Hallo,
eine Bekannte von uns ist mit dem zweiten Kind schwanger.
Bei ihrer Tochter hatte sie wohl sehr schwere postnatale Depressionen, die sie nicht behandeln lassen hat. Sie hat mir mal im Vertrauen erzählt, dass sie manchmal gehofft hatte, dass die Tochter stirbt und deshalb sehr waghalsig war oder sie auch ein paar mal alleine in der Wohnung gelassen hat und selbst mit dem Auto durch die Gegend gefahren ist. Sie hatte danach immer ein sehr schlechtes Gewissen und es war wie ein “aufwachen” und sie hat sich geschämt und gedacht, dass sie so was nie wieder machen würde.
Ihr Mann wusste davon, hat sie aber trotzdem mit dem Baby alleine gelassen und verlangt, dass sie sich einfach zusammenreißt.
Als wir uns kennengelernt haben, war die Tochter 14 Monate alt und sie hat das nicht mehr gemacht. Deshalb wäre ich auch nicht auf den Gedanken gekommen, jemanden zu informieren.
Die Tochter geht allerdings ganztags in die Kita, obwohl die Bekannte zuhause ist, und im Lockdown letzten Winter hat sie mich mehrmals gebeten, die Kleine für ein paar Stunden zu mir zu nehmen, weil es zu anstrengend sei, sich den ganzen Tag um sie zu kümmern.
Sie meinte lange Zeit, dass sie auf keinen Fall ein zweites Kind haben will, weil sie Angst hat, in alte Muster zurückzufallen. Und sie war immer genervt von ihrem Mann, der sie sehr gedrängt hat. Anscheinend hatte das Drängen Erfolg.
Ich habe sie gefragt, ob sie Vorkehrungen für die Zeit nach der Geburt getroffen hat. Sie meinte, sie würde das schon schaffen und sich wieder zusammenreißen.
Ich überlege, ob ich ihr die Wahl lasse, ob sie sich jetzt um Hilfe kümmert oder ansonsten selbst das Jugendamt informiere. Oder abwarten, wie es ihr nach der Geburt geht? Aber vielleicht durchschaue ich das ja auch gar nicht von außen?
Bekannte wieder schwanger nach schwerer postnataler Depressionen
Oh das ist harter Tobak.
Anscheinend braucht sie ja dennoch Hilfe, wenn die Betreuung im Allgemeinen schon zu viel für sie ist.
Ich würde mich mit ihr hinsetzen und ihr sagen, dass ich das Jugendamt informieren werde, wenn sie dies nicht selbst tut.
Sie kann das ruhig wissen.
Ich weiß nicht, wie eng ihr mit dem Mann von ihr seid, aber ihn würde auch sonst einbinden!
Danke. Du hast Recht. So machen wir es.
Ich würde mit ihr sprechen und gucken, ob sie nicht Unterstützung von außen annehmen möchte. Ich weiß nicht, ob man quasi schon vorsorglich das Jugendamt informieren sollte, denn du sagst ja, zur Zeit laufe alles gut. Ich empfinde das dann irgendwie als anschwärzen, auch wenn es natürlich gut gemeint ist. Immerhin nennst du diese Person auch "Bekannte" und nicht "Freundin". Ich glaube, ich wäre wachsam und würde auch meine Hilfe anbieten, aber einen Handlungsbedarf, abgesehen von Kommunikation, sehe ich da im Moment eher nicht.
Auf der anderen Seite kann das Jugendamt da natürlich auch diese Unterstützung geben. Die wollen ja auch, dass es Kindern möglichst in den eigenen Familien gut geht. Ich würde aber auf keinen Fall all diese Details erzählen, die dann angeblich passiert sind, als das Baby da war, sondern nur von der Depression sprechen. Aber auch das erst, wenn absehbar ist, dass sie in diese Muster zurückfällt und im Idealfall selbst Hilfe möchte.
Ich würde ihr auch raten sich selbst Hilfe zu holen. Wenn sie möchte würde ich sie dabei unterstützen. Sie braucht Hilfe in zweierlei Hinsicht. Einmal für die Kinder und einmal für sich selbst.
Bei Verweigerung würde ich auch das Jugendamt informieren.
Sie hat ihr Baby schon mal sich selbst überlassen. Deshalb würde ich mich nicht darauf verlassen, dass sie es nicht wieder macht. Sie sagt es vielleicht jetzt und meint es auch so. In einer schlimmen Phase der Depression kann das aber wieder ganz anders sein.
Ich habe selbst eine psychisch kranke Freundin. In akuten Phasen ist sie nicht mehr sie selbst und macht Sachen, die sie im Normalzustand nie machen würde.
Das Jugendamt kann da auch erst mal nichts tun. Bzw. fände ich im Moment noch den falschen Weg.
WIchtiger fände ich es, ihr Mut zu machen, dass sie mit ihrem Arzt spricht.
Depression ist oft noch mit Scham behaftet. Auch der Angst - wenn es rauskommt, nimmt mir das Jugendamt die Kinder weg.
Behandeln lassen und in ärztlicher Betreuung sein, fände ich da sehr viel wichtiger.
Gut eingestellt, kommt es u.U. nicht mehr soweit.
Gute Hebamme, die sich spezialisiert hat.
Austausch mit anderen - die sich haben helfen lassen. Selbsthilfegruppe, um über die Scham zu sprechen, um die Scham vor der Diagnose, um dann Hilfe annehmen zu können
Als ich krank war (was anderes) haben mir auch einige mit Jugendamt gedroht. Nach dem Motto, wenn du nicht gesund wirst, schadest du deinem Kind, dann muss dir das Jugendamt die Kinder wegnehmen
oder deren eigene Angst: wenn du zum Arzt gehst, kommt das raus. Dann erfährt das Jugendamt davon und nimmt dir das Kind weg.
Was hat das mit mir gemacht? Ich hatte Angst, fühlte mich verzweifelt und die Hemmschwelle beim Arzt ehrlich zu sein, hat sich erhöht.
Zum Glück hatte ich Freunde und hatte schon mal freiwillig mit dem Jugendamt zu tun. Das heißt, ich hatte selbst chon mal um Hilfe gebeten und auch bekommen. Das passte aber auch zur Situation.
Im Hinterkopf behalten würde ich es schon. Für den Fall, dass es wieder so schlimm wird und es auffällt.
Jetzt schon damit zu drohen - ja ist nett gemeint, aber fühlt sich wie eine Drohnung an - schätze ich eher als Rückzug ein. Sie wird dir nicht mehr vertrauen und dann eskaliert es noch mehr. Jugendamt wird jetzt nichts tun können und wenn es dann soweit ist, ist es zu spät.
Nimm ihre Bedenken ernst.
Biete an sie zur Beratungsstelle zu begleiten. Z.B. Pro Familia Caritas. Die sind NICHT das Jugendamt, haben Schweigepflicht (auch ihrem Mann gegenüber), kennen sich in der Region aus, für Schwangere ist es kostenlos.
Diese können ihr fachlicher weiter helfen. Kennen sich eher damit aus, als ein Laie.
Diese haben Adressen, kennen Hebammen, haben Tipps für Ärzte oder Kriesenzentren.
Du selbst kannst dich dort auch beraten lassen. Als Angehörige sozusagen.
- du steckst in der Gewissensklemme
- weißt nicht, was du SINNVOLL tun kannst
- möchtest handeln, weil du Angst um die Kinder hast
- bist sogesehen nicht befugt
- möchtest nicht wegsehen
vielelicht haben sie ja Tipps, wie du sie ermutigen kannst, mitzukommen, auch mal dorthin zu gehen. Dann wiederum können diese sie ermutigen sich ärztlich behandeln zu lassen. Und/oder mit dem Mann zu sprechen. Aufklären.
Oft ist es die Angst vor der Verurteilung anderer (oder mit dem Jugendamt gedroht zu bekommen), was die Scham, die Handlungsunfähigkeit noch verstärkt.
Du durchschaust das schon sehr gut und die Depression ist auch entweder nicht ganz weg, oder sie ist soweit im allgemeinen nicht sehr stabil. Dazu nicht Krankheitseinsichtig. Was beides bedeutet das sie ein sehr erhöhtes Risiko hat wieder bei/nach/vor der Geburt einen heftigeren Ausbruch zu haben.
Ich selber würde als erstes mit ihr über Depressionen reden, denn Zusammenreissen ist da nichts. Und sie dann zu einer Veranstaltung beim örtlichen Zusammenschluss (Ärzte, Patienten, Angehörige), oder in die örtliche Selbsthilfegruppe schleppen. Macht sie nicht mit würde ich beim Sozial psychischen Dienst anrufen und da nachfragen, wie man da Hilfe für die sie und die Kinder kriegt.
Falls Sie den Kontakt nicht abbricht zu dir, kannst du auch dem Krankenhaus bei/vor/nach der Geburt erzählen was los ist und diese bitten ein Auge darauf zu haben, weil du das hier sorgenvoll siehst. Oder die Hebamme, falls vorhanden ansprechen.
Zum Jugendamt, ich sehe nicht wo diese zu diesem Zeitpunkt etwas tun wird. Ein Versuch ist es zwar wert, aber viel versprechen davon eher nicht.
Alles Gute euch allen.
du Könntest die darauf hinweisen, dass das auch mit de Hebamme besprochen werden könnte,
und ein postnatale Depri kann in eine Bipolare Störung umswitchen, das würde langen Psychatrieaufenthalt bedeuten, teilweise in der geschlossenen, darauf würde ich sie auch hinweisen
Hallo, entgegen mancher Antworten rate ich dazu, zum jetzigen Zeitpunkt (das Kind ist noch im Bauch und ob sie wieder in eine Depression verfällt, kann jetzt auch keiner sagen) nicht das Jugendamt auf Biegen und Brechen zu kontaktieren.
Ich würde erst einmal anbieten -sofern sie das möchte- gemeinsam mit ihr Kontakt zu einer Beratungsstelle oder zum Jugendamt aufzunehmen (falls sie Bedarf an Beratung und Unterstützung hat).
Wenn das Kind da ist und sie wieder in alte Muster verfallen sollte, kannst du das Jugendamt kontaktieren mit konkreten Informationen, bestenfalls natürlich mit der Mutter gemeinsam, aber in der Not auch ohne die Zustimmung der Mutter. Das Wohl der Kinder steht im Mittelpunkt.
Wenn du sie schon jetzt dem Jugendamt meldest, riskierst du einen Kontaktabbruch zwischen dir und deiner Bekannten und wer kann dann noch eine mögliche schlimme Überforderung der Mutter und Vernachlässigung der Kinder melden?!
Wende dich an den Mann, so daß er es mit seiner Frau besprechen kann.
Ich muss sagen, in erster Linie tust du so, als ob sie generell die absolute Gefährdung für ihr Kind und ihr baldiges Kind wäre...
Sie hatte wohl eine schwere Zeit, und hat Fehler gemacht und vielleicht ist diese schwere Zeit überstanden.
Du kannst als Freundin ein kleines Auge drauf werfen und mit ihr Gespräche führen. Und sollte es doch wieder solche Gedankengänge und Aktionen ihrerseits geben, wenn ihr Baby da ist, dann solltest du erst handeln.
Aber jetzt im Krankenhaus oder Hebamme von hintenrum kontaktieren empfinde ich als hinterfotziges Verhalten, bin ich ganz ehrlich. Sowas macht man nicht. Und ich denke dafür sind gute Freunde auch nicht da.
Du als Freundin weißt Bescheid, also schau etwas drauf. Wenn in dieser Richtung irgendwas auffällt, wenn das Baby da ist, kann man ja mal mit dem Jugendamt sprechen. Aber vorher nicht.