Warum haben wir solche Angst zu versagen?

Hallo,

mir fällt im Gespräch mit anderen Eltern immer wieder auf, wie tief die Angst sitzt, die Kinder nicht perfekt ans Leben anzupassen. Das fängt schon gleich nach der Geburt an, wenn stolz Daten verglichen werden, wenn gewetteifert wird, welches Kind als erstes durchschläft, als erstes krabbelt, als erstes läuft, als erstes spricht bla bla bla.

Es geht immer nur darum, die Babys, die wir uns gewünscht haben möglichst schnell zu selbstständigen Menschen zu machen.

Frischgebackene Eltern machen sich ab dem ersten Tag Sorgen um die "Erziehung". Überhaupt wird ständig und überall an den Kindern rumerzogen, teilweise völlig schwachsinnige Verbote und Sanktionen verhängt.
Bei manchen Eltern scheint mir sie leben ihr Machtbedürfniss, dass sie in Beruf, Hobby oder Partnerschaft nicht verwirklichen konnten an den Kindern aus.
Die Kinder werden dann plötzlich geklapst, angeschrien, ignoriert etc. Eine Frage an solche Eltern: geht ihr so auch mit euren Kollegen, Freunden, Partnern um?
Und was verspricht man sich von solchen entwürdigenden Massnahmen? Wir lieben doch alle unsere Kinder und wollen doch eigentlich nur ihr Bestes oder? Mir scheint manche Eltern verlieren das Beste von Zeit zu Zeit aus den Augen.

Ständig sitzt Eltern die Angst im Nacken, ihren Nachwuchs nicht zu sehr zu verwöhnen, konsequent sein zu müssen - um jeden Preis ohne die eigene Fehlbarkeit zu berücksichtigen. Die Kinder MÜSSEN perfekt werden. Dass die Kleinen von Geburt an ihren eigenen Charakter haben wird dabei selten berücksichtigt. Sie werden in eine Schablone gepackt und müssen passen, ohne dass auf ihre Eigenheiten eingegangen wird.

Ich würde mir wünschen, dass manche Eltern ihre Kinder nicht als den "Feind" betrachten, sondern als das was sie sind: kleine Menschen, die uns alles nachmachen und alles begierig in sich aufnehmen.

Selbstverständlich gibt es mehr als einen Weg, sein Kind gerecht zu erziehen, unsere Kinder sind immerhin alles Individueen. Aber jeder Weg sollte von Respekt und Achtung gesäumt sein.

Und wir sollten nie aus den Augen verlieren, dass unser Vorbild immer noch den grössten Einfluss auf unsere Kinder hat - egal ob positiv oder negativ...

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*Die Kinder MÜSSEN perfekt werden*

Meiner Meinung nach sind alle Kinder perfekt oder welcher Mensch verzeiht einem so schnell wie sein Kind? Bei wem kann man mal ausrasten ohne dass es krumm genommen wird und wer liebt einem denn so bedingungslos wie sein Kind?

Aber du hast recht, man verliert viel aus den Augen und ich denk mal, daran ist viel die Umwelt schuld. Mir hat man im ersten Jahr auch immer gesagt: Trag dein Sohn nicht soviel, leg ihn mal hin, lass ihn ruhig mal schreien, du machst dich sonst zum Sklaven von deinem Kind. Tja, und ich denk, grad beim ersten lässt man sich immer gern verunsichern.

Ich denk auch man sollte sein Kind so Erziehen wie man es selbst für richtig hält und vorallem auch seinem Kind angepasst.

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Das sehe ich genauso wie du - mir läuft es manchmal eiskalt den Rücken herunter, wenn ich im Bekanntenkreis sehe wie Kinder herumkommandiert und teilweise auch angeschrieen werden. Irgendwie scheint die Hemmschwelle den eigenen Kindern gegenüber niedriger zu sein als gegenüber Erwachsenen. Von denen fühlt man sich ja auch mal genervt, aber man schluckt dann eben und bleibt trotzdem im Normalfall höflich.

Leider kann ich mich da nicht ausnehmen, ich hatte auch schon Phasen in denen ich mich so verhalten habe - weil ich mich von den anderen habe verunsichern lassen. Das tut mir heute noch leid. Inzwischen meide ich Bekannte, die so mit ihren Kindern umgehen, da ich gemerkt habe dass es auf mich abfärbt und ich mich aber nicht so verhalten will.
Das klingt jetzt als wären meine Bekannte sehr extrem in ihrem Verhalten, so ist es jedoch nicht - aber alleine schon der "Kommandoton" oder auch unsinnige Verbote müssen nicht sein, kommen aber häufig bei manchen vor.

Als mein Sohn (gerade zwei geworden) und ich auf einem Geburtstag eines befreundeten Kindes eingeladen waren und mein Sohn lautstark geweint hat, als etwas nicht so lief wie er sich das vorstellte, kam als Bemerkung von einer anderen Mutter "er hat ja immer noch einen extremen trotzkopf". Das fand ich so abwertend. Ich gestehe meinem Kind das Recht zu, über etwas traurig zu sein und das auch zu äußern. Genau das hat er gemacht. Deshalb habe ich ihm trotzdem etwas nicht erlaubt, aber er muss doch als gerade mal zwei Jahre altes Kind dann auch enttäuscht und traurig sein dürfen! Klar wäre es angenehmer gewesen er hätte "funktioniert" und anstandslos das Spielzeug hergegeben, nachdem er es aber nicht gemacht hat und ich ihm das Spielzeug wegnehmen musste hat er doch das Recht auch darüber enttäuscht zu sein und dies auch zu äußern - mit gerade mal zwei Jahren! Von einem Fünfjährigen kann man ja erwarten, dass er seine Gefühle etwas im Griff hat, aber von einem zwei Jahre alten Kind doch nicht. Das hat mit Trotz doch nichts zu tun ...

Ich könnte noch viele Beispiele anführen; ich kann in vielen Fällen auch die Eltern verstehen bzw. verstehen dass man manchmal wenn man selbst total fertig ist einfach so reagiert, obwohl man es im Nachhinein blöd findet. Aber dennoch gibt es viele Eltern, die ständig so mit ihren Kindern reden, nicht nur in Stress-Situationen. Und es fällt ihnen gar nicht mal auf ...

Wenn man mit seinem Kind anders umgeht, und z.B. nur wenige dafür aber essentielle Regeln aufstellt, wird man oft komisch angeguckt - dabei hab ich oft das Gefühl, viele Verbote werden nur aus Gewohnheit ausgesprochen, aber nicht wirklich hinterfragt. Bzw. haben den Charakter "weil ich als Mutter es so will, darum", ohne jedoch einen handfesten Hintergrund zu haben.

Meine Schwester zum Beispiel hat meinen Neffen immer angemeckert, wenn er vom Spielen mit dreckigen Hosen heimkam: "Kannst du nicht auf deine Sachen aufpassen? Immer ist alles dreckig/kaputt. Du achtest beim Spielen nie auf deine Kleidung. Diese Hose war so teuer, und jetzt ist schon wieder ein Grasfleck drauf" usw. Da war mein Neffe grade mal fünf! Er wurde dann immer ganz still und betreten, und davor hatte er noch gelacht und war ganz aufgedreht vom Ballspielen mit einem Freund zurückgekommen. Dazu muss man sagen, dass meine Schwester Markenklamotten kauft und sie wirklich nicht auf den Cent gucken muss - da würde ich ihr Verhalten eher verstehen. Aber warum hat sie ihrem Sohn nicht einfach billige Hosen angezogen - das ist doch kein Problem. Stattdessen waren ihr die Gefühle ihres Kindes weniger wichtig als der Ärger über die dreckigen Hosen; das ist doch traurig. Ich glaube wir tappen alle allzu leicht in diese Art Fallen, wenn wir unser Verhalten unseren Kinder nicht von Zeit zu Zeit aus der Distanz beurteilen ...

lg
Kerstin

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Weil unsere Gesellschaft eben so ist.. Jeder Mensch ist eben anders und niemand ist perfekt.Und das ist auch gut so weil sonst hätten die Menschen keine Ecken und Kanten und wären nicht mehr liebenswert...

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Hallo,

ich sehe es nicht so. Im Gegenteil viele schreiben nun das Wort "Liebe" sehr hoch!
Eltern wollen ihre Kinder mehr lieben.
Sie sind auch in der heutigen Zeit der Elternrolle mehr verpflichtet. Früher war es zum Teil ganz anders, da stand der Haushalt einer Frau an höherer Stelle, als das Spielen mit dem Kind.
Aber Eltern haben auch viele Personen gehabt, die die Erziehung mit ausübten. Heute sind es meist nur die Eltern, die hier alles tun!
Arbeiten, Haushalt, Kochen, Kinderbetreuung organisieren oder selbst betreuen!

Das ist sehr viel! Dann noch die Ansprüche. Viele nehmen sich mehr Zeit für das Kind, als für sich selbst. Ist ja nicht schlecht, aber das eigene Ego wird total vernachlässigt. Das Kind wird über behütet und sein Anspruch an Aufmerksamkeit wächst.
Die Paarbeziehung leidet meist darunter, denn man ist müde und/oder hat keine gemeinsamen Interessen mehr.

Man hetzt von einem zum anderen Termin. Und dabei soll man gelassen bleiben? Dabei soll man immer gut drauf sein und nie schreien oder sonst was tun?
Es ist nur menschlich wie so manche Eltern reagieren, denn sie sind einfach überfordert.
Die meisten Kinder sind heute Wuschkinder, aber die wenigsten Eltern wissen wirklich was auf sie zukommt! Wie auch, denn man malt es sich immer schöner aus! Ich nicht, bei mir wird es super, denn ich liebe ja mein Kind. Ich stelle wenig Regeln auf, damit es sich individuell entfalten kann, damit es selbstständig wird, lass ich es seinen Tag selbst gestalten. Es ist zu jung für dies und das, also braucht es das nicht zu tun!

Irgendwann ist diese Geduld am Ende oder man hatte sie nie gehabt, dann eskaliert es:
Denn das Kind ist nun mal da und trotz Liebe zehrt die Verpflichtung am eigenen Leib. Die wenigen Regeln/Verbote sind eigentlich zu wenig, denn der Alltag macht es unmöglich. Überall diese Gefahren und ich kann doch nicht ständig neben dem Kind stehen oder möchte doch, dass es selbst etwas tun kann ohne gleich zu fallen etc. Den Tag vom Kind gestalten lassen artet in einer Katastrophen aus, denn es ist einfach überfordert und das flexibel Abends zu Bett gehen, macht es uns Eltern unmöglich feste Zeiten für sich zu haben (wir bösen Egoisten wir!). Auch scheint es fast zu Spät, einem 5Jährigen noch zu erklären, dass er nicht beißen soll, denn als Baby haben wir es ihm nicht verwehrt oder begreifbar gemacht, dass es das lassen soll, denn da war er noch viel zu klein.

Kinder können etwas und traut ihnen mal was zu! Sie immer in Watte zu packen ist nicht gut und eine ausgewogene Portion an Zuwendung und Eigenverantwortung des Kindes, finde ich den besseren Weg!

Alles andere verstümmelt die Kinder für die spätere Realität oder lässt sie verwahrlosen!
Vor allem, wo können Eltern, die sich selbst vernachlässigen für das Kind noch genug Energie aufkommen lassen. Hallo Eltern, Hallo ECHO!

LG

Susisu

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#pro


ja, finde ich auch,
kinder sind eben nicht immer "bequem" und "brav" ;-)

kinder sind kinder und haben einen eigenen charakter :-)