Vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Ich bin gerade so hin- und her gerissen.
Zum Hintergrund: Ich habe eine gute Freundin. Wir sind seit circa 8 Jahren befreundet, waren mit den Familien auch schonmal zusammen im Urlaub. Wir sind uns charakterlich recht ähnlich, rein "wirtschaftlich" sind wir aber quasi zwei Seiten einer Münze.
Soll heißen: Meinem Mann und mir geht es finanziell sehr gut. Sichere Jobs, gutes Einkommen etc.
Sie: frisch geschieden, seit Scheidung alleinerziehend mit zwei Kindern, Ex-Mann zahlt nur sehr wenig und schleppend Unterhalt
Sie arbeitet Vollzeit, allerdings verdient sie nicht sehr viel. Der Job ist jedoch im Home Office, so dass es bekloppt wäre, sich etwas besser bezahltes zu suchen, da sie so die Kinder vernünftig versorgen kann und zeitlich flexibel ist. Zudem wohnen wir hier beide in einer Region, wo Mieten etc. sehr teuer sind.
Ich weiß, dass sie immer mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Für die Kinder sind keine großen Sprünge drin, wenn ihr Ex nicht zahlt, muss sie sehen, wie sie die Miete zusammenkratzt etc.
Mir tut das alles sehr leid und ich würde ihr gerne helfen. Deshalb würden mein Mann und ich ihr gerne eine größere Summe (wir dachten so an 5000€) schenken. Das würde erstmal ihre dringendsten Verbindlichkeiten decken, etwas Geld für Weihnachten lassen und vielleicht ein paar Euro als Notfall Reservepolster.
Ich bin nur total unschlüssig, ob ich ihr das Geld quasi anonym mit der Post schicke (klar, kann sie sich vielleicht denken, woher es kommt, aber ich würde mich einfach dumm stellen, das kann ich gut oder es ihr offen geben soll.
Ich fürchte, sie würde es u.U. nicht annehmen oder die Freundschaft darunter leiden, weil sie meint, dass sie mir irgend etwas schuldet etc.
Ich will nichts, nicht mal Dank. Kann das jemand verstehen?
Wie würdet ihr es machen???
Freundin Geld schenken - anonym oder nicht???
Hallo!
Ich kann dein Bedürfnis, deiner Freundin helfen zu wollen, sehr gut verstehen.
Mir geht es momentan ähnlich. Eine gute Freundin von mir ist unverschuldet in eine Situation gekommen, durch die es ihr u.a. finanziell schlecht geht (ich möchte das hier nicht näher ausführen).
Aber ich weiß, dass eine derartige finanzielle Unterstützung (egal ob als Geschenk oder als Darlehen) die Freundschaft zerstören würde.
Daher nehme ich die Kinder eher mal zum Ausflug mit und bezahle den. Oder ich unterstütze meine Freundin alltäglichen Dingen. So haben wir z.B. vor ein paar Tagen stundenlang auf ihrem großen (Wald-)Grundstück Laub geharkt. Nein, ich möchte keinen Dank von ihr, denn für mich macht eine echte Freundschaft aus, das man sich in schwierigen Situationen beisteht.
Wenn ich jetzt mal von mir ausgehe...ich hätte ganz große Probleme damit, 5000 Euro anzunehmen, selbst - oder erst recht - wenn es anonym ist.
Überlege deine Idee gut und beziehe auch in deine Gedanken ein, wie es dir selbst mit einer solchen finanziellen Zuwendung ginge. Es kann sein, dass deiner Freundin eine gleichwertige Freundschaft viel mehr Wert ist, als 5000 Euro mit dem Wissen, jemandem (wenn auch anonym) etwas schuldig zu sein. Das Selbstwertgefühl ist durch eine Trennung wahrscheinlich schon genug angekratzt, was durch eine finanzielle Unterstützung ggf. noch verstärkt wird.
Am deiner Stelle würde ich das Gespräch mit deiner Freundin suchen und ihr deine Idee bzw. dein Bedürfnis, sie zu unterstützen, mitteilen.
LG Silvia
Hallo!
Schön, dass du diese Möglichkeit erkannt hast und helfen möchtest!
Wir waren letztes Jahr auch in so einer Lage, allerdings auf der anderen Seite...
Uns haben dann auch sehr gute Freunde (u.a. auch Patin unsres Sohnes usw.) Geld angeboten. Ihnen tut es auch nicht weh. Sie meinten sogar, dass es egal ist, ob sie das Geld an der Börse verlieren, oder wir etwas sinnvolles damit anfangen würden... Soviel dazu.
Auch sie haben angeführt, dass sie überlegt hatten, es einfach anonym abzugeben, aber das war bei uns nicht so einfach, denn wir wohnen sehr (!) weit weg. Daher ist auch die Hilfe mal hier, mal da im Alltag nicht möglich.
Nach einigem Grübeln, mit viel Bauchschmerzen usw. haben wir schließlich entschieden, dass wir eigentlich zum Wohle unsrer Kinder gar nicht auf dieses Angebot verzichten können... ABER: wir haben es als zinsloses Darlehen angenommen und auch auf einen schriftlichen Vertrag bestanden! Das war uns einfach wichtig, dass es Hand und Fuß hat. Mittlerweile zahlen wir kleine Raten zurück, haben aber auch das gute Gefühl im Hinterkopf, dass wir im Notfall auch mal die Raten aussetzen können.
Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe, auch wenn es schon etwas peinlich war. Aber das ganze ist bei unsren Gesprächen einfach überhaupt kein Thema mehr. Wir haben einen Dauerauftrag für die Rückzahlung, das läuft also automatisch und ist nichts anderes, als wenn die Rate für Strom etc abgeht.
Wenn wir telefonieren oder uns treffen, dann steht das Thema gar nicht mehr im Raum.
Mein Rat also: Sprich offen und ehrlich mit deiner Freundin darüber. Sag ihr auch, dass du das mit deinem Mann besprochen hast und ihr es wirklich gerne möchtet und dann lass ihr Zeit, das ganze sacken zu lassen. Bloß keine Antwort sofort erwarten!
Und falls sie es annimmt, dann solltest du das ganze einfach ganz schnell und ohne viel Tamtam erledigen und dann ist gut. Wir regeln das wie gesagt alles mit Überweisung (eben auch, weil wir nicht in der Nähe wohnen), dadurch hatte es für mich (!) nicht so einen komischen Beigeschmack, wie wenn ich es bar in die Hand bekommen hätte.
Ich hoffe, deine Freundin kann diese Chance erkennen, ohne sich zu schlecht zu fühlen! Und wenn sie sich dagegen entscheidet, ist das auch ok. Sag ihr einfach, dass das Angebot steht und sie sich jederzeit an dich wenden kann.
LG
Achso, hab ich ganz vergessen...
Ich würde es komisch finden, wenn du das Geld schon in der Tasche hättest und es ihr direkt hinhalten würdest. Das wäre bei mir der sicherste Weg für ein Nein, denn damit würde ich mich total überrumpelt fühlen!!!!
Danke. Das ist hilfreich, mal die andere Seite zu hören.
Ich denke, so werde ich das dann wohl machen.