Große Sorge um allerbeste Freundin

Hallo ihr Lieben,

Ich muss mich mit der Bitte um Rat an euch wenden. Es geht um meine allerbeste Freundin, die ich schon aus der Schulzeit kenne.
Wir sind seit knapp 30 Jahren befreundet. Ich habe sie sehr lieb und schätze ihre tausend positiven Eigenschaften so sehr. Sie ist geduldig, integer, verlässlich und verschwiegen, loyal und treu.

Aber ich mache mir zunehmend große Sorgen um sie.
Es geht vor allem zum zwei Dinge.

1. Ich mache mir seit Jahren große Sorgen um sie, wenn es um das Thema Männer und Beziehungen geht.
Sie verliebt sich eigentlich immer nur in Männer, die aus irgendwelchen Gründen nicht verfügbar sind oder nicht genug Interesse an einer langfristigen Beziehung mit ihr haben.
Nur solche Männer findet sie überhaupt interessant.
Leider ist es dann so, dass sie, wenn sie sich auf einem bestimmten Mann "eingeschossen" hat, sich von diesem Mann alles gefallen lässt. Sie lässt sich behandeln wie ein Stück Dreck. Anders kann man es nicht nennen.
Sie hat bei ihrem Exfreund sieben Jahre lang darauf gehofft, dass er zu ihr zurück kommt. Dieser Exfreund hatte bald, nachdem mit ihr Schluss war, eine neue Freundin und diese mir ihr betrogen. Ihr hat er immer wieder neue Vorwände geliefert, warum er seine neue Freundin nicht verlässt. Sie hat alles geglaubt, was er ihr erzählt hat und nicht nur das. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass er zu ihr zurückkommen würde. Selbst als er sich monatelang nicht bei ihr gemeldet hat, war sie noch davon überzeugt. Als ihr Ex seiner neuen Freundin einen Heiratsantrag gemacht hat, war sie am Boden zerstört- und hat geglaubt, dass er sie nie im Leben heiraten würde (mittlerweile sind sie verheiratet und haben ein Kind).
Meine beste Freundin konnte diesen Mann erst loslassen, als ein anderer in ihr Leben trat. Und der war sogar noch schlimmer. Er verabredete sich zigmal mit ihr und tauchte nicht auf. Jedesmal hatte er eine andere Ausrede. Sie hat ihm immer bereitwillig geglaubt und weiter gehofft.
Hatte dieser Mann mal spontan Lust auf Sex, konnte es auch nachts sein. Sie stand trotzdem für ihn bereit. Nach jedem Sex meldete er sich monatelang nicht mehr bei ihr und sie war jedesmal am Boden zerstört.
Meldete er sich dennoch wieder, war sie sofort wieder für ihn da und das Spiel ging von vorne los.


Ich war währenddessen immer für sie da, habe versucht ihr die Augen zu öffnen, mir den Mund fusselig geredet- es hat nichts genützt. Ich merkte, wie schlecht es ihr ging. Sie nahm extrem ab, es schlug ihr auf den Magen. Trotzdem wollte sie es nicht sehen und nicht verstehen, dass sie ein großes Problem hat. Sie hat sich über zwei Jahre von diesem Menschen verarschen lassen, bis wiederum ein neuer Mann in ihr Leben trat.

Mit diesem Mann hat sie sogar relatives Glück. Nicht, weil sie jetzt eine Beziehung hat. Bei weitem nicht. Aber er ist fest vergeben und macht ihr klar dass er nur an einer Freundschaft interessiert ist. Er ist ehrlich und zieht von sich aus Grenzen. Sie ist in ihn verliebt und hofft wieder heimlich, dass es mehr wird, natürlich ohne es sich eingestehen zu können.

Sie ist mittlerweile 39 Jahre alt, wünscht sich verzweifelt eine Beziehung und ist sehr einsam. Sie hat immer gesagt, dass sie kein Typ ist, der alleine bleiben möchte.
Und nun ist sie schon seit Jahren Single. Ich beschwöre sie, sich professionelle Hilfe zu suchen. Sie weigert sich, weil sie es sich nicht eingestehen möchte. Sie will der Realität nicht ins Auge sehen. Ich weiß nicht wie lange sie noch so weitermachen kann. Ich befürchte dass sie irgendwann zusammenbrechen wird.
Ich stehe daneben und kann nichts tun. Ich weiß nicht was ich noch machen kann. Das tut so weh.

Das zweite Problem sind ihre massiven, irrationalen Ängste. Auch diese will sie sich nicht eingestehen. Darunter leidet unsere Freundschaft allerdings mehr und mehr. Wir wohnen ca 200 Kilometer weit auseinander. Sie wohnt in meiner Heimatstadt. Seit dem Tod meiner Mutter bin ich nur noch selten dort.
Ich bin verheiratet und habe zwei kleine Kinder. Sie ist die Patentante meines ältesten Sohnes. Sie hat ihn noch nicht einmal besucht. Sie weigert sich, aber nicht aus Desinteresse. Sondern weil sie unfassbar starke, irrationalen Ängste hat. Ich feiere in Kürze meinen Geburtstag. Im Grunde nur deswegen, weil ich ihr einen Anreiz liefern wollte, der stark genug ist, damit sie diese Ängste überwindet, denn sie hat ihr Patenkind nun seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. An meiner Hochzeit und zu seiner Taufe hatte sie sich überwunden und ist herbeiführen. Aber nun wurde es ihr anscheinend doch wieder zu viel. Obwohl sie zweimal geimpft ist, hat sie Angst, dass sie Corona bekommen könnte. Auch, obwohl ich nur mit völlig durchgeimpften Gästen feiere. Aber im Grunde geht es ihr nicht nur um Corona. Es ist alles andere. Das Hochwasser, obwohl wir gar nicht betroffen sin. Aber das hat ihr Angst gemacht. Dann die Autobahn. Sie möchte, dass wir zu ihr oder zumindest in ihre Richtung fahren. Mit beiden Kindern. Ich habe ihr klar gemacht, dass das derzeit nicht möglich ist. Nun verzichtet sie lieber darauf, ihr Patenkind zu sehen, als dass sie sich überwindet.
Mein Sohn ist drei Jahre alt und er kennt sie nicht und hat keinen Bezug zu ihr.
Das schlimmste ist, dass sie sich auch hier ihre Ängste nicht eingestehen kann. Sie würde eher sagen, dass mein Sohn ihr nicht so wichtig sei, als zuzugeben, dass sie massive Ängste hat, die sie im Alltag deutlich einschränken.

Ich bin mit meinem Latein langsam am Ende . Wie schaffe ich es, dass sie versteht, dass sie Hilfe braucht? Welche Worte soll ich wählen? Wie kann ich zu ihr am besten durchdringen?

1

Mal ganz ehrlich, wie willst Du ihr denn noch helfen?

Wie willst Du einem Menschen helfen, der sich nicht helfen lassen will? Du reißt Dir ein Bein aus und was macht sie? Wo ist ihr Beitrag, ein anderes Leben zu führen?

Sie lebt in ihrer Welt, Du lebst in Deiner Welt und Du versuchst ständig, alles zu tun, damit ihre Welt ein klein bißchen besser wird. Und genau das funktioniert so nicht.

Ich kann Dich total verstehen, würde mir wahrscheinlich genauso gehen. Alles zu tun, damit es dem anderen besser geht.

Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem Du begreifen musst, dass Deine Mühe umsonst ist.

Es tut mir leid, dass meine Antwort nicht dem entspricht, was Du gerne hören wolltest.

2

Hey, nein, ganz im Gegenteil, deine Antwort hat mir echt gut getan. Ich weiß ja dass du im Grunde recht hast und dass ich eigentlich nichts machen kann.
Es war die irrationale Hoffnung da, dass ich vielleicht etwas übersehen habe, aber in Grunde tut es mir schon sehr gut dass ich gespiegelt bekomme alles getan zu haben.

Natürlich ist es nicht leicht für mich das zu akzeptieren und ich werde immer wieder für sie da sein. Aber es stimmt, es muss bei ihr klick machen.
Leider gibt es Menschen, bei denen das nie passiert und die dann tatsächlich alt, einsam und unglücklich sterben, nur weil sie die eigenen Verhaltensmuster nicht hinterfragen können.

Danke für deine Antwort, sie hilft mir auf jeden Fall das Unvermeidliche zu akzeptieren...