Was kann ich noch tun? Sohn 9 Jahre

Hallo Zusammen,

unser großer Sohn verhält sich sehr auffällig und ich weiß einfach nicht weiter. Er wird bald 10 Jahre alt. Seit er in der 3 Klasse ist, ist er in der Schule auffällig (er kloppt sich mit anderen, hat viele Konflikte) mittlerweile hat er eine Verwarnung und eine Ordnungsmaßnahme (3 Tage Ausschluss vom Unterricht wegen Klopperei und Beleidigungen). Es ist jetzt nicht so, dass er andere mobbt, sondern er hat dann einen Konflikt und kommt da nicht raus (schlechte Impulskontrolle). Jetzt ist er in der 4 Klasse. Mein Mann hatte eine Psychose und unser großer Sohn war ein Papakind seitdem aber nicht mehr! Seitdem mein Mann krank war hat er viel mitbekommen und ist extrem Auffällig, besonders Zuhause. Er beleidigt uns mit extremen Schimpfwörtern, er greift uns an und das sind immer Phasen in denen er das sehr oft macht und dann mal 1 Woche gar nicht. Wir sind in einer Familientherapie. Wenn er sich beruhigt hat, ist er immer sehr einsichtig aber es hält nie lange an. Er hat auch 2 Geschwister 6 und 3 Jahre. Er beleidigt diese auch oft, sodass Sie auch so sprechen. Ich lese Bücher darüber, Versuche viele Strategien aber es wird nicht besser. Ich schäme mich dafür und mache mir Vorwürfe was ich falsch gemacht habe. Ich verstehe einfach nicht warum er so ist. Achso und er hat Freunde und spielt Fußball und bei denen oder beim Training ist er überhaupt nicht so! Geht es Jemanden ähnlich? Mein Mann und ich wissen nicht mehr weiter. Wir sprechen jeden Abend darüber. Das macht mich so fertig und traurig.

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Ich vermute, dass viele Punkte zusammen kommen. Einmal die Familiensituation und dann die Situation in der Schule. Wichtig ist, dass du mit deinem Sohn in Ruhe sprichst, wenn er eine gute Phase hat. Was ist in der Schule los, dass er so reagiert? Was tut die Schule aktiv dafür, dass es diese Situationen unterbindet? Ein Ausschuss bringt keine dauerhafte Lösung. Warum beleidigst er euch? Wenn er sich privat nicht so verhält, dann liegt das Problem vielleicht in der Schule, Wäre vielleicht ein Schulwechsel sinnvoll?

Bearbeitet von Steff318
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Mmh. Er beleidigt uns zum Beispiel wenn er Hausaufgaben machen soll. Er macht es aber besonders oft, wenn er seinen kleinen Bruder haut (er ist 3) und er dann dafür ärger bekommt. Heute war zum Beispiel eine sehr schwierige Situation. Wir haben Activity gespielt und ziemlich klar verloren gegen mein Mann und seine Schwester. Er fing dann an zu fluchen, dass ich zu dumm wäre zu malen oder Sachen zu erkennen (ich kenne das eigentlich beim Spielen spielen nicht von ihm). Wenn ihm langweilig ist und er keine Medien darf ect. Sind viele Faktoren


Die Schule stresst ihn sagt er. Das sitzen und Zuhören ist ihm sehr anstrengend. Er versucht Streit aus dem Weg zu gehen aber er ist jetzt auch ein gebrannt Marktes Kind 😞. Jeder kennt ihn seit dem Schulverweis und er wird sofort ermahnt.

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Achso und Schulwechsel sehe ich jetzt eigentlich eher für die paar Monate nicht mehr!?

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Da würde ich dir tatsächlich mal die Inhalte von Kathy Weber auf YT empfehlen. Die hat viele fragwürdige Videos und Ideen, aber sie hat mehrere Videos speziell für den Umgang mit aggressiven Kindern, die sich nicht im Griff haben. Also bspw. "Übersetzen" der Beleidigungen, so dass das Kind dich gar nicht verletzen kann, sondern man verbalisiert, was es vermeintlich gerade fühlt. Damit läuft die Beleidigung dann ins Leere. Beim "Angriff" meint sie, man solle die Handgelenke des Kindes festhalten und das Kind trotzdem seine Bewegungen so weit ausführen lassen, dass es einen nicht verletzt. Oder sich ein Kissen schnappen und das als Schutz vor sich halten, das Kind aber nicht vom Schlagen/ Treten abhalten, um dann später gemeinsam wieder runterzukommen.

Fazit bzw. Ziel dieser Strategien ist mMn im Prinzip, dass das Kind sich ausagieren darf und erlebt, dass die Eltern gar nicht beeindruckt sind von verbalen oder körperlichen Übergriffen, aber freundlich bleiben. Die Aggression wird erlaubt, läuft aber ins Leere, weil sich keiner aufregt oder Angst bekommt, Grenzen zieht etc. Insofern wird der Aggression die Grundlage entzogen. Das Kind beeindruckt damit niemanden.

Kann es sein, dass er sich durch die Krankheit vom Papa auch hilflos fühlte und deshalb aggressiv wurde? Da war vorher ein Elternteil, der ihm Halt gab und dann beobachtete er, dass der Elternteil selbst hilflos ist und nicht weiter weiß und das macht ihm Angst, die sich in Aggression äußert?

Könntet ihr Konflikte vielleicht mal spielerisch zu Hause üben und dann gemeinsam überlegen, wie man die lösen könnte? Also nicht im Sinne von "du musst jetzt mal lernen, wie man sich benimmt", sondern "jemand rempelt dich an. Mache das mal vor! Wie könntest du reagieren? Wie könntest du freundlich, lustig, ernsthaft, wütend etc. reagieren? Spiele das mal vor! Wie käme das beim anderen an? Wie würdest du souverän reagieren - so, dass der andere dich nicht mehr anrempelt, sich aber auch nicht angegriffen fühlt?" Und dann übt ihr verschiedene Varianten. Das kann man auch für verschiedene Beleidigungen durchspielen. "A-loch!" - "Ja, habe ich, du hoffentlich auch, sonst müsstet du zum Arzt!" "B-Loch, C-Loch, D-Loch..."

Übt einfach in gelöster Atmosphäre souveräne oder lustige, übertriebene Handlungsoptionen, bis er sich da etwas sicherer fühlt.

Und ich würde mal darauf achten, was ihm wichtig ist, was er gut kann, und das betonen, auch vor den jüngeren Geschwistern. Vielleicht fehlt ihm auch ein bisschen Selbstwertgefühl, Sicherheit, Anerkennung? Also, vielleicht weiß er gar nicht, was er denn gut kann, wofür er geschätzt wird?

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Ich könnte das auf jeden Fall mal ausprobieren. Vielleicht hilft es ja. Ich bin für alles Dankbar

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Was sagt denn die Familienberatung und was euer Sohn?
Nachdem es schon länger nicht klappt und für eure Familie sehr belastend ist: habt ihr bereits eine Kinderpsychologin kontaktiert?

Bitte bei so massiven Problemen nicht mit YT-Videos herumdoktorn!

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Hallo👋, das Problem ist, dass ich schon das Gefühl habe, dass es nicht wirklich etwas bringt! Er geht dort halt alleine hin und im Anschluss haben wir Gespräche. Es wird halt zum Beispiel gesagt, dass wir Grenzen setzen soll in Bezug auf Beleidigungen ect. Und als ich fragte, wie ich Grenzen setzen soll, da wurde tatsächlich nur gesagt, dass wir ihm sagen sollen, dass wir es nicht akzeptieren!? Wir haben einen Termin beim Kinderpsychologen erst im April, da er beim Termin der jetzt gewesen wäre leider krank war 😢. Ich habe auch den Schulpsychologischen Dienst um Hilfe gebeten, die kommen jetzt in die Schule (ohne dass er jetzt weiß, dass da Jemand für ihn kommt). Ich bin aber einfach so Ratlos da ich mich so machtlos fühle.

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Die langen Fristen sind leider immer sehr frustrierend, wenn man akute Probleme hat, das kenne ich!

Was sagt dein Sohn, warum er euch beschimpft? Ist dein Mann wieder gesund? Habt ihr mit eurem Sohn über die Psychose geredet und hat dein Mann sich fallweise für Fehlverhalten entschuldigt?

Ich weiß natürlich nicht, wie es bei euch zuhause ist und was du schon alles probiert hast, deswegen denke ich eben, dass eine konkrete Hilfe für euch vor Ort immer am Besten ist. Dass die Familienberatung da so vage bleibt, hilft aber natürlich auch nicht sehr weiter.

Ich denke, es kommt immer stark drauf an, ob das Kind selbst irgendeine (ehrliche) Einsicht hat, dass es ein Problem gibt. Und dann muss man als Erwachsener versuchen zu verstehen, warum das Fehlverhalten auftritt, also was das tieferliegende Problem ist.
Du schreibst, dein Kind hat "viel mitbekommen" von der Psychose, sowas kann auch traumatisierend sein. Schlechte Impulskontrolle kann man üben, ist aber mühsam und bringt nur langsam was (letzteres kenne ich von meinem Kind auch). Viel Bewegung & gute Ernährung helfen oft.
Du schreibst, er beschimpft in der Klasse und auch zuhause, aber nicht im Fußball. Vielleicht lassen sich da auch Ursachen ergründen (zu wenig Rückzugsmöglichkeit, Unter-/Überforderung, selbst Mobbingopfer).

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Hallo,

ich würde die Ernährung ändern, viel Fisch und Magnesium. Zusätzlich den Vitamin D Blutspiegel prüfen lassen ob er mindestens in der Mitte des Normalwertes ist. Das kann mittlerweile auch die Apotheke mit ein paar Tropfen Blut aus dem Finger. Gleich bei der ganzen Familie.

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Interessanter Ansatz

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Das ist eine systemische Sache, dein Sohn ist nur der, der sie stellvertretend für die ganze Familie zum Ausdruck bringt. Mein dringender Rat ist eine Familienaustellung, wenn ihr für do etwas offen seid. Man weiß nicht, wie es funktioniert, aber es funktioniert! Alles Gute euch!

Bearbeitet von -Lil-
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Hallo Lil, was ist denn eine Familienaufstellung?

Lg

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Eine durchaus umstrittene Methode im Zusammenhang mit alternativpsychologischen Therapien, insbesondere die Familienaufstellung nach Hellinger.

Das ist meine höchstpersönliche und laienhafte Definition, ich habe keinerlei eigene Erfahrung damit.

An Deiner Stelle würde ich mich sehr ausführlich darüber und über mögliche Therapeuten informieren, bevor ich das in Betracht zöge.

Ich will absolut nicht ausdrücken, dass es nichts bringen kann, aber die Aussage "Man weiß nicht, wie es funktioniert, aber es funktioniert!" wirft m. E. ein zu einseitig positives Licht auf die Methode.

Bearbeitet von Severina
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Hey!

Darf ich fragen, wie sich die Psychose gezeigt hat? Wie war euer Sohn betroffen?

Liebe Grüße
Schoko

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Mein Mann hatte Wahnvorstellungen. Hat immer Angst gehabt, dass die Kinder Todkrank wären. Hat sich eingebildet, dass unser kleiner Sohn nicht sein Kind wäre. Hat sich eingebildet ich hätte Affären obwohl ich nur auf der Arbeit war und dann bei den Kindern (war in der Zeit nicht weg, da ich die Kinder nicht alleine lassen wollte). Der Große war ein absolutes Papakind, er hatte in dieser Zeit aber einfach Angst vor ihm!

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Das klingt ja schon so, dass sein Verhalten euren Sohn massiv erschüttert hat. Ich würde professionelle Hilfe für den Sohn alleine suchen. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Kinder von psychisch kranken Eltern.

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Euer Sohn wird mit dem Verhalten eure komplette Familienstruktur zerstören, gerade die Geschwister werden leiden. Entweder wirs er vom einem Kinderpsychiater behandelt, auch medikamentös, oder er kommt in ein betreutes Wohnen. In diesem Alter ist sein Verhalten unsozial, schon einen Ausschluss von 3 Tagen zu haben, andere dermaßen zu beleidigen, mangelnde Impulskontrolle und fehlende Sozialkompetenzen werden mit Reden nicht behoben.

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Sorry aber ich denke nicht, dass du davon irgendwie Ahnung hast! Es gibt Ausnahmen, da verarbeiten Kinder Probleme mit Wut. Mein Kind wird nicht in eine Wohngruppe gehen und er kriegt auch keine Pillen! Wir sind gut aufgestellt und bekommen Hilfe🥴. Ich arbeite übrigens auch in der Grundschule und was du da behauptest, dass Kinder in dem Alter diese Problematik nicht haben sollten ist schlicht und einfach unwahr. Nicht alle Kinder werden dann weg gesperrt!

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Na, wenn du meinst, dass die körperlichen Angriffe durch deinen Sohn sowie die starken Beleidigungen gegenüber euch Eltern und den Geschwistern sowie in der Schule normal sein - viel Glück. Normale verhaltensgesunde Kinder schaffen es nicht in der vierten Klasse einige Tage Ausschluss aus der Schule und zeigen nach Einsicht auch eine Verhaltensänderung. Die Geschwister werden unter ihm leiden, weil ihr euch auf ihn konzentriert, während er seine Geschwister beleidigt. Keine Ahnung, weshalb dein Kind seine Wut nicht normal verarbeiten kann, sondern massiv verhaltensauffällig und -gestört ist. Nochmal 14 Tage Verweis und dann wird die Schule sowieso einen Schulwechsel nahelegen.

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Ich sehe hier 2 Ansatzpunkte. Zum einen Therapeuten für den Jungen, um mit der Situation erstmal klar zu kommen.

Punkt 2: Ggf. auch nochmal Psychiater, denn - vermutlich würdet ihr darüber schon aufgeklärt - wenn es sich um eine Psychose im Kontext Schizophrenie handelt, wonach es klingt, gibt es eine große Genetische Komponente. Hier schon rechtzeitig ein Auge auf Auffälligkeiten haben. Macht sich bei Jungs eigentlich erst später bemerkbar, aber trotzdem kann es vorher schon Anzeichen geben. Je mehr Probleme wie obige Konflikte Koch mit reinspielen, desto höhere Wahrscheinlichkeit. Ist ja immer ein Mix aus mehreren Komponenten.

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Hallo👋, die Diagnose ist eine schwere Depression mit Psychose. Mein Mann hat als Kind etwas sehr schlimmes erlebt, was er verdrängt hat! Wir haben das natürlich im Blick aber ich vermute, dass es meinen Sohn schwer traumatisiert hat!

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Auch Depression hat leider eine gewisse genetische Veranlagung. Ein Arzt kann das ausdifferenzieren, ob es mehr Richtung ADHS, Trauma, Depressionen oder sonstwas geht. Die haben da spezielle Fragebögen. Das wäre auf jeden Fall mein erster weg, als mit Vitaminchen und Ernährung rumzuprobieren und Zeit verstreichen zu lassen. Im Bekanntenkreis haben wir ein Kind, welches mit der Schizophrenie und Psychosen der Mutter klar kommen muss, der hat die Therapie sehr gut getan.

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Beim Durchlesen hatte ich den Gedanken, dass dein großer Sohn vielleicht auch AD(H)S, ASS oder etwas anderes hat und die Probleme mit dem Vater noch obendrauf kamen.

Ich habe es schon bei anderen Kindern in der Klasse meiner großen Kinder erlebt, dass die Kinder in der 1. und 2. Klasse unauffällig waren, bzw. die Auffälligkeiten durch viele Bewegungszeiten usw. kompensiert wurden. Es dann aber in der 3. Klasse zum Problem wurde. Ab der 3. zieht der Schulstoff stark an und die vielen Extrabewegungen werden zurück gefahren.

Oder es gab eine Veränderung, wie z.B. Lehrerwechsel, so dass die Auffälligkeiten jetzt zum tragen kommen. Oder andere Kinder haben mitbekommen, dass dein Sohn eine sehr geringe Impulskontrolle hat, und deswegen gehen sie ihn nun verstärkt an.

Ich würde auf jeden Fall mal schauen, ob da etwas dran ist und in die Diagnostik gehen. Wenn man weiß womit man es zu tun hat, dann kann man das gezielt angehen. Das kann auch Ergotherapie sein für die Impulskontrolle oder andere Übungen. Einem selbst hilft es auch, dass man auf bestimmte Sachen achten muss.

Ich habe übrigens auch lange gezögert, dass bei meinen Sohn anzugehen, da er nur gering betroffen ist. Aber jetzt wo die Diagnostik läuft bin ich sehr froh über den Schritt. Denn auch bei ihm hatten wir schon schwierige Situationen mit denen wir nicht gerechnet haben, da bisher fast immer das Umfeld gepasst hat.

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Hallo👋☺️, wir wollen ihn testen lassen, haben aber erst im April einen Termin. Das ist eine Option über die wir auch schon nachgedacht haben. Seine Lehrerin sagt, sie glaubt es nicht aber wir wollen es gerne absichern. Lg

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Sehr schön, auch wenn es noch etwas hin ist bis zur Testung.

Bei uns haben die Lehrer übrigens nie etwas in die Richtung gesagt. Ich glaube, bei Kindern, die vielleicht nur wenig betroffen sind, fällt es den einzelnen Stellen nicht unbedingt auf.