um die Ohren geflogen sind, dass ich echt rot geworden bin vor Wut, habe ich seine Lehrerin mit ins Boot geholt.
Wir haben daheim und auch in der Schule eine Übung gemacht, von der ich dir gerne erzählen möchte.
Man nimmt ein frisches/neues Blatt Papier, das steht für die unversehrte Psyche/Seele eines Kindes(Menschen) mit jeder Beleidigung zerknittert man ein Stück des Papiers, ein Schlag/Hauen oder ähnliches, kann mit dunklem Buntstiften gekritzelt werden. Und für jede Entschuldigung striecht man es wieder glatt oder radiert ...
Alle Kinder haben hier sehr schnell gemerkt, dass das Blatt nie wieder so schön glatt und sauber wie am Anfang wird, denn auch eine Entschuldigung, kann nie wieder alle Spuren ungeschehen machen, die das vorherige dort hinterlassen haben.
Diese Übung zeigt auch Erwachsenen häufig erst sehr spät, das eben Sprüche wie " lass das abprallen ... In ein Ohr rein am anderen wieder raus" eben nicht funktionieren! Die Psyche wird verletzt, und sie Spuren blieben, erst Recht und noch viel größer, wenn keine Entschuldigung/Reue gezeigt wird.
In unserer Klasse ist es seit dem ein besserer Umgang unter den Kids und auch auf den Schulhof treten die Kinder häufiger für kleinere oder schwächere ein.
Zwischen beleidigen, etwas als beleidigend empfinden und necken, liegen ja Unterschiede.
Kann dein Kind hier unterscheiden?
Natürlich soll und muss kein Kind sich beleidigen lassen. Ich kann mich aber erinnern, dass eins meiner Kinder z.b. auch Weigerungen anderer Kinder es mitspielen zu lassen als Beleidigung empfand und sich bitterlich darüber beschwerte.
Deshalb plädiere ich immer dafür genau hinzuschauen, wo das Problem liegt und dann gemeinsam mit dem Kind Strategien für neue oder andere Vorgehensweisen zu entwickeln.
Ich denke schon, dass man in gewissem Rahmen LERNEN kann, etwas nicht an sich ran zu lassen, aber man braucht dafür Übung und eine Anleitung.
"Lasse es an dir abprallen" sagt einem erst mal nichts. Das ist so wie "konzentriere dich!", wo man dann alle Muskeln anspannt und so noch weniger mitbekommt, weil man nicht weiß, was "konzentrieren" genau sein soll.
Also: Zu Hause in lockerer Atmosphäre üben: Jeder beleidigt den anderen (scherzhaft, erst mal mit Begriffen, die nicht wunde Punkte treffen) und der andere beleidigt (genauso scherzhaft) zurück. Oder sagt oder denkt sich "rede du mal, du kannst mir gar nichts". Oder macht sich bewusst, dass er auf die Meinung des anderen gerade gar nichts gibt. Singt im Geiste ein Lied oder zitiert ein Gedicht oder eine Lieblingsstelle aus dem Lieblingsbuch. Stellt sich vor, wie er Kakao über den anderen ausschüttet.
Dann gibt es noch die andere Methode, zu Hause intensiv (täglich) zu üben, sich bewusst zu entspannen. Traumreise, Meditationsmusik, Visualisierung etc. Immer die gleiche Übung. Und dann übt man zu Hause, dass einen jemand beleidigt und man stellt sich diese Entspannungsübung vor. Das macht man täglich, bis man es schafft, unter der Beleidigung komplett entspannt zu bleiben oder jedenfalls nicht auf 100 zu gehen, nur auf 10 oder so. Das wäre dann wirklich "es an sich abprallen lassen".
Wichtig wäre, dem Kind trotzdem zu vermitteln, dass es okay und normal ist, sich von Beleidigungen getroffen zu fühlen und (im fortgeschrittenen Alter) auch, was eigentlich dahinter steht. Das ist mMn wichtig, weil das die meisten nicht wissen. Also: Warum bin ich eigentlich getroffen? Warum ist es mir nicht egal? Was trifft mich, wovor habe ich Angst?
Die Antwort wird dann meist so etwas sein wie "die anderen schauen auf mich herab", "ich verliere Freunde/ die Achtung meiner Freunde", "ich merke, dass ich anderen nicht wichtig genug bin", "ich werde ausgeschlossen", "ich habe Angst, dass ich nicht mehr ebenbürtig bin, wenn ich Schwächen eingestehe".
Man muss ein bisschen graben, um hinter diese Ängste zu kommen.
Bei mir war das früher mal: "du bist dick". Darauf reagierte ich oft fast panisch. Irgendwann machte ich mir mal bewusst, warum eigentlich. Eigentlich war es ja potenziell nur eine sachlich Aussage "du hast keinen flachen Bauch". Meine Gedankenkette dahinter war aber: "Du bist dick. Du bist hässlich. Mit jemandem der hässlich ist, will keiner etwas zu tun haben. Du verlierst all deine Freunde. Dann kann jeder ständig auf dir rumhacken und keiner wird zu dir stehen. Du musst dich dann ständig schämen und bist ständig unter Stress."
Dann kann man sich bewusst machen, dass die meisten so etwas mit der Aussage nicht beabsichtigt hätten.
Und man kann sich bewusst machen, dass diese Gedankenkette gar nicht zutreffen muss.
Wie viele Menschen kennt man, die ebenfalls keine Modellfigur haben? Hat man Achtung vor denen? Warum sollte es bei einem selbst anders sein?
Man kann auch Beleidigungen wörtlich nehmen.
"A*schloch". Joa, hat jeder Mensch, gehört zur menschlichen Anatomie, man kann es aber auch falsch korrekt als Anus ausdrücken. Wenn man das so sagt, kann einen damit keiner mehr beleidigen.
Und dann kann man sich fragen: Warum beleidigen einen andere Kinder? Tun sie das bewusst, wollen sie einen verletzen oder finden sie das nur witzig? Wissen sie vielleicht gar nicht, dass man verletzt wird? Wenn sie einen verletzen wollen - will man dann noch etwas mit ihnen zu tun haben?
Wenn man das so aufschlüsselt (nach und nach) nimmt man dem Ganzen auch die Stärke, die Macht, einen zu verletzen, man nimmt sich die Hilflosigkeit, einfach von jedem verletzt werden zu können, die Angst davor, nicht zu wissen, was man tun soll oder was das jetzt für die "soziale Stellung" bedeutet.
Man kann auch Sätze üben, mit denen man anderen den Wind aus den Segeln nehmen kann. "Du hässliche Missgeburt" - "joa, du hast heute einen schlechten Tag, oder? Geht es dir schlecht? Können wir etwas für dich tun?" - Oh, die Beleidigung hat gar nicht gewirkt.
Oder "meine Mutter hat gesagt, meine Geburt war ganz normal. Aber danke für deine Sorge darüber!"
Der Punkt ist aber, dass den meisten Menschen so etwas nicht in der Stressituation einfällt, also könnte man hin und wieder in gelöster Stimmung üben, bspw. im Auto oder wenn man sonst nichts anderes zu tun hat.
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Also in einigen Dingen kann ich dir zustimmen, dennoch legen es Beleidigungen in Konflikten bspw auf dem Schulhof (gerade in einem Alter wo man versehentlich, das eben auch Worte verletzen können) genau darauf an, eine andere zu Erniedrigen, klein zu machen, zu verletzen, vor anderen besser dazustehen.
Hier kann auch Jemand der ein starkes Selbstbewusstsein hat, stark drunter leiden. Gerade in Kindesalter (Grundschule) sollte man das nicht unterschätzen! Hier finde ich es grundsätzlich wichtiger die Kinder zu sensibilisieren , wo necken aufhört und Mobbing anfängt!
Natürlich steckt auch hinter jedem Kind das andere ärgert ein Schicksal, und häufig kompensieren diese Menschen, das was sie selbst erleben müssen und versuchen sich dadurch eben bei anderen groß und mächtig zu fühlen.