Hallo!
Bis jetzt war ich immer "stiller" Leser hier im Forum.
Nun habe ich Mist gebaut und bräuchte bitte Tipps. :)
Ich bin 22 Jahre jung und habe nun meine erste Brieffreundin innerhalb Österreichs. Nun darf ich den allerersten Brief schreiben. Nachdem sie sicherlich auch ein bisschen über mein bisheriges Leben erfahren möchte, finde ich diese Vorstellung jetzt schon katastrophal.
Ganz kurz zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin von meinen Eltern als Normalhörender in eine Gehörlosen-Volksschule (Österreich) geschickt worden. Angeraten wurde ihnen das damals von meiner Verhaltenstherapeutin, diese Entwicklungsverzögerungen wahrnahm. Wieso mich meine Eltern zu einer Verhaltenstherapeutin schickten, erschließt sich mir nicht.
Aufgrund dessen - ohne weitere Maßnahmen (wie z.B. Abklärung durch einen Arzt, etc.) zu treffen - schickten sie mich in eine Volksschule, wo ich der einzig Hörende war. Auch die Lehrerin (sie war ebenfalls gehörlos - Kommunikation nur eingeschränkt möglich) verstand mich nicht so ganz.
Ich wurde über Jahre hinweg gemobbt (von harmloseren „Streichen“ wie ohrfeigen, Schulsachen verstecken, Schlamm in meine Schultasche zu geben)
Leider musste ich mit meinen Mitschülern in die gleiche weiterführende Hauptschule gehen. Dort kümmerte sich ein ausgebildeter Gehörlosenbetreuer um meine Mitschüler und mich.
Nachdem sich alle laut der Gehörlosenlehrerin gut verstehen würden, schickte sie uns in die gleiche Hauptschule. In dieser Hauptschule gab es ebenfalls einen ausgebildeten Gebärdensprachlehrer. Dieser meinte zu mir, dass es doch sicherlich einen Grund dafür geben müsste, weshalb ich in diese Sonderklasse in der Volksschule geschickt worden bin. Innerhalb dieser vier Jahre (bis knapp 15) wurde ich zwischen dem kleinen (etwas abseits der normalen Klasse gelegenen) Raum, wo die gehörlosen Kinder unterrichtet wurden, und der normalen Klasse hin- und hergeschickt und durfte zirka die Hälfte der Schulstunden in der normalen Klasse und die andere Hälfte in diesem kleinen Raum mit den Gehörlosen lernend verbringen.
Dadurch fand ich auch in der normalen Klasse keinerlei Anschluss bzw. Freundschaften zerbrachen innerhalb weniger Tage wieder. Des Öfteren wurde mir auch gesagt, dass man mit jemandem, der „Zeit mit Gehörlosen verbringt, nichts zu tun haben möchte.“
Nach wie vor standen „Kindergartenstreiche“ vonseiten der Gehörlosen an der Tagesordnung.
Bis zu jenem Tag, an dem ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf „verspürte“, sodass ich bewusstlos war; einen Schulwechsel zogen meine Eltern nicht in Erwägung. Die Wunde (Einkerbung) vom Schlag damals ist heute noch zu sehen und wird es Zeit meines Lebens auch bleiben.
Den Gehörlosenlehrer darauf angesprochen: Er unternahm nichts, da es kurz nach der Schulzeit passierte und er nicht dafür da sei, uns nach der Schule zu beaufsichtigen.
Meine Eltern glaubten mir kein Wort.
Ich kam des Öfteren mit Bauchschmerzen von der Schule nach Hause, hatte Angst in die Schule zu gehen.
Mit 15 kam ich dann in eine weiterführende Schule, die ich dann mit 18 abgebrochen habe, da mir alles zu viel wurde und ich im Unterricht nicht mitkam.
Den meisten Schulstoff habe ich mir seit der 1. Klasse Volksschule zum Großteil selber angeeignet – stolz, dass ich das geschafft habe, bin ich nicht.
Bin seit mittlerweile etwas über 3 Jahren beim AMS (= Arbeitsmarktservice (also Arbeitsamt in D)) als lehrstellensuchend vorgemerkt.
Von meinen Eltern habe ich über all die Jahre Liebe, Zuneigung sowie Geborgenheit vermisst. Hinzu kommt, dass ich seit meinem 14. Lebensjahr ein Scheidungskind bin, was die Situation zu Hause auch nicht besser macht.
Sorry für die lange Geschichte. Was würdet ihr in meinem Fall tun? Würdet ihr diese Situation so ungefähr (gekürzt) in den ersten Brief hineinschreiben? Oder abwarten, bis sie mich fragt, welche Ausbildung ich mache/welchen Beruf ich habe?
Durch das Erlebte wurde ich immer vorsichtiger, was Freundschaften anging.
Ich möchte ehrlich zu ihr sein – habe dennoch Angst vor Ablehnung ihrerseits (á la: Mit dem möchte ich nichts zu tun haben, der ist doof, etc.)
Erste Brieffreundin innerhalb Österreichs - Angst vor Ablehnung
Hi!
Deine Geschichte klingt super traurig und es tut mir leid, was dir passiert ist.
Dennoch würde ich davon abraten, sie in den ersten Briefen so zu erzählen. Meiner Erfahrung nach wirkt es eher abschreckend, wenn man einer unbekannten Person all seine Probleme auftischt. Wenn sie später danach fragt, gerne, aber so erst mal nicht.
Sieh es wie ein Bewerbungsgespräch: nicht lügen, aber erst mal die negativen Teile weglassen. Du möchtest sie davon überzeugen, dass es toll ist mit dir zu schreiben.
Erzähl über irgendwelche Hobbies, etwas tolles das du erlebt hast oder schicke Fotos die dir gefallen oder auf die du stolz bist.
Wenn du etwas über deine Jobsituation erzählen möchtest, dann einfach nur, dass du auf der Suche bist und was du gerne machen möchtest.
Was deine Lebenssituation angeht:
Du hast schlimmes erlebt und es nicht einfach gehabt. Aber du hast dich trotzdem durchgeboxt und es soweit geschafft.
Dennoch wirkst du auf mich so als wärst du in deiner Opferrolle gefangen. Versuch doch mal, das beste aus deinem Leben zu machen. Es ist dein Leben, für das du verantwortlich bist.
Solange du auf der Suche bist nach einem Ausbildungplatz bist, geh arbeiten. Sei es als Kassiererin oder Zeitung austragen. Geh zum Arbeitsamt und bitte um Fortbildungen oder andere Optionen. Zeige Eigeninitiative. Dann klappt das auch irgendwann mit dem Ausbildungsplatz.
Viel Erfolg!