Ich muss mir mal das Herz ausschütten, da mich die Situation sehr belastet und ich nach Tipps suche, wie ich damit besser zurechtkomme.
Es ist alles eine ziemlich lange Geschichte aber um es kurz zu machen, ich hatte während meines Studiengangs 6-7 wie ich fand sehr gute Freunde, wir waren eine eingeschworene Gruppe und haben in wechselnden Konstellationen viel miteinander erlebt und gemacht.
Vier davon sind mit in meinen aktuellen Wohnort gezogen, wir haben die Freundschaft weiter gepflegt und auch unsere Partner waren oft mit dabei (Skifahren, Grillen usw., es war einfach eine schöne Zeit). Vor drei Jahren hat sich dann alles geändert, als eine der Freundinnen mir im Vertrauen gesagt hat, dass sie eine Affäre hat. Ich fand es instinktiv falsch aber habe gemerkt, wie ich gleichzeitig sehr neidisch wurde, weil es damals mit meinem jetzigen Mann extrem schlecht lief und er kaum Lust auf Sex hatte und ich mich sehr zurückgewiesen gefühlt habe. Was dann leider dazu geführt hat, dass ich online mit einem anderen Mann geschrieben habe (es ist real nichts passiert, es gab keine Treffen) und es dieser Freundin in einer Nachricht geschrieben hatte und das ich überlege, mich zu trennen, da "Flucht" damals als der einzige Ausweg erschien. Mein Mann hatte bemerkt, wie ich mich verändert habe und war sehr misstrauisch, hat unsere Nachricht gelesen und wusste dadurch nicht nur von meinem Fehltritt, sondern auch von der Affäre meiner Freundin.
Als das ganze Drama explodiert ist, ist mir klar geworden, dass ich mich nicht trennen möchte und nur darauf hoffen kann, dass mein Partner mir verzeiht. Was er auch getan hat, wir haben im Anschluss eine mehrwöchige Therapie gemacht, uns ausgesprochen, viele Dinge verändert und sind heute wieder glücklich miteinander.
Mit meinem Freundeskreis wollte er aber nichts mehr zu tun haben (weil alle von dieser Affäre der Freundin wussten) und hat unglaubliche Hassgefühle auf meine Freundin, da er es extrem daneben findet, dass sie ihren Freund so lange betrogen hat und er dann die Klappe halten müsste, wenn er sich weiter mit allen trifft. Ich konnte ihn verstehen, aber wollte meinen Freundeskreis einfach nicht verlieren (wir kennen uns über 10 Jahre), deswegen haben wir vereinbart, dass ich meine Freunde weiterhin sehe und die Freundschaften pflege, ihn aber nicht zwingen kann, wieder dabei sein zu wollen und so zu tun, als wäre nichts gewesen.
Ich hatte monatelang gehofft, dass er meiner Freundin verzeihen kann, dass sie so negativ über ihn geschrieben hat aber er konnte es einfach nicht.
Meine Freundin wiederum hat mir dann Vorwürfe gemacht, ich würde nicht genug zu ihr stehen, ob das denn nicht ein "No Go" sei, wenn er mit meinen Freunden nichts mehr zu tun haben möchte und meinte dann in einer Aussprache lapidar "ach ich weiß schon gar nicht mehr was wir da so geschrieben hatten". Dass ich mich wegen ihr mit meinem Mann nächtelang gestritten habe um zu erreichen, dass alles wieder "gut" wird, ihre eigene Affäre geheim gehalten habe und ihr immer gesagt habe, wie es gerade so aussieht, das alles wurde dann ausgeblendet.
Diese Freundschaft ist daher auseinandergebrochen und das hatte Auswirkungen auf die gesamte Gruppe. Eine weitere Freundin, die mit uns beiden befreundet war, ist dann mit einer lapidaren Ausrede nicht zu meiner Hochzeit gekommen, ein Freund aus der Gruppe ist sehr distanziert. Nur ihre beste Freundin will keine Partei ergreifen und ist auch immer noch an meiner Seite und trennt diese beiden Freundschaften auch.
Heute weiß ich, dass ich allein für meine Handlungen verantwortlich bin und kämpfe täglich mit meinem schlechten Gewissen, dass ich mit meinem Mann nicht gleich eine bessere Lösung gesucht habe als dieses feige Suchen nach scheinbar besseren Alternativen. Auf der anderen Seite konnte ich meine Freundin so gut verstehen, wie es zu so einer Affäre kommen kann, wenn man redet und redet aber nichts passiert und man sich einfach nach Aufmerksamkeit sehnt. Wenn ich unseren Freundeskreis von außen betrachten würde, fände ich es wie mein Mann komplett daneben, wenn alle die Affäre einer Person decken und nur der ahnungslose Mann und mittlerweile Familienvater nichts weiß. Trotzdem fühlt es sich anders an, wenn man die Beweggründe kennt und so viele Erinnerungen mit den Freunden verbindet und manchmal habe ich diesen Gedanken "Hätte er es nicht einfach gut sein lassen können, niemand ist ohne Fehler und es ist jetzt drei Jahre her". So glücklich ich darüber bin, dass ich meinen Mann heute noch habe, so sehr knabbere ich an diesem Verlust der Freunde. Vielen von ihnen habe ich offensichtlich auch nicht so viel bedeutet wie gedacht, da wurde nicht viel nachgefragt, diskutiert oder gestritten, sondern einige haben sich einfach ein Urteil gebildet und mich gefühlt fallengelassen.
Meine Situation ist sicher sehr speziell aber wie geht ihr allgemein mit dem Verlust von sehr langjährigen Freundschaften um, wie verarbeitet ihr es, wenn ihr merkt, dass ihr jemandem gar nicht wirklich so wichtig wart wie immer gedacht? Ich bin jetzt 33 und trauere vielleicht einfach dieser unbeschwerten Zeit nach und vermisse die Gemeinschaft von Freunden, von Menschen, von denen ich immer dachte, dass sie an meiner Seite sein werden wenn ich ein Baby bekomme, ein Haus baue oder ein Angehöriger stirbt. Je mehr ich mich umsehe, desto mehr Familien sehe ich, in denen die Eltern gar keine Freundschaften mehr haben und nur noch in der Familie leben, alles andere sind lose Bekanntschaften. Ist das auch unabhängig von so einem Bruch teilweise der normale Lauf der Dinge und macht euch das nicht unfassbar traurig?
Studienfreunde verloren
Hey!
Ich sitze hier etwas ratlos, was du hören möchtest.
Die Position deines Mannes kann ich nicht nachvollziehen. Er hat einfach die Nachrichten gelesen und wollte danach einen Kerl zwischen euch treiben.
Das ganz allein ist das Problem- er wurde nicht von deiner Freundin ins Vertrauen gezogen, sondern er hat einfach dein Handy genommen und die gefundenen Informationen genutzt und die Freundschaften zerstört.
Wenn man sich dieses Szenario anschaut, kann man in Ansätzen verstehen, warum die anderen auf Abstand gehen. Deine Freundin hat dir Dinge anvertraut und dann mischt sich dein Mann ein und fordert Konsequenzen. Ich kann nachvollziehen, dass das dann auch irgendwo auf dich zurückfällt und würde dir dann auch nichts privates mehr über WhatsApp zukommen lassen.
Über deine Freundin mag ich nicht urteilen- darum geht es doch gar nicht. Wenn mir eine Freundin von einer Affäre im Vertrauen erzählt, verurteile ich sie nicht, sondern höre zu und halte zu ihr. Wenn es nun um die kaputte Freundschaft geht, war das Verhalten deines Mannes nicht ok. Ich meine, er verschafft sich Zugang zu deinem Handy, findet eure vertrauliche Unterhaltung und verwendet die unrechtmäßig gefundenen Infos gegen deine Freundin. Dann jammert er noch? Kann ich nicht nachvollziehen. Dass du einem anderen Typen geschrieben hast, den du nie gesehen hast, ist für mich kein Grund, deine Freundschaften zu zerstören.
Daher kann ich den Vergleich, den du mit anderen Familien gezogen hast, nicht nachvollziehen.
Liebe Grüße
Schoko
*einen Keil zwischen euch treiben😅
Die Freundschaft ist zerbrochen, nur weil Dein Mann nicht mehr dabei sein möchte? Das finde ich etwas schräg. Immerhin waren es ja Deine Freunde, welche Rolle spielt es da, ob Dein Mann auch mit denen abhängt? Das es ein NoGo sei, wenn der Mann nichts mit den eigenen Freunden zu tun haben will, ist eher Sekte denn Freundschaft.
Ich denke auch, Du hegst eine sehr romantischen Vorstellung von Freundschaft. Diese Vorstellung man bliebe eng verbunden bis ins Sterbebett, mag zwar Fernsehserien zu Blockbustern machen, hat aber nicht viel mit der Realität zu tun. In der Realität ändern sich Lebenswirklichkeiten, entwickelt man sich auseinander. Und *peng* sieht man nur noch 1 oder 2 der Freunde regelmässig und die anderen nur noch zufällig im Supermarkt.
Grüsse
BiDi
Long story short: Schul- und Studienfreundschaften haben sich in meinem Fall immer irgendwann aufgelöst. An manche Cliquen denke ich gar mit Enttäuschung zurück. Bin aber gleichzeitig fast froh, daß die Vergangenheit nicht mehr heute ist. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Bei dir war die Situation noch etwas verzwickter. Trotzdem wäre es sehr wahrscheinlich so gekommen, wie es jetzt ist. Schau nach vorne und nicht mehr zurück.